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Marlies Ebert
Ein malerisches
Quodlibet

Vor 90 Jahren wurde das Märkische Museum am Köllnischen Park eröffnet

Besucher des Märkischen Museums fragen häufig, ob das Gebäude früher eine Kirche war. Und sie staunen, wenn sie erfahren, daß es eigens für das Museum konzipiert und ausgeführt wurde. Als es 1908 eröffnet wurde, hatte das Märkische Provinzial-Museum bereits eine abwechslungsreiche Geschichte hinter sich.
     Begünstigt wurde die Einrichtung eines kulturhistorischen Museums der Stadt durch die Erhebung Berlins 1871 zur Reichshauptstadt. Nachdem verschiedene Vorschläge nicht zur Ausführung gelangten, zog man 1872 in Erwägung, die im Städtischen Asservatorium befindlichen historischen Gold- und Silbersachen mit den im Archiv aufbewahrten Materialien sowie den im Büro der Stadtverordneten hängenden Bildern zu vereinigen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie wurden im sogenannten Archiv zusammengefaßt. Zu den beiden nunmehr existierenden Abteilungen Archiv und Bibliothek kam eine dritte unter dem Begriff Sammlungen hinzu. Stadtrat

Ernst Friedel ernannte man zum »Kommissarius für Archiv, Bibliothek und Sammlungen«. Aus der letztgenannten Abteilung entwickelte sich bald das Märkische Provinzial-Museum, das formell am 9. Oktober 1874 durch Beschluß der städtischen Behörden als Heimatmuseum gegründet wurde. Das Interesse der Bevölkerung an diesem neugegründeten Museum war groß, und selbstverständlich ließ es sich auch die königliche Familie nicht nehmen, ihr Wohlwollen auszusprechen. In einem vom damaligen Kronprinzen Preußens eigenhändig unterschriebenen Brief an den Oberbürgermeister Arthur Hobrecht heißt es:
     Ich habe Ihre das Märkische Provinzial-Museum betreffende Mittheilung vom 27ten d(es) M(ona)ts. mit Vergnügen empfangen und danke Ihnen bestens dafür, indem Ich zugleich diesen Anlaß benutze, um Meinen lebhaften Interesse für das vortreffliche Unternehmen und Meinen aufrichtigen Wünschen für den guten Fortgang desselben Ausdruck zu geben.
     Berlin den 11ten April 1875 Friedrich Wilhelm
1)

Kaiserin Augusta teilte Hobrecht ebenfalls Ihre Freude über das Museum mit:
     Ich habe den Verwaltungs-Bericht über das Märkische Provinzial Museum mit lebhafter Theilnahme entgegen genommen und freue Mich die Fortschritte dieses für die Geschichte Berlins wichtigen und kunsthistorisch sehr interessanten Instituts daraus zu ersehen.
     Berlin, den 28. November 1876      Augusta
2)

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Das Märkische Provinzial-Museum Berlin sollte der Pflege der berlinisch-brandenburgischen Heimatkunde dienen. Die wichtigsten Aufgaben waren: Sammeln von Forschungsmaterialien in Form von Fundgegenständen, Kunstwerken, Aufzeichnungen, historischen Notizen usw.; Ausstellung und öffentliche Benutzung der gesammelten Materialien; Sicherung und Erhaltung der Fundgegenstände sowie Erstellung einer zweckmäßigen Ordnung; Bearbeitung des eingegangenen Materials nach historisch-wissenschaftlichen und technischen Gesichtspunkten, Bekanntmachung der Arbeitsergebnisse durch Vorträge und Veröffentlichungen.
     Einen Plan des Märkischen Provinzial-Museums hatte Ernst Friedel erarbeitet. Er war in der Stadtverordnetenversammlung am 9. Oktober 1874 genehmigt worden und sah folgende drei Abteilungen vor:
A.      Naturgeschichte (Geologie, Botanik, Zoologie)
B.      Kulturgeschichte (Vorgeschichtliche Zeit nach größeren Perioden der Vorzeit; Geschichtliche Zeit: die Mark unter den Markgrafen; die Mark unter den Kurfürsten; die Mark unter den Königen)
C.      Vergleichende Natur- und Kulturgeschichte aus nichtmärkischen Gebieten.
     Zur Bestandsaufnahme der kulturhistorischen Materialien waren mit der Gründung des Museums zehn Kataloge vorgesehen, zu denen aber noch weitere hinzukamen. Um
die in Berlin und der Provinz Brandenburg vorhandenen Altertümer dem Museum zuzuleiten, aber auch um das Interesse der Bevölkerung zu wecken, wurde ein Rundschreiben an alle Zeitungen, Kreisausschüsse, Magistrate und an einzelne Personen versandt. So legte das Museum von Anfang an den größten Wert auf die Mitwirkung der Bewohner der Provinz Brandenburg.
