Berlin am 7. September
 
1336 Herzog Rudolph von Sachsen befreit die Städte Berlin und Cölln von der Strafe wegen eines gefangengehaltenen Juden.
  
1673 Georg Conrad Golteisen, der ab April 1660 als Registrator, jedoch erst seit Oktober 1662 als »Registrator mit Gehalt« beim Geheimen Staatsarchiv zu Berlin beschäftigt war, stirbt in Berlin.
1731 Der Artist und Schauspieler Johann Carl Eckenberg, der »starke Mann«, erhält von König Friedrich Wilhelm I. die Erlaubnis, auf dem Neuen Markt ein Theater aufzuschlagen und »honette Sachen, keinesfalls aber skandalöse Sauzoten« zu spielen.
1732 Der Arzt Dr. Augustin Buddeus erhält von König Friedrich Wilhelm I. das Privileg zum Betreiben einer Apotheke in der Rosenthaler Straße (die später unter Denkmalschutz gestellte »Rote Apotheke«).
1742 Leonhard Euler wendet sich in einem Schreiben an den Beständigen Sekretär der Akademie der Wissenschaften. Es enthielt Eulers Vorstellungen über die Aufgaben der Astronomen und sein Programm für die Sternwarte der Akademie.
1748 In Ergänzung des Königlichen Befehls vom 16. Juli über das Pupillenkollegium (Vormundschaftsgericht) ergeht eine Deklaration, die den Begriff des »Eximiertentums« (Personenkreis, der von bestimmten Diensten, Steuern usw. befreit war) definiert.
1805 Karl Otto von Raumer wird in Stargard (Pommern) als Sohn eines Generalmajors geboren. Von Raumer studierte in Göttingen und Berlin Rechtswissenschaften. 1850 wurde er zum preußischen Kultusminister ernannt (bis 1859). Er starb 1859 in Berlin.
1811 Das Gesetz über die Aufhebung des Zunftzwanges wird erlassen.
1818 Der preußische Kultusminister Karl Freiherr von Altenstein verfügt, daß in der Tierarzneischule eine Hundeklinik eingerichtet wird.
1822 Durch Allerhöchste Kabinettsorder wird verfügt, daß die durch das von Schinkel entworfene Durchgangshaus Unter den Linden 76 führende neue Straße den Namen »Neue Wilhelms- Straße« erhält.
1851 In Berlin wird der Vertrag zwischen Preußen und Hannover über die Vereinigung des Zoll- und Steuervereins geschlossen.
1854 Alexander Herzfeld wird in Sprottau (Schlesien) geboren. Der Chemiker war seit 1903 Direktor des Instituts für Zuckerindutrie in Berlin und Mitglied des engeren Lehrerkollegiums der Landwirtschaftlichen Hochschule.
1857 Generalleutnant Hans Karl von Winterfeldt, der Freund König Friedrichs II., wird auf dem Invalidenkirchhof zu Berlin, Scharnhorststraße 33 (Mitte), beigesetzt.
1862 Georg Foth wird in Berlin geboren. Der Ingenieur war Mitarbeiter des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
1866 Der Schauspieler Friedrich Beckmann stirbt in Wien. Beckmann wirkte von 1824 bis 1845 in Berlin vornehmlich am Königstädtischen Theater. Der volkstümliche Komiker, besonders als Eckensteher Nante, gilt als geistiger Vater des Wortes »Kladderadatsch«.
1872 Zu Ehren des »3-Kaiser-Treffens« (Wilhelm I., Franz Joseph I. und Alexander II.) findet im Lustgarten (Mitte) ein Großer Zapfenstreich mit 1 200 Militärmusikern statt.
1885 In der Umgebung von Buch und Karow beginnen zweitägige Truppenübungen, die die Bevölkerung »in lebhafte Bewegung und freudige Erregung« versetzten.
1891 Die Stell- und Rademacher-Innung begeht im Festsaal des Buggenhagenschen Etablissements die Feier ihres 350jährigen Bestehens.
1898 Am Kurfürstendamm 213 (Ecke Uhlandstraße, Charlottenburg) eröffnet der 24jährige Konditormeister Oscar Möhring sein Kaffeehaus. Das Café Möhring entwickelte sich in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zu einer der feinsten Adressen in Berlin.
