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schine aufgeführt: »1933 Entlassung aus
dem Pr. Staatsdienst weil >politisch
unzuverlässig< u. dgl.« und von Rothe mit Hand
zugefügt: »19331938 NSKK durch Überführung
eines Automobil-Clubs. 1938 wegen >Politischer Unzuverlässigkeit< ausgeschlossen.«
Die Rückseite des nicht datierten Personalblattes enthält folgenden tabellarischen, mit Schreibmaschine geschriebenen Lebenslauf mit Rothes handschriftlichen Ergänzungen. Es ist zu vermuten, daß dieses Blatt noch vor der Spaltung der Stadt 1948/49 geschrieben worden ist. Im Jahre 1950 muß Rothe einen weiteren Lebenslauf für die Personalakten geschrieben haben, denn dem Personalblatt ist ein ebenfalls nicht datierter und unterschriebener Halbbogen angefügt mit der Bemerkung, »Herr Dr. Rothe führt in seinem Lebenslauf vom 3. 2. 50 noch folgendes aus«. Hier seien nun die Angaben über den Lebenslauf dieses Apothekers wiedergegeben. Als Sohn eines Apothekers wurde er in Berlin geboren. Er besuchte ein humanistisches Gymnasium und wurde nach der Reifeprüfung Apothekerlehrling in der Schadeschen Apotheke. Nach der Gehilfenprüfung konditionierte er in verschiedenen Berliner Apotheken und in der Apotheke von Blankensee sowie in Friedeberg in der Neumark. Von 1910 bis 1913 studierte er »Naturwissenschaften, insbesondere Pharmazie, Botanik und Chemie«, daneben hörte er medizinische und philosophische Vor- | ||||||
Manfred Stürzbecher
Apotheker und Lebensmittelchemiker Walter Rothe
Walter Rothe war eine wichtige und
einflußreiche Persönlichkeit im
Gesundheitswesen, insbesondere in der Pharmazie der
Nachkriegszeit. Man wußte, daß er unter dem NS-Regime zu leiden hatte, wobei Einzelheiten jedoch für den Außenstehenden
nicht bekannt waren. Bei der Durchsicht der Altregistratur einer Berliner Behörde fand sich eine »unterbehördliche
Personalakte« von Walter Rothe aus der Zeit von 1945
bis 1954. Aus dieser sollen einige Daten zum beruflichen Lebenslauf dieses Apothekers und Lebensmittelchemikers mitgeteilt
werden.
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lesungen. 1912 legte er sein
pharmazeutisches Staatsexamen in Berlin ab und 1913 die Hauptprüfung als Lebensmittelchemiker. Von der Philosophischen Fakultät der
Friedrich-Wilhelms-Universität wurde er promoviert. 1913 wurde er
wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in der Chemischen
Abteilung der Preußischen Landesanstalt für
Wasserhygiene in Berlin-Dahlem und 1915 Assistent und später Mitglied der
Staatlichen Nahrungsmittel- Untersuchungs- Anstalt
in Berlin. 1921 wechselte er zunächst als
Hilfsarbeiter, 1923 als Regierungsrat und 1928 als Oberregierungs- und Medizinalrat in die Medizinalabteilung des preußischen Wohlfahrtsministeriums, mit der er 1932 an das Innenministerium wechselte. Er war Mitarbeiter des damals sehr bekannten Lebensmittelchemikers Adolf
Juckenack (18701939). 1943 wurde er auch
Vorsitzender des Prüfungsausschusses für
Apotheker. 1927 wurde er zum Mitglied des
preußischen Landesgesundheitsrates gewählt.
Mehrere Jahre war er 2. Vorsitzender der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft und
Vorstandsmitglied des Vereins deutscher Lebensmittelchemiker sowie des
Berufsvereins wissenschaftlicher Beamter. 1933 schied er aus politischen Gründen aus dem preußischen Staatsdienst und wurde in der chemischen Abteilung Mitglied des Reichsgesundheitsamtes. Auch wurde
er Mitglied des Reichsgesundheitsrates.
