Berlin am 30. Oktober
 
1317 Markgraf Woldemar ordnet an, die Handelsstraßen von Berlin und Frankfurt (Oder) nach Niederfinow über Neustadt-Eberswalde zu führen, und bestätigt der Stadt Niederlagsrecht, d.h. jeder Kaufmann wurde gezwungen dort seine Waren zum Kauf anzubieten.
1338 Eine Urkunde des Berliner Rates über Pfandgelder für die Lausitz zeigt erstmals das spätere Wappen- und Siegeltier der Stadt, den Bären, auf einer Mittelfläche des Siegelmedaillons.
   
1701 Mit königlichem Patent wird vorgeschrieben, daß in den Residenzstädten »alles zur Stadt kommende Getrayde sofort versteuret, auch die Weine nicht weiter im Keller, sondern so bald sie ankommen und vor der Schleuse angeleget, visitiret werden sollen«.
1742 König Friedrich II. reist von Charlottenburg nach Potsdam ab.
1744 Der Rechtswissenschaftler Friedrich Wilhelm Senning stirbt in Berlin. Senning, Sohn des Archivars am Geheimen Staatsarchiv Ludwig Senning, war ab 1710 ebenfalls in dieser Einrichtung tätig.
1805 Erzherzog Anton Victor von Österreich weilt in Berlin, um Preußen zur Teilnahme am Krieg gegen Napoleon zu bewegen.
1809 Mit einer Kabinettsorder setzt König Friedrich Wilhelm III. der Sonderstellung der Französischen Gemeinde zu Berlin ein Ende. Das französische Koloniedepartement, das französische Oberdirektorium und das französische Bürgerrecht wurden abgeschafft.
1817 Am Vortag des 300. Jahrestages der Reformation begehen Lutheraner und Reformierte mit einem gemeinsamen Abendmahl in der Nikolaikirche feierlich die Bildung der Union zwischen beiden evangelischen Glaubensrichtungen in Preußen.
1817 Die renovierte Nikolaikirche wird in Anwesenheit König Friedrich Wilhelms III. eingeweiht.
1838 Die Berlin-Potsdamer Eisenbahngesellschaft eröffnet das zweite Teilstück der Eisenbahnlinie von Berlin nach Potsdam, die Strecke Zehlendorf - Berlin, die am Vortag eingeweiht wurde. Die Strecke Potsdam - Zehlendorf war schon im September eröffnet worden.
1846 An die »Concessionierte Berliner Omnibus-Compagnie« wird die Genehmigung zum Betrieb von fünf Linien erteilt.
1862 Friedrich Meinecke wird in Salzwedel (Altmark) geboren. Der Historiker war 86jährig einer der Gründer der Freien Universität Berlin und nach der Gründung 1948 bis zum Sommersemester 1949 erster Rektor.
1866 Der Bildhauer Albert Wolff wird als Lehrer der Modellierklasse an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin angestellt, wo er bis zu seinem Tode 1892 mit Erfolg tätig war.
1873 Im Zentrum der Stadt findet eine Verkehrszählung statt.
1883 Das Denkmal des Berliner Chirurgen Friedrich Robert Wilms, geschaffen von Baurat Heino Schmieden und Professor Rudolf Leopold Siemering, wird in den Anlagen des Mariannenplatzes (Kreuzberg) enthüllt.
1890 Der erste allgemeine Kraftstromtarif von rund 50 Pfennig/kWh wird eingeführt. Die Berechnung erfolgte nach Amperestunden mit Gewährung eines Staffelrabatts von 15,5 bis 45 % entsprechend einer Benutzungsdauer von 1 200 bis 3 600 Stunden/Jahr.
1892 Der Präzisionsmechaniker Leopold Loewenherz stirbt in Berlin. Loewenherz wirkte in der Normal-Eichungs-Kommission und gründete 1881 die »Zeitschrift für Instrumentenkunde«. Ab 1887 war er Abteilungsdirektor in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
1893 Hermann August Seger stirbt in Berlin. Er übernahm 1878 die Leitung der chemisch-technischen Versuchsanstalt an der Königlichen Porzellanmanufaktur. Er erfand das Seger-Porzellan und entwickelte den Normalkegel für die Temperaturmessung in Brennöfen.
