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Manfred Stürzbecher
Frauenarzt und Hebammenlehrer

Sigfrid Hammerschlag (1871–1948)

Im Herbst vergangenen Jahres veranstaltete das Krankenhaus Neukölln, örtlicher Bereich Mariendorfer Weg, einen Tag der offenen Tür anläßlich des 80jährigen Bestehens der dortigen Frauenklinik, die 1917 als Brandenburgische Provinzialanstalt ihren Betrieb aufnahm. Erster Ärztlicher Direktor war Sigfrid Hammerschlag, der 1933 seine Stellung aufgeben mußte, da er Jude war.
     Hammerschlag wurde als Sohn eines Kaufmannes am 16. Januar 1871 in Magdeburg geboren, hatte dort zunächst die Vorbereitungsschule und dann das Domgymnasium besucht, an dem er Ostern 1889 die Reifeprüfung ablegte. Er studierte in Würzburg, Leipzig, Kiel und Berlin Medizin. Auf Anregung des Psychiaters Jolly (1844–1904) und unter Betreuung von Ernst Siemerling (1857–1931), später Ordinarius für Nervenheilkunde in Tübingen und Kiel, fertigte er eine Dissertation »Trional als Schlafmittel«, auf Grund der er am 14. März 1893 von der Medizinischen Fakultät in Ber-

Sigfrid Hammerschlag
lin promoviert wurde. In dem Lebenslauf, den er bei seiner Anstellung bei der Brandenburgischen Provinzialverwaltung zu den Akten gab, heißt es:
Als Student war ich praktisch tätig:
1/2 Jahr in der chirurgischen Abteilung des städtischen Krankenhauses Moabit-Berlin (Geh.Rat Prof. Dr. Sonnenburg)
1/4 Jahr in der I. Klinik zu Berlin (Exzellenz von Leyden)
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1/4 Jahr als Hauspraktikant der Königlichen Universitäts-Frauenklinik zu Berlin (Geh.Rat Prof. Dr. v. Olshausen). Nach der Approbation als Arzt am 28. Dezember 1894 war er nach seinen Angaben tätig:
1/4 Jahr lang war ich Volontärarzt der Privatklinik für Frauenkrankheiten von Prof. Dr. Martin zu Berlin.
2 Jahre lang war ich im I. anatomischen Institut zu Berlin (Geh.Rat Prof. Dr. Waldeyer) mit mikroskopischen und makroskopischen Studien über die Anatomie der weiblichen Sexualorgane beschäftigt.
1/2 Jahr arbeitete ich über die pathologische Anatomie der weiblichen Genitalorgane im pathologischen Institut der Königlichen Universitäts-Frauenklinik zu Berlin (Prof. Dr. Gebhard) und betrieb zugleich bakteriologische Arbeiten im Hygienischen Institut zu Berlin (Prof. Dr. Günther).

     Wie wir diesen kurzen Angaben entnehmen können, hat sich Hammerschlag intensiv auf seine Laufbahn als Frauenarzt vorbereitet, ehe er eine Planstelle an einer Universitäts-Frauenklinik erhielt. Hervorzuheben ist, daß er sich sowohl als Student als auch nach der Approbation bei damals renommierten Ärzten ausbilden ließ. Auffallend ist weiter, daß er sich für einige Zeit nebeneinander an zwei Institutionen – dem Pathologischen Institut der Universitäts-Frauenklinik und dem Hygienischen Institut der Universität – betätigte, eine Tatsache, die wir in der damaligen Zeit