1899 Rudolf Brill wird in Eschwege geboren. Der Chemiker war Direktor des Fritz- Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin und ab 1961 Honorarprofessor für Physikalische Chemie an der Freien Universität Berlin.
1901 Otto Heinrich Warburg legt die Reifeprüfung am Friedrichs-Werderschen Gymnasium ab und verläßt die Schule mit dem Studienwunsch »Naturwissenschaften«. Der Physiologe und Biochemiker war ab 1931 Direktor des Max-Planck-Instituts für Zellphysiologie.
1901 Die diesjährige Berliner (Herbst-)Woche der Berliner Vereine des Deutschen Seglerverbandes beginnt auf dem Müggelsee mit einer zweitägigen Wettfahrt. Sie wurde am 14. und 15. September auf der Unterhavel an der Scharfen Lanke fortgesetzt.
1904 Der Schwimmer Emil A. Rausch aus Berlin gewinnt bei den Olympischen Spielen in St. Louis 1904 die Goldmedaille über 880 Yards Freistil. Rausch war Deutscher Meister 1901 bis 1907 über 1 500 m, 1903 und 1905 über 100 m.
1904 Der Schwimmer Georg Zacharias aus Berlin gewinnt bei den Olympischen Spielen in St. Louis 1904 die Goldmedaille über 440 Yards Brust.
1905 Karl Schröter wird in Wiesbaden geboren. Der Mathematiker wurde 1950 Direktor des Instituts für Mathematische Logik der Humboldt- Universität zu Berlin und war ab 1961 Direktor des Instituts für Reine Mathematik der Akademie der Wissenschaften.
1909 Der Amerikaner Orville Wright führt während der Berliner Flugwochen seinen Doppeldecker auf dem Flugplatz Tempelhof vor.
1910 Arthur Hobrecht, Staatsminister a. D. und ehemaliger Oberbürgermeister von Berlin, feiert das seltene Fest der diamantenen Hochzeit.
1913 Die »Frankfurter Zeitung«, die sich auf Untersuchungen des Hygienischen Instituts der Universität Berlin stützt, weist in einem Bericht auf die Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch die Auspuffgase von Kraftfahrzeugen hin.
1918 Der Techniker H. Rukop aus der Berliner Firma Telefunken stellt eine wassergekühlte Radiosenderöhre vor.
1925 Heinz Radzikowski wird geboren. Der Hockeyspieler gewann bei den Olympischen Spielen in Melbourne 1956 als Berliner Vertreter im deutschen Aufgebot die Bronzemedaille.
1930 Die Berliner SA führt eine Lastwagenpropagandafahrt durch das gesamte Stadtgebiet durch. Am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) kam es zu Straßenschlachten.
1930 In Vorbereitung auf die Wahl des Reichstags am 14. September veranstaltet die SPD im Sportpalast (Schöneberg) eine Kundgebung. Als Redner traten u.a. Siegfried Aufhäuser (Vorsitzender des Allgemeinen freien Angestellten Verbandes) und Artur Crispien auf.
1930 In der Nacht vom 7. zum 8. September erfolgt ein Einbruch in der Reichsapotheke, Elsässer Straße 36 (ab 1994 Torstraße). Geraubt wurden nur schwere Gifte: Zyankali, Strychnin, Eunitrin, Sublimat und Altropinal. Geld und Rauschgifte blieben unberührt.
1930 In den Lichterfelder Festsälen feiert der »Freie Sportverein VII« sein 5. Stiftungsfest.
1930 In den Spichern-Sälen veranstaltet der »Bund proletarisch- revolutionärer Schriftsteller« anläßlich der Reichstagswahl am 14. September 1930 eine Intellektuellen-Kundgebung, auf der u.a. Johannes R. Becher auftritt.
1930 Im Stadion Lichterfelde-Ost findet ein großes Treffen der Leichtathleten statt, das als die größte leichtathletische Veranstaltung der Saison bezeichnet wird. Das größte Interesse wurde den Vereinsmehrkämpfen entgegengebracht.
1935 Die Deutsche Reichspost nimmt in der Geisbergstraße 7 (Schöneberg) eine Fernsehversuchsstation wieder in Betrieb. Zur beschleunigten Weiterführung der Versuche sollten noch weitere Stationen folgen.
