Stolpersteine gegen das Vergessen

Die S. sind kleine (10 cm x 10 cm) mit Messing überkronte Steine. Sie fallen zwischen dem Berliner Pflaster nur durch ihre Farbe und Form auf. Der Blick "stolpert" über diese unaufdringlichen Steine. Auf jedem befindet sich ein Name, ein Geburts- und ein Todesdatum. Es sind die Namen und Daten von Personen, die in den Jahren der NS-Diktatur verfolgt und ermordet wurden: jüdische Mitbürger, Zigeuner, Behinderte, Homosexuelle, politisch Verfolgte, Zeugen Jehovas - Personen, die in die Vernichtungslager deportiert, in Zuchthäusern und Konzentrationslagern gequält und ermordet oder Opfer der Euthanasie wurden. Die S. tauchen in Berlin seit 1997 vor immer mehr Hauseingängen auf. Die Idee stammt von dem Kölner Künstler Gunter Demnig (* 1947), der Mitte der 1990er Jahre in Köln die ersten S. verlegte. Er begründete sein Projekt damit, dass die bekannten zentralen Denkmäler nur allgemein der Opfer gedenken können und auch nur auf bestimmte Opfergruppen bezogen seien. Auf dem Stolperstein aber erhalte das Opfer seinen Namen wieder, seine Identität und sein Schicksal seien "ablesbar". In Berlin wurden die ersten 51 S. auf Initiative von Demnig 1997 in der Oranienstraße (Friedrichshain-Kreuzberg) in das Pflaster eingelassen, zunächst illegal verlegt, später legalisiert. Das Interesse war geweckt, und es häuften sich beim Bezirk Anfragen von einzelnen Personen, Institutionen und Einrichtungen nach Patenschaften für S. Seitdem wurden auch in anderen Berliner Bezirken zahlreiche S. verlegt. In Charlottenburg weihte Isaak Behar (* 1923), Autor der Autobiographie "Versprich mir, dass du am Leben bleibst", im September 2003 im Beisein des israelischen Botschafters vor dem Haus Kantstraße 154 a, in dem er seine Kindheit verbrachte, mehrere S. ein. Sie erinnern an seine Eltern und seine Schwester, die Ende Dezember 1942 von den Nazis verschleppt und ermordet wurden.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Rebenstorf, BG 6.9.2003, Voigt ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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