Berlin am 17. September
    
1688 Kurfürst Friedrich III. erläßt ein Reskript (Anordnung), wonach in der Residenzstadt Cölln weder Pagen, Diener, Lakaien noch Handwerksleute Degen tragen sollen.
1707 Es ergeht ein königliches »Edict, wegen der Sonntags-Feyer, und an die Laternen auf dem Wege nach Charlottenburg sich nicht zu vergreiffen«.
1721 Am Nachmittag gegen 17.00 Uhr ist über Berlin ein Regenbogen zu sehen.
1748 Der Architekt Philipp Gerlach, der maßgeblich an der Berliner Stadterweiterung mitgewirkt hatte, stirbt in Berlin.
1783 Die Kriegs- und Domänen-Kammern in Preußen werden angewiesen, »daß keine fremde Graupen, Grütze und Nudeln weiter eingeführt und der etwaige Überfluß, den die Provinzien davon haben, nach den Residenzien Berlin und Potsdam gebracht werden soll«.
1834 Der preußische Staatsmann Kaspar Friedrich von Schuckmann stirbt in Berlin. Schuckmann hatte die Ritterakademie in Brandenburg besucht, die Rechte sowie die Staatswissenschaften in Halle studiert und war seit 1814 preußischer Innenminister.
1834 Der Theologe und Pädagoge Karl David Ilgen stirbt in Berlin. Ilgen war 1802 zum Rektor der evangelischen Landesschule (Fürstenschule) »Schulpforte« in Pforta/Bad Kösen berufen worden. Ilgen war 1831 nach Berlin übergesiedelt.
1839 Eduard Jacobsthal wird in Stargard geboren. Der Kunstwissenschaftler war ab 1866 an der Bauakademie tätig.
1850 Ein Berliner Schuhmacher reicht ein Patent für einen »um einen Stift drehbaren Absatz« ein. Er sah darin ein Mittel gegen das Schieflaufen von Stiefelabsätzen.
1887 Der Heldentenor und Kammersänger Johann von Witt stirbt in Berlin.
1889 Werner Dehn wird geboren. Der Ruderer der Berliner Ruder-Gesellschaft gewann bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 die Bronzemedaille mit dem deutschen Achter. Deutscher Meister war er in dieser Bootsklasse 1912, im Vierer ohne Steuermann 1911.
1891 Wegen Krankheits-Simulation steht der Maurer Ernst Steffen vor dem Schöffengericht. Das Gericht sprach den Angeklagten frei, da ihm Simulation nicht nachgewiesen werden konnte. Die Berufsgenossenschaft fühlte sich um 140 Mark und 80 Pfennig betrogen.
1895 Die Firma Kniese eröffnet die erste Nachtomnibuslinie (Pferdebetrieb).
1897 Anna Schepeler-Lette, die älteste Tochter von Wilhelm Adolf Lette, des Gründers des »Vereins zur Förderung der Erwerbsfähigkeit für das weibliche Geschlecht« (Lette-Verein), und Vorsitzende des Lette-Vereins ab 1872, stirbt in Berlin.
1899 Ein Bericht des Statistischen Amtes Berlin weist für Charlottenburg einen Bevölkerungszuwachs von 547 Personen aus, der aus einem als Annexion bezeichneten Gebietsaustausch zwischen den Städten Deutsch-Wilmersdorf und Charlottenburg resultiert.
1904 Jürgen Kuczynski wird in Elberfeld geboren. Er studierte in Erlangen, Berlin und Heidelberg Philosophie, Statistik und Wirtschaftswissenschaften. 1945 siedelte der Schriftsteller nach Berlin-Weißensee über. Er lehrte u.a. an der Humboldt Universität.
1908 Für das neue Waisenhaus in der Wilhelmsaue wird der Grundstein gelegt. Für dessen Errichtung hatte die Grundbesitzerin Auguste Blisse dem Ort Wilmersdorf drei Millionen Mark und das Grundstück vermacht.
1912 Der Techniker Hermann F. Wiebe stirbt in New York. Wiebe arbeitete in der Kaiserlichen Normal-Eichungs-Kommission und in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt auf den Gebieten Thermometrie bzw. Prüfungstechniken und war ab 1895 Professor.
1922 Im »Alhambra-Lichtspieltheater am Kurfürstendamm findet die Premiere des »sprechenden« Films (Tonfilm) »Der Brandstifter« statt. Die »Vossische Zeitung« kommentierte begeistert: »Die Stimme steigt aus der Brust eines leibhaftigen Menschen auf.
1922 In Frohnau wird nach einer kurzen Enthüllungsfeier ein Gefallenendenkmal eingeweiht. In den Nachbarorten waren Gesuche zur Aufstellung eines solchen Denkmals auf einem öffentlichen Platz abgelehnt worden.
1924 Der »Don Kosaken Chor Serge Jaroff« gibt sein erstes Konzert im Berliner Sportpalast (Schöneberg). Das Konzert wurde an den folgenden Tagen bis zum 21. September sowie am 25. und 26. Oktober wiederholt.
