Berlin am 4. September
 
1345 Markgraf Ludwig verpflichtet sich, nach Übereinkunft mit den Landständen die Münzeinrichtung in der Mark, welche den Einwohnern bisher beschwerlich war, dergestalt zu ändern, daß fortan 3 Pfund Pfennige von einer löthigen Mark Silbers geschlagen werden.
  
1679 Der Jurist Conrad Schardius, der beim Geheimen Staatsarchiv zu Berlin seit 1672 als Registrator und ab 1677 als Archivar tätig war, stirbt in Berlin.
1680 Der Doktor der Theologie Jacques Abbadie wird im Dom von Hofprediger Dr. Bergius zum Geistlichen der Berliner Französischen Gemeinde geweiht.
1755 Der Mathematiker und Physiker Leonhard Euler legt der Berliner Akademie seine Arbeit »Principes généraux du mouvement des fluides« vor, in der er die Theorie der Bewegung von Flüssigkeiten (Strömungslehre) behandelte.
1807 Per Kabinettsorder genehmigt König Friedrich Wilhelm III. die Errichtung einer allgemeinen und höheren Lehranstalt in Berlin.
1817 Die Apotheker Schoenberg und Johann Daniel Riedel verteilen auf der Berliner Apothekerkonferenz die eingebundene erste »Berliner Handverkaufstaxe« an die Berliner Kollegen.
1829 Der Chemiker und Dozent an der Berliner Gewerbeschule Friedrich Wöhler teilt seinem ehemaligen Lehrer Jöns Jacob Berzelius, Professor in Stockholm, in einem Brief die Einrichtung seines neuen Laboratoriums mit.
1840 Robert Wulfinghoff wird in Charlottenburg geboren. Wulfinghoff studierte in Münster Mathematik und Naturwissenschaften. Von 1869 bis 1879 war er Lehrer am Luisenstädtischen Gymnasium zu Berlin. Im März 1893 erhielt er den Professorentitel.
1848 Der preußische Diplomat und Verwaltungsbeamte Johann Ludwig von Jordan stirbt in Dresden. Jordan war 1816 von König Friedrich Wilhelm III. in den Adelsstand erhoben worden.
1849 Durch eine Verfügung des Berliner Magistrats werden dem Archivar Ernst Fidicin »die bei der Verwaltung der Kommission für die Volksbibliotheken vorkommenden allgemeinen Bibliothekar- sowie die Expeditionsgeschäfte« übertragen.
1874 Ein Ortsstatut regelt in Verbindung mit der für Berlin erlassenen Polizeiverordnung vom 14. Juli 1874 die Ausführung von Hausanschlüssen zum Anschluß an die Kanalisation.
1874 Dem Berliner »Verein zur Förderung höherer Bildung und Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts« (Lette-Verein) werden durch den Bundesrat die Rechte einer juristischen Person verliehen.
1886 Eine Gartenbau-Ausstellung wird im Etablissement »Zum Sternecker« in Weißensee eröffnet.
1890 In Berlin treffen sich Dr. Thoms, Dr. Goeldner, Apotheker Gützkow, Dr. Holfert und Dr. Ritsert zu einer Vorbesprechung zur Gründung der Pharmazeutischen Gesellschaft und beschließen, zu einer Besprechung im Konventgarten einzuladen.
1904 Die Synagoge auf dem Hof des Grundstücks Rykestraße 53, projektiert von dem Gemeindebaumeister Johann Hoeniger und errichtet in Backsteinmanier, erhält ihre Weihe. Im Vorderhaus befand sich eine jüdische Religionsschule.
1904 Die Synagogengemeinschaft »Adass Jisroel« eröffnet im hinteren Teil ihres Grundstücks in der Artilleriestraße (Tucholskystraße 40, Mitte) eine eigene Synagoge.
1909 Orville Wright unternimmt mit seinem Doppeldecker über dem Tempelhofer Feld einen Flug von 19 Minuten. Gast der Flugvorführung war auch Generalstabschef Helmuth von Moltke.
1914 Der Ingenieur und Leiter der Physikalischen Abteilung der Versuchsanstalt für Luftfahrt, G. Fuhrmann, fällt an der Front.
1915 Auf dem Königsplatz (Tiergarten) wird ein von 72 Bildhauern geschaffenes hölzernes Standbild des Generals Paul von Hindenburg in Anwesenheit des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg eingeweiht. Für die Kriegsopferhilfe wurden Nägel verkauft.
