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124 Geschichte und Geschichten
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Wat, Se ham een Radierjummi?
Max Liebermann (1847-1935), der Meister des deutschen Impressionismus, war ein erklärter Gegner der kaiserlichen Kunst, Wilhelm II. hielt Liebermann für einen Anarchisten. Das Haus des für seine Schlagfertigkeit und seinen Mutterwitz berühmten Malers am Pariser Platz war bis 1933 ein geistiges Zentrum Berlins. Ausstellungseröffnung
Die Judenfrage
Ein Irrtum
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Laster
Eine Bewunderin sagte: Ein Talent wie Ihres entschuldigt auch viele Fehler. Desto erstaunlicher finde ich es, daß Sie, lieber Meister, nie von einer solchen Entschuldigung Gebrauch machen mußten! Also, det laß ick mir nich nachsagen, Gnädigste! protestierte Liebermann. Ick hatte in meiner Jugend alle Laster! Spaß
Verwandte
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125 Geschichte und Geschichten
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Immer taktvoll
In einer Gesellschaft erzählte die Gattin eines Malers von einem französischen Herrensitz. Sie beschrieb den weitläufigen Park, lobte die vornehme Architektur des Schlosses und erging sich zum Schluß über den feinsinnigen Spruch im Hauswappen. Als alles beeindruckt schwieg, sagte Max Liebermann mit sehr lauter Stimme: Det is jrade wie im Jrunewald. Da warn Haus mitn Spruch: Klein, aber mein. Und davor een Schild: Diese Villa ist zu verkaufen! Immer dasselbe
Vetternwirtschaft
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Das Ende der Linden
Kaiser Wilhelm II. hatte den leidenschaftlichen Wunsch, die beiden rechts und links neben dem Brandenburger Tor stehenden Häuser in seinen Besitz zu bringen und sie abreißen zu lassen, weil er glaubte, so vereinzelt werde das Brandenburger Tor der Monumentalität des Arc de Triomphe in Paris gleichkommen. Als der Besitzer des einen Hauses, ein Graf von Redern, starb und die Familie dem Kaiser das Redernsche Palais zum Kauf anbot, hielt Wilhelm II. die Zeit für gekommen, auch an Liebermann heranzutreten, und schickte eine in Geschäften erfahrene alte Hofexzellenz zu ihm. Max Liebermann hörte dem Vortrag des kaiserlichen Abgesandten geduldig zu und sagte dann, mit seinem Zeigefinger bekräftigend auf den Tisch tippend: Nu will ick Ihnen mal wat sagen, Exzellenz: Bestellen Se dem Kaiser, der Liebermann hätte gesagt, der Kaiser wohne uff det eene Ende von de Linden und der Liebermann uff det andere. Un ebenso, wie der Kaiser nich von det eene Ende der Linden rausgeht, jeht der Liebermann nich von det andere Ende der Linden raus. Als die Hofexzellenz, ihre Empörung mühsam beherrschend, zum Wagen eilte, rief Liebermann hinterher: Sagen Se seiner Majestät ruhig, nur mit den Füßen voran verließe der Liebermann sein Haus! |
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126 Geschichte und Geschichten
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Notwendiger Vorbehalt
AIs auch Kaiser Wilhelm II. bekennen mußte, Liebermann sei ein großer Maler, fügte er hinzu: Aber een Anarchist is der Kerl doch! Werkzeug
Die Grenze
Ein Kriterium
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Karl May
Was sei schon an einem Schriftsteller, der wegen Eigentumsvergehen im Zuchthaus gesessen habe. Wissense wat, bemerkte Liebermann, alle jroßen Leute sind unanständige Menschen jewesen. Sitzungsgespräche
Shocking
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127 Geschichte und Geschichten
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Diagnose
Sie ahnen nicht, wie schwer es mit den Jahren in der Kunst wird, erklärte Liebermann einem Besucher. Jedes Bild is ne Viechsarbeit; dazu die Gicht in den Fingern ... Sicher haben Sie zuviel bei Wind und Wetter im Freien gearbeitet. Liebermann grinste verschmitzt und bemerkte: Nee, nee; det kommt vom Saufen! Wettlauf
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Verehrter Herr Kollege, um die greuliche Szene, die mein Hund bei Ihnen produziert hat, etwas zu verwischen, erlaube ich mir, mit beifolgenden paar Strichen eine etwas liebenswürdigere Situation zu übersenden. Wollen Sie die Zeichnung behalten und verzeihen, was Männe in seiner Hundenatur getan.
Bei einem späteren Besuch versicherte er Franck, die Wannsee-Skizze sei kein Entgelt für den Karnickelbock, sondern Ersatz für die ausgestandenen Schrecken von Vater und Sohn. Ähnlichkeit
Kunsthistoriker
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128 Geschichte und Geschichten
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Expertise
Eines Tages war Liebermann zum Diner eingeladen, und der Hausherr zeigte ihm, mit der Bitte um Begutachtung, ein soeben erworbenes »altes« Bild. Liebermann warf einen Blick darauf und sagte ausweichend: Hör'n Se mal - wenn ick Hunger habe, halte ick keen Bild für echt! Das Gemälde wurde schleunigst weggeräumt und nach dem Essen nochmals vorgeführt. Liebermann machte ein verzweifeltes Gesicht und äußerte: Tja, wissen Se, nach dem Essen is det bei mir noch schlimmer! Nicht doch
Großzügig
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Ein Witz
Anton von Werner war gestorben, und es mußte ein neuer Direktor für die Hochschule für Bildende Kunst ernannt werden. Der Kaiser führte Beratungen durch, unter anderem auch mit Generaldirektor Wilhelm von Bode. Der Direktor empfing den Kaiser am Eingang des Museums, beide fuhren im Fahrstuhl nach oben, und Majestät fragte beiläufig, wer an Anton von Werners Stelle kommen solle. Bodes Antwort lautete: Natürlich Max Liebermann! Famoser Witz! krähte der Kaiser und bekam einen Lachanfall. Beunruhigung
Film
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129 Geschichte und Geschichten
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Jury
Jurysitzung. Alle Säle stehen voll von Bildern, mit der »Butterseite« gegen die Wand gekehrt. Die Diener nehmen Bild um Bild, tragen es zur Jury, und die meisten wandern in die Totenkammer. Während dieser Prozedur rast der Dackel des Akademiepräsidenten Max Liebermann durch die Säle und kommt alle zwei Minuten an der Jury vorüber. Das geschieht auch, als das Monumentalgemälde Liebermanns »Samson und Delila« hereingebracht wird. Es ist zwar von vornherein angenommen, aber alle Jurymitglieder stehen davor, die meisten sehen es zum ersten Mal. Der Dackel hält in seinem Lauf inne, schnuppert an der frischen Ölfarbe, hebt das Bein und pißt an den Goldrahmen. Gelächter setzt ein, Hausdiener Kulicke verscheucht das Tier und jammert: Also nee - so wat muß mir passieren! Max Liebermann sagt: Lassense man, Kulicke, wer weeß, ob die Kritiker det Bild besser behandeln werden. |
Ortsbestimmung
Das noble Haus am Pariser Platz Numero sieben, gleich neben dem Brandenburger Tor, gehörte der Familie Liebermann seit dem Jahre 1859. Nachdem Max Liebermann berühmt geworden war, hatte der Berliner Volksmund auf die Frage, wo der Maler Liebermann wohne, die Antwort parat: Wenn man nach Berlin reinkommt, gleich links! |
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 4/2000
www.berlinische-monatsschrift.de