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Walter Schmidt
Gewittersturm über dem ganzen Kontinent Der Berliner 18. März und die europäische Die siegreichen Berliner Barrikadenkämpfe vom 18. März 1848 gelten zu Recht als der eigentliche Höhepunkt der deutschen Märzrevolution. Als der preußische König Friedrich Wilhelm IV. wenige Tage später sein Haupt vor den vor seinem Schloß vorbeigetragenen Gefallenen der Revolution entblößen mußte, war dies die größte Demütigung, die ein Hohenzoller durch seine »Untertanen« hinnehmen mußte. Der Revolutionsdichter Ferdinand Freiligrath hat diese Szene in seinem Gedicht »Die Toten an die Lebenden« eindrucksvoll poetisch gestaltet: So war's! Die Kugel in der Brust,
| der einst ein Komödiante war!)
bleich stand er und beklommen! Das Heer indes verließ die Stadt, die sterbend wir genommen! Die deutsche Revolution hatte zwar schon Ende Februar 1848 eingesetzt, als unter dem Eindruck der Nachrichten über die erfolgreiche Pariser Februarrevolution in den südwest- und westdeutschen Klein- und Mittelstaaten Volksbewegungen sich ausbreiteten und die Einsetzung liberaler Regierungen sowie die Einführung bürgerlicher Rechte und Freiheiten erzwangen. Auch waren schon seit Anfang März Bemühungen liberaler und demokratischer Kräfte im Gange, um die Bildung einer gewählten gesamtdeutschen Nationalvertretung in die Wege zu leiten. Am 3. März hatte die revolutionäre Welle erstmals auf Preußen übergegriffen, als eine von Kleinbürgern und Arbeitern getragene Massendemonstration in der rheinischen Metropole Köln mit demokratischen und sozialen Forderungen hervortrat. Aber noch war die Macht der Reaktion in Österreich und Preußen, den beiden rivalisierenden deutschen Großmächten, ungebrochen. Erst der Sturz Metternichs durch die Wiener Revolution am 13. März und der Sieg des revolutionäraktiven Volkes in der preußischen Hauptstadt brachte die Wende. Damit erst war die Allmacht der adlig-monarchischen Kräfte in ganz Deutschland beseitigt, und es eröffneten sich reale Chancen für eine Demokra- | |||||
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tisierung und nationalstaatliche Einigung des
zersplitterten Landes. Doch was sich zwischen Ende Februar und Mitte März 1848
an revolutionären Vorgängen in den
deutschen Staaten vollzog, war keine originär und
isoliert deutsche Angelegenheit. Es war nur Teil einer Revolutionsbewegung von
internationaler Dimension. Auch die Berliner Märzrevolution war ein europäisches
Ereignis, reihte sich ein in einen kontinentalen Revolutionszyklus, von dem sie
beeinflußt war, deren Wirkungen ihrerseits aber
auch nicht auf Preußen und Deutschland beschränkt blieben.
Paris galt als das Herz
Die Initiative zu diesem revolutionären | friedlich-oppositionelle
Wahlrechtsbewegung des französischen Bürgertums am 22. Februar 1848 in eine Revolution des Volkes um. Binnen vier Tagen stürzten
Arbeiter und Kleinbürger die konstitutionelle
Julimonarchie und proklamierten die Französische Republik. Revolution in der
Kapitale Frankreichs das war von vornherein
keine rein französische Angelegenheit. Das
wußten seit 1789 und 1830 Freund wie Feind
in ganz Europa. Paris galt bei allen als Herz europäischer Revolutionsbewegungen.
Sein Pulsschlag mußte 1848 mehr noch als in
den Jahrzehnten zuvor auf ganz Europa ausstrahlen. Und die Pariser
Februarrevolution wurde in der Tat zum Fanal für einen
länderübergreifenden Aufbruch. Sie
machte endgültig klar, daß ein revolutionärer
Gewittersturm über den ganzen Kontinent brausen würde. Die deutsche Revolution und
so auch der Berliner 18. März standen ganz in ihrem Bann.