     Zur Leitung des Museums wurde eine »Direktion des Märkischen Provinzial-Museums« eingesetzt. In den ersten vier Jahren waren dies der Stadtrat Ernst Friedel als Vorsitzender, der Kämmerer Heinrich Runge und die Stadtverordneten Rudolf Virchow, Otto Hermes und Ferdinand Pflug. Für die Lösung wissenschaftlicher Fragen wurde ein wissenschaftlicher Beirat bestellt. Mitglieder wurden Gelehrte sowie Praktiker, die vor allem aus den großen Berliner Vereinen entsandt wurden. Hierzu gehörten Schwartz von der Anthropologischen Gesellschaft, Staatsarchivar Hegert, Amtsrichter Holtze vom Verein für die Geschichte der Mark und der Geschichtsmaler August von Heyden. Die Verwaltung wurde vom späteren Kustos Rudolf Buchholz geführt. Später kamen ein Assistent (Präparator) und ein Museumsdiener hinzu. Zur Aufsicht und Wache wurde das gesamte Personal herangezogen.
     Zum Zeitpunkt der Gründung des Museums war die Unterbringung der Einrichtung nicht geklärt. Ernst Friedel stellte seine
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Diensträume im Roten Rathaus zur Verfügung. Hier häuften sich nicht nur in seinem Amtszimmer die Gegenstände, sondern auch auf dem angrenzenden Korridor. In der Rotunde unterhalb des Rathausturmes wurde auch die erste Ausstellung eröffnet. Besuchstage waren Sonntag zwischen 11 und 14 Uhr, Montag und Donnerstag zwischen 12 und 14 Uhr. Durchschnittlich wurden pro Tag 100 Besucher gezählt. In den Weihnachts- und Osterwochen sowie in den Herbstferien lag die Zahl zeitweise sogar zwischen 400 und 500 Besuchern.3) In der Pfingstzeit wurde das Museum dagegen wenig besucht. Die erste Besucherordnung stammt vom 18. Dezember 1875:
»1.      Das Märkische Museum ist bis auf Weiteres Sonntags v. 11–2, Montags und Donnerstags von 12 bis 2 Uhr für das Publikum geöffnet. Durchreisende Fremde, sowie solche Personen, welche die Sammlungen zum Studiren oder zu ähnlichen bestimmten Zwecken benutzen wollen, erhalten auf Meldung werktäglich zwischen 12 und 2 Uhr Zutritt.