»Kurz vor dem Zusammenbruch mit der | Leitung der lebensmittelchemischen,
pharmazeutischen, ernährungsphysiologischen Abteilung des Amts (betraut), das alsbald als Institut für allgemeine Hygiene vom Magistrat
übernommen wurde. Daneben 1. 9. 45 Dezernent für Lebensmittelhygiene und Lebensmittelkontrolle beim LGA (Landesgesundheitsamt). Februar 1946
außerdem kommissarische Leitung des Instituts für Lebensmittel-, Arzneimittel- und gerichtliche Chemie. Im LGA auch
Arzneimittel- und Apothekengesetzgebung bearbeitet.
November 1947 hauptamtlich zum Abteilungsleiter am Institut für Lebensmittel-, Arzneimittel- und gerichtliche Chemie ernannt.« In dem Lebenslauf vom 3. Februar 1950 heißt es: »Im Laufe der Jahre schrieb ich eine ganze Reihe von Veröffentlichungen über pharmazeutische, lebensmittelchemische und Ernährungsfragen. An der amtlichen Kalorientabelle war ich maßgeblich beteiligt. Ich habe eine große Zahl von Vorträgen gehalten und bin Mitherausgeber der >Zeitschrift für Ernährung<. Meine letzte Arbeit behandelt >Vitaminaktionen in Deutschland<. Ich halte Vorlesungen über pharmazeutische Gesetzgebung am Pharmazeutischen Institut in Dahlem. Auf Grund eines Lehrauftrages der Freien Universität Berlin werden an meinem Institut Studierende in analytischer Chemie ausgebildet. Die Technische Universität hat mir einen Lehrauftrag für | |||||
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Lebensmittelgesetzgebung, -kontrolle und -hygiene erteilt. Ich bin Gründer der
neuen Pharmazeutischen Gesellschaft Berlin und der Gesellschaft deutscher
Chemiker, Bezirksgruppe Berlin, und Vorsitzender
der Berliner Prüfungsausschüsse für
Apotheker und für Lebensmittelchemiker. Für
Verdienste um die Pharmazie wurde mir
kürzlich die Ernst-Urban-Medaille verliehen.«
Schon dieser Lebenslauf zeigt ein vielseitiges Berufsleben eines selbstbewußten Mannes, der wenigstens in den zwanziger Jahren politisch der Zentrumspartei nahestand. Aufschlußreich ist, daß der aus dem preußischen Innenministerium entfernte Beamte seine Laufbahn als Oberregierungsrat und Mitglied des Reichsgesundheitsamtes fortsetzen konnte. In dieser Stellung als wissenschaftlicher Beamter hatte er an politischem Einfluß verloren, von einer formalen Degradierung kann aber keine Rede sein. In einem Schreiben vom 31. Juli 1945 weist Rothe darauf hin, daß dem Anschein nach 1933 Leonardo Conti (19001945; später Reichsgesundheitsführer) mit Familienangehörigen in Auseinandersetzungen verwickelt war. Er »setzte ein Verbot durch, daß meine Familie und ich der Partei usw. nicht angehören durften, zumal da meine arische Abstammung nicht geklärt und ich politisch unzuverlässig sei und wir jüdisch versippt seien«. Dem Anschein nach hatte Rothe in einem NS-Fragebogen die Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge verschwie- | gen, was zu disziplinarischen
Vorermittlungen ohne greifbare Konsequenzen geführt hatte. An diesem Fall zeigt sich wiederum, daß in ihrem bisherigen Wirkungskreis ausgeschaltete Beamte und Wissenschaftler im Reichsgesundheitsamt unter dem Präsidenten Hans Reiter, der
sich verbal als fanatischer Anhänger des
NS-Regimes gebärdete, einen Arbeitsplatz fanden.
