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59 Berlin im Detail![]() | Denkmal des Großen Kurfürsten ![]() ![]() |
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mals noch zerstörte Schloß,
gebracht.1) Der Plan, den Großen Kurfürsten auf dem
damals in Trümmern liegenden Kurfürstendamm
aufzustellen, wurde fallengelassen. An eine Rückgabe nach Ost-Berlin
wurde nicht gedacht; die Ansprüche wurden von DDR-Seite immer aufrecht erhalten.
Am besten unter Dach Der Umzug des insgesamt 5,60 Meter hohen Monuments in die Mitte der Hauptstadt, zwischen Marstall und Palast der Republik, war schon seit längerem im Gespräch. Die Preußische Schlösserstiftung, Denkmalpfleger und Lokalpolitiker befürchten eine Entwertung des Ehrenhofes des Charlottenburger Schlosses und weisen darauf hin, daß sich der Kurfürst sehr gut in das barocke Umfeld einfügt, während dies unweit des durch den Palast der Republik besetzten Schloßplatzes nicht gegeben sei. Ursprünglich bezog sich das auf einen erhöhten Platz auf der Brücke gestellte Denkmal auf das Schloß, den Dom und den alten Marstall. Ohne diese Bezüge wird ein Verlust der Wirkung befürchtet. Im Landesdenkmalamt wird an die Aufstellung von Kopien gedacht eine für Charlottenburg und eine weitere für die Rathausbrücke. Das schon recht angegriffene Original müßte nach Worten von Landeskonservator Jörg Haspel unbedingt unter ein Dach gebracht und museal aufgestellt werden. Er weist darauf hin, daß | ||||||
Hans Hauser
Der Große Kurfürst soll an die Spree zurückkehren Andreas Schlüters (16601714) Denkmal des Großen Kurfürsten Friedrich
Wilhelm (16201688, Kurfürst ab 1640) gibt es in Berlin gleich zweimal. Im Ehrenhof des Charlottenburger Schlosses steht seit
1951 das im Jahr 1700 von Johann Jacobi in einem Stück gegossene Bronzeoriginal, flankiert von vier Sklaven, und in der
Großen Kuppelhalle des Bodemuseums am Kupfergraben kann man auf dem originalen
Marmorsockel eine um 1900 gefertigte Kopie ohne die Begleitfiguren betrachten.
Umweltsenator Peter Strieder möchte den grün
patinierten Kurfürsten an seinen alten Standort,
die Rathausbrücke (die ehemalige Lange
Brücke oder Kurfürstenbrücke), zurückschaffen.
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60 Berlin im Detail![]() | Denkmal des Großen Kurfürsten ![]() ![]() |
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man in Charlottenburg schon
Erfahrungen mit Kopien hat, denn im Schloßgarten
stehen bereits als bronzene Nachbildungen die Denkmäler des preußischen
Königs Friedrich I. (nach Andreas Schlüter) und seines Enkels Friedrichs des Großen (nach J. G. Schadow).
Bis der mit einem leichten Mantel über römischem Lederharnisch bekleidete Große Kurfürst zurückkehrt, wird noch einige Zeit vergehen, denn die Rathausbrücke paßt in ihrer kargen Nachkriegsgestalt nicht zu dem schweren Denkmal. Der geplante Brückenneubau wird eine größere Scheitelhöhe bekommen, um auch großen Schiffen die Passage zu gestatten. Das an der Brücke aufgestellte Denkmal würde unter diesen Umständen allerdings seine auf Fernsicht berechnete Wirkung weiter einbüßen, geben Denkmalpfleger zu bedenken. Außerdem könne es bei der neuen Aufstellung nicht mehr, wie bisher in Charlottenburg, rundum betrachtet werden. Kritiker weisen außerdem darauf hin, daß der Große Kurfürst in Charlottenburg vor Umweltverschmutzung besser geschützt ist als im abgasverpesteten Zentrum, und außerdem gäbe es in der Stadtmitte zahlreiche hoch gefährdete Standbilder, die unbedingt restauriert werden müßten. Während Architekten die Gestalt der neuen Brücke zeichnen und Denkmalpfleger die Standortfrage erörtern, nutzen Vorkämpfer des Schloß-Wiederaufbaues das Projekt als Argument für ihre Pläne. | Große Vorbilder
Ursprünglich hatte der brandenburgische Kurfürst Friedrich III., der Sohn des
Großen Kurfürsten und seit 1701 König Friedrich
I. in Preußen, sein eigenes Denkmal auf der damals einzigen Steinbrücke der
Doppelstadt Berlin-Cölln errichten wollen. Er
muß gute Ratgeber gehabt haben, die ihn von eitler Selbstdarstellung im Stil des
französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV.