nicht selten bei jungen Ärzten finden. In seinem Lebenslauf von 1913 erklärt er zwar, daß er seit 1907 »Königlich preußischer Stabsarzt der Reserve« ist, geht aber an dieser Stelle nicht näher auf seine militärische Laufbahn ein. Auch in der Personalakte der Provinz fehlen nähere Angaben, während 1933 in dem Fragebogen im Zusammenhang mit der sogenannten Wiederherstellung des Berufsbeamtentums sein militärischer Einsatz vom 2.Mobilmachungstag 1914 beschrieben wird. Aus anderen Unterlagen geht hervor, daß er während des Studiums als Einjährig-Freiwilliger bei den Garde-Dragonern den ersten Teil seiner Militärdienstpflicht von sechs Monaten ableistete, nach der Approbation folgten weitere sechs Monate bei den Leibgarde-Ulanen.
     Über seine Tätigkeit in der Universitäts-Frauenklinik in Königsberg/Ostpreußen, die unter der Leitung von Georg Winter (1856–1946) – einem damals bekannten Frauenarzt der jüngeren Generation – stand, berichtet er dann ausführlicher:
     Seit dem 1. April 1898 war ich Assistent an der Königlichen Universitäts-Frauenklinik zu Königsberg. Als solcher war ich der Reihe nach Vorstand des Laboratoriums, Arzt der septischen, der gynäkologischen, der geburtshilflichen Station und übernahm als erster Assistent die Leitung der geburtshilflichen und gynäkologischen Poliklinik.
     Am 1. April 1902 wurde ich zum Oberarzt
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der Klinik befördert und befand mich in dieser Stellung bis zum 1. IV. 1909.
     Als Oberarzt hatte ich folgende Funktionen:
1. völlig selbständige Leitung der Klinik während jeder Abwesenheit des Direktors (ca. 4 Monate im Jahr) als staatlich bestellter Vertreter.
2. ständige Vertretung des Direktors in Behinderungsfällen sowohl in der Leitung der Krankenbehandlung als auch in der Vertretung der Klinik nach aussen.
3. Leitung der gynäkologischen und geburtshilflichen Poliklinik.
4. die Ausbildung der Assistenzärzte der Klinik in gynäkologischen und geburtshilflichen Operationen.
5. die Verwaltung der Klinik.
     Im Wintersemester 1905/06 war ich während der Beurlaubung des erkrankten Direktors vom Minister ernannter Leiter der Klinik.

     Die Klinik verfügte damals über 130 Planbetten. Es fanden jährlich rund 700 Entbindungen statt, dazu kamen noch rund 600 Entbindungen durch die geburtshilfliche Poliklinik, und auf der gynäkologischen Station wurden jährlich 700 bis 800 Kranke behandelt, außerdem ca. 3 000 Frauen in der gynäkologischen Poliklinik.
     Die Universitäts-Frauenklinik der Albertus-Universität war gleichzeitig auch Hebammenlehranstalt für die Provinz Ostpreußen mit ca. 30 Hebammenschülerinnen. Die Ausbildung dort dauerte neun Monate. Der Klinikleiter war gleichzeitig Hebam-

menlehrer, außerdem stand ihm ein Assistent als zweiter Hebammenlehrer zur Seite. Über seine Beziehung zu der Hebammenlehranstalt in Königsberg berichtet Hammerschlag 1913:
     In Vertretung des Direktors habe ich zweimal den Hebammenkurs als erster Hebammenlehrer geleitet, ferner habe ich als Assistent der geburtshilflichen Station mehrere Lehrkurse als zweiter Hebammenlehrer unterrichtet.
     Wiederholungskurse für Hebammen, die alljährlich mehrfach in der Klinik stattfanden, habe ich ebenfalls wiederholt geleitet. Bei der staatlichen Prüfung der Hebammen war ich wiederholt Mitglied der Prüfungskommission.
     Bei der Einführung des neuen Hebammenlehrbuches habe ich die Hebammen des Stadt- und Landkreises Königsberg in einem Zyklus von Vorträgen mit den hauptsächlichen Neuerungen bekannt gemacht, zu dem habe ich eine große Anzahl von Vorträgen im Königsberger Hebammenverein gehalten.
     Durch meine 8jährige geburtshilfliche poliklinische Tätigkeit stand ich in dauerndem Konnex mit den Hebammen der Praxis und kenne daher ihre Bedürfnisse auf das genaueste.
     Außerdem habe ich die in der Klinik alljährlich stattfindenden Kurse für Wochen und Krankenpflegerinnen wiederholt geleitet und die Reifeprüfungen abgehalten.