2.      Der Besuch ist unentgeltlich, den Aufsehern die Annahme von Geschenken verboten.
3.      Die Besucher haben den Anordnungen der Aufseher Folge zu leisten.
4.      Kinder werden nur in Begleitung Erwachsener, Kinder unter zehn Jahren überhaupt nicht zugelassen.
5.      Nur reinlich gekleidete Personen haben Zutritt.
6.      Das Rauchen und das Mitbringen von Hunden ist verboten.
7.      Die im Museum aufgestellten Gegenstände dürfen nicht berührt werden.«4)
     Im Roten Rathaus wurde am 10. Juli 1875 auch das erste Besucherbuch, das »Fremden-Buch«, wie es damals genannt wurde, begonnen. In diesem, bis zum 16. August 1897 geführten Buch sind viele interessante Namen zu finden. Die damalige Kaiserin, der Kronprinz, die Kronprinzessin sowie andere Mitglieder des kaiserlich-königlichen Hauses statteten dem Museum ihren Besuch ab, ebenso der Kaiser und die Kaiserin von Brasilien, die sich am 6. April 1876 eintrugen. Heinrich Schliemann hat sich am 27. Juni 1880 verewigt.5) Das Anwachsen der Sammlungen sowie das Bedürfnis, sie dem Publikum in ansprechender Form zu zeigen, führten zur Suche nach besseren Räumlichkeiten. Sie wurden in dem Anfang des 18. Jahrhunderts erbauten Podewilschen Palais in der Klosterstraße 68 gefunden. Hier befand sich das Museum vom 1. November 1875 bis zum Sommer 1880. Die Sammlungen wuchsen in dieser Zeit von 14 199 katalogisierten Objekten auf 29 582. Durchschnittlich waren es jährlich 3 800 neu hinzukommende Sammlungsgegenstände. Im Podewilschen Palais standen dem Museum ca. 315 m2 Nutzfläche zur Verfügung. Und die Besucherzahl stieg. Auch außerhalb der öffentlichen Besuchszeit kamen u. a. Wissenschaftler, Schulklassen mit
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Ansicht des Märkischen Museums nach der Wallstraße
ihren Lehrern, Künstler und Kunsthandwerker zu Studienzwecken oder um sich Anregungen für ihre Arbeit zu holen. 1880 mußte das Museum zugunsten der Vereinigung verschiedenster städtischer Verwaltungen aus dem Podewilschen Palais ausziehen. Im Sommer dieses Jahres bezog es die erste Etage sowie verschiedene Neben- und Bodenräume im Köllnischen Rathaus in der Breiten Straße 20 a. Durch den Umzug erweiterte sich die Nutzfläche von ca. 315 auf 420 m2. Durch ständige Neuzugänge füllten sich aber
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bald wieder Korridore, Dachkammern und auch der Lichthof. Die vielen Zuwendungen, die das Museum gerade auch in dieser Zeit erhalten hatte, ließen die anfangs vorhandene Übersichtlichkeit und gute Benutzbarkeit völlig verlorengehen. Als das Köllnische Rathaus 1899 abgerissen wurde, mußte das Museum – im 25. Jahr seines Bestehens – ein weiteres Mal in eine provisorische Unterkunft ziehen, in Räumlichkeiten des städtischen Sparkassengebäudes, Zimmerstraße 90/91. Im Verwaltungsbericht aus dem Jahre 1901 heißt es: »Die Lage der dem Museum vorübergehend zugewiesenen Räume in der Zimmerstraße, zum Theil wohl auch die auf eine Auswahl beschränkte Ausstellung der Abtheilungen, wie überhaupt der provisorische Zustand, in dem sich das Institut befindet, sind nicht ohne Einfluß auf den Besuch des Publikums geblieben. Während im Köllnischen Rathause durchschnittlich 100 Personen auf jeden Besuchstag kamen, zählten wir hier nur etwa 20.«
1904 mußten Räume an das neugebildete Kaufmannsgericht abgegeben werden, was dann zur Schließung der gesamten Ausstellungsräume führte. Bereits 1888 hatte die Direktion des Märkischen Provinzial-Museums beim Magistrat den Antrag gestellt, einen Museumsneubau im Köllnischen Park zu errichten, und zwar an der Waisenbrücke und Wallstraße, auf dem städtischen Terrain
der früheren Irrenanstalt, das nach der Regulierung der Straße noch übriggeblieben war. In der Sitzung vom 2. Juni 1892 beschloß die Berliner Stadtverordneten-Versammlung, einen öffentlichen Wettbewerb unter deutschen Architekten auszuschreiben. Gleichzeitig hatten sich die städtischen Behörden vorbehalten, dem Verfasser des von ihnen nach Anhörung eines Preisrichterkollegiums am ge-
Märkisches Museum 1908
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Das neue Märkische Museum, um 1912
eignetsten befundenen Entwurfs auch die weitere Bearbeitung und die Bauleitung zu übertragen. Der Neubau sollte eine Gesamtfläche von ca. 2 000 bis 2 500 m2 haben. Obwohl die drei besten Entwürfe der 76 Architekten, die sich aus allen Teilen Deutschlands beworben hatten, ausgewählt und mit Preisen bedacht wurden, waren diese alle änderungsbedürftig. Erst als Ludwig Hoffmann 1896 Stadtbaurat wurde, trat der Museums neubau in eine erfolgreiche Phase. Hoffmann ging bei seiner Planung von den ganz spezifischen Eigenheiten dieser Einrichtung aus. Dies war in erster Linie der Sammelbestand, der auf die Mark Brandenburg bezogen, folgendes umfaßte: »... eine prähistorische Sammlung, eine naturhistorische Sammlung, Sammlungen für das Zunft und Gewerkswesen, für die Rechtspflege, Gruppen kirchlicher Gegenstände, Sammlungen