abhielten und ihn bewegten, seinem Vater ein Denkmal zu setzen. Der stand bereits in
voller Rüstung im Berliner Schloß (von Bartholomäus Eggers, heute Neues Palais Potsdam-Sanssouci) und im Berliner Lustgarten
(von Franoçois Dieussart).2)
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entgegenrecken. An der Ausformung dieser prächtigen Körper waren die Bildhauer Friedrich Gottlieb Herfert, Johann Samuel Nahl, Cornelius Heintzy und Johann Hermann Becker beteiligt. Die Begleitfiguren wurden erst 1708 und 1709 dem Denkmal hinzugefügt, als Andreas Schlüter wegen des Zusammenbruchs des halb ausgeführten Münzturms am Berliner Schloß bei König Friedrich I. bereits in Ungnade gefallen war. In der gleichen Zeit erhielt das Denkmal eine Wappentafel samt lateinischer Widmung, die in der Übersetzung lautet: »Dem erhabenen Friedrich Wilhelm dem Großen / Des Heiligen römischen Reiches Erzkämmerer und Kurfürst von Branden- | burg / Seinem, des Vaterlandes und der Heere Vater, / Dem Besten, Größten
und Berühmten / Da er ein unvergleichlicher Held,/ zu seinen Lebzeiten die Liebe
des Erdkreises / Ebenso wie der Schrecken der Feinde gewesen / Hat dieses Monument des Gedenkens und des ewigen Ruhmes
/ Freudig und nach Verdienst errichtet / Friedrich / Der erste Preußenkönig aus seinem Stamm / Im Jahre nach Christi Geburt 1703.«
Die beiden seitlichen Sockelreliefs stellen die Personifikationen der Mark Brandenburg mit Kurhut und Zepter, umgeben von allegorischen Figuren, beziehungsweise die thronende Borussia als Symbolfigur des | |||||||
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Schloßbrücke, Schloß und Kurfürstendenkmal | ||||||||
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1701 gegründeten Königreichs Preußen
mit dem Palmenzweig des Ruhmes dar. Genien zeigen den Plan der Langen Brücke;
weitere Figuren verkörpern Stärke und Tapferkeit.
Als im Jahre 1904 das damalige Kaiser-Friedrich-Museum eröffnet wurde, wollten Museumsdirektor Wilhelm (von) Bode und sein Architekt Ernst von Ihne mit der Aufstellung der Denkmalskopie einen bedeutenden Förderer der Berliner Kulturszene ehren. Weitere in vergoldeten Reliefs dargestellte Hohenzollern schauen aus der Kuppel auf den Mäzen hoch zu Roß hinab. Mit starker Hand König Friedrich I. erinnerte mit dem am 12. Juli 1703 feierlich enthüllten Denkmal an einen Monarchen, der das Kurfürstentum Brandenburg mit starker Hand aus der Not des Dreißigjährigen Krieges zu neuer Blüte gebracht und militärische Siege über die baltische Großmacht Schweden errungen hatte. Die Entwicklung der vor 300 Jahren verlachten »Streusandbüchse« Brandenburg kam nicht zuletzt durch französische Hugenotten voran, die Friedrich Wilhelm ins Land geholt hatte. Unter seiner Regentschaft wurde Berlin zu einer Festung ausgebaut sehr zum Unwillen der zum Schanzen und zu hohen finanziellen Lasten gepreßten Bewohner. Die Residenz erhielt durch Friedrich Wilhelm die Straße Unter den Linden sowie einen Kranz | von Trabantenstädten. Der Herrscher
gründete im Jahr 1661 die kurfürstliche
Bibliothek, aus der die heutige Staatsbibliothek hervorging, und er trat als Sammler von Gemälden, Plastiken, antiken Kunstwerken und Münzen, aber auch als Bauherr
von Lustschlössern in Berlin, Potsdam und Umgebung in Erscheinung.
Quellen: Bildquelle:
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© Edition Luisenstadt, 98
www.luise-berlin.de