Zum Verständnis der in dem Lebenslauf genannten Institutionen muß folgendes angeführt werden. Bei der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 bestanden in Berlin für das hier behandelte Gebiet des Gesundheitswesens folgende wissenschaftliche Institutionen: das Reichsgesundheitsamt (RGA), dem preußischen Staat zugeordnet, das Robert Koch Institut (RKI), das Institut für Wasser-, Boden-, Lufthygiene (WaBoLu), die Preußische Landesanstalt für Lebensmittel-, Arzneimittel und gerichtliche Chemie und die wissenschaftlichen Institute des Hauptgesundheitsamtes (HGA) der Stadt Berlin. Während der NS-Herrschaft kam es zeitweise zu einer Anbindung des RKI und des WaBoLu an das RGA, indem dessen Präsident gleichzeitig auch Leiter dieser Institute wurde. Die Preußische Landesanstalt für Lebensmittel-, Arzneimittel- und gerichtliche Chemie war von diesen Fusionsbestrebungen jedoch nicht betroffen, obwohl es am Ende der NS-Herrschaft auch eine Reichsanstalt war. Nach dem Zusammenbruch 1945 übernahm | |||||
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der Magistrat von Groß-Berlin
treuhänderisch die Verwaltung der ehemaligen
Reichs- und preußischen Institute auf dem
Gebiet des Gesundheitswesens. Es entstand das Institut für Infektionskrankheiten Robert Koch (ehem. RGA, RKI, WaBoLu). Die ehemalige Preußische Landesanstalt wurde als eigenständiges Institut im Rahmen des nunmehrigen Landesgesundheitsamtes (LGA) weitergeführt. Die personellen Querverbindungen waren mannigfacher Art, wie sich am Beispiel von Walter
Rothe zeigt.
Aus der Akte gehen teilweise auch die persönlichen Nöte der ersten Nachkriegszeit hervor. Im Mai 1946 wendet sich Rothe an den Magistrat mit der Bitte, eine Beschlagnahme seines 1932 erworbenen Hauses, in der Lassenstraße in Berlin-Grunewald gelegen, durch die britische Besatzungsmacht abzuwenden. Das Haus werde von sechs Familien seiner Verwandtschaft bewohnt. Seine Ehefrau sei »schwer darmleidend« und die Schwiegertochter, eine Medizinerin kurz vor dem Staatsexamen, leide an Tuberkulose. Er berichtet außerdem: »Mit äußerster Anstrengung habe ich immer wieder die auf das Haus gefallenen Fliegerbomben löschen können. Noch zum Schluß wurde es durch Sprengbomben in Nachbarhäusern schwer beschädigt. Nach langer Arbeit, besonders an den Sonntagen, haben wir jetzt das Dach wieder belegt. Es sind aber die Dachrinnen völlig defekt | und das Regenwasser läuft wegen
fehlender Dachziegel an den Mauern herab. Die Mauern sind durchfeuchtet und schimmeln
an vielen Stellen. Überall finden sich
Milben. Fenster, Wände und Türen sind vielfach zerstört oder stark beschädigt, ebenso
Wasserleitungen und Heizung.«
Mag die Schilderung dem Zweck des Schreibens entsprechend auch etwas kraß ausgefallen sein, sie zeigt doch, mit welchen Problemen sich neben den dienstlichen Belangen auch ein höherer Beamter in den ersten Nachkriegsjahren auseinandersetzen mußte. Ein Hinweis auf den Obst- und Gemüsegarten macht deutlich, daß auch der für die Lebensmittelhygiene und Ernährungsfragen zuständige Dezernent des Landesgesundheitsamtes sich durch Eigenanbau zusätzlich Lebensmittel verschaffen mußte. Nur langsam konnte man zu einer Reorganisation der ehemals überörtlich tätigen Institution kommen. Das Schicksal des deutschen Staates war noch offen, und so konnten manche Provisorien nur recht schleppend abgebaut werden. Welche sachlichen, aber auch individuellen Probleme gelöst werden mußten, macht folgendes Schreiben Rothes vom 29. September 1947 an das Landesgesundheitsamt deutlich. »Unter Bezugnahme auf die erfolgte Rücksprache erlaube ich mir, auf Folgendes hinzuweisen: Daß mir die in den letzten 2 Jahren wie- | |||||
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derholt angebotene Stelle des Leiters des Instituts für Lebensmittel-, Arzneimittel- und gerichtliche Chemie nunmehr
übertragen werden soll, ehrt mich.
