Toller, Ernst H.

* 1.12.1893 Samotschin bei Bromberg,
† 22.5.1939 New York,
Schriftsteller.

Nach dem Studium der Nationalökonomie und Literaturgeschichte in München und Heidelberg war T. Kriegsfreiwilliger, trat jedoch ab 1916 als Pazifist für die Beendigung des Krieges ein und wurde 1917 zum ersten Mal verhaftet. T. wurde Mitglied der USPD und nahm aktiv an der zweiten Bayerischen Räterepublik (13.4. bis 3.5.1919) teil. Im Jahre 1919 wurde T. zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, die er in Niederschönenfeld verbüßte. Während der Haft schrieb er Stücke wie: "Die Wandlung. Das Ringen eines Menschen", "Masse Mensch - Ein Stück aus der sozialen Revolution des 20. Jahrhunderts", "Hinkemann" und "Maschinenstürmer". Als in München der Landtagsabgeordnete Karl Gareis (1899-1921) im Juni 1921 ermordet wurde, erhielt T. dessen Mandat, blieb aber in Haft. Während der Haft trennte er sich von der USPD, und nach seiner Entlassung am 15.7.1924 war er parteipolitisch nicht mehr aktiv. Er wurde dann Mitarbeiter der Weltbühne und nahm seinen Wohnsitz in Berlin. T. wohnte in der Uhlandstraße 197. 1926 reiste er in die Sowjetunion, später in die USA und nach Spanien. Erwin  Kontext zu: Piscator ErwinPiscator eröffnete 1927 mit Ts. Stück "Hoppla, wir leben" seine erste Bühne im Theater am Nollendorfplatz. T. war nach seinen Reisen in die Lietzenburger Straße 8 gezogen. Bis 1932 errang er mit seinen Stücken stets Aufmerksamkeit und Tumulte. Wegen seiner politischen Auffassungen und seiner jüdischen Herkunft verfolgt, kehrte T. 1933 von einer Reise in die Schweiz nicht mehr nach Deutschland zurück. Über Frankreich und Großbritannien kam er letztlich in die USA. Seine Bücher wurden vom NS-Regime verboten. Zweifel am Sinn des solidarischen Kampfes für eine bessere, menschlichere Zukunft quälten ihn bis zu Depressionen. Er wählte den Freitod. An seinem Wohnhaus Uhlandstraße 197 befand sich bis 1996 eine Gedenktafel für T. Die Tollerstraße in Pankow trägt seinen Namen.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Wer ist's ? 1928, Overesch/Saal Weimar, Emigration, Voß ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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