Berlin am 26. September
 
1327 Markgraf Wilhelm von Meißen befiehlt den Räten zu Berlin und Cölln, die schuldige Orbede (Steuer) nur ihm zu entrichten, da ihm von seinem Schwager, dem Markgrafen Ludwig, die Beschützung des Landes übertragen worden sei.
1345 Die in Berlin versammelten Landstände der Mark beschließen, den Markgrafen zu bitten, sie bei ihren Rechten zu belassen, und weisen die markgräfliche Forderung nach Entrichtung eines Schosses (Steuer) zur Besoldung der Soldaten usw. zurück.
1413 Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg befreit Köpenick aus dem Pfandbesitz des Rates zu Berlin und Cölln.
1448 Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn verpflichtet Meister Conrad, der sich beim Schloßbau zu Cölln verdient gemacht hat, auf Lebenszeit als Hofzimmermann und beauftragt ihn mit allen landesherrlichen Bauten, soweit es Zimmerhandwerk anbelangt.
 
1662 Der Jurist, Rat und Archivar am Geheimen Staatsarchiv zu Berlin, Christoph Schönbeck, der seine Tätigkeit in diesem Archiv 1639 als Registrator begonnen hatte, stirbt in Berlin.
 
1812 Adolf Schmidt wird in Berlin geboren. Der Historiker und Altertumsforscher studierte ab 1831 in Berlin. Schmidt lehrte an der Königlichen Realschule und am Joachimsthalschen Gymnasium. 1851 folgte er einem Ruf nach Zürich zu einer ordentlichen Professur.
1821 Der Komponist Gasparo Luigi Pacifico Spontini wird königlich- preußischer Generalmusikdirektor der Oper zu Berlin. Er war ein Verehrer Napoleons und gab seine Anordnungen in französischer Sprache, was ihm den Ärger der Berliner einbrachte.
1839 Ludwig Wittmack wird in Hamburg geboren. Der Botaniker war seit 1871 Kustos des landwirtschaftlichen Museums in Berlin, Professor an der Berliner Universität und an der Landwirtschaftlichen Hochschule.
1842 Das Steglitzer »Eisenbahntheater« hat seine letzte Vorstellung. Fast 100 Jahre diente es dann als Restaurant und Hotel, bis es 1987 anläßlich der 750-Jahr-Feier Berlins sorgsam restauriert und zu Ausstellungs- und Seminarräumen umfunktioniert wurde.
1857 Der neue Kirchensaal der Berliner böhmischen Brüdergemeinde in der Wilhelmstraße 136 (Kreuzberg) wird eingeweiht. König Friedrich Wilhelm IV. und Königin Elisabeth wohnten der Zeremonie bei.
1882 Der Physiko-Chemiker Hans Landolt hält seine Antrittsrede in der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
1885 Das Wehr in der Spree an der Charlottenburger Schleuse wird in Betrieb genommen. Diese Stauanlage galt als eine einzigartige Konstruktion auf dem europäischen Festland.
1894 Die Firmenbezeichnung der Berliner Pferde-Eisenbahn-Gesellschaft, Kommandit- Gesellschaft a. A. I. Lestmann & Co. wird in Berlin-Charlottenburger Straßenbahn umgeändert.
1900 Oskar Tietz eröffnet sein erstes Berliner Warenhaus in der Leipziger Straße 46-49 (Mitte).
1908 Auf der Hochbahnstrecke am Gleisdreieck beachtet ein Fahrer das Haltesignal nicht und kollidiert beim Wechsel auf ein anderes Gleis seitlich mit dem dort fahrenden Zug. Ein Wagen stürzte 15 m in die Tiefe. 18 Fahrgäste starben bei dem Unfall.
1909 Mit einem »Konkurrenzfliegen der ersten Aviatiker der Welt«, das bis zum 3. Oktober dauert, wird der Flugplatz in Johannisthal in Betrieb genommen. Den ersten Start vollführte der Belgier de Caters mit seinem französischen Kastendoppeldecker.
1910 Arbeiter verschiedener Moabiter Betriebe schließen sich dem Streik der Kohlenarbeiter und Kutscher der Kohlenhandlung Kupfer und Co. an. In der Wiebestraße kam es zu einer Straßenschlacht zwischen der Polizei und Arbeitern der Waffenfabrik Loewe.
1924 Das in Friedrichshafen (Bodensee) gebaute Luftschiff LZ 126 (ZR 3) erscheint über dem Flugplatz Staaken bei Spandau. Es landete aber nicht, sondern warf lediglich Post ab und drehte eine Platzrunde.