1935 In Berlin gibt es 225 Schweinemästereien. Damit war die Stadt in der Lage, den größten Teil ihres Bedarfs an Schweinefleisch selbst zu produzieren. Ein Großteil des Futters kam aus Hotels und Großküchen.
1935 Am Brandenburger Tor stehen wieder Posten der Reichswehr Wache. Sie lösten die Posten der Polizei ab.
1935 Der Werbefilm »Berlin bleibt Berlin«, den die Reichsbahnzentrale und die Stadt Berlin in Auftrag gegeben hatten, ist nach einjähriger Arbeit fertiggestellt. Anläßlich der bevorstehenden XI. Olympischen Spiele wurde er in zehn Sprachen synchronisiert.
1936 Alle Beamten des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung in Berlin müssen die arische Abstammung ihrer Ehefrauen nachweisen. Danach wurde über ihre Weiterbeschäftigung oder Pensionierung entschieden.
1937 Der Berliner Chirurg Prof. Ferdinand Sauerbruch wird mit dem Nationalpreis für Wissenschaft ausgezeichnet.
1940 Bei den ersten Bombenabwürfen der »Royal Air Force« auf Weddinger Gebiet sterben zwölf Menschen.
1941 Bei einem Luftangriff der »Royal Air Force« auf das Berliner Zentrum kommen am Pariser Platz durch eine 1 800-Kilogramm-Bombe etwa 100 Menschen beim Zusammensturz eines Wohnhauses ums Leben.
1945 Im wiedereröffneten Deutschen Theater in der Schumannstraße (Mitte) hat Lessings »Nathan der Weise« mit Paul Wegener in der Titelrolle Premiere.
1945 Auf der Charlottenburger Chaussee (Straße des 17. Juni, Tiergarten) findet aus Anlaß des Kriegsendes auch in Ostasien eine Siegesparade der vier Besatzungsmächte statt. An ihr nahmen die Generäle Patton, Robertson und Kletz sowie Marschall Shukow teil.
1945 Der Magistrat, Abteilung für Handel und Handwerk, ruft alle Berliner Marktbudenverleih- und Speditionsbetriebe zu einer Besprechung am 13. September im Fachamt 10, Dorotheenstr. 8 (Mitte), zusammen.
1946 Im Deutschen Theater hat Molières Komödie »Tartuffe« in der Inszenierung von Willi Schmidt Premiere. In den Hauptrollen traten Elsa Wagner, Horst Caspar, Antje Weisgerber, Aribert Wäscher und Paula Denk auf.
1946 Im Olympiastadion (Charlottenburg) beginnt ein internationales Militär- Sportfest, an dem sich sieben Nationen beteiligen. Deutsche Teilnehmer waren nicht zugelassen. Die herausragendste Leistung vollbrachte Emil Zatopek (CSR) im 5000-m-Lauf.
1947 Der »Rundfunk im amerikanischen Sektor« (RIAS) beginnt Schulfunksendungen auszustrahlen.
1948 Der Demokratische Block Berlin fordert vom Magistrat die Aufstellung eines Winternotprogramms und von den Stadtverordneten die Rückkehr in das Neue Stadthaus in Ost-Berlin.
1948 Der Ältestenrat der Stadtverordnetenversammlung beschließt, so lange keine Sitzungen im Neuen Stadthaus in Ost-Berlin einzuberufen, wie das Gebäude von Polizeikräften besetzt ist, die nicht der Verfügungsgewalt des Magistrats unterstehen.
1949 Oberbürgermeister Ernst Reuter nimmt als Vertreter von West-Berlin an der konstituierenden Sitzung des Bundesrates in Bonn teil.
1950 In Ost-Berlin beginnen die Sprengarbeiten zum Abriß des Berliner Stadtschlosses.
1951 Im Dahlemer Museum wird die Ausstellung »Alte Meister« mit 140 Gemälden der europäischen Malerei des 17. Jahrhunderts und 200 deutschen Handzeichnungen der Dürer-Zeit eröffnet.
