Spandauer Bock

Charlottenburg,
Spandauer Damm 263-267/Reichsstraße,
beliebtes Ausflugslokal in den 1860er und 1870er Jahren.

Das heute nicht mehr bestehende Lokal ist aus einer Brauerei hervorgegangen. 1842 ließ sich der fränkische Bierbrauer Conrad Bechmann († 1881) an der Spandauer Spitze nieder. Er hatte für die von ihm für 12 000 Taler erworbene Spandauer Brauerei eine Waldparzelle für einen Lager- und Eiskeller angekauft. Hier wurde das Bier gelagert und jährlich im Frühjahr ausgeschenkt. Das beliebte dunkle Bockbier wurde schon bald zum Namensgeber für den Ausschank. 1847 eröffnete Bechmann auf der nördlichen Seite der Spandauer Chaussee einen zweiten Ausschank, der im Berliner Volksmund Zibbe (Ziege) genannt wurde. 1854 erfolgte die Verlegung der eigentlichen Brauerei auf die Nordseite der Straße, und neue Betriebsgebäude entstanden. 1885 übernahm die Spandauer Bergbrauerei AG das Unternehmen mit seinen Lokalen. Bis zur Jahrhundertwende wurden auf dem Gelände des S. noch verschiedene Baulichkeiten errichtet und boten bis zu 6 000 Besuchern gleichzeitig Platz. 1917 kam der Betrieb an die Schultheiss Brauerei. Das Pachtverhältnis für die beiden Lokale ging auf die Chemische Fabrik Kahlbaum über. Ende der 1930er Jahren musste das inzwischen unrentabel gewordene Unternehmen schließen. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude zerstört und 1957 die Gebäudereste entgültig abgebrochen. Lediglich ein eingeschossiges Fachwerkhaus an der Ecke zur Reichsstraße überdauerte noch für zwei Jahrzehnte. Heute erinnert nur noch der Name einer Kleingartenkolonie an das Ausflugslokal.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Wille, Schaletzke, Wirth ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
www.berlingeschichte.de/Lexikon