Berlin am 22. Oktober
  
1415 Die Städte Berlin und Cölln leisten Kurfürst Friedrich I. die Huldigung und verpflichten sich, auch die übrigen Städte der Mark zur Erbhuldigung zu veranlassen.
1422 Wilke Makeprang und seine Ehefrau Barbara stiften einen Altar zu Ehren der Heiligen Barbara, Aldegundis, Brigitta und des Heiligen Jacobus in der Marienkirche zu Berlin.
1534 Der Ritter Nickel (Nikolaus) von Minckwitz auf Sonnenwalde erscheint im Schloß zu Cölln an der Spree, um vor Kurfürst Joachim I. Nestor Abbitte für seine Fehde mit Bischof Georg von Blumenthal von Lebus und die Plünderung von Fürstenwalde zu leisten.
1659 Kurfürst Friedrich Wilhelm erläßt ein an das Kammergericht zu Cölln gerichtetes Reskript (Verfügung) über die Aussetzung der neuen Kammergerichtsordnung und der Entrichtung von Appellationsgeldern (Berufungsgebühren).
1730 Ein Kriegsgericht wird in Köpenick einberufen, daß über den Kronprinzen Friedrich, den späteren König Friedrich II., und die im Zusammenhang mit der geplanten Flucht Friedrichs verhafteten Offiziere richten soll. Von Katte wurde zum Tode verurteilt.
1740 Ein Prediger der Französisch-Reformierten Gemeinde wird von einem maskierten Mann überfallen, mit einer Pistole bedroht und beraubt.
1740 König Friedrich II. erläßt eine »Verordnung, wie auf unterschiedene Art dem Mangel des Fleisches und anderer Victualien (Lebensmittel) in denen Residentzien abzuhelffen« ist.
1763 Der Mediziner Christian Friedrich Ludolff stirbt in Berlin. Ludolff war als praktischer Arzt in Berlin tätig, Professor am Collegium medico-chirurgicum und Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
1765 Die neuen Räume der Mädchenabteilung der Armenschule (Ecole de Charité) der Berliner Französischen Gemeinde in der Klosterstraße, unter dem Namen »Maison du CloŚtre« oder kurz »das Kloster« bekannt, werden vom Prediger Jean-Pierre Erman eingeweiht.
1815 Das »Rondeel am Hallischen Thore« (Kreuzberg) erhält den Namen Belle-Alliance-Platz (seit 1947 Mehringplatz).
1815 In Berlin und ganz Preußen wird das 400jährige Hohenzollernjubiläum begangen. Vor 400 Jahren war Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg als Markgraf für Brandenburg eingesetzt worden. Am 22. Oktober 1415 leisteten ihm Berlin und Cölln die Huldigung.
1815 Auf dem Exerzierfeld im Tiergarten (Platz der Republik) findet aus Anlaß des zweiten Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig sowie des 400. Jahrestages der Erbhuldigung der Stände vor Markgraf Friedrich I. ein Volksfest statt.
1818 An der Berliner Universität hält der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel seine Antrittsvorlesung.
1833 Der Chemiker und Technologe Sigismund Friedrich Hermbstaedt stirbt in Berlin. Im Sterbebuch der Dorotheenstädtischen Kirche wurde Nervenschlag als Todesursache vermerkt.
1836 Karl Marx wird an der Berliner Universität immatrikuliert. Marx belegte vornehmlich eine Reihe juristischer Pflichtvorlesungen.
1847 Die Literatin Henriette Julie Herz stirbt in Berlin. Ihr Salon übte nachhaltige Wirkung auf die Entwicklung Berlins zur geistigen Hauptstadt Preußens aus. Lebenslange Freundschaft verband sie u.a. mit den Gebrüdern Humboldt, mit Schadow und Mendelssohn.
1861 König Wilhelm I. und Königin Augusta ziehen nach der Königskrönung, die am 18. Oktober in Königsberg stattfand, in Berlin ein. Sie wurden von den Berlinern feierlich empfangen. Es gab aber auch Hungertumulte.
1861 Anläßlich des Einzugs König Wilhelms I. in Berlin nach seiner Krönung am 18. Oktober in Königsberg wird der nahe beim Frankfurter Tor gelegene Krönungsbahnhof der Ostbahn (Franz-Mehring-Platz, Friedrichshain) einmalig genutzt.