1918 Professor Emil Lampe, Dozent für Mathematik an der Technischen Hochschule in Charlottenburg, stirbt in Berlin.
1922 Ernst Hermann von Dryander, letzter kaiserlicher Oberhof- und Domprediger, stirbt im 80. Lebensjahr in Berlin.
1927 Helmut Kratzsch wird in Berlin geboren. Der Ingenieur für Markscheidewesen war seit März 1970 Ordinarius für Markscheidewesen und Bergschadenkunde und Institutsdirektor an der Technischen Universität Berlin.
1930 Vor dem Schöffengericht Mitte wird wegen Mietwuchers gegen den Besitzer des Grundstücks, den Geschäftsführer und den Verwalter des Neubaublocks am Grimmnitzsee (Spandau) verhandelt. Das Gericht sprach die Angeklagten frei (minimale Überschreitung).
1930 In Vorbereitung der Reichstagswahl am 14. September veranstaltet die KPD im Sportpalast (Schöneberg) eine Kundgebung. Als Redner traten u.a. Max Hölz, Kurt Schmidt und Walter Ulbricht auf.
1931 Alfred Grotajahn, Arzt und Begründer der modernen Sozialhygiene als Wissenschaft, seit 1920 erster deutscher Lehrstuhlinhaber auf diesem Fachgebiet an der Charité, stirbt in Berlin.
1935 Die »Fakultät für allgemeine Technologie« der Technischen Hochschule zu Berlin wird in »Wehrtechnische Fakultät« umbenannt. Die Umbenennung erfolgte im Zusammenhang mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht.
1935 Bei einer Verkehrskontrolle unter Berliner Radfahrern ermittelt die Schutzpolizei 10 808 Verstöße. Es wurden 2 356 Strafanzeigen erstattet. 904 Räder wurden sichergestellt.
1935 Hans Robert Gustav von Benda, ehemaliger musikalischer Mitarbeiter des Reichssenders Berlin, wird als neuer künstlerischer Leiter in die Geschäftsführung des Berliner Philharmonischen Orchesters berufen.
1940 Das Mühlengrundstück der Stechanschen Mühle in Britz, das Mühlenmeister Karl Albert August Stechan im Oktober 1874 übernommen hatte, geht für 48 000 Reichsmark an die Firma Friedrich Hauck & Co. in Tempelhof über.
1943 Britische Bomber zerstören in der Nacht einen Teil des Zuchthauses Plötzensee in Charlottenburg. Vier zum Tode Verurteilte konnten fliehen. Daraufhin wurde die Exekution aller inhaftierten Todeskandidaten angeordnet.
1945 Das Verordnungsblatt der Stadt Berlin Nr. 2 erscheint. In der Folgezeit wurde es den Beziehern zugestellt. Die Abgabe von Einzelheften sowie die Aufgabe von Bestellungen war nur im Verlag der Magistratsdruckerei möglich.
1945 Zur Überwachung von Typhus, Paratyphus und Ruhr, die sich in Berlin immer mehr ausbreiten, befiehlt die Alliierte Kommandantur strenge Maßnahmen.
1945 Die Städtische Oper, Kantstraße 8-12 (Charlottenburg), bringt als ihre erste Opernaufführung nach dem Kriege Beethovens »Fidelio« heraus. Inszeniert wurde die Oper von Michael Bohnen, die musikalischer Leitung lag in den Händen von Robert Heger.
1945 Die Ausführungsbestimmungen zur Verordnung über die Gebäude- Instandsetzungsabgabe der Stadt Berlin vom 2. Juni 1945 erscheinen. Sie konnten beim Verlag der Magistratsdruckerei, Linienstraße 139-140, zum Preis von 20 Reichspfennig bezogen werden.
1945 In der Brunnenstraße wird der erste vom Magistrat eingerichtete Tauschmarkt eröffnet. Es herrschte reger Betrieb.
1946 Durch Verordnung der Alliierten Kommandanten wird der Name »Stadt Berlin« wieder in »Groß-Berlin« geändert.
1947 Der Parteitag der CDU der Sowjetischen Besatzungszone beginnt im Haus der Deutschen Staatsoper an der Friedrichstraße (Mitte). Er endete am 8. September mit der Wahl von Jakob Kaiser zum ersten und von Ernst Lemmer zum zweiten Vorsitzenden der Partei.
1948 Ernst Reuter gibt dem »Vorbereitenden Ausschuß zur Gründung einer freien Universität Berlin« bekannt, daß der amerikanische Militärgouverneur in Deutschland, General Lucius D. Clay, einer Universitätsgründung wohlwollend gegenüberstehe.
