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Berliner Biographien (H)
Haendly, Wolfgang
Nach seiner Priesterweihe in Rom war H. Seelsorger in den Berliner Pfarreien St. Petrus, St. Hedwig, St. Antonius sowie in Wolgast. Dabei prägten ihn vor allem die Jahre von 1938 bis 1943 als Kaplan in der Dompfarrei St. Hedwig unter dem damaligen Dompropst Bernhard Lichtenberg (18751943). Von 1963 bis 1987 setzte sich Dompropst H. neben den damaligen Bischöfen Kardinal Alfred Bengsch (19211979) und Kardinal Joachim Meisner (* 25. 12. 1933) für die kirchliche Einheit des politisch geteilten Bistums Berlins ein. 1961 verlieh ihm Papst Johannes XXIII. (18811963) den Titel eines Apostolischen Protonotars. Bis 1976 lehrte H. als Honorarprofessor an der Hochschule für Musik Liturgie und Kirchenkunde. Er wurde auf dem Domfriedhof St. Hedwig in Reinickendorf beigesetzt. Hansemann, David Justus Ludwig
Er absolvierte eine kaufmännische Lehre und ließ sich nach Wanderjahren in Aachen als Kaufmann nieder. In Denkschriften setzte sich H. für die Entwicklung des Eisenbahnwesens und ein neues Steu- | ersystem ein. Im Jahre 1838 zum Präsidenten
der Aachener Handelskammer ernannt, stand er politisch dem Liberalismus nahe. Bedeutsam sind
seine Denkschriften zur inneren Reform Preußens
und zur deutschen und preußischen Verfassung.
1845 wurde H. Mitglied des rheinischen Landtages
und 1848 preußischer Finanzminister. Von 1848 bis
1851 leitete er die Preußische Bank und gründete 1851 die Berliner Disconto-Gesellschaft. Sein
Ehrengrab befindet sich auf dem Alten St.
Matthäus-Kirchhof in Berlin.
Harbou, Thea von
Sie war mit dem bedeutenden Filmregisseur Fritz Lang (18901976) verheiratet und gehörte zu den gefragtesten und bestbezahltesten
Drehbuchautorinnen der 20er Jahre. Lang verfilmte eine Reihe
ihrer Drehbücher, u. a. »Die Nibelungen« (1924),
»Metropolis« (1926/27), »Die Frau im Mond« (1928/29).
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»Bettleroper«, die nach Brechts Bearbeitung
als »Dreigroschenoper« weltberühmt wurde. Als
Mitglied der KPD war sie ab 1933 Verfolgungen
ausgesetzt und emigrierte über Frankreich in die
USA. Dort übte sie zunächst in St. Louis ihren Beruf
als Lehrerin aus, ehe sie von 1941 bis 1948 als
Schriftstellerin in New York und Los Angeles lebte. Im Exil war sie mit dem Komponisten Paul Dessau (18941979) verheiratet. 1948 kehrte sie nach
Berlin zurück und übersetzte international bekannte
Stücke. Seit 1954 bis zu ihrem Tode gehörte sie dem Berliner Ensemble an. H. war Mitherausgeberin
von Brechts Gesammelten Werken in zwanzig Bänden.
Hecker, Johann Julius H. gilt als Begründer des Lehrerseminars und des Realunterrichts in Preußen. 1735 wurde er als Prediger und Schulinspektor an das Militärwaisenhaus in Potsdam berufen. Drei Jahre später war H. 1. Prediger an der Dreifaltigkeitskirche in der Friedrichstadt. Seine ab 1746 laufenden Bemühungen um die Einrichtung einer Lehrerbildungsanstalt hatten schließlich 1753 Erfolg: Der von ihm 1747 gegründeten ökonomisch-mathematischen Realschule wurde ein Küster- und Schulmeisterseminar angegliedert. Er war maßgeblich am Zustandekommen des Generallandschulreglements vom 12. August 1763 beteiligt. Dieses Regelwerk bildete die Grundlage für die Entwicklung des Volksschulwesens in Preußen. Ein Denkmal zu Ehren H. s befindet sich auf der Köpenicker Schloßinsel. | ||||||
Hassel, Ulrich von
Der Sohn eines Offiziers war Diplomat aus Leidenschaft. Nach dem Studium der Rechte und einer Ausbildung zum Gerichtsreferendar trat er 1909 in das Auswärtige Amt ein. H. nahm als Leutnant der Reserve am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1914 in der Marneschlacht schwer verwundet. 1918 schloß er sich der Deutschnationalen Volkspartei an. Ein Jahr später stieg er zum Botschaftsrat auf. Es folgten diplomatische Aufgaben in Barcelona, Kopenhagen und Belgrad. Von 1932 bis 1938 war er Botschafter in Rom. In Folge des Amtsantritts von Außenminister Joachim von Ribbentrop (18931946) wurde er im Februar 1938 in den Wartestand versetzt. Sehr bald bekam er Kontakt zu Männern des Widerstandes wie Carl Friedrich Goerdeler (18941945) und Ludwig Beck (18801944). Nach dem Scheitern des Staatsstreiches vom 20. Juli 1944, an dessen unmittelbarer Vorbereitung H. nicht beteiligt war, wurde er verhaftet und am 8. September 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Hauptmann, Elisabeth
Die Tochter eines Landarztes arbeitete nach ihrer Ausbildung bis 1922 als Lehrerin in Pommern. 1924 begegnete sie in Berlin Bertolt Brecht (18981956) und wurde eine seiner produktivsten Mitarbeiterinnen. Sie entdeckte und übersetzte 1928 John Gays | ||||||
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Heim, Wilhelm