1907 Die Seminare des 1866 in Berlin gegründeten Lette-Vereins werden in »Ausbildung, Prüfung und Berechtigungen« den staatlichen Anstalten gleichgestellt.
1909 Hans Grade gewinnt auf dem Flugplatz Johannisthal (Treptow) mit seinem selbstgebauten Eindecker den »Lanz-Preis der Lüfte« mit einem Flug von zwei Minuten und 43 Sekunden in ca. zehn Meter Höhe um festgelegte Wendemarken.
1920 Adolf Wermuth, der seit 1912 Oberbürgermeister von Berlin ist, übernimmt das Amt des Oberbürgermeisters der am 1. Oktober gebildeten neuen Stadtgemeinde Berlin, in das er am 22. September gewählt worden war.
1920 Die »Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft« wird offiziell in Berlin gegründet. In ihr waren alle deutschen Hochschulen und Akademien zu einem Verband vereint.
1921 Auf dem Berliner Wannsee ereignet sich ein schweres Unglück. Beim Zusammenstoß zweier Dampfer ertranken 20 Personen.
1926 Der Regisseur Fritz Lang beendet in den zum Filmatelier umgestalteten Staakener Zeppelin-Werken die Dreharbeiten für den Film »Metropolis«, die am 22. März 1925 begonnen hatten.
1926 Die Straßenbaupolizei erläßt mit Zustimmung des Magistrats »Grundsätze für die einheitliche Ausführung von Bauarbeiten auf Straßenland«. Damit sollten Behinderungen des Verkehrs und Belästigung der Anwohner auf ein Minimum reduziert werden.
1927 Der Berliner Publizist Maximilian Harden (eigtl. Felix Ernst Wittkowski) stirbt im Schweizer Kurort Montana-Vermala. Er erhielt ein Ehrengrab auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße (Charlottenburg).
1929 Trotz einiger Bedenken beschließt der Ufa-Vorstand, einen Film nach Heinrich Manns Roman »Professor Unrat« zu drehen.
1930 Im Sportpalast (Potsdamer Straße, Schöneberg) nehmen über 6 000 Besucher am 1. Hallensportfest der Saison der Berliner Arbeitersportler teil. Die Hauptveranstaltung bildeten die Radfahrdisziplinen. Das Fliegerrennen gewann Thomas Friedrichshain.
1935 Bei einer Ringer-Großveranstaltung im Saalbau Friedrichshain siegt Werner Seelenbinder, deutscher Meister im Halbschwergewicht von 1933 und 1935, in allen Kämpfen. Seelenbinder war mitten im Trainig für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin.
1935 Der Werberat der Deutschen Wirtschaft bezeichnet in einer Mitteilung das Wort »nur« vor einem Preis als falschen Wettbewerb und erklärt es für unzulässig.
1936 Der Gau Groß-Berlin der NSDAP veranstaltet im Sportpalast (Schöneberg) eine Kundgebung anläßlich der zehnjährigen Wiederkehr des Tages (1. November 1926), an dem Dr. Joseph Goebbels nach Berlin kam und zum Gauleiter der Berliner NSDAP ernannt wurde.
1936 Die Neue Abteilung der Nationalgalerie im Kronprinzenpalais (Mitte) wird geschlossen. Aus der Jubiläumsausstellung der Preußischen Akademie der Künste sollten die Werke von Ernst Barlach, Käthe Kollwitz und Wilhelm Lehmbruck entfernt werden.
1938 Erstmalig erreichen Schiffe aus dem Stromgebiet des Rheins die Reichshauptstadt. Mit Inbetriebnahme des Hebewerkes Rothensee war Berlin nun über den Mittellandkanal, die Elbe und den Elbe-Havel-Kanal mit dem Rhein, dem Ruhrgebiet und der Weser verbunden.