Hierzu erlaube ich mir, zu bemerken: 1. Außer meiner Tätigkeit als Leiter der chemischen, pharmazeutischen, ernährungsphysiologischen Abteilung des Instituts für allgemeine Hygiene und als Dezernent für Lebensmittelhygiene und Lebensmittelüberwachung sowie Neuregelung des Arzneimittelverkehrs im LGA, leite ich nunmehr seit 1 1/2 Jahren das Institut für Lebensmittel-, Arzneimittel- und gerichtliche Chemie kommissarisch, ohne daß ich für diese Nebentätigkeit eine besondere Vergütung, wie es früher üblich war, beansprucht oder erhalten habe, während mir z. B. vor 2 Jahren der Präsident der deutschen Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen in der sowjetisch besetzten Zone, Dr. Konitzer, Zuzahlung eines halben Sondergehalts bot, wenn ich eine nebenamtliche Tätigkeit in seiner Behörde übernehmen würde, was ich jedoch ablehnen mußte. In Anbetracht meiner starken dienstlichen Inanspruchnahme habe ich die umfangreichen schriftlichen Arbeiten außerhalb der Dienststunden unter voller Ausnutzung meiner Arbeitskraft leisten müssen. Ich habe dies aus ideellen Gründen gern und willig getan.« Er setzt sich dann mit seiner tariflichen Eingruppierung unter Hinweis auf seine Ver- | dienste um die Entwicklung von
Lebensmittelchemie und Pharmazie auseinander. Dann fährt er fort:
»2. Die Gründung des Instituts für Lebensmittel-, Arzneimittel- und gerichtliche Chemie, das m. E. zu Unrecht kürzlich in Eile in >Untersuchungsstelle für Lebensmittel-, Arzneimittel- und gerichtliche Chemie< umgetauft wurde, erfolgte im Jahre 1901 als Staatliche Anstalt zur Untersuchung von Nahrungs- und Genußmitteln sowie Gebrauchsgegenständen. Sie wurde bis 1927 durch den späteren Ministerialrat Präsident Geheimrat Prof. Dr. Juckenack, meinem Amtsvorgänger im Ministerium, geleitet. Im Jahre 1930 erhielt die Anstalt entsprechend ihrer anerkannten Bedeutung und erfolgreichen Tätigkeit die Bezeichnung Preußische Landesanstalt für Lebensmittel-, Arzneimittel- und gerichtliche Chemie und 1942 Reichsanstalt für Lebensmittel- und Arzneimittel-Chemie, wobei in Aussicht genommen war, der Anstalt die gesamte Beratung der Reichsregierung auf dem Gebiet der Lebensmittel- und Arzneimittel-Chemie zu übertragen, soweit sie nicht schon als oberste Stelle dafür tätig war, wie für Wein- und Ersatzlebensmittel-Untersuchung. Wenn ich jetzt die hauptamtliche Leitung des Instituts übernehmen soll, so würde ich wider seine ausgezeichnete wissenschaftliche Tradition verstoßen, wenn ich nicht verlangen würde, daß es hinter ande- | |||||
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ren entsprechenden wissenschaftlichen
und früheren Reichsinstituten nicht
verkleinert werden darf, zumal es mir gelungen ist, das Institut u. a. durch Einbau der Chemischen Abteilung des
Hauptgesundheitsamtes in Anbetracht seiner jetzigen
besonderen Bedeutung für die Volksernährung in Ansehen und Ruf bei Fachleuten und Laien zu heben.
