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83 Novitäten![]() | Eröffnung Hygieneausstellung ![]() ![]() |
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bringen, was Behörden, Verbände und
Einzelne, was Wissenschaft und Technik zur Verhütung und Verminderung
gesundheitsgefährlicher Einflüsse und zur Hilfe bei
eingetretener Gefahr für Gesundheit und Leben
geleistet haben und zu leisten imstande sind«.
Die feierliche Eröffnung war nicht nur wegen der besucherträchtigen Pfingsttage auf den 12. Mai festgelegt worden, obwohl wie Hobrecht den Journalisten bei einem ersten Presserundgang am 10. Mai verraten hatte das Gebäude noch gar nicht fertig war und bis zur Vollendung der krönenden Kuppel noch zwei bis drei Wochen vergehen sollten. Genau ein Jahr zuvor, am 12. Mai 1882, war, vier Tage vor der damals geplanten Eröffnung der Hygieneausstellung, das dazu offenbar zu schnell und vorwiegend aus Holz errichtete Gebäude am gleichen Ort innerhalb 25 Minuten abgebrannt. Danach war, wie die Berliner illustrierte Wochenschrift »Der Bär« berichtete, von allerhöchster Seite der Auftrag erteilt worden, »für die Wiederholung einen Bau in Stein und Eisen zu errichten, gemacht, dem Elemente zu trotzen«. Am 10. September 1882 hatte schließlich die Dresdener Ingenieurfirma Dr. Pröll & Scharowsky den Zuschlag erhalten, die sich mit der Berliner Baufirma A. Druckenmüller zu einem Konsortium vereinigte. Auf einer Gesamtfläche von 25 000 m² errichteten sie 25 miteinander verbundene Kuppelpavillons, wobei der Gedanke eine Rolle spielte, diese auch für | ||||||
Horst Wagner 12. Mai 1883:
Eröffnung der
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einzelne kleinere Ausstellungen zu
nutzen. (Später beherbergten sie u. a. die
Urania.) Durch schachbrettartige Zusammenfassung waren drei Längs- und drei Querhallen
entstanden, die vier innere Höfe umschlossen. Der mittlere vordere Pavillon, der
neben dem Eingangsportal auch vier Fahrstühle enthielt, überragte mit seinen 45 m Höhe die anderen um mehr als das Doppelte. In der Mitte dieses Eingangspavillons
erhob sich die Büste der Kaiserin Augusta.
Die Wände schmückten allegorische
Darstellungen der Wohltätigkeit und der
Barmherzigkeit, verkörpert durch die Heilige
Elisabeth und den Barmherzigen Samariter, sowie
ein Tableau des Dankopfers der Genesenden aus dem Tempel des Äskulap zu Epidaurus.
Der vom Kronprinzen angeführte Eröffnungsrundgang begann in den Ausstellungen der preußischen Ministerien und der Stadt Berlin. Letztere, auch »Fleischschau« genannt, gab einen Einblick in die Arbeit der hauptstädtischen Hygieneärzte und Abdeckereien zur Vorbeugung gegen von Schlachttieren ausgehende Krankheiten. Unter »einer Anzahl vorzüglicher Mikroskope«, so hob die »Vossische Zeitung« hervor, wurde hier u. a. »die Entwicklung von Trichinen zur Anschauung gebracht«. Große Aufmerksamkeit, sicher nicht nur bei den Eröffnungsgästen, fanden in der 1. Abteilung Objekte, »welche die körperliche und geistige Pflege der Kinder darstellen ... Die Kinderspiele nach Fröbelscher Manier, die | verschiedenen Holz-, Blech- und
Buchbindearbeiten wurden«, so die
»National-Zeitung« in ihrem Bericht, »mit derselben Sorgfalt gemustert wie die Zeichnungen und Modelle von Unterrichtsanstalten. Der Übung
der Körper ist durch Modelle von Turnhallen, durch Turngeräte usw. Rechnung
getragen, wie der Bekleidung und Hautpflege durch Wasch, Bade- und Frottierapparate,
durch Modelle von Volksbädern, durch
Fontänen für Arbeits- und Schlafzimmer.«
In der 2. Abteilung, die sich auch mit der Hygiene bei der Armenpflege sowie in Straf- und Besserungsanstalten beschäftigte, erregten besonders die Darstellungen des Gefängnisses von Plötzensee und des Kriminalgebäudes zu Moabit großes Aufsehen. Ebenso die Ausstellung des Militär und Marinesanitätswesens in der 3. Abteilung, die Ambulanzen, Lazarette und Lazarettschiffe zeigte. Die 4. Abteilung war, so würde man heute sagen, der Umwelthygiene gewidmet, dem Schutz von Grund und Boden, der Reinhaltung der Luft, der Beseitigung von Abwässern und Fäkalien. Die 5. Abteilung zeigte Maßnahmen zum Schutz der gewerblichen Arbeit sowie Vorkehrungen zur Rettung von Verunglückten. Die 6. schließlich demonstrierte die Abwehr von Feuers-, Blitz- und Explosionsgefahr sowie von Wassernot. Unter den außerhalb des Hauptgebäudes gelegenen Objekten, die zum Teil in die Stadtbahnbögen hineinreichten, fanden ein Steinkohlebergwerk, | |||||
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85 Novitäten
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ein Taucherhaus mit Bassin sowie ein Leichenverbrennungsofen
besonderes Interesse.
Die Ausstellung, die bereits zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung für den Besucherverkehr freigegeben worden war und bis zum 15. Oktober geöffnet bleiben sollte, war für 4 000 Besucher am Tag |
Hauptgebäude für die Hygieneausstellung | |||||||
berechnet. Gleich am Pfingstmontag wurde der Rekord mit
10 000 Besuchern erreicht. Auf Stadt- und Pferdebahn - letztere
hatte zwei Sonderlinien eingerichtet - herrschte Hochbetrieb. Hier konnte man auch
gleich Eintrittskarten für die Ausstellung
kaufen. Sie kosteten eine Mark für die
Eröffnungstage, danach 50 Pfennig. Im Garten der
Ausstellung sowie in den angrenzenden Stadtbahnbögen waren je ein Restaurant
1. und 2. Klasse, ein Wiener Café, eine Weißbierstube sowie eine Wein- und
Frühstücks-Stube eingerichtet worden.
Als Generalpächter und Leiter all dieser
Etablissements fungierte Herr Bauer, der
Besitzer des berühmten Cafés Unter den
Linden. Der Kaiser besuchte übrigens die Ausstellung am Dienstag nach Pfingsten,
einen Tag später gefolgt vom
sächsischen König.
»Nicht nur die Inhaber von Hotels und Restaurants werden von dem durch Extra- |
züge aus aller Herren Ländern hierher geführten Menschenstrom berührt«, jubelte die »National-Zeitung«. »Die Directoren der Theater, der öffentlichen Etablissements aller Art, ziehen aus dem Fremdenzufluß ihren Nutzen und haben ihn bei allen Dispositionen für die Sommersaison als ausschlaggebenden Faktor betrachtet. Bleiben doch mehrere Theater, die sonst während des Sommers ihrem Personal Ferien gönnten, diesmal geöffnet - ja ist doch schon jetzt eine zahlreiche Vermehrung der hier nicht gerade spärlich vertretenen Vergnügungs-Etablissements für die Sommersaison gesichert.« Eine Bemerkung, die vielleicht auch noch heutiger Berlinplanung und -werbung Anregung geben könnte. Bildquelle:
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© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de