1945 Der Berliner Bühnen- und Filmschauspieler Georg Alexander, der nach dem Krieg Intendant des Potsdamer Schauspielhauses war, stirbt im Alter von 57 Jahren.
1946 Die in Lichtenberg gelegenen Siemens-Plania-Werke werden mit Befehl Nr. 63 des sowjetischen Stadtkommandanten der Sowjetunion als Reparationsgut übergeben und in eine sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) umgewandelt.
1950 Der Magistrat von West-Berlin bestätigt die Wahl von Prof. Dr. med. Hans Freiherr von Kreß zum Rektor der Freien Universität Berlin.
1952 Das Maxim Gorki Theater wird im Gebäude der ehemaligen Singakademie Am Festungsgraben (Mitte) mit Boris Lawrenjows Stück »Für die See« eröffnet. Zuvor trug es den Namen »Neue Bühne« und befand sich im Haus der Kultur der Sowjetunion.
1953 Der Magistrat erläßt die »Verordnung über die Ausgabe von Personalausweisen der Deutschen Demokratischen Republik in Groß- Berlin«. Die alten Ausweise waren in der Zeit vom 15. November 1953 bis 31. März 1954 in die neuen, kleineren Ausweise umzutauschen.
1959 Zwischen der Warschauer Universität und der Humboldt-Universität zu Berlin wird ein Vertrag über Zusammenarbeit abgeschlossen.
1965 Erzbischof Alfred Bengsch konsekriert in Spandau die nach Plänen von Ulrich Craemer in der Weißenburger Straße errichtete St.-Wilhelms-Kirche mit einem freistehenden 23 Meter hohen Turm als Wahrzeichen.
1970 Mit einer Festveranstaltung in der Kongreßhalle (Tiergarten) begeht die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ihr 50jähriges Bestehen. Ihre Vorgängerin, die »Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft«, war vor 50 Jahren in Berlin gegründet worden.
1975 An der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (Mitte) wird Heiner Müllers Schauspiel »Die Schlacht« uraufgeführt.
1975 Der Physiker Gustav Hertz stirbt in Berlin. Hertz wirkte in Berlin u.a. auf den Gebieten Gasentladung, Isotopentrennung und Quantenphysik. Von 1928 bis 1934/35 war er Professor für Experimentalphysik an der Technischen Hochschule zu Berlin.
1979 Am Nachmittag fällt in Berlin der erste Schnee des Winters 1979/80. In einigen Stadtteilen entstand bereits eine dünne Schneedecke.
1981 Der Chemiker Dr. Lothar Kolditz, Direktor des Zentralinstituts für Anorganische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR, wird im Palast der Republik zum Präsidenten des Nationalrats der Nationalen Front gewählt.
1981 Seit Inbetriebnahme des Berliner Fernsehturms (Mitte) am 3. Oktober 1969 wird der 15millionste Besucher gezählt.
1983 Das Evangelische Bildungswerk inszeniert zwischen Philharmonie und St.- Matthäus-Kirche zum bevorstehenden 500. Geburtstag Martin Luthers das Stadtfest »Luther ist tot«. Schauspieler zeichneten den Weg Luthers vom Augustiner-Mönch zum Reformator nach.
1984 Der Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter Wolfgang Heinz (Wolfgang Hirsch) stirbt im Alter von 84 Jahren in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof Berlin-Adlershof.
1984 Einem 17jährigen Jugendlichen aus dem Bezirk Potsdam gelingt in unmittelbarer Nähe des Sektorenübergangs Sonnenallee in Neukölln mit Hilfe einer Leiter die Flucht nach West-Berlin.
1985 An der Freien Universität Berlin findet der sogenannte »Große Ratschlag« statt, an dem ca. 150 studentische Beschäftigte teilnehmen. Thema war ein Tarifvertrag für die studentischen Beschäftigten an den Westberliner Hochschulen.
