Buchhändlerkeller

Charlottenburg,
Carmerstraße 1.

Im Jahre 1951 wurde der Arbeitskreis Berliner Jungbuchhändler e. V. gegründet. Zunächst residierte er in der Winterfeldtstraße 3, wobei nur gelegentlich Veranstaltungen stattfanden (Adressaten von Lesungen waren damals vor allem Vertreter des Buchhandels). Seit Anfang der 1960er Jahre hatte der B. in der Görresstraße 9 in Friedenau (Tempelhof-Schöneberg) sein Domizil, und zwar in einem Keller einer ehemaligen Bäckerei. Zahlreiche namhafte Autoren, darunter Nicolas Born (1937-1979), Uwe Johnson (1934-1984), Max Frisch (1911-1991) oder Günter Eich (1907-1972), zählten damals zu den lesenden Gästen. In den späten 1960er Jahren wurden im Umfeld der Studentenbewegung von einer Reihe von Autoren auch gewerkschaftliche Ideen thematisiert, wobei es nicht selten im B. nach den Lesungen zu ausgedehnten Diskussionen kam. 1979 zog der B. an die hiesige Adresse, und zwar in ein unter Denkmalschutz stehendes Haus, das 1891/92 von Salow, Möller & Stegemann gebaut worden war. Nur die Fassade des Erd- und des ersten Obergeschosses und das Vestibül existieren heute noch in ursprünglicher Form. Auffallend dabei ein großes schmiedeeisernes Tor, flankiert von vier Säulen und einem steinernen Rundbogen obenauf. Vor dem B. hatte sich hier die Galerie Mikro befunden, die von dem US-Galeristen und Sachbuchautor Michael S. Cullen (* 1939) geführt worden war. Der B. befand und befindet sich zwar nun im Parterre und nicht im Keller, der inzwischen berühmte Name wurde jedoch beibehalten. Neben bedeutenden Schriftstellern lasen und lesen hier auch immer wieder Nachwuchstalente. Bringen Berliner Autoren ein neues Buch auf den Markt, ist der B. in der Regel der erste, der dazu eine Lesung veranstaltet. Vor 1989 konnten hier auch mehrere DDR-Schriftsteller aus ihren Arbeiten lesen. Für Bettina Wegner (* 1947) war es ihre erste Vorstellung im "Westen". Neben deutschen Schriftstellern lesen hier aber auch immer wieder Autoren aus dem Ausland, so z. B. aus Österreich, der Schweiz, Italien, Großbritannien, den USA, Israel oder den Niederlanden. Der B., der sich als eine Art Probebühne versteht, veranstaltet etwa 40 Lesungen pro Jahr (in der Regel donnerstags, 21 Uhr). Dabei wird eine gute Mischung angestrebt: Prosa wie Lyrik, männliche Autoren wie weibliche, gestandene Schriftsteller und Debütanten. Der B. hat zwei Räume mit einer Fläche von 95 m².

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Buchhändler ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
www.berlingeschichte.de/Lexikon