3. Geheimrat Prof. Dr. Juckenack und sein noch jetzt im Alter von über 70 Jahren an der Anstalt als Abteilungsleiter tätiger Nachfolger Dr. Prause führten die Amtsbezeichnung Präsident und Professor. Auch 6 der wissenschaftlichen Angestellten des Instituts führen mit Recht die ihnen zumeist vor 1933 verliehene Amtsbezeichnung Professor weiter. Ich selbst hätte sie bereits 1923 erhalten, wenn ich nicht damals zum Regierungsrat im Ministerium befördert worden wäre. Auf die Bezeichnung Präsident verzichte ich zwar, muß aber im Interesse des Ansehens des Instituts und meiner Dienststellung Wert darauf legen, daß ich die mir auch schon wegen meiner vielseitigen langjährigen wissenschaftlichen Tätigkeit ich arbeite z. Zt. wieder an 8 Veröffentlichungen die mir zukommende Bezeichnung >Professor< erhalte, um nicht schlechter dazustehen, als die auch z. Zt. gleichstehenden, jedoch unterstellten wissenschaftlichen Angestellten des Instituts, obwohl ich wohl der Letzte bin, der titelsüchtig ist. | Zusammengefaßt weise ich noch einmal darauf hin, daß ich bei meiner Ernennung zum Leiter des Instituts erwarte, 1. dabei gehaltlich nicht nur unwesentlich aufgebessert zu werden, 2. die gleichrangige Stellung des Instituts gegenüber anderen wissenschaftlichen Instituten nicht gemindert wird und 3. daß ich die Bezeichnung Professor erhalte. Wenn einem dieser Wünsche nicht entsprochen werden kann, bitte ich, die Beförderung ablehnen zu dürfen und den jetzigen Zustand beizubehalten.« Das Schreiben zeigt das Selbstbewußtsein von Rothe. Die bürokratische Abwicklung des Vorganges liest sich wesentlich nüchterner. Mit Schlußzeichnung des Stadtrates für Gesundheitswesen, Bruno Harms, vom 30. Oktober 1947 erhält Rothe folgende Mitteilung: »Damit Sie sich künftig voll und ganz den Aufgaben des Untersuchungsamtes widmen können, entbinden wir Sie hiermit von Ihrer Tätigkeit beim Zentralinstitut für Hygiene und Gesundheitsdienst, Zweigstelle 1 (Institut für allgemeine Hygiene). Mit Wirkung vom 1. 10. 1947 ab werden Sie daher in die Stelle des Leiters des Untersuchungsamtes für Lebensmittel-, Arzneimittel- und gerichtliche Chemie versetzt. Die von Ihnen innegehabte Planstelle bei der Zweigstelle 1 ist im Stellenplan für 1948 gestrichen worden. | |||||
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Wegen der Gehaltsregelung erhalten
Sie vom Hauptpersonalamt unmittelbar Nachricht.«
Durch Magistratsbeschluß Nr. 1094 vom 22. Februar 1950 wurde Rothe die Amtsbezeichnung »Direktor und Professor« verliehen. Rothe war vielseitig interessiert und engagiert. Wegen der diversen Nebentätigkeiten, wie z. B. dem Vorsitz im Ausschuß für die pharmazeutische Staatsprüfung und des Ausschusses der Prüfung für Lebensmittelchemiker, die Mitgliedschaft in der Prüfungskommission für homöopathische Ärzte, als Prüfer für den zoologischen und botanischen Teil der Pharmakologie, kam es zum umfangreichen Schriftwechsel zwischen der Verwaltung und Rothe. Gleiches galt auch hinsichtlich der vielen Dienstreisen, wobei es sich einerseits um den Besuch von wissenschaftlichen Tagungen der unterschiedlichsten Gesellschaften und andererseits um die Teilnahme an Besprechungen von Gremien, sowohl von amtlichen Ausschüssen als auch von Berufsverbänden im Bereich der Pharmazie und Lebensmittelchemie, handelte. Als die Altersgrenze für Beamte heranrückte, entwickelte Rothe Aktivitäten, auf der Grundlage des Entschädigungsgesetzes noch weiter im Amt bleiben zu können. Außerdem wurde von ihm geltend gemacht, daß er als Wissenschaftler den Hochschullehrern gleichgestellt werden müßte, die | erst mit 68 Jahren entpflichtet werden. Diese Forderung wurde vom Senator für Inneres abgelehnt. Außerdem stellte sich die Frage, ob Rothe nach Wiedereinführung des Beamtenrechtes in Westberlin wieder beamtet werden sollte. Im Hinblick auf die Regelung dieser Frage wurde die Dienstzeit bis zum Ablauf des Monats Mai 1953 verlängert, danach wurde er dann nach dem Landesbeamtengesetz pensioniert. Lange hat Rothe seine Pensionierung nicht überlebt, im Alter von 66 Jahren ist er an den Folgen eines Schlaganfalles am 19. Oktober 1954 in Berlin verstorben. In der Pharmazeutischen Zeitung erschien anonym ein kurzer Nachruf, der wahrscheinlich aus der Feder von Ernst Urban (18741958) stammte. | |||||
© Edition Luisenstadt, 1998
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