Berlin am 5. September
    
1670 Ein von Johann Raue, dem ersten Bibliothekar der »churfürstlichen Bibliothek zu Cölln an der Spree« - der späteren Staatsbibliothek zu Berlin - verfaßtes Schriftstück sagt aus, daß diese Bibliothek ab »1661 der Benutzung zugänglich« war.
1725 Ewald Friedrich Graf von Hertzberg wird auf Gut Lettin in Pommern geboren. Nach dem Studium in Halle war er ab 1747 als Hilfsarbeiter im Geheimen Kabinettsarchiv zu Berlin beschäftigt und hatte von 1750 bis 1768 die Aufsicht über dieses Archiv.
1731 August Friedrich Pallas wird in Berlin geboren. Pallas war Professor der Chirurgie am Berliner Collegium medico-chirurgicum (Vorläufer der Charité).
1741 Für das Opernhaus Unter den Linden wird der Grundstein gelegt.
1764 Henriette Julie de Lemos (verheiratete Henriette Julie Herz) wird als Tochter eines jüdischen Arztes in Berlin geboren. Die Literatin war mit dem Arzt und Philosophen Markus Herz verheiratet. Ihr Salon wurde das erste Zentrum der Berliner Romantik.
1778 Mit Rundschreiben werden alle »Justitz-Collegia« zur »Anschaffung der von der Academie (der Wissenschaften) herausgegebenen Continuationen des Mylii« (unter der Leitung von Christian O. Mylius veröffentlichte preußische Gesetzessammlung) ermahnt.
1779 Eine Kabinettsorder für die künftige Gestaltung des höheren Schulwesens, nach Vorarbeiten von Johann Heinrich Ludwig Meierotto, wird erlassen. Auf dieser Basis führte Meierotto eine neue Lehrordnung am Joachimsthalschen Gymnasium ein.
1791 Meyer Beer (Vorname Meyer, ab 19. Mai 1826 offiziell Giacomo Meyerbeer) wird in Tasdorf bei Berlin geboren. Der Pianist, Komponist und Dirigent trat 1842 die Nachfolge Spontinis als preußischer Generalmusikdirektor an der Königlichen Oper in Berlin an.
1807 Aus Memel richtet der Geheime Kabinettsrat Karl Friedrich von Beyme die briefliche Bitte an Johann Gottlieb Fichte, ein Gutachten zur neu zu gründenden Lehranstalt (Universität) in Berlin zu erstellen.
1832 Der Arzt Johann Gottfried Langermann stirbt in Berlin. Zu seinem Lebensende war Langermann Chef des gesamten preußischen Medizinalwesens.
1850 Eugen Goldstein wird in Gleiwitz (Schlesien) geboren. Der Wissenschaftler wirkte langjährig in Berlin auf den Gebieten Strahlungsphysik und Spektren.
1866 Die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße 30 (Mitte) wird offiziell eingeweiht.
1870 Victor Auburtin wird in Berlin geboren. Der Feuilletonist war Redaktionsmitglied am »Berliner Tageblatt«.
1872 Carl Friedrich Siemens wird als jüngster Sohn des Ingenieurs Werner Siemens (1888 geadelt) in Berlin geboren. Seit 1919 hatte er den Verwaltungsvorsitz des Siemens-Konzerns inne und wurde 1924 Präsident des Verwaltungsrates der Deutschen Reichsbahn.
1874 Die Sorauer Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
1884 Auf dem Windmühlenberg an der Straßburger Straße und Prenzlauer Allee wird mit dem Neubau der Bötzow-Brauerei begonnen. Julius Albert Bötzo hatte am 13. April 1864 in der Alten Schönhauser Straße 23/24 eine Brauerei nebst Ausschank eröffnet.
1885 Die Berliner Kaufmannschaft veranstaltet in der Börse ein Fest für die Mitglieder des Internationalen Telegraphenkongresses, der am 10. August eröffnet worden war.
