Die Pfarrerstochter besuchte die Dorfschule und die höhere Töchterschule und heiratete 1862 den Hausarzt der Familie, Dr. August Latzel. 1865 starb ihr zweijähriger Sohn und 1866 ihr inzwischen geisteskranker Mann. Mit Unterstützung des Berliner Schulrates Bormann gelang es C., 1867 das Lehrerinnenexamen abzulegen. Danach war sie ein Jahr in Paris als "Institutrice" tätig. Sie unterrichtete Kinder höherer gesellschaftlicher Kreise in Französisch und Deutsch. Aus Paris ging sie an eine Mädchenschule in Hamm (Nordrhein-Westfalen). 1869 heiratete sie den Gymnasialdirektor, Historiker und späteren Berliner Stadtschulrat Eduard Cauer, mit dem sie 1876 nach Berlin übersiedelte. Nach Eduard Cauers Tod 1881 ging C. nach Dresden. Ab 1888 wieder in Berlin, leitete sie kurzzeitig das Viktoria-Lyzeum in Charlottenburg und war in Berliner Volkskindergärten tätig. In diesen Jahren begann sie in der bürgerlichen Frauenbewegung aktiv zu werden. 1888 war sie Gründerin und bis 1914 Vorsitzende des Vereins "Frauenwohl". 1899 wurde sie Mitglied des Kaufmännischen Hilfsvereins für weibliche Angestellte. C. war 1912 bis 1918 Redakteurin der Zeitschrift für Frauenstimmrecht. Zwischen 1906 und 1908 kämpfte sie auch mit juristischen Mitteln um ihre Aufnahme in die städtische Wählerliste Charlottenburgs. Das königlich-preußische Oberverwaltungsgericht in Charlottenburg lehnte ihre Klage in letzter Instanz ab. C. galt als Führerin des linken Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung. Sie wohnte 1888 bis 1905 in der Nettelbeckstraße (heute An der Urania) 21 und 1905 bis 1922 in der Wormser Straße 5 (Tempelhof-Schöneberg). Auf dem Alten St.-Matthäus-Friedhof, Großgörschenstraße 12 (Tempelhof-Schöneberg) befindet sich ihr Ehrengrab.
Quellen und weiterführende Literatur: [ NDB, Wege,
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