1871 Wilhelm Rommel wird in Frankfurt am Main geboren. Rommel war seit 1899 Mitarbeiter des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkeproduktion an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
1875 Harry Walden (Schauspieler) wird in Berlin geboren.
1880 Die neuen Schulgebäude für das Joachimsthalsche Gymnasium an der Kaiserstraße (Bundesallee, Wilmersdorf) werden in Anwesenheit Kaiser Wilhelms I. feierlich eröffnet.
1882 Im Lokal des »Älteren Evangelischen Jünglingsvereins« in der Oranienstraße 6 (Kreuzberg) findet der erste »Frühstücksgottesdienst« für Obdachlose statt. Neben der religiösen Anregung gab es eine leibliche Erquickung in Form von Kaffee und Schrippen.
1883 Der Physiker Peter Theophil Rieß stirbt in seiner Heimatstadt Berlin. Er machte sich als freier Wissenschaftler insbesondere um die Entwicklung der Elektrizitätslehre verdient. Rieß wurde 1842 als erstes jüdisches Mitglied der Berliner Akademie gewählt.
1886 Der Chemiker Max Reimann, Herausgeber der »Färber-Zeitung«, stirbt in Berlin.
1888 Aus Anlaß der Übergabe der 100 000. Telegrafenstange findet in Friedrichsruh ein Fest statt, an dem führende Vertreter des Reiches und der Landesbehörden teilnehmen.
1894 Die Samariterkirche (Friedrichshain) wird eingeweiht.
1894 Die Große Berliner Pferdebahngesellschaft eröffnet die Linie Schönhauser Tor - Weißenburger- (ab 7. Oktober 1947 Kollwitzstraße) - Wörther Platz (ab 7. Oktober 1947 Kollwitzplatz). Die Linie wurde noch im gleichen Jahr bis zur Danziger Straße verlängert.
1897 Nach dem Tode von Anna Schepeler-Lette im September des Jahres übernimmt Elisabeth Kaselowsky das Amt der Vorsitzenden des 1866 in Berlin gegründeten Lette-Vereins.
1897 Clara von Simson wird in Berlin geboren. Sie wirkte von 1952 bis 1958 als Direktorin in Lette-Verein-Schulen.
1898 Auf Anregung des Leiters der 1897 gegründeten »Berliner Zionistischen Vereinigung« (BZV), Heinrich Loewe, wird unter dem Dachverband »Makkabi« von jungen Sportlern um Wilhelm Lewy der jüdische Turn- und Sportverein Bar Kochba e.V., Berlin gegründet.
1899 Felix Scheder-Bischin wird geboren. Der Segelsportler gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 die Bronzemedaille in der 8-m-R-Klasse.
1903 Das Ältesten-Kollegium der Berliner Kaufmannschaft macht eine Eingabe an den Kultus- und an den Handelsminister, in der der Antrag zur Errichtung einer Handelshochschule in Berlin gestellt wird.
1904 Louis Ullstein, zweitältester Sohn des Verlagsgründers Leopold Ullstein, gibt die erste Nummer der »BZ am Mittag« heraus. Sie war ganz für den Straßenverkauf konzipiert.
1907 Kriminalbeamte nehmen in der Hamburger Straße 18/19 (Mitte) 30 russische Bürger fest, darunter Studenten, Kaufleute und durchreisende russische Staatsangehörige.
1917 Der Chemiker Prof. Emil Fischer spricht für die Lautsammlung der Königlichen Bibliothek in den Archiv-Phonographen.
1920 Der katholische Kirchenbauverein Grunewald wird gegründet.
1923 Prof. Leo Grunmach, Assistent und Dozent am physikalischen Institut der Technischen Hochschule zu Berlin, stirbt in Berlin.
1926 Im überfüllten Berliner Sportpalast protestieren 20 000 Menschen mit der Kundgebung des Roten Frontkämpferbundes gegen Abfindungen für den abgedankten Wilhelm II. und andere 1918 abgesetzte Fürsten. Es sprachen Ernst Thälmann und Wilhelm Pieck.