     Im letzten Satz spricht Hammerschlag ein damals aktuelles Problem, die Ausbil-

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   70   Porträt Sigfrid Hammerschlag  Vorige SeiteNächste Seite
dung der Hebammen in der Säuglingspflege und -fürsorge, an. Die Errichtung der Brandenburgischen Provinzialhebammenlehranstalt war ja als Beitrag zur Bekämpfung von Geburtenrückgang und Säuglingssterblichkeit dem Kaiserpaar gewidmet.
     Über seine Stellung im akademischen Bereich führte Hammerschlag aus:
     Am 22. Juni 1904 habilitierte ich mich als Privatdozent für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Albertus-Universität. Am 19. März 1909 hat mir der Minister der geistlichen Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten das Prädikat >Professor< verliehen.
Ich habe folgende Vorlesungen gehalten:
1. Geburtshilflich gynäkologische Klinik (in Vertretung des Direktors)
2. Gynäkologische Diagnostik (Untersuchungskurs)
3. Theoretische Gynäkologie
4. Geburtshilflicher Operationskurs
5. Physiologie und Pathologie des Wochenbettes
6. Physiologie und Pathologie des Neugeborenen
7. Theoretische Geburtshilfe
8. Geburtshilfliches Colloquium und Seminar
9. Schwangerenuntersuchungskurs
10. Mikroskopische Anatomie der weiblichen Sexualorgane. In Vertretung von Professor Winter prüfte ich im Staatsexamen.

     Zum Zeitpunkt der Bewerbung war Ham-

merschlag Mitherausgeber von zwei Zeitschriften, von »Der Frauenarzt« und »Sexualprobleme«. Er reichte eine Liste mit 37 Veröffentlichungen ein, die sich mit den verschiedensten Fragen sowohl zu anatomisch-physiologischen Problemen als auch zur klinischen Praxis der Geburtshilfe und Gynäkologie beschäftigten. Beispielhaft sei hier erwähnt »Das Bad in Physiologie und Pathologie von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett« oder »Welches sind die Ursachen der Kinderlosigkeit und die Wege zu ihrer Abhilfe«. 1910 war von ihm ein »Lehrbuch der operativen Geburtshilfe« im Verlag von Hirzel in Leipzig erschienen.
     1906 hatte Hammerschlag Helene Deutsch aus Berlin geheiratet. Warum er 1909 seine akademische Karriere in Königsberg abbrach und nach Berlin zog, ist aus den Akten nicht zu ersehen. Er ließ sich am Lützowplatz 2 als Frauenarzt nieder. Außerdem übernahm er die Leitung der Entbindungsanstalt und Frauenklinik der Stiftung Heimstätte der Heilsarmee in der Drontheimer Straße im Wedding. An welcher Privatklinik Hammerschlag operierte, geht aus den Unterlagen nicht hervor, die Entbindungsanstalt in der Drontheimer Straße dürfte für seine Patientinnen als »Armenanstalt – Mütter- und Säuglingsheim« nicht in Frage gekommen sein.
     Eine Umhabilitierung an die Berliner Universität scheint nicht zustande gekommen
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   71   Porträt Sigfrid Hammerschlag  Vorige SeiteNächste Seite
zu sein. Dagegen war Hammerschlag in der ärztlichen Fortbildung engagiert. Er selbst schreibt, daß er geburtshilfliche und gynäkologische Vorlesungen für Ärzte gehalten habe. Es steht außer Zweifel, daß Hammerschlag der geeignetste Bewerber um die Stelle des Leiters der neuzuerrichtenden Hebammenlehranstalt der Provinz Brandenburg im Weichbild der Reichshauptstadt war. Hammerschlag bat Winter, seine Bewerbung zu unterstützen, was dieser auch tat. Winter hatte schon 1908 seinem Schüler und Oberarzt ein hervorragendes Zeugnis ausgestellt. Es war offensichtlich auch Winter, der die Aufmerksamkeit des Medizinaldezernenten der Regierung in Frankfurt an der Oder, den er aus dessen Tätigkeit in Ostpreußen kannte, auf Hammerschlag lenkte. Sehr aufschlußreich ist ein Schreiben des Ordinarius für Frauenheilkunde in Marburg, Wilhelm Zangemeister (1871–1930), einem Schüler Winters und Mitassistenten Hammerschlags in Königsberg, an den Landeshauptmann der Provinz Brandenburg vom 18. Juli 1910, an den sich Hammerschlag ebenfalls um Unterstützung gewandt hatte. Dieser erklärt u. a.:
     Ich bin mit Professor Hammerschlag viele Jahre an der Königsberg Univ.-Frauenklinik angestellt gewesen und kenne ihn als einen gewandten Lehrer und Gynäkologen, der sich auch wissenschaftlich in ausgedehntem Masse betätigt hat, und unter anderem das
beste heute existierende Lehrbuch über operative Geburtshilfe gechrieben hat. Ich bin überzeugt, daß Professor Hammerschlag, wenn er nicht seine Universitätslaufbahn von Königsberg nach Berlin verlegt hätte, in allerkürzester Zeit auch für die Besetzung einer Direktorenstelle von Univ.-Frauenkliniken in Betracht gezogen worden wäre.