* 2. November 1906 in Berlin 15. Dezember 1997 in Berlin Arzt H. war langjähriger Chefarzt der Chirurgischen Abteilung des Rudolf-Virchow-Krankenhauses und zugleich dessen ärztlicher Direktor. Er studierte an der Friedrich-Wilhelms-Universität und erhielt seine ärztliche Ausbildung an der Charité. Seit 1932 arbeitete er am Urban-Krankenhaus. In den 50er Jahren baute H. das Rudolf-Virchow-Krankenhaus wieder auf und richtete dort den Blutspendedienst ein. Er verbesserte die Operationsmethoden in der Schilddrüsenchirurgie und engagierte sich für eine moderne unfallchirurgische Knochenbruch-Versorgung. Anfang der 70er Jahre hat H. der Kaiserin-Friedrich-Stiftung für das ärztliche Fortbildungswesen wieder zu hohem Ansehen verholfen. Von 1975 bis 1983 war Professor H. Präsident der Ärztekammer Berlins. Studenten und Patienten liebten seine urberliner Sprache. Henoch, Lilli
In den Jahren von 1920 bis 1926 war H. eine der erfolgreichsten deutschen Leichtathletinnen. Sie startete für den Berliner Sportclub, gewann mehrmals die deutschen Meisterschaften und erzielte im Kugelstoßen und Diskuswerfen Weltrekorde. 1928 beendete sie ein Fachstudium an der Preußischen Hochschule für Leibesübungen in Spandau und war danach als Sportlehrerin tätig. Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung verlor sie 1933 ihre Arbeit und | ||||||
wurde aus dem Sportclub ausgegrenzt. Sie trat
dem Jüdischen Turn- und Sportclub 1905 bei und
unterrichtete an den jüdischen Volksschulen in der
Ryke- und Choriner Straße. Am 5. September 1942
wurde sie gemeinsam mit ihrer Mutter in das Ghetto
von Riga deportiert. Eine Straße in Prenzlauer Berg
und die neu errichtete Sport- und Werferhalle im
Sportforum Hohenschönhausen tragen den Namen
der unvergessenen Sportlerin.
Hensel, Wilhelm
Er studierte ab 1809 an der Berliner Akademie und errang bereits 1812 mit seinem Gemälde Christus auf dem Ölberg Anerkennung auf der Ersten Berliner Kunstausstellung. Bedeutender sind aber seine Porträtzeichnungen bekannter Zeitgenossen. Im Verlauf seines Lebens schuf er ca. 400 Bildnisse in Öl und über 1 000 Zeichnungen fast aller berühmten Persönlichkeiten. Seit 1828 preußischer Hofmaler, wurde er 1852 Senatsmitglied der Kunstakademie. 1860 hielt er die Ehrenwache bei Friedrich Wilhelm IV. und zeichnete sein Totenbild. Er war bei seinen Zeitgenossen sehr beliebt; Theodor Fontane (18191898) nennt ihn einen »märkischen Charakter«. H. wurde auf dem Dreifaltigkeitskirchhof (Ehrengrab) beigesetzt. | ||||||
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Holtz, Wilhelm
* 15. Oktober 1836 in Sattel bei Barth (Pommern) 27. September 1913 in Greifswald Physiker H. lebte als Privatgelehrter in Berlin und experimentierte auf den Gebieten Elektrotechnik, Akustik, physiologische Optik und Magnetismus. Er besaß mechanisches Geschick, einen konstruktiven Sinn und eine gute Beobachtungsgabe. Zur Erzeugung hoher elektrischer Spannungen bei kleinem Stromfluß entwickelte er 1865 die erste Influenzmaschine. 1881 habilitierte H. sich an der Universität Greifswald, wo er auch von 1884 bis 1910 eine Professur erhielt und Physik lehrte. Eine Straße in Charlottenburg trug von 1925 bis 1963 seinen Namen (Holtzdamm). Homeyer, Carl Gustav
Der Sohn eines Reeders studierte in Berlin, Göttingen und Heidelberg. Nach erfolgreicher Promotion und Habilitation (1821) wurde H. 1827 Professor für Rechtswissenschaft an der Berliner Universität. Er hielt Vorlesungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte und vermittelte seinen Studenten deutsches Privatrecht und preußisches Landrecht. Von 1845 bis 1867 war H. Mitglied des Obertribunals in Preußen, ab 1850 ordentliches Akademiemitglied. 1854 avancierte H. zum Staatsrat, Mitglied des Preußischen Herrenhauses und Kronsyndikus. Sein Verzeichnis der deutschen Rechtsbücher wurde zum unentbehrlichen Handwerkszeug der Rechtsbücherforschung. Zwei Straßen im Bezirk Pankow (Niederschönhausen) tragen seinen Namen. | Hülsen, Helene von
* 16. Februar 1829 auf dem Rittergut Blankenfelde bei Berlin 8. Mai 1892 in Berlin Saloniere Gräfin Haeseler gehörte ab 1846 zu einem Kreis junger Damen, der sich am Hof des Königs Friedrich Wilhelm IV. (17951861) intensiv mit Literatur, Theater und Musik beschäftigte. Sie heiratete im August 1849 den Gardeoffizier Botho von Hülsen (18151886), der 1851 zum Generalintendanten der Königlichen Schauspiele berufen wurde. Das Ehepaar H. empfing in seinem Haus viele darstellende Künstler. In den 1870er und 1880er Jahren führte H. eine salonähnliche Gesellschaft in der Französischen Straße, die zum »Helenentee« und »Künstlerkaffee« regelmäßig einlud. Gäste waren u. a. der Komponist Richard Wagner (18131883) und dessen zweite Ehefrau Cosima (18371930). | |||||
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© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de