1933 Gegen den früheren Direktor der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin, Dr. Nicola Mousang, wird Anklage wegen Untreue und Betrug zum Nachteil des preußischen Staates erhoben. Mousang war von 1925 bis 1928 Direktor der Manufaktur.
1933 Zum Abschluß der »Werbewoche des deutschen Handwerks« findet eine »Parade des Berliner Handwerks« statt. An dem 10 km langen Umzug beteiligten sich 100 000 Handwerker.
1934 Das Preußische Justizministerium wird im Zuge der nationalsozialistischen »Gleichschaltung« mit dem Reichsjustizministerium vereinigt.
1935 Die Opferstöcke der St.-Michael-Kirche (Michaelkirchplatz, Mitte) werden ausgeraubt. Die Diebe waren über die Feuerleiter in das Gebäude gelangt.
1935 Das »Amt für Schönheit der Arbeit« in der Deutschen Arbeitsfront eröffnet mit einer Ausstellung in Berlin seine Aufklärungsaktion »Gutes Licht - gute Arbeit«.
1935 Die »Berliner Wirtschafts-Berichte« veröffentlichen statistische Untersuchungen zu Wohnungsmieten. Danach mußten für eine 2-Zimmer- Altbauwohnung ohne Bad ca. 29 Mark und mit Bad 38 Mark bezahlt werden. Im Neubau war die Miete nur eine Mark teurer.
1936 Die Fahne mit den fünf olympischen Ringen, die schon mehrere Olympische Spiele erlebt hat und im August in Berlin die XI. Olympischen Spiele begleitete, wird in den Räumen des Berliner Staatskommissars Dr. Julius Lippert feierlich versiegelt.
1940 Bernhard Britting wird geboren. Der Berliner Ruderer errang bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 die Goldmedaille im Vierer mit Steuermann. In dieser Bootsklasse war er 1962 Weltmeister und 1963 Europameister.
1946 Der Magistrat beschließt, der Pädagogischen Hochschule ein Berufspädagogisches Institut anzugliedern, das die Ausbildung von Hilfslehrern und ordentlichen Lehrern für die Berliner Berufs- und Fachschulen sichern sollte.
1946 Ein Antrag des Magistrats, die Sektoreneinteilung aufzuheben und die Einheit in Berlin, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet, herzustellen, wird von der Alliierten Kommandantur abgelehnt.
1946 Im Luftdirektorat des Alliierten Kontrollrats werden besondere Flugregeln für die am 30. November 1945 festgelegten Luftkorridore von und nach Berlin vereinbart.
1947 Die Alliierte Kommandantur genehmigt den »Bund Deutscher Jugend von Berlin«.
1948 Die Baupolizei des Stadtbezirks Mitte sperrt das Berliner Schloß wegen Einsturzgefahr.
1948 Der Dichter Bertolt Brecht und die Schauspielerin Helene Weigel kehren nach fünfzehnjähriger Emigration nach Berlin zurück.
1951 Die Veterinärmedizinische Abteilung der Freien Universität Berlin erhält die für den Gutsbetrieb der Domäne Dahlem entbehrlichen Gebäudeteile für die Einrichtung von Kliniken und Laboratorien.
1953 Walter Schreiber (CDU) wird vom Abgeordnetenhaus zum neuen Regierenden Bürgermeister gewählt. Er trat die Nachfolge des verstorbenen Ernst Reuter (SPD) an.
1956 In Ost-Berlin läßt das Innenministerium der DDR die »BZ am Abend« beschlagnahmen weil sie Rede-Auszüge des Führers der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP), Wladislaw Gomulka, zu Herrschaftsmethoden Stalins in Osteuropa enthielt.
1958 Die Bundesregierung lehnt den Vorschlag der SPD, den Regierungssitz nach West- Berlin zu verlegen, mit der Begründung ab, daß die Insellage der Stadt und ihre unmittelbare Nähe zur DDR die Regierungsgeschäfte beeinträchtigen könnten.
1959 Im Ernst-Reuter-Haus (Straße des 17. Juni 110-114, Charlottenburg) wird der dreitägige 11. Deutsche Jugendgerichtstag unter dem Generalthema »Die Jugendkriminalrechtspflege als Personenfrage und als Aufgabe der Zusammenarbeit« eröffnet.