Doch waren die Wiener und Berliner Revolution nicht nur der Pariser Initialzündung verpflichtet. Sie gaben ihrerseits gewichtige Anstöße für revolutionäre Erhebungen in Mittel-, Ost- und Südeuropa. Zwei Tage nach dem Wiener 13. März war das ungarische Budapest in vollem Aufruhr. In Italien schlug die Vertreibung Metternichs wie eine Bombe ein. Am 18. März erhob sich Mailand gegen die österreichischen Okkupanten; fünf Tage später war Radetzky aus der Stadt vertrieben. Am 20. März brach | |||||
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unter dem Eindruck der siegreichen
Berliner Revolution der polnische Aufstand in Posen aus. Auch die Tschechen und Slowaken kamen Mitte März in Bewegung. Wie in Polen, Ungarn und Italien standen bei ihnen wie auch bei den Südslawen die Beseitigung der nationalen Unterdrückung und Forderungen nach nationaler Gleichberechtigung im Mittelpunkt. Anfang April griff die Revolutionswelle schließlich auf den Balkan über, wurden auch die rumänischen Länder erfaßt. So stand binnen weniger Wochen der europäische Kontinent bis an die Grenzen des russischen Reiches in Flammen. Eine Revolution von europäischer Dimension hatte begonnen. In all diesen Ländern ging es um die Durchsetzung der bürgerlichen Gesellschaftsordnung. Die feudalen oder halbfeudalen Systeme sollten überall dort, wo der Adel noch die Alleinherrschaft ausübte, beseitigt, die Bauern von feudalen Verpflichtungen gänzlich befreit, das Bürgertum an die Macht gebracht und parlamentarisch-demokratische Verhältnisse hergestellt werden. Ihrem Charakter nach handelte es sich also um bürgerliche Revolutionen. Liberale Eliten bürgerlicher oder adliger Herkunft gaben die Richtung der gesellschaftlichen Neugestaltung an, ließen allerdings zumeist die notwendige Konsequenz bei der Durchsetzung ihrer Ziele vermissen und vereinbarten sich mehr mit den alten Gewalten, als daß sie diese gemeinsam mit dem Volk | niederringen wollten. Kleinbürgerliche
Demokraten, aufständische Bauern wie politisch mobilisierte Arbeiter suchten
freilich ohne durchgreifende Erfolge die
Revolution in aufsteigender Bewegung zu halten, um die Macht des Adels vollends zu brechen
und so erst die Märzerrungenschaften und ein demokratisches Gesellschaftssystem zu
sichern. Dies gelang zwar nicht, doch rang auch die schließlich niedergeschlagene
Revolution den konterrevolutionären Siegern Maßnahmen ab, die den weiteren Weg in die
bürgerliche Gesellschaft bahnten. Die Abschaffung der Feudalbeziehungen auf
dem Lande wurde überall endgültig
vollzogen. Verfassungen, wenn auch meist
reaktionär beschnitten, blieben in vielen Ländern
bestehen. Neue Gesetze begünstigten die kapitalistische Wirtschaft. Nicht zuletzt
lebte trotz gegenteiliger Bemühungen des
konterrevolutionären Zeitgeistes auch die
Tradition des revolutionären Aufbruchs im
Volke fort. Die Revolutionen der Jahrhundertmitte wiesen gegenüber der » klassischen« bürgerlichen Revolution von 1789 in Frankreich neue Züge auf. Vier Momente fallen ins Auge. Wechselseitige Einflüsse
Erstens. Anders als 1789 war nicht nur ein Land revolutioniert, dessen Bewegung auf andere Länder ausstrahlte, sondern fanden | |||||
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erstmals in einer Vielzahl europäischer
Länder, von Frankreich bis Polen, von Italien
bis auf den Balkan gleichzeitig Revolutionen statt. Das war ein neues Phänomen, das
sich allerdings bereits 1830 im Gefolge der französischen
