Berlin am 7. Oktober
  
1430 Die Ratsherren zu Berlin ersuchen den Rat zu Magdeburg, die dortigen Bürger Bethe und Tyle Losen zur Zurücknahme ihrer beim kaiserlichen Hofgericht gegen die Stadt Berlin erhobenen Klage zu bewegen.
1518 Durch Unachtsamkeit des Küsters brennen Turm und Dach der Marienkirche zu Berlin ab. Die Kirchenglocken stürzten herab, es entstand ein Sachschaden von 6 000 Gulden