1949 Der Wahlberliner Hans Stretz schlägt in der Waldbühne (Charlottenburg) im Kampf um die deutsche Meisterschaft im Mittelgewicht der Berufsboxer den Dortmunder Rudi Pepper in zwölf Runden nach Punkten.
1949 In ihrem Imbiss-Stand an der Ecke Kant-/Kaiser-Friedrich-Straße (Charlottenburg) erfand Herta Heuwer(1913-1999) die pikante »Chillup«-Sauce für die inzwischen weltweit bekannte Berliner Currywurst.
1950 Oberbürgermeister Friedrich Ebert erläßt für Ost-Berlin das Verbot der Religionsgemeinschaft »Zeugen Jehovas«, die von Innenminister Dr. Karl Steinhoff unter Hinweis auf Artikel 6 der Verfassung in der DDR bereits verboten worden war.
1955 Im Pankower Ortsteil Buch wird die vierte Ostberliner LPG mit dem Namen »Frohe Zukunft« gegründet.
1955 Nach dreijähriger Bauzeit wird die nach den ursprünglichen Plänen von Knobelsdorff restaurierte Oper Unter den Linden (Mitte) als »Deutsche Staatsoper« mit einer festlichen Aufführung von Richard Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« wiedereröffnet.
1956 Für das kommende Wintersemester wird die Zahl der Studenten der Technischen Universität Berlin auf maximal 9 500 begrenzt. Die Universität hatte im vorangegangenen Sommersemester mit rund 9 250 Studenten ihre Kapazitätsgrenze nahezu erreicht.
1958 Das Abgeordnetenhaus beschließt das »Erste Gesetz zur Aufhebung des Besatzungsrechts«. Nach einer entsprechenden Genehmigung der Alliierten Kommandantur wurden dadurch 179 ihrer Anordnungen aus den Jahren 1945 bis 1950 aufgehoben.
1959 Bundesminister Ernst Lemmer gibt auf einer Sitzung des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen in Berlin die Stiftung eines Ernst-Reuter- und eines Jakob-Kaiser-Preises für die beste Rundfunk- bzw. Fernsehsendung gesamtdeutschen Charakters bekannt.
1967 Im Gaswerk Mariendorf werden zwei thermisch-katalytische Leichtbenzin- Spaltanlagen in Betrieb genommen. Damit war ein sauberer Betrieb ohne Einsatz von Kohle möglich.
1972 Die Schwimmer Hartmut Flöckner, TSC Berlin, und Lutz Unger, SC Dynamo Berlin, gewinnen bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Silbermedaille mit der 4x100-m-Lagen-Staffel.
1972 Die Berliner Radsportler Günther Schumacher, Heinz Richter vom SC Dynamo Berlin, Thomas Huschke und Uwe Unterwalder vom TSC Berlin, gewinnen bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Silbermedaille im 4000-m- Mannschaftsverfolgungsrennen.
1972 Die Radsportler Jürgen Geschke, TSC Berlin, und Werner Otto, SC Dynamo Berlin, gewinnen bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Silbermedaille im Tandem. In dieser Disziplin waren sie 1969 und 1971 Weltmeister.
1972 Dietmar Hötger, Judoka des SC Dynamo Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Bronzemedaille im Weltergewicht. Hötger war 1973 Vize-Weltmeister, 1972, 1973 Europameister, 1969, 1975 und 1976 DDR-Meister.
1973 Der Senat verabschiedet einen Bericht, nach dem die Zahl der Sozialarbeiter in West-Berlin bis 1978 von 3 256 Stellen auf 4 236 Stellen erhöht werden soll. Im Bundesgebiet sollten Kräfte angeworben werden, da die Absolventen in Berlin nicht ausreichten.
1984 Der Senat ernennt auf seiner 26. Sitzung die 41jährige Carola von Braun (FDP) zur Frauenbeauftragten. Sie trat am 1. Oktober ihr Amt an und übernahm damit die Leitung des Referats Frauenpolitik in der Senatsverwaltung für Sozialwesen.
1990 Bürgerrechtler besetzen die frühere Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit in Lichtenberg. Im Einigungsvertrag sollte der Verbleib der Stasi-Akten auf dem Gebiet der DDR festgelegt und personenbezoge Daten an die Betroffenen herausgegeben werden.