1885 Im Landesausstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof (Tiergarten) wird die Allgemeine Gartenbauausstellung eröffnet.
1886 Die in der Charlottenburger Ausflugs- und Großgasstätte »Flora« gastierenden Sioux-Indianer führen ihren Besuchern erstmals den Skalptanz vor.
1889 An der Straße 1 a (seit 1902 Reisstraße und seit 1937 Lüdtgeweg) in Charlottenburg wird eine neuerbaute Feuerwache in Betrieb genommen.
1901 Die Führer der großen Parteien in der Stadtverordnetenversammlung sprechen sich für die Wiederwahl von Stadtrat Gustav Kauffmann zum Bürgermeister aus. Kaiser Wilhelm II. hatte zuvor die Wahl Kauffmanns nicht bestätigt.
1902 Der Mediziner Prof. Rudolf Virchow, Ehrenbürger der Stadt, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Alten Kirchhof der St.-Matthäus- Gemeinde in der Großgörschenstraße 12-14/Monumentenstraße (Schöneberg).
1908 Die Revue »Donnerwetter, tadellos« hat unter der musikalischen Leitung von Paul Lincke am Metropol-Theater (Behrenstraße, Mitte) Premiere.
1910 Die Tierärztliche Hochschule zu Berlin (Luisenstraße, Mitte) erhält das Promotionsrecht.
1911 Auf der Vorortstrecke nach Spandau wird das Teilstück Heerstraße - Spandau mit dem Bahnhof Pichelsberg in Betrieb genommen.
1917 Der in Berlin geborene Matrose Max Reichpietsch wird hingerichtet. Er hatte sich maßgeblich an der Vorbereitung des Matrosenaufstands der kaiserlichen Flotte beteiligt.
1918 Die »Kaiserliche Normal-Eichungs-Kommission«, die ihren Sitz im Garten der Berliner Sternwarte hat, wird in »Reichsanstalt für Maß und Gewicht« umbenannt.
1919 Nach viermonatigen Umbauarbeiten werden im Berliner Sportpalast (Schöneberg) die »Sport-Palast-Lichtspiele« eröffnet. »Das größte Kino der Welt« mit über 3 000 Plätzen schloß nach zwei Jahren und wich Mitte November 1921 wieder dem Sportpalast.
1930 In den Pharussälen in der Müllerstraße 142 (Wedding) findet die Schlußveranstaltung des Roten Kabaretts statt.
1930 Vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte beginnt ein Beleidigungsprozeß, den Wilhelm von Hohenzollern (der abgedankte Kaiser Wilhelm II.) gegen den Redakteur Mendel angestrengt hatte. Mendel wurde zu 1 500 Mark Geldstrafe wegen übler Nachrede verurteilt.
1933 Die Generalsynode der Evangelischen Kirche beschließt, die Provinzialkirche Mark Brandenburg in die Bistümer Berlin (Bischof Emil Karow) und Brandenburg (Bischof Joachim Hossenfelder) zu gliedern.
1933 Die preußische Generalsynode der Altpreußischen Union faßt im Gebäude des Preußischen Herrenhauses in der Leipziger Straße den Beschluß, den »Arier-Paragraphen« einzuführen.
1935 Henny Porten feiert im neuen Scala-Programm ein begeisterndes Wiedersehen mit ihrem Publikum.
1935 Im Zusammenhang mit dem Einsturz auf der Baustelle der Nord-Süd-Strecke der S-Bahn wird gegen vier Bauleute der Berlinischen Baugesellschaft mbH Haftbefehl wegen fahrlässiger Tötung erlassen. Bei dem Unglück waren 19 Arbeiter getötet worden.
1935 Im Grunewald beginnt eine Aktion zur Umforstung des Kiefernwaldes in einen Mischwald.
1936 Der Reichsverband der 125 jüdischen Kulturbünde versammelt sich in Berlin zu seiner ersten Jahrestagung, um Fragen der kulturellen Existenz der deutschen Juden zu beraten.