1925 Die Ufa-Wochenschau erscheint mit ihrer ersten Ausgabe.
1926 Klaus Schütz wird in Heidelberg geboren. Schütz, der seit 1961 als SPD-Senator in Berlin wirkte, war von 1967 bis 1977 Regierender Bürgermeister. 1996 wurde er zum Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes in Berlin gewählt.
1929 Im »Deutschen Dom« auf dem Gendarmenmarkt (Mitte) kommt es zu einem Brand.
1929 In einer Polizeiverordnung wird festgelegt, daß die Eigentümer und Pächter der einer Mückenplage ausgesetzten Grundstücke verpflichtet sind, vom 15. Dezember 1929 bis 31. März 1930 wirksame Maßnahmen zur Vernichtung der Stechmücken zu ergreifen.
1930 Durch die Explosion eines mit 5 000 Liter Benzol gefüllten Kessels brennt das Gebäude der Asphalt-Fabrik Rudow-AG in der Kanalstraße in Rudow völlig aus.
1930 Der Magistrat und die Reichswasserstraßenverwaltung vereinbaren den Umbau der Mühlendammschleuse und den damit verbundenen Neubau der Mühlendammbrücke (Mitte).
1933 Aus der Galerie Goldschmidt in der Bellevuestraße 10 (Tiergarten) werden Gemälde im Wert von 100 000 Mark gestohlen. Der als Dieb verdächtigte Hausdiener war flüchtig.
1933 In Johannisthal werden (wie zuvor am 26. August in Pankow und am 10. September in Wittenau) 34 bereits seit längerem standesamtlich getraute Paare nun kirchlich getraut, wobei die Männer meist in SA-Uniform erschienen.
1935 Durch Beschluß der Berliner Verkehrs-Aktiengesellschaft (BVG) werden sämtliche Mitglieder des bisherigen Aufsichtsrates abberufen und durch neue ersetzt.
1936 Das Reichssportfeld (Charlottenburg) bleibt weiterhin werktags und sonntags bis Ende Oktober zur Besichtigung geöffnet. Die Führungen nahmen am Olympischen Tor ihren Anfang und fanden ihren Abschluß mit dem Besuch der Dietrich-Eckart-Bühne (Waldbühne).
1939 Botschafter Graf von der Schulenburg berichtet aus Moskau nach Berlin, daß er um 2.00 Uhr nachts von Stalin empfangen wurde und dieser ihm erklärte, daß die Rote Armee um 6.00 Uhr die Sowjetgrenze auf der ganzen Linie nach Polen überschreiten wird.
1945 Im obersten Geschoß des Getreidesilos im Westhafen bricht nach einer Getreidestaubexplosion ein Brand aus. Das Feuer konnte gelöscht werden.
1945 Der Magistrat beschließt, einen Rezeß von Kurfürst Joachim I. Nestor vom 27. Dezember 1508 in Verbindung mit õ 138 BGB, der das Erbrecht an herrenlosen Nachlässen regelte, aufzuheben und die Stadt grundsätzlich als Erbin erbenlosen Vermögens einzusetzen.
1946 Die Alliierte Kommandantur genehmigt die vorgeschlagene Ernennung des 2. stellvertretenden Oberbürgermeisters Josef Orlopp (SED) zum Leiter der Abteilung für Ernährung des Magistrats »bis nach den Berliner Wahlen«.
1946 Im Hebbel-Theater in der Stresemannstraße (Kreuzberg) wird das Schauspiel von Hans José Rehfisch »Quell der Verheißung« in der Inszenierung von Peter Elsholtz uraufgeführt.
1947 Nach dem Tod des bisherigen Bezirksbürgermeisters von Neukölln Wilhelm Dieckmann am 2. Juli wählt die Bezirksverordnetenversammlung Richard Timm (SPD) zum neuen Bezirksbürgermeister.
1948 Die Jahrhundertfeier der Inneren Mission wird in der Sophienkirche mit einem Festgottesdienst eröffnet.
1948 Die vom Hauptsportamt des Magistrats mit Unterstützung des RIAS im Olympiastadion (Charlottenburg) organisierten »Jugendspiele im olympischen Geist« werden vom stellvertretenden Oberbürgermeister Dr. Ferdinand Friedensburg eröffnet.
1949 In der Städtischen Oper, Kantstraße 8-12 (Charlottenburg), hat die Oper »Spanische Nacht« von Eugen Bodart unter der musikalischen Leitung von Arthur Rother und in der Inszenierung von Fritz Dittgen Premiere.
1949 Die erste Grüne Woche nach dem Zweiten Weltkrieg wird in den Messehallen am Funkturm (Charlottenburg) eröffnet.
1949 Im Kampf um die deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht der Berufsboxer zwischen dem Titelverteidiger Richard Vogt (Hamburg) und Conny Rux (Berlin) wird der Herausforderer wegen Tiefschlags in der 3. Runde disqualifiziert.