1953 Der Senat beschließt die Umbenennung der Berliner Theater-Schule in »Max-Reinhardt-Schule des Landes Berlin«. Die Schule wurde von der Schauspielerin Hilde Körber geleitet.
1959 In der Kurfürstenstraße 132 wird eine von der Deutschen Gesellschaft für internationalen Jugendaustausch erworbene Villa als Jugendhotel mit 49 Betten eröffnet. Die Villa war 1896 für den Bankier Georg Fromberg errichtet worden.
1960 Als erster Gewerkschafts-Neubau nach dem Zweiten Weltkrieg wird das sechsgeschossige Verwaltungsgebäude der IG Nahrung-Genuß- Gaststätten an der Gotzkowsky-/Ecke Zwinglistraße in Moabit (Tiergarten) seiner Bestimmung übergeben.
1960 Wilhelm Pieck, Präsident der DDR, stirbt in seinem Amtssitz Schloß Niederschönhausen. Die Urne wurde an der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde (Lichtenberg) beigesetzt.
1963 Eine der größten Antennenanlagen West-Berlins wird in der Siedlung der Gemeinnützigen Heimstätten AG in Mariendorf in Betrieb genommen. Mit ihrer Hilfe konnte man in 802 Wohnungen Rundfunk- und Fernsehprogramme empfangen.
1968 Die Gedenkstätte für die deutschen Interbrigadisten an der Friedenstraße im Volkspark Friedrichshain wird eingeweiht.
1972 Monika Zehrt, Leichtathletin des SC Dynamo Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Goldmedaille über 400 m. Sie war 1971 Europameisterin über 4 x 400 m.
1973 Auf der Funkausstellung, der zweiten mit internationaler Beteiligung, wird auf den israelischen Stand ein Bombenanschlag verübt. Es entstand Sachschaden von etwa 50 000 Mark. Die palästinensische Gruppe »Schwarzer September« übernahm die Verantwortung.
1986 Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen überreicht den vom Senat gestifteten, künftig alle zwei Jahre zuverleihenden und jeweils mit 20 000 Mark dotierten Moses-Mendelssohn-Preis »zur Förderung der Toleranz« erstmals an Sir Yehudi Menuhin.
1987 Der Bund der Architekten der DDR veranstaltet in Berlin einen internationalen Erfahrungsaustausch zum Thema »Gegenwärtiges und künftiges Bauen in Hauptstädten«, der bis zum 14. September dauerte.
1996 Rund um den Potsdamer Platz treffen sich einige hundert Freunde des DDR- Kleinwagens zum »Trabi Total«. Auf der Schaubühne stellten viele der in Clubs organisierten Trabant-Besitzer ihre Kultobjekte vor.
1996 Zum zweitenmal findet auf dem Flughafen Schönefeld ein Tag der offenen Tür statt. Über 100 000 Besucher, überwiegend Berliner, strömten am Sonnabend und Sonntag auf das Flughafengelände.
1997 Der Tagesspiegel veröffentlicht eine ganzseitige Untersuchung über verschwundene Kinder in Berlin. Danach verschwanden jährlich im Durchschnitt 1 500 Kinder. Einige von ihnen tauchten niemals wieder auf.
1997 Vor 10 000 Zuschauern gewinnt der Deutsche Meister FC Bayern im Stadion an der Alten Försterei (Köpenick) in einem Testspiel gegen den Fußball-Regionalligisten FC Union 3:1 (2:0).
1998 Das Land Berlin verleiht erstmals die Louise-Schroeder-Medaille, mit der Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die sich im Sinne des Vermächtnisses von Louise Schroeder verdient gemacht haben. Erste Preisträgerin war die Publizistin Carola Stern.
1999 Im Deutsch-Russischen »Museum Berlin-Karlshorst« an der Zwieseler Straße 4 (Lichtenberg) wird eine Sonderausstellung über Nikolai Bersarin, dem ersten Stadtkommandanten Berlins nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges, eröffnet.
2000 Aus einem defekten Heizöltank auf dem Gelände der Geta-Tanklager GmbH am Tempelhofer Weg in Britz (Neukölln) fließen 8 000 Liter Schweröl in den Teltowkanal. Die Feuerwehr legte eine Ölsperre, um das in Richtung Steglitz abfließende Öl abzupumpen.

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