Julirevolution angedeutet hatte. Es vollzog sich bei allen Verschiedenheiten in
den einzelnen Ländern eine »europäische Revolution«. Die
Grundlage dafür war mit der raschen Ausbreitung der kapitalistischen
Produktionsweise über weite Teile Europas in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts entstanden. Gleichzeitige Revolutionen in einer Vielzahl europäischer Länder führten zwangsläufig dazu, daß
Ereignisse in einem Land oft unmittelbar auf Prozesse in anderen Ländern
wirkten. Revolution wie Konterrevolution beeinflußten sich über
Ländergrenzen hinweg direkt wechselseitig. Wir hatten gesehen, wie
sich vom Pariser Februar aus die Revolution in konzentrischen
Kreisen über Europa ausbreitete und im März 1848 ihren Höhepunkt
er-
Während des Umritts | ||||||
reichte. Gleiches läßt sich für den
konterrevolutionären Rückschlag feststellen. Er
setzte zwar schon im April 1848 mit dem Scheitern des chartistischen Versuchs ein, mit
der | ||||||
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dritten Petitionsbewegung auch in
England eine revolutionäre Entwicklung zu
initiieren. Jedoch erst die Niederlage der Pariser Juniinsurrektion (Volkserhebung) leitete die eigentliche Wende im europäischen Revolutionsverlauf ein, die der Sieg der Habsburger Konterrevolution über das
revolutionäre Wien Ende Oktober/Anfang November und der preußische Staatsstreich von November/Dezember 1848
vollendete. Als grobe Faustregel könnte man
formulieren: Ohne die Pariser Februarrevolution keine Wiener und Berliner Märzrevolution; ohne diese keine nationalen Erhebungen der Italiener, Ungarn und Polen.
Ohne die Niederlage der Pariser proletarischen Junierhebung kein konterrevolutionärer Rückschlag im Spätherbst 1848 in Österreich und Preußen und auch keine Wahl Napoleons zum französischen Präsidenten; und ohne die Konsolidierung der wiedererrichteten Alleinherrschaft der adlig-monarchischen Kräfte in den beiden deutschen Großstaaten wie der konservativen, dem Bonapartismus zustrebenden Elemente in Frankreich keine Unterdrückung der erneut aufflammenden revolutionären Herde an der Peripherie der europäischen Revolution in Ungarn und Italien wie der deutschen Reichsverfassungserhebungen in Sachsen und vor allem in Baden und in der Pfalz. Die Gleichzeitigkeit des revolutionären Aufbruchs, von den Menschen als europäischer »Völkerfrühling« gefeiert, hatte große | Hoffnungen auf eine Potenzierung der
Revolutionskraft durch Zusammenschluß der revolutionären Elemente über
Ländergrenzen hinweg zum Kampf um ein befreites
bürgerlich-demokratisches Europa geweckt.
Doch diese Hoffnungen erfüllten sich nicht.
Nicht die Revolutionäre der verschiedenen
Länder, sondern die europäische
Konterrevolution entwickelte die größere
Gemeinsamkeit in den Auseinandersetzungen zwischen Reaktion und Fortschritt. So folgte den unerwartet raschen ersten Erfolgen der
Revolution im Frühjahr 1848 bald ein Abebben
der Bewegung, die von den zwar geschlagenen, aber nicht zerschlagenen und sich
rasch konsolidierenden konservativen
Gegenkräften nacheinander Zug um Zug gestoppt wurde: im Mai 1848 in Polen, im Juni durch die Niederschlagung des Prager Aufstands
in Tschechien und vor allem in Frankreich durch die militärische Unterwerfung der Pariser Arbeiter und Kleinbürger, im Oktober und November in Österreich und
in Preußen, schließlich im Sommer 1849
in Südwestdeutschland, in Italien und in Ungarn. Nach eineinhalb Jahren war so
der halben Revolution des Februar und März 1848 eine ganze Konterrevolution gefolgt.