1945 Der Polizeipräsident erläßt eine Anordnung, wonach in allen Theatern und Lichtspielhäusern neben den Rauchverbotsschildern in Deutsch und Russisch auch solche in Englisch und Französisch anzubringen sind.
1945 Das Höhere Militärgericht der Britischen Militärregierung fällt am 5. und 6. September im Landgericht Turmstraße (Tiergarten) drei Urteile, darunter ein Todesurteil wegen unerlaubten Waffenbesitzes.
1946 Die Alliierte Kommandantur gestattet allen Jugendlichen bis zu 18 Jahren, deren Eltern oder Erziehungsberechtigte ihren Wohnsitz in Berlin haben, die Rückkehr in die Stadt und den Empfang von Lebensmittelkarten.
1946 Der bisher über Telefonnetz zu empfangende »Drahtfunk im amerikanischen Sektor« (DIAS) wird auf einen 800 Watt starken ehemaligen amerikanischen Militärsender geschaltet und sendet nunmehr unter dem Namen »Rundfunk im amerikanischen Sektor« (RIAS).
1946 Die Alliierte Kommandantur ordnet für alle aktiven Mitglieder der nationalsozialistischen Partei und für alle Personen, die den Besatzungsmächten »feindlich gegenüberstehen«, die Eintragung eines Trockenstempels in ihre Personalausweise an.
1951 Die 1. Berliner Festwochen werden durch Bundespräsident Theodor Heuss im wiederaufgebauten Schiller-Theater (Charlottenburg) eröffnet. Sie dauerten bis zum 30. September.
1951 Bundespräsident Theodor Heuss enthüllt während eines Aufenthaltes in Berlin vor dem Schöneberger Rathaus eine Büste des ersten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert.
1952 Inhabern von Geschäften und Betrieben in Ost-Berlin, die ihren Wohnsitz in West-Berlin haben, wird die Gewerbeerlaubnis entzogen. Die Unternehmen wurden in vorläufige Verwaltung des Magistrats übernommen.
1954 Die »Große Polizeischau« im Olympiastadion (Charlottenburg) wird von rund 100 000 Berlinern besucht.
1955 In Vorbereitung auf die vom 24. September bis 9. Oktober am Funkturm (Charlottenburg) stattfindenden »6. Industrieausstellung Berlin 1955« stimmt der Senat der kostenlosen Ausgabe von Verzehrbons im Wert von einer Mark an alle Ost-Besucher zu.
1957 Das Abgeordnetenhaus übernimmt von der Bundesrepublik das »Gesetz zur Errichtung einer Stiftung Preußischer Kulturbesitz und zur Übernahme von Vermögenswerten des ehemaligen Landes Preußen auf die Stiftung«.
1960 Der Boxer Günter Siegmund gewinnt bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 die Bronzemedaille im Schwergewicht.
1961 Um den Fahrzeugmangel in West-Berlin zu überbrücken, gelangen westdeutsche »Solidaritätsbusse« bei der BVG (West) zum Einsatz.
1969 Bei einem Sportfest im Stadion des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks (Prenzlauer Berg) verbessert die DDR-Leichtathletin Karin Balzer den eigenen 100-Meter- Weltrekord um 0,1 Sekunden auf 12,9 Sekunden.
1973 Die Forstverwaltung Grunewald übergibt den etwa anderthalb Morgen großen, nahe dem Jagdschloß Grunewald gelegenen, »Fort Grün« genannten Spielplatz seiner Bestimmung.
1973 Zum erstenmal seit zwölf Jahren gibt es in Berlin im September wieder eine Tageshöchsttemperatur über 30°C (ein »heißer Tag«).
1973 Die »Morgenpost« gibt Mitteilungen von Innensenator Kurt Neubauer über die für die Jahre 1974 bis 1980 vorgesehene Polizeireform in Berlin wieder. Danach sollten etwa 120 Mill. Mark aufgewendet werden, zuzüglich jährlich 18 Mill. Mark Personalkosten.