1950 Der Parteitag der CDU-Ost geht im Haus der Deutschen Staatsoper an der Friedrichstraße (Metropol-Theater, Mitte) mit der Wiederwahl Otto Nuschkes zum Ersten Vorsitzenden der Partei zu Ende.
1951 Vom Senat wird beschlossen, einen Beirat für die Staatlichen Bühnen Berlins zu bilden, dem es obliegt, darauf zu achten, daß die den Theatern vom Parlament gewährten Mittel nach den haushaltsrechtlichen Vorgaben eingesetzt werden.
1954 Die Amerika-Gedenkbibliothek am Blücherplatz (Kreuzberg) wird der Öffentlichkeit übergeben. Bei der Feier sprachen der Regierende Bürgermeister Schreiber, der amerikanische Hohe Kommissar, Botschafter Conant, Vizekanzler Blücher und Senator Tiburtius.
1955 Die 5. Berliner Festwochen werden eröffnet.
1966 Im Haus des Rundfunks in der Masurenallee (Charlottenburg) wird die Deutsche Film- und Fernsehakademie GmbH eröffnet, die eine dreijährige theoretische Ausbildung in den Studienfächern Regie, Kamera und Produktionsleitung bietet.
1971 Der Riesentransporter »Galaxy« der US-Luftwaffe landet erstmalig in Tempelhof. Er wurde zur großen Attraktion der Flugzeugschau anläßlich des »Tages der offenen Tür«.
1973 Mit Schüssen vereiteln DDR-Grenzsoldaten die Flucht von zwei Männern an der Zimmer-/Ecke Lindenstraße (Mitte) über die Mauer nach Kreuzberg. Wie die Westberliner Polizei beobachtete, wurden die beiden Zivilisten festgenommen und abtransportiert.
1984 Der neue britische Botschafter in Bonn, Sir Julian Bullard, stattet im Rathaus Schöneberg dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen seinen Antrittsbesuch ab.
1991 Der Senat beschließt nach monatelangem Tauziehen um die Verkehrsführung am Brandenburger Tor (Mitte), daß Busse, Taxis und Fahrräder das Baudenkmal künftig durchfahren dürfen.
1992 Im Hinterzimmer des griechischen Restaurants »Mykonos« in Wilmersdorf fallen vier iranische Oppositionspolitiker, alle kurdischer Herkunft und im europäischen Exil, einem Attentat zum Opfer.
1992 Der bisherige Erste Direktor beim Bundeskriminalamt (Außenstelle Meckenheim bei Bonn), Hagen Saberschinsky (parteilos), wird vom Abgeordnetenhaus als Nachfolger von Georg Schertz zum Berliner Polizeipräsidenten gewählt.
1996 Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD) kündigt an, daß im Berliner öffentlichen Dienst 500 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden sollen. 4 000 Jugendliche waren in Berlin noch ohne Ausbildungsplatz.
1996 Australiens Außenminister Alexander Downer besichtigt nach einem Treffen mit Berlins Regierendem Bürgermeister Eberhard Diepgen das Gebäude der künftigen australischen Botschaft am Spreeufer in der Wallstraße (Mitte).
1997 Das Statistische Landesamt Berlin teilt mit, daß in den ersten drei Monaten dieses Jahres mehr als 30 000 Berliner der Stadt den Rücken gekehrt haben. 12 000 waren ins Ausland, 8 800 in das Land Brandenburg übergesiedelt.
1997 Auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee (Prenzlauer Berg) werden 28 Grabsteine und -säulen umgestoßen und teilweise zerstört. Einige der Grabmäler lagen direkt gegenüber dem Eingang bzw. neben der angrenzenden Polizeiwache.
1998 Die bisherige Außenstelle der US-Botschaft in der Neustädtischen Kirchstraße (Mitte) wird in den Rang einer Botschaft erhoben. Damit unterhielten die USA erstmals eine Botschaft mit zwei Standorten - Bonn und Berlin.
1998 Bei der Hubschrauber-Montage der Allianz-Leuchtwerbung auf dem Dach des »Treptowers« in Treptow fällt ein ein Quadratmeter großes Stück 140 Meter tief auf die Spreeuferpromenade. Die 16 Tonnen schwere Last war in der Luft ins Trudeln gekommen.
1998 Im Foyer des Zeughauses (Mitte) und in der Staatsbibliothek Haus 2 (Tiegarten) wird bis zum 27. September die Ausstellung »Schaufenster der Wissenschaft - Forschung für Kunst« gezeigt. Sie informierte über Restaurierungs- und Konservierungstechniken.
1999 Das katholische Sankt-Joseph-Krankenhaus an der Gartenstraße 1- 5 (Weißensee) weiht drei neue Gebäude der Fachklinik für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie ein.
2000 Zu Klezmer-Klängen und Chormusik feiert in Berlin die größte jüdische Gemeinde Deutschlands (12 000 Mitglieder) unter starken Sicherheitsvorkehrungen in der Tucholskystraße (Mitte) ihr viertes jüdisches Straßenfest.

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