Zweitens. Die Revolutionen von 1848 fanden, wie Marx und Engels im »Kommunistischen Manifest« unmittelbar am Vorabend der Revolution festgestellt hatten, unter fortgeschritteneren gesellschaftlichen Verhältnissen als die vorangegange- | |||||
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nen bürgerlichen Revolutionen in
England und in Frankreich statt. Seit 1789 hatten
sich die ökonomischen und sozialen Bedingungen grundlegend geändert. Das Zeitalter des Industriekapitalismus brach an. Die industrielle Revolution schuf der
bürgerlichen Gesellschaft eine neue materielle
Grundlage. In Frankreich, wo bereits die
bürgerliche Ordnung herrschte, ging es schon
um den demokratischen und sozialen Ausbau der bürgerlichen Gesellschaft. In
Ländern wie Deutschland oder Italien existierte
der Feudalismus nicht mehr uneingeschränkt, sein Abbau, die Entfeudalisierung,
hatte längst eingesetzt. Durch ökonomisch wie sozial erzwungene Reformen, die um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert
begonnen hatten, war die bürgerliche
Umwälzung bereits in vollem Gange. Lediglich in
den Ländern der Habsburgermonarchie mußte
wie 1789 in Frankreich die Abschaffung des Feudalismus erst eingeleitet werden.
Eine zentrale Frage:
Drittens. Die 1848er Revolutionen waren mit Ausnahme Frankreichs der Form nach zugleich nationale Revolutionen. Das will sagen: Die Nationsbildung auf bürgerlich-kapitalistischer Grundlage, die Formierung von einheitlichen und unabhängigen Nationalstaaten bzw. die Erringung nationaler Gleichberechtigung und Autonomie war | überall eine zentrale Frage im
Revolutionsgeschehen. Dies bewegte die politisch
engagierten Massen in allen Ländern.
In Deutschland und Italien sollte die staatliche Zersplitterung beseitigt und ein einheitlicher Nationalstaat, ob als Republik oder als konstitutionelle Monarchie, geschaffen werden. Italien mußte sich ebenso wie Ungarn zugleich gegen außen wehren und vom Joch der nationalen Unterdrückung durch die Habsburgermonarchie befreien. Auch Tschechen, Slowaken und Südslawen strebten nationale Unabhängigkeit an, und sei es nur in Form von Autonomie. Die Rumänen wollten einen eigenen Staat. Die polnischen Revolutionäre kämpften für ein selbständiges, freies, demokratisches Polen, das nur gegen die Heilige Allianz von Österreich, Preußen und Rußland zu erringen war, die Polen dreimal unter sich aufgeteilt hatten und einen eigenen polnischen Staat mit allen Mitteln zu verhindern suchten. Der nationale Befreiungskampf führte nirgendwo zum Erfolg. Es zeigte sich bald, daß die nationalen Interessen der verschiedenen revolutionierten Völker sich kreuzten, gegeneinander standen und eine Gemeinsamkeit im Ringen um Demokratie und Unabhängigkeit verhinderten. Nationale Interes- sen, namentlich die Gewinnung von realer oder auch nur scheinbarer nationaler Unabhängigkeit, gingen durchweg vor Demokratisierung. Die Bourgeoisie aller Länder | ||||
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predigte überdies bewußt »nationalen
Egoismus« und schürte ebenso die nationalen Widersprüche zwischen den
unterdrückten Völkern wie die adlig-monarchische
Konterrevolution, die diese Gegensätze in ihrem Interesse, zur Wiedererrichtung ihrer Alleinherrschaft, ausnutzte. Den
Demokraten gelang es nicht, die revolutionären
Kräfte über die Landesgrenzen hinweg gegen
die gemeinsam agierende Reaktion zu bündeln. Auch eine Synchronisierung der
revolutionären Aktionen in den verschiedenen
Ländern kam nicht zustande, war spontan wohl auch nicht zu erwarten. Aber auch die
wenigen Versuche der Demokraten in dieser Richtung wie im Frühjahr 1849
blieben erfolglos. Lediglich internationale
Solidarität, vor allem gegenüber Ungarn und in
der deutschen Reichsverfassungskampagne, wurde wirksam, vermochte aber das
Blatt nicht zu wenden.