     Für weitere Auskünfte stehe er gerne zur Verfügung. Dies scheint nicht nötig gewesen zu sein. Am 31. Oktober 1913 wurde Hammerschlag vom Provinziallandtag zum Direktor der zu errichtenden Provinzial-Hebammen-Lehranstalt in Neukölln bei Berlin gewählt. Dies wird ihm noch am gleichen Tage mitgeteilt, und unter dem 4. November 1913 bedankt er sich beim Landesdirektor. An der Planung der zu errichtenden Anstalt wird er beteiligt. Zu den Anstellungsbedingungen des Ärztlichen Direktors der Provinzialanstalten gehörte, daß sie nur eine konsultative Privatpraxis betreiben durften. Ob dies auch auf die Zeit vor der Klinikeröffnung zutraf, muß zunächst offenbleiben. Die Leitung der Entbindungsanstalt hat Hammerschlag zu diesem Zeitpunkt nicht aufgegeben.
     Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges behinderte zunächst den Aufbau der Klinik. Hammerschlag wurde am zweiten Mobilmachungstag zum Kriegsdienst einberufen und Chefarzt des Feldreservelazarettes 18, des III. Reservekorps, VI. Reservedivision

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und war u. a. bei der Belagerung Antwerpens eingesetzt. Am 23. November 1914 wurde er mit dem EK II ausgezeichnet. Im November 1915 wurde er Chef des Reservelazarettes mit 826 Betten in der Brandenburgischen Provinzialanstalt in Strausberg, um im Sommer 1917 ganz aus dem Heeresdienst auszuscheiden. Zu diesem Zeitpunkt wurde ihm auch der Sanitätsrat-Titel auf Antrag des Oberpräsidenten verliehen.
     Als Oberarzt gewann Hammerschlag den Frauenarzt Walther Hanow, den er offensichtlich schon seit der Studienzeit kannte – bei dessen Disputation bei der Promotion gehörte er zu den Disputaten – und der ihn bei Verhinderung in der Entbindungsanstalt in der Drontheimer Straße vertrat. Die Provinzialhebammenanstalt konnte trotz der schwierigen Zeiten von Krieg, politischen Unruhen nach dem Waffenstillstand und Inflation ausgebaut werden und genoß bei den Hebammen und der Bevölkerung Ansehen. Im Laufe der ersten zehn Jahre der Anstalt wurden rund 500 Hebammen ausgebildet, bei ca. 20 000 Entbindungen. Die Poliklinik wurde in diesem Zeitraum von rund 53 000 Frauen aufgesucht, in der gynäkologischen Abteilung wurden rund 10 000 Frauen stationär behandelt, wobei etwa 4 000 Operationen durchgeführt werden mußten. Röntgentherapie und Röntgendiagnostik spielten im Hause eine große Rolle.
     Hammerschlag wurde aber auch zu ande-
ren Aufgaben herangezogen. Ihm wurde die Neufassung des amtlichen preußischen Hebammenlehrbuches übertragen, und er wurde als Leiter der größten preußischen Hebammenlehranstalt auch zu den Beratungen über die Reform des Hebammenwesens herangezogen. Er genoß als Arzt großes Ansehen und war in der sogenannten guten Gesellschaft der Reichshauptstadt bekannt. Einer politischen Partei war er nicht beigetreten, jedoch gehörte er der Liga für Menschenrechte an. Anläßlich seines 60. Geburtstages wurde eine Festschrift für ihn angefertigt.