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für Gewerbe und Kunstgewerbe, für Fischerei und Landwirtschaft, es zeigt Hausgeräte, Trachten und Schmuck, es gibt eine Übersicht zur Geschichte der Stadt Berlin und der Mark, es enthält eine Waffensammlung, eine statistische Abteilung und die Göritzsche Bibliothek.«6) Diese Sammlungen schätzte Hoffmann selbst nicht nur wesentlich kleiner ein als die anderer Museen, sondern auch als »bescheidener als die den höchsten Kulturperioden verschiedener Länder entstammenden Gegenstände der staatlichen Museen«. Hoffmann vertrat die Auffassung, daß die »Eigenart des Inhalts des Märkischen Museums ... auch in dem Gebäude zum Ausdruck kommen« müsse.7)
     Maßgebend war bei seinem Bauentwurf der Gedanke, »die verschiedenartigen Ausstellungsstücke in einer ihrer Eigenart entsprechenden räumlichen Umgebung und Belichtung zur Erscheinung zu bringen«. Die verschiedenen Abteilungen mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen in »ein einheitliches Gebäude mit gleichen Stockwerkshöhen, gleicher Fensterachsen, gleich große Fensteröffnungen und gleichartigem Architektursystem zu errichten«, erschien Hoffmann nicht richtig.8) 1898 wurde sein Entwurf vom Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung genehmigt. Die Baukosten sollten 1 511 000 Mark betragen. Als Termin für die Fertigstellung war der April 1902 vorgesehen. Am 1. Juni 1899 begannen die Erdarbeiten für den Neubau. Der
schlechte Baugrund erforderte jedoch langwierige Fundamentierungsarbeiten, so daß die Bauarbeiten sehr langsam vorangingen. Erst nach neun Jahren war das Gebäude fertiggestellt. Entstanden war eine Anlage, die jeder Sammlung entsprechende Räumlichkeiten zuwies. Dazu gehörten u. a. eine Backsteinkirche mit Feldsteinsockel, eine Kapelle mit Netzgewölbe und eine Kopie der alten Berliner Gerichtslaube. Die Räume zeigten nach Hoffmann »durchweg eine bescheidene Haltung ... Auch die Schränke und Vitrinen mußten sich in bescheidenster Weise den Gegenständen, die darin untergebracht werden sollten, anfügen und unterordnen.«
     Äußerlich ließ sich diese Bauanlage gut der alten märkischen Bauweise anpassen, »wie auch der unregelmäßigen Form des Grundstücks, sowie einer ungezwungenen malerischen Einfügung des Baus in den Köllnischen Park und seinen mit herrlichen Bäumen bestandenen Teil des alten Walls so eher Rechnung getragen werden konnte«.9) So wurde die Anlage an der Wallstraße in gotischem Backsteinbau, am Köllnischen Park im Renaissancestil ausgeführt. Das Filigranwerk im Süden ist eine Kopie eines Giebels von St. Katharinen in Brandenburg. In der Gartenanlage wurden größere Skulpturen aufgestellt und die Wege so angelegt, daß der Besucher die verschiedenen Architekturteile von den unterschiedlichsten Standpunkten aus bewundern kann. Seine
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Einheitlichkeit erhielt der Gebäudekomplex durch den die ganze Baugruppe überragenden breiten Turm, der an die Bischofsburg in Wittstock erinnert, durch seine charakteristischen Fenster sowie durch einfachere oder reichere Maßwerksmotive.
     Max Osborn schrieb 1908: »Schon der merkwürdige und orginelle Bau, den der Berliner Stadtbaurat Ludwig Hoffmann geschaffen hat, ist ein hoher Gewinn für das Straßenbild in dem von den Grazien grausam vernachlässigten Osten der Stadt.«10) Der Architekt konnte bei diesem Museumsneubau seiner Freude am Historischen weitherzig nachgehen. Es reizte Hoffmann, so Osborn, »... schon das Äußere gleichsam museal zu gestalten: an ihm aus gründlichem Studium und reicher Kenntnis gewonnene Paradigmata märkischer Baukunst aus denjenigen Perioden zusammenzustellen, aus denen in Berlin selbst nur wenig erhalten ist.«11) Hoffmann schuf »ein malerisches Quodlibet aus gotischen und Renaissanceteilen, die hier mit der Kunst älterer Baumeister zusammengestimmt sind, fast als sei der Komplex im Laufe mehrerer Jahrhunderte entstanden ... Die gotischen Partien ... lassen ... an die besten Denkmäler märkischer Kirchen, Rathäuser und Klöster denken, an alte Bauwerke in Tangermünde, Prenzlau, Königsberg i. M., Frankfurt a. O., an Motive der alten Berliner Gotteshäuser.«12)
     Am 10. Juni 1908 wurde im Beisein Kaiser Wilhelms II. der Neubau des Museums, das
ab jetzt Märkisches Museum hieß, eingeweiht. Bereits am 3. Juni hatten Kaiser Wilhelm II. und seine Gemahlin die Räumlichkeiten des Hauses begutachtet. Am 18. Juni fand vormittags um 9 Uhr eine Besichtigung statt. Der Einladung der Direktion waren Mitglieder der Pflegschaft des Märkischen Provinzial-Museums gefolgt, Mitglieder der »Brandenburgia« sowie Gäste, die dem Museum über viele Jahre hindurch behilflich waren. Nach einer Versammlung in der großen Halle fand eine Führung durch die 49 Ausstellungsräume statt. Mit Interesse wurden auch die Architekturstücke in der schönen gärtnerischen Umgebung des Museums besichtigt. In den ersten Jahren nach der Eröffnung kamen jährlich ca. 70 000 Besucher in das neue Gebäude.