1960 Die Galerie »Konkret« wird in der Wilhelm-Pieck-Straße (ab 25. Juli 1994 Torstraße) eröffnet.
1963 Der SPD-Politiker Günter Klein, ehemaliger Stadtrat bzw. Senator für Bundesangelegenheiten, stirbt in einer Bonner Klinik. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Zehlendorfer Waldfriedhof.
1964 Der Kanurennsportler Jürgen Eschert gewinnt bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 die Goldmedaille im Einer-Kanadier über 1 000 m.
1964 Die Turnerin Birgit Radochla gewinnt bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 die Silbermedaille im Pferdsprung. Sie war 1995 Vize- Europameisterin im Bodenturnen.
1974 Zum letztenmal spielt Hertha B.S.C. im Fußballstadion an der »Plumpe« (an der Millionenbrücke) in Gesundbrunnen (Behmstraße 28-48, Wedding). Danach wurden der »Uhrenberg« und der »Zauberberg« (die beiden Tribünen) planiert.
1984 Wegen Verlegung der Erdgasleitung nach West-Berlin wird im Bereich Gerlinger Straße im Ortsteil Rudow auf einer Breite von 25 m die Mauer geöffnet, um einen Graben für die Leitung zu schaffen. Die Aktion verlief ohne Grenzzwischenfall.
1985 Die neue Feuerwache in Falkenberg wird übergeben.
1987 In der Ostberliner Marienkirche kommt es anläßlich einer kirchlichen Veranstaltung zum Abschluß der 750-Jahr-Feier erstmals zu einer kurzen Begegnung zwischen dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen und Oberbürgermeister Erhard Krack.
1995 Das Berliner Abgeordnetenhaus wird gewählt und es wird über die geänderte Berliner Verfassung abgestimmt. Die CDU konnte sich als stärkste Partei behaupten, die SPD erlitt starke Verluste, die PDS wurde drittstärkste Kraft. Die FDP blieb unter 5 %.
1996 Der Vorstand des Tacheles e.V. lehnt den vom Investor Fundus vorgelegten Vertragsentwurf für das Kunst- und Kulturzentrum »Tacheles« in der Oranienburger Straße (Mitte) ab. Das Angebot beinhaltete u.a. eine Miete von einer Mark/Quadratmeter.
1996 Das Landesverfassungsgericht erklärt Teile des Haushaltsstrukturgesetzes für verfassungswidrig, darunter die Aufhebung der Studiengänge Zahnmedizin an der Freien Universität Berlin und Pharmazie an der Humboldt- Universität zu Berlin.
1996 Eine Statistik der Senats-Innenverwaltung weist etwa 44 000 in Berlin lebende Ausländer aus, die einen Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft gestellt haben, wobei die Bearbeitungszeiten bis zu zwei Jahre betragen.
1996 Schüler aus rund 40 Schulen protestieren am Vormittag gegen Einsparungen im Bildungsbereich. An den Aktionen beteiligten sich mindestens 12 000 Mädchen und Jungen.
1997 In der Blankenburger Rhönstraße (Weißensee) beginnen polnische Bauarbeiter damit, ein neugedecktes Einfamilienhaus wieder abzudecken. Sie hatten von ihrem monatlichen Lohn von 2 600 Mark seit August nur insgesamt 850 Mark erhalten.
1998 An der Porzer Straße in Treptow wird eine 41 Meter lange und 102 Tonnen schwere Brücke in einem Stück mit einem Spezialkran auf ihre Pfeiler gelegt. Sie verband zwei bislang getrennte Viertel miteinander: Altglienicke und die Neubausiedlung Falkenhöhe.
1999 Für das Bundeskanzleramt am Spreebogen (Tiergarten), erbaut nach den Plänen des Architekten Axel Schulte, wird Richtfest gefeiert. Das neue Gebäude sollte 465 Millionen Mark kosten und Anfang 2001 bezugsfertig sein.
2000 Die jüdische Organisation Raoul-Wallenberg-Loge zeichnet in Berlin Veteranen der alliierten Streitkräfte aus, die an der Befreiung der Konzentrationslager Dachau, Bergen-Belsen und Auschwitz am Ende des Zweiten Weltkrieges beteiligt waren.

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