1926 In ganz Berlin werden die Krankenpflegergenossenschaften mit den Sanitätskolonnen des Roten Kreuzes vereinigt.
1929 Die Textilgroßhändler Leo und Willy Sklarek werden verhaftet, weil im Ergebnis von Buchprüfungen Betrügereien in Millionenhöhe aufgedeckt wurden.
1935 Im alten Spandauer Gaswerk, 1927 stillgelegt, werden zwei 40 m hohe Schornsteine »niedergelegt«. Anstelle einer Sprengung wurden in der Fallrichtung einige Steine entfernt und durch teergetränkte Holzstreben ersetzt, die dann in Brand gesetzt wurden.
1935 Auf einer Tagung in der Technischen Hochschule zu Berlin wird ein neuentwickelter Staub-Motor vorgestellt. Er sollte sowohl Kohlen- als auch sonstigen Staub verarbeiten können.
1935 Im Komödienhaus (Schiffbauerdamm 25, Mitte) wird Walter Kollos Musical »Schminke« uraufgeführt.
1935 In Döberitz bei Berlin findet das Richtfest für das Olympische Dorf statt. Hier waren während der XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin 3 000 ausländische Sportler untergebracht.
1935 Auf der Hauptversammlung des »Vereins Deutscher Ingenieure« (VDI) werden die Arierprinzipien als grundlegend für die VDI-Mitgliedschaft öffentlich verkündet.
1935 Das Amtsblatt für den Landespolizeibezirk Berlin veröffentlicht eine Anordnung des Polizeipräsidenten Wolf Graf von Helldorf, wonach die Tauben im Oktober im Interesse der Herbstbestellung nicht auf bestellte Felder und in Gärten gelassen werden dürfen.
1935 Der Bezirk Tempelhof gedenkt seines ersten Anschlusses an Berlin. Vor 500 Jahren kamen Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde durch Kauf in den Besitz von Berlin und Cölln.
1935 Die Ortsgruppe Berlin des Reichsverbandes deutscher Schriftsteller beschließt ihre Auflösung und Überführung in die Reichsschrifttumskammer. Der bisherige Reichsverbandsleiter Otto Stoffregen sprach von einem freiwilligen Beschluß.
1938 Der Gau Berlin der NSDAP veranstaltet im Sportpalast (Schöneberg) eine Kundgebung zu »Deutschlands Plan über die Abtretung des Sudetenlandes«. Die Kundgebung, auf der Hitler und Goebbels sprachen, wurde von allen deutschen Sendern übertragen.
1941 Die Stadt Berlin enteignet das Grundstück Pestalozzistraße 14/15 (Charlottenburg) mit der dort 1911 in einem Hinterhof erbauten Synagoge, nachdem die Jüdische Gemeinde vorher die hebräischen Embleme und Tafeln beseitigen mußte.
1945 Mit einem Befehl der Alliierten Kommandantur wird die Anordnung des Magistrats über die Sozialversicherung in Berlin bestätigt.
1945 Der vom Magistrat am 3. August 1945 ernannte neue Aufsichtsrat des Zoologischen Gartens zu Berlin tritt nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals zusammen. Der Aufsichtsrat bestellte Dr. Katharina Heinroth zum Alleinvorstand.
1945 Zur Kontrolle der von der Alliierten Kommandantur befohlenen Rationierung des Stromverbrauchs wird vom Oberbürgermeister Dr. Arthur Werner ein Verfahren mit eigenverantwortlicher Ablesung der Zähler angeordnet.
1945 Auf dem vom Magistrat eingerichteten Tauschmarkt in der Brunnenstraße werden zwischen 18 000 und 20 000 Besucher gezählt. Am 24. September, dem Eröffnungstag, waren es etwa 5 000 Besucher.
1951 Der katholische Bischof von Berlin, Wilhelm Weskamm, stattet dem Regierenden Bürgermeister Prof. Ernst Reuter seinen Antrittsbesuch ab.
1952 Die erstmals 1898 erschienene Zeitung »Berliner Morgenpost«, deren Erscheinen in den letzten Kriegstagen eingestellt worden war, wird nach der Neugründung des Ullstein-Verlags neu herausgegeben.
1953 Die 4. Deutsche Industrie-Ausstellung wird am Funkturm (Charlottenburg) eröffnet.
1956 Die Deutschlandhalle AG wird mit einem Stammkapital von 1,5 Millionen Mark gegründet.
1959 Eine Otto-Nagel-Ausstellung wird anläßlich des 65. Geburtstages des Künstlers am 27. September in der Berliner Nationalgalerie eröffnet.
1960 Der amerikanische Evangelist Billy Graham trifft zu einer Evangelisationswoche in Berlin ein. Seine Veranstaltungen auf dem Platz der Republik wurden in einem für diesen Zweck errichteten Zeltbau mit 20 000 Plätzen abgehalten und waren immer vollbesetzt.