     Es scheint für ihn zunächst überraschend gewesen zu sein, daß er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aus rassischen Gründen zu den unerwünschten Personen gehörte. Aufschlußreich ist, daß er in den Akten der Provinzialverwaltung über die Entlassung politisch unzuverlässiger Klinikmitarbeiter nicht aufgeführt wurde. Bis zu seiner Beurlaubung stellt er diesen Mitarbeitern positive Beurteilungen aus.
     Mit Wirkung vom 1. November 1933 wurde Hammerschlag in den Ruhestand versetzt. Er hatte seine Pensionierung beantragt, wobei die Freiwilligkeit nicht eindeutig ist.
     Spätestens seit Anfang 1934 bemühte sich die persische Regierung, ihn für eine Tätigkeit in ihrem Land zu gewinnen. Unter dem 2. Oktober 1934 zeigt Hammerschlag dem Landesdirektor an, daß er von der Kaiser-
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   73   Porträt Sigfrid Hammerschlag  Vorige SeiteAnfang
lich Persischen Regierung auf drei Jahre zur Leitung des Krankenhauses in Mesched ab 10. Oktober 1934 berufen sei. »Mein Haushalt bleibt in Berlin, meine Rückkehr werde ich zu gegebener Zeit sofort melden.« In der folgenden Zeit gab es in der Verwaltung einen Schriftverkehr über die Zahlung des Ruhegeldes ins Ausland. Der Vertrag wurde für weitere drei Jahre bis 1944 verlängert. Hammerschlag war im Iran in eine völlig andere, in die islamische Kultur mit völlig veränderten Lebensverhältnissen gekommen. Eine Rückkehr nach Deutschland war für ihn aber wegen der Rassenverfolgung nicht möglich.
     Am 10. Januar 1941 teilt er, als »Direktor des Krankenhauses Schah Reza in Mesched«, in einer Zwei-Zeilen-Meldung der Kasse der Brandenburgischen Landesfrauenklinik in Berlin-Neukölln mit: »Hierdurch zeige ich bestimmungsgemäß an, daß mir die Iranische Staatsangehörigkeit verliehen worden ist.« Die Kasse stellte sofort die Zahlung der Bezüge ein und benachrichtigte den Oberpräsidenten. Dieser fragte beim deutschen Konsulat in Teheran nach weiteren Einzelheiten. Unter dem 4. September 1941 wurde vom Reichsminister des Innern entschieden, daß die Versorgungsbezüge des früheren Direktors der Brandenburgischen Landesfrauenklinik, »Prof. Dr. Siegfried Israel Hammerschlag«, nach dem geltenden Recht ruhen.
     Hammerschlag erkrankte 1943 schwer und
wurde dienstunfähig. Die iranische Regierung bewilligte ihm bis zu seinem Tode eine Pension. Trotz der widrigen Lebensumstände im Iran gelang es ihm, auch dort eine Schule von Frauenärzten aufzubauen. Eine Rückkehr nach Berlin war dem alten Frauenarzt nicht mehr vergönnt. Seine Klinik lag in Trümmern. Er ist am 16. Mai 1948 im Exil verstorben.

Bildquelle:
Krankenhaus Neukölln

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