1990 Der italienische Dirigent Claudio Abbado unterzeichnet seinen Vertrag als künstlerischer Leiter des Berliner Philharmonischen Orchesters und Nachfolger Herbert von Karajans für zunächst sieben Jahre.
1991 Der Generalsekretär des P.E.N.-Zentrums Bundesrepublik Deutschland, Hanns Werner Schwarze, langjähriger Moderator der deutschlandpolitischen Fernseh- Sendereihen »drüben« und »Kennzeichen D«, stirbt im Alter von 67 Jahren in Berlin.
1995 Papst Johannes Paul II. schenkt der evangelischen Berliner Domgemeinde ein wertvolles Mosaikbildnis des heiligen Petrus.
1995 Am Abend geht zwei Wochen früher als geplant die seit dem 3. Juli sanierte S-Bahn-Strecke Adlershof - Schönefeld wieder in Betrieb.
1996 Bei Arbeiten an einem Heizkessel werden auf dem Gelände der Stadtreinigung (Freiheit, Spandau) zwei Schweißer schwer verletzt. Ein Gabelstapler hatte den schweren Behälter umgerissen und die beiden Arbeiter unter ihm begraben.
1996 Die Landesentwicklungsgesellschaft Brandenburg teilt mit, daß das westlich von Berlin gelegene Olympische Dorf von 1936 in Döberitz in den nächsten zehn Jahren mit 1,5 Milliarden Mark in eine Wohnstadt im Grünen verwandelt werden soll.
1997 Das Landgericht Tiergarten verurteilt den 36jährigen Ulrich L., der bei der diesjährigen »Revolutionären 1.-Mai-Demo« u.a. »Deutschland verrecke« gerufen hat, wegen »Verunglimpfung des Staates« zu neun Monaten Gefängnis bei vier Jahren Bewährung.
1997 Bei einer Polizeirazzia auf der Baustelle des künftigen Stadtteilzentrums in Hellersdorf werden über 70 Schwarzarbeiter festgenommen. Sie verfügten weder über Aufenthalts- noch Arbeitsgenehmigungen. 14 Betroffene sollten abgeschoben werden.
1998 Im Kulturforum am Matthäikirchplatz (Tiergarten) wird eine bis zum 29. November 1998 dauernde Ausstellung über Fontane und die bildende Kunst eröffnet.
1998 Auf dem Platz am Anhalter Bahnhof gastiert bis zum 27. September Deutschlands berühmteste Puppenbühne, die Augsburger Puppenkiste. Zwölf Tieflader transportierten die Teile nach Berlin. 50 Helfer errichteten das 210 t schwere und 1 000 mý große Theater.
1998 Die 4. Berliner Seniorenmesse »Aktiv im Alter« wird statt am Alexanderplatz mit erweiterter Ausstellungsfläche auf dem Messegelände am Funkturm (Charlottenburg) eröffnet. Über 120 Aussteller gaben Anregungen für ein erfülltes Leben jenseits der Fünfzig.
1998 Mit einer Kunstausstellung im Universitätsklinikum Benjamin Franklin, einer Deutsch-Polnischen Woche und Veranstaltungen freier Kulturträger warten die Steglitzer Kulturtage, die zum Auftakt zwei Konzerte bringen, bis zum 19. September auf.
1998 Im Cinemaxx Colosseum wird mit Texten und Musiken von Erich Kästner, Bertolt Brecht, Kurt Weill und Dada Beda die »Kunstmeile« in der Schönhauser Allee eröffnet. Bis zum 4. Oktober wurden über 250 Arbeiten von 82 Künstlern ausgestellt.
1998 40 Künstler stellen im Berliner Kronprinzenpalais (Mitte) Arbeiten zum Thema »Die Macht des Alters« aus. Träger der Ausstellung waren das Deutsche Historische Museum, die Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn und das Kunstmuseum Bonn.
1999 Im Saalbau an der Karl-Marx-Straße (Neukölln) feiert der Gropiuschor mit einem Galakonzert sein 25. Jubiläum.
1999 In drei Berliner Museen (Hamburger Bahnhof, Altes Museum, Neue Nationalgalerie) beginnt die Ausstellung »Das XX.Jahrhundert - Ein Jahrhundert Kunst in Deutschland«. Sie knüpfte an die Jahrhundertausstellung von 1906 auf der Museumsinsel an.
2000 Die Solotänzerin, Ballettmeisterin und Choreographin Daisy Spies stirbt 94jährig in Berlin. Die Tänzerin, eine der großen Vertreterinnen des Ausdruckstanzes der 20er Jahre, fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof (Mitte).

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