1967 Der Regierende Bürgermeister Heinrich Albertz erklärt seinen Rücktritt vom Amt, da seine Bemühungen zur Erhaltung eines »arbeitsfähigen Berliner Senats« gescheitert seien.
1973 Die Deutschlandhalle (Charlottenburg) wird nach Umbauarbeiten im Innenraum und Verbesserung der Hallenakustik neu eingeweiht.
1975 Mit einem Temperaturtiefstwert von 17°C ist die vergangene Nacht in Berlin die wärmste im letzten Septemberdrittel seit Beginn des Jahrhunderts.
1976 Der Bahnhof Spandau wird für den Fernverkehr in Betrieb genommen.
1979 Das in zweijähriger Bauzeit errichtete Warenhaus am Ostbahnhof (Friedrichshain), das zweite Centrum-Warenhaus in Ost-Berlin, wird eröffnet.
1979 Die Ostberliner Stadtverordnetenversammlung beschließt eine neue Stadtordnung.
1985 Am Prerower Platz (Hohenschönhausen) wird ein zweigeschossiges Handelshaus mit Kaufhalle und Industriewarenabteilung (1 160 mư) eröffnet.
1986 Auf den für die Teststrecke der Magnetbahn (M-Bahn) gebauten Bahnhöfen Bernburger Straße (Kreuzberg) und Kemperplatz (Tiergarten) wird das Richtfest gefeiert.
1987 Auf dem Platz »Am Stierbrunnen« (ab 1. November 1995 Arnswalder Platz) an der Dimitroffstraße (ab 1. November 1995 Danziger Straße) im Stadtbezirk Prenzlauer Berg findet ein großer Berliner Vogelmarkt statt.
1993 Am 20. Berlin-Marathon nehmen 17 285 Sportler teil.
1994 Zwischen den Stationen Hauptbahnhof (Ostbahnhof) und Zoologischer Garten beginnt die Sanierung der 8,8 km langen S-Bahn-Trasse. Für etwa 200 Millionen Mark sollten gleichzeitig auch die Bahnhöfe vollständig erneuert oder umgebaut werden.
1996 Auf dem Koppenplatz (Mitte) wird ein »Denkmal für das Wirken der jüdischen Bürger in Berlin« eingeweiht. Die Schöpfer waren der Bildhauer Karl Bidermann und die Landschaftsgestalterin Eva Butzmann.
1996 90 Berliner Lehrlinge aus 61 Ausbildungsbetrieben werden von der Industrie- und Handelskammer für ihre sehr guten Ergebnisse bei der Abschlußprüfung ausgezeichet. Von den 7 144 Prüflingen hatten 73 % bestanden, wobei die Mädchen erfolgreicher waren.
1996 Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) teilt mit, daß die Polizei die Führungsspitze der in Berlin agierenden »Ngoc Thien-Bande der vietnamesischen Zigarettenmafia festgenommen hat. Die Mafiosi hatten einen Großteil der 1 200 Verkaufsplätze kontrolliert.
1996 Der Kaufhof eröffnet auf dem Alexanderplatz (Mitte) ein »Westernzelt«. Bis zum 6. Oktober wurden mexikanisches Bier und texanisches Essen angeboten, drei Country-Bands spielten Live-Musik.
1997 Im Spreebogen (Tiergarten) wird der Grundstein für den Neubau des Kanzleramtes gelegt. Der Gebäudekomplex wurde von den Berliner Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank entworfen.
1997 Der Vorsitzende des Berliner Anwaltvereins, Uwe Kärgel, teilt mit, daß es derzeit in Berlin 6 000 Rechtsanwälte gibt. Damit kam ein Anwalt auf 600 Einwohner.
1998 Die neugegründete »American Academy in Berlin« mit Sitz in Wannsee nimmt ihre Arbeit auf. Zu den ersten »Berlin- Preisträgern« der Academy gehörte der amerikanische Dramatiker Arthur Miller, der zu einem Studienaufenthalt in Berlin weilte.
1999 Die Kenianerin Tegla Loroupe gewinnt den 26. Berlin-Marathon mit neuer Weltrekordzeit von 2:20:43 Stunden. Bei den Herren gewann der Kenianer Josephat Kiprono.
1999 Die BVG setzt auf den U-Bahnhöfen keine Zugabfertiger mehr ein. Alle U- Bahn-Züge wurden durch die Fahrer selbst abgefertigt.
2000 Aus Protest gegen die steigenden Kraftstoffpreise versammeln sich 7 000 Fuhrleute zur Hauptkundgebung vor dem Brandenburger Tor in Berlin. 6 500 Lastwagen, Busse und Traktoren blockierten die Innenstadt.

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