Selbständige Beteiligung
Viertens. 1848 war schließlich die erste | ein; am entschiedensten in Frankreich. Hier erkämpften die Arbeiter Ende Februar 1848 die Republik und erzwangen einige soziale Konzessionen wie die Einrichtung von Nationalwerkstätten und die Aufnahme zweier Arbeitervertreter in die Provisorische Regierung. Gegen die Abschaffung dieser Errungenschaften durch die Bourgeoisie erhoben sich die Pariser Arbeiter im Juniaufstand von 1848. Sie erlitten eine blutige Niederlage. Damit aber verlor auch die bürgerliche Republik ihren stärksten demokratischen Rückhalt, und der Niedergang nicht nur der französischen, sondern auch der europäischen Revolution war eingeleitet. Auch in Deutschland spielten die Arbeiter in der politischen wie sozialen Bewegung des Revolutionsjahres erstmals eine wesentliche Rolle. Sie bildeten neben Kleinbürgern und Bauern die Hauptkraft der Demokratie und standen meist auf deren äußerstem linken Flügel. In den bewaffneten Kämpfen im März und September 1848 wie in der Reichsverfassungsbewegung von Mai bis Juli 1849, in der sich die badische Armee der Revolution zur Verfügung stellte und zahlreiche Freiwilligenkorps entstanden, erwiesen sich Arbeiter in der Regel als die couragiertesten Revolutionssoldaten. Seit Ende März 1848 bildeten sich im Laufe der Revolution Hunderte von lokalen Arbeitervereinen, in denen die Arbeiter forderten, politische Demokratie mit sozialer Gerechtigkeit zu verbinden und auf reformerischem Wege | |||||
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oder durch eine soziale Revolution eine
Gesellschaft zu schaffen, in der nicht nur politische Gleichberechtigung, sondern auch soziale Gleichheit hergestellt ist. Erstmals formierte sich in Gestalt der
Arbeiterverbrüderung eine sozialpolitische
Arbeiterorganisation im nationalen Rahmen. Von
Köln aus focht mit der »Neuen Rheinischen
Zeitung« eine kleine Schar von Kommunisten um Marx und Engels auf dem äußersten linken Flügel der Demokratie für eine
einige unteilbare deutsche Republik und setzte sich zugleich für die politische
Verselbständigung der deutschen Arbeiter ein.
Die Gründung einer Arbeiterpartei stand im Frühjahr 1849 bevor. Sie sollte auf einem für Pfingsten 1849 nach Leipzig einberufenen nationalen Arbeiterkongreß
erfolgen. Die Niederlage der Revolution unterbrach rigoros diesen proletarischen
Emanzipationsprozeß. Er lebte erst in den 1860er
Jahren wieder auf und führte mit der
Gründung der Eisenacher Partei zum Erfolg. Die
1848er Revolution war so auch die Geburtsstunde der modernen deutschen
Arbeiterbewegung als einer selbständigen Massenbewegung.
Mehr noch. Die europäische Dimension der Revolution von 1848/49, in der Arbeiter sich namentlich in Frankreich und Deutschland, aber auch in Österreich und Ungarn erstmals als politische Vorkämpfer der Demokratie engagierten und über Ländergrenzen hinweg Solidarität mit den kämpfenden und immer wieder geschlage- | nen Demokraten und Arbeitern üben
lernten, wofür nicht zuletzt ihr Bekenntnis
zur Pariser Junierhebung spricht, trug auch dazu bei, unter den Arbeitern
internationalistisches Denken und Handeln zu
wecken und zu fördern. Dies hatte Friedrich
Engels wohl im Auge, als er Jahrzehnte später schrieb: »Obwohl die sozialistischen
Strömungen dieser Epoche im Blutbad der Junitage ertränkt wurden, hat die
Revolution von 1848 dennoch für einen Augenblick Europa dies darf man nicht vergessen zu einer Gemeinde gemacht, indem sie es
mit ihrer Flamme fast ganz erfaßte und auf diese Weise den Boden für die Internationale Arbeiterassoziation vorbereitete.« (Marx/Engels, Werke, Bd. 19, S. 240) Bildquelle: Archiv LBV
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