1976 Bei wolkenreichem und feuchtem Wetter erlebt Berlin den kältesten 5. September seit dem Jahre 1908.
1978 Etwa 3 000 Sympathisanten, Bürgerrechtler, Gewerkschaftler und Linke, treffen sich in der »Neuen Welt« in Neukölln und gründen die Berliner »Alternative Liste« (AL).
1986 3 000 Gäste folgen der Einladung von Bundeskanzler Helmut Kohl und dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen zum »Kanzler- Fest« im Sommergarten unter dem Berliner Funkturm (Charlottenburg).
1987 Die Ostberliner Behörden dulden erstmals eine nichtangemeldete Demonstration. Daran nahmen rund tausend Mitglieder und Sympathisanten von unabhängigen Friedensgruppen teil.
1992 Der italienische Architekt Renzo Piano gewinnt den Wettbewerb für den Bau des Dienstleistungszentrums der Daimler-Benz AG (Tiergarten) am Potsdamer Platz.
1996 6 300 Menschen, die mehr als 180 Kulturen aus aller Welt vertreten, nehmen am Fest der Kulturen teil, zu dem Bundespräsident Roman Herzog in den Garten des Schlosses Bellevue geladen hatte.
1996 Der 406,5 Millionen Mark teure Neubau des Landeskriminalamts (LKA) am Tempelhofer Damm (Tempelhof) wird offiziell der Polizei übergeben.
1996 Die Berliner Kindl Brauerei AG teilt mit, daß der kühle Sommer zu erheblichen Einbrüchen im Getränkeumsatz geführt hat. Insbesondere war der erwartete Absatz von Kindl's Weisse ausgeblieben.
1997 Einen Tag nach dem Tod des italienischen Architekten Aldo Rossi wird sein Palazzo Farnese im »Quartier Schützenstraße« (Mitte) enthüllt. Die Fassade des Hauses kopiert den Innenhof des römischen Palazzo Farnese von Michelangelo.
1998 Im Siemens-Forum, Rohrdamm 85 (Spandau), finden bis zum 6. September die 1. Deutschen Existenzgründertage '98 in Berlin-Brandenburg statt.
1998 Für das erste Projekt zur Umgestaltung der Marzahner Promenade - dem neuen Freizeitzentrum - wird das Richtfest gefeiert. Auf 27 000 Quadratmetern sollten Kino, Bowlingbahn, Gaststätten, Diskothek, Fitneß-Studio und Verkaufseinrichtungen entstehen.
1998 In Tempelhof, Wolframstraße 95-96, wird das neueröffnete Schokoladenmuseum der Schokoladenfabrik Rausch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Als besondere Attraktion wurden Führungen durch die Produktionsstätte angeboten.
1998 75 Jahre Berliner Hafen- und Lagerwirtschaft (Behala) am 26. Februar und 75 Jahre Westhafen am 3. September sind Anlaß für ein Hafenfest in Moabit (Tiergarten). Unter anderem wurde die Ausstellung »Berlin aus dem Kahn gebaut« gezeigt.
1998 Der Koordinierungsrat der Länder Berlin und Brandenburg kommt in Brandenburg unter der Leitung der Regierungschefs, Eberhard Diepgen und Manfred Stolpe, zu seiner fünften Sitzung zusammen. Themen waren Abfallwirtschaft und Universitätszusammenarbeit.
1999 Im Schiller Theater veranstaltet der Förderverein Jüdisches Krankenhaus anläßlich des 75jährigen Bestehens des Jüdischen Krankenhauses (Wedding) eine Benefiz-Gala. Der Erlös der Gala diente dem Wiederaufbau der Synagoge des Krankenhauses.
2000 Eine Delegation aus der Stadt und des Landkreises Bad Kissingen (Bayern) enthüllt auf dem Pankower Kissingenplatz einen Gedenkstein mit den Wappen von Unterfranken, des Landkreises und der Stadt Bad Kissingen und der Inschrift »verbunden mit Berlin«.

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