1986 Der stellvertretende DDR-Kulturminister Dietmar Keller eröffnet in der Berliner Neuen Galerie in der ersten Etage des Alten Museums (Mitte) die Ausstellung »Positionen - Malerei aus der Bundesrepublik Deutschland« mit 85 Werken.
1989 Im DDR-Fernsehen, das seine Studios in Adlershof (Treptow) hat, wird die Propaganda-Sendereihe »Der Schwarze Kanal« des Journalisten Karl Eduard von Schnitzler abgesetzt.
1990 Die erste Gesamtberliner Smogverordnung tritt mit neuen, verschärften Grenzwerten in Kraft.
1991 Die Mitarbeiter des Berliner Chemie- und Pharmaunternehmens Schering AG protestieren gegen den Abbau der Berlin-Zulage und fordern eine Angleichung ihrer Löhne und Gehälter an die Bezahlung in westdeutschen Ballungsgebieten.
1992 Auf dem zweitägigen Landesparteitag der Berliner SPD im Internationalen Congress Centrum Berlin (ICC) wird der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Ditmar Staffelt, zum neuen Landesvorsitzenden gewählt.
1996 32 % der Bäume auf der insgesamt 17 000 Hektar großen Waldfläche in Berlin weisen keine sichtbaren Schäden auf, wird im Waldzustandsbericht für Berlin und Brandenburg bekanntgegeben. 13 % der Bäume hatten »deutliche Schäden«, 5 % weniger als 1995.
1996 Arbeitslose Berliner demonstrieren auf dem Alex gegen die Kürzungspläne der Bundesregierung und fordern vom Senat, den Gesetzentwurf im Bundesrat abzulehnen. Zu der Aktion hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) aufgerufen.
1996 Berlins und Brandenburgs Polizei proben auf dem Flughafen Schönefeld gemeinsam eine Geiselbefreiung. Im Einsatz war auch die Antiterrorgruppe GSG 9. 40 Polizeiführer waren aus ganz Deutschland angereist. Der Flugverkehr war nicht beeinträchtigt.
1997 Im Rechtsstreit um den Namen Adlon wird ein »salomonisches« Urteil gefällt. Sowohl das Hotel Adlon am Pariser Platz (Mitte) als auch das Café Adlon an der Ecke Adenauerplatz, das aus der Zeit der Teilung ein Namensprivileg hat, dürfen den Namen führen.
1997 Ein Stromausfall legt am Nachmittag weite Teile der Innenstadt mehr als zwei Stunden lang lahm. Davon betroffen waren etwa 26 000 Haushalte, Tausende Firmen und Läden sowie das Abgeordnetenhaus.
1998 Der Berliner Schriftsteller Christoph Hein wird auf der ersten Tagung des aus Ost-PEN und West-PEN vereinten PEN-Zentrums Deutschland mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten gewählt.
1998 Die internationalen Fachmessen für Verkehrstechnik Innotrans '98 und Eurailspeed '98 zeigen bis zum 1. November im DB-Werk in Grunewald Hochgeschwindigkeitszüge aus Italien, Frankreich, Belgien, aus der Schweiz und aus Deutschland.
1998 Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin feiert mit einem Festakt im Schauspielhaus sein 75. Jubiläum. Am 29. Oktober 1923 hatte die frisch installierte Rundfunkstation im Vox-Haus an der Potsdamer Straße die ersten Klänge über den Äther geschickt.
1999 Die Fotografin Marianne Breslauer Feilchenfeldt wird mit dem diesjährigen Hannah-Höch-Preis ausgezeichnet. Eine persönliche Auswahl von 17 Fotos aus den Jahren von 1927 bis 1938 war in einer Ausstellung im Ephraim-Palais (Poststraße 16, Mitte) zu sehen.
2000 Die Berliner Morgenpost teilt mit, daß bei der Demontage der berühmten Wagner-Orgel in der St.-Marien-Kirche (Karl-Liebknecht- Straße, Mitte) ein verborgenes Wandbild entdeckt wurde. Beim Einbau der historische Orgel von 1721 wurde das Fresko verdeckt.

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