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72 Berlin im Detail![]() | Anmerkungen zur Plastik »König David« ![]() ![]() |
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Harry Nehls
Auf den Hund gekommen Anmerkungen zur Plastik »König David« von Waldemar Otto Auf dem zum Dauerwaldweg 1 ausgerichteten Teil des mit grauen Steinplatten
gepflasterten Innenhofes des Studentenwohnheims der Technischen Universität (TU)
in Eichkamp liegt ein scheinbar funktionsloser, rechteckiger Betonquader. Seine
auffälligen Oberflächenspuren, insbesondere die
beiden mittig in den Quader eingelassenen Metallschrauben, verraten indes, daß es sich
hierbei nur um einen verwaisten Statuensockel handeln kann. Die vorbeieilenden
Studenten und ebenso den Hund, der sich zum
Zwecke eines Sonnenbades soeben darauf niedergelassen hat, interessiert die Frage nach
dem Verbleib der Statue freilich wenig.
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Umgesetzter »König David« ... | ||||||
ten und in Eichkamp im Lärchenweg 33 lebenden Architekturprofessors Peter Lehrecke in den Jahren 1959/60 errichtet wurde. »Die Plastik des Königs David von Waldemar Otto«, so der Architekt, »symbolisiert die Gedanken, die beim Bau des Heimes Pate gestanden haben. In der Harfe kann man die Verbindung zu den musischen Fakultäten und in der zwar nicht abgebildeten, aber | ||||||
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wohlbekannten Schleuder die zu den
technischen Fakultäten sehen. Aber das steht nicht im Vordergrund, sonst hätte das
Bildnis eines genialen Mannes der Technik besser gedient. David steht dafür, daß
der Mensch seinen Namen und seine Existenz allein von Gott hat. David war genial, er hatte große Erfolge, er geriet aber auch
in tiefe Schuld. Doch wurde er mit allen Situationen auf eine besondere menschliche Weise fertig. Das wiederum hing zusammen mit seiner einfältigen Haltung Gott
gegenüber. Darin ist David so vorbildlich, und deshalb ist der Name Camp David für das Studentenheim mehr als eine aktuelle
Assoziation. Aus dem Inferno des letzten Krieges kommend, wollten wir mit dieser Plastik ein Bekenntnis zu dem nicht aufhörenden Erbarmen Gottes weitergeben.«
Im Haupthaus des Studentenwohnheims gab es früher einen Raum für die Gottesdienste, der nach Waldemar Ottos David- Skulptur »die Davidskapelle« genannt wurde. Seit 1985 wird das Studentenwohnheim vom Studentenwerk Berlin verwaltet, und 1988 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Doch der Denkmalscharakter der architektonischen Anlage ist heute erheblich beeinträchtigt. Denn beim Rückzug der Kirche im Jahre 1985 entfernte diese zugleich den psalmodierenden, Harfe spielenden König David von Waldemar Otto. Die aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöste Bronzefigur, laut Signatur auf der Plinthe |
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... auf dessen Sockel nun andere Platz nehmen | |||||
ein »GUSS« von »W. FÜSSEL
B[ER]L[I]N«, steht heute völlig deplaciert vor dem
gigantischen Hochhausklotz des Konsistoriums der Evangelischen Kirche von
Berlin- Brandenburg in der Bachstraße 12 in Tiergarten.
Der 1929 in Petrikau/Polen geborene Künstler, von 1952 bis 1954 Meisterschüler bei Alexander Gonda, der 1973 einem Ruf an die Hochschule für Gestaltung in Bremen folgte, hat im Zeitraum von 1956 bis 1965 zahlreiche sakrale Werke für Kirchen in Tempelhof, Neukölln, Steglitz, Schöneberg, Spandau und Zehlendorf geschaffen. Die Deportierung seiner König- David- Skulptur ist ein alarmierendes Zeichen für den rüden Umgang Berlins mit seinen Denkmälern im öffentlichen Raum. Bildquellen: H. Nehls, August 1998 | |||||
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© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de