     Seitdem sind 90 Jahre ins Land gegangen, und das Museumsgebäude und die Mitarbeiter haben gute sowie schlechte Zeiten erlebt. Schon seit einigen Jahren ist durch den Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Nordflügels das äußere Erscheinungsbild wiederhergestellt. Nach Gründung der Stiftung Stadtmuseum Berlin im Jahre 1995 begannen vor allem die Arbeiten im Inneren des Hauses. Durch die Kriegsfolgen und das enorme Anwachsen der Sammlungen war es lange Zeit nicht möglich, die von Hoffmann konzipierten Rundgänge für den Besucherverkehr zu öffnen. Die Räume wurden als Depots für die Sammlungen und als Arbeitsräume ge-
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braucht. Sicherlich vergehen noch Monate oder sogar Jahre, bis das Ensemble wieder im alten Glanz erstrahlt und weitergreifende neue Ideen umgesetzt sein werden. Der Anfang ist bereits durch die Wiederherstellung zweier Rundgänge und die Präsentation eines Teils der gotischen Halle gemacht. Zur großen Fontane-Ausstellung im September werden weitere, bisher für den Besucher nicht zugängliche, Bereiche geöffnet sein.
     Nachdem bereits vor einigen Jahren große Sammlungen (Gemälde- und Grafiksammlung, Glas- und Porzellansammlung) aus den Depoträumen ausgelagert wurden, sind im April 1998 die letzten großen Sammlungen (u. a. Dokumenten- und Fotografische Sammlung, Plakat- und Flugblattsammlung sowie Bibliothek) ausgezogen.
     Sie sind nun in verschiedenen Gebäuden der Stadt untergebracht. Sicher hat diese neue Situation weder für Besucher noch für die Mitarbeiter nur positive Aspekte. Trotzdem ist das eine erste Verbesserung, denn Depoträume, die auf einen relativ schnell anwachsenden Sammlungsbestand ausgerichtet sind, hatte der Architekt Hoffmann nicht eingeplant. Ein geplanter Neubau in den 30er Jahren, der das Museumsgebäude entlasten sollte, wurde durch den Kriegsausbruch nicht ausgeführt. Auch alle folgenden Bemühungen um bessere Unterkünfte für die Sammlungen blieben relativ erfolglos. Für das Gebäude des Märkischen Museums ist nun nach 90 Jahren
eine neue Ära angebrochen. In nächster Zukunft wird es – dank des Engagements der Senatsbauverwaltung – in seinen Räumlichkeiten optimale Bedingungen für Ausstellungen bieten. Die Besucher werden sich an den alten und einigen neugestalteten Rundgängen sowie an interessantem Ausstellungsmaterial erfreuen können. Und vielleicht kommt es nun auch zur Einrichtung eines schon jahrzehntelang geplanten Cafés.

Quellen:
1      Original Stadtmuseum Berlin, Dokumentensammlung, IV 59/882 Q
2      a. a. O. IV 69/824 Q
3      Vgl. Verwaltungsberichte des Märkischen Provinzials-Museums zwischen 1880 und 1907, hier 1882/83, S. 8
4      Stadtmuseum Berlin, Hausarchiv, ohne Inventarnummer
5      Besucherbuch des Märkischen Museums 1875–1897
6      Neubauten der Stadt Berlin. Mit beschreibendem Text von Ludwig Hoffmann, 8. Band, Berlin 1909, S. 1 ff.
7      Ebenda
8      Ebenda
9      Max Osborn, Das Märkische Museum in Berlin. In »Zeitschrift für Bildende Kunst«, 19. Jg, 1908, S. 270
10      Ebenda
11      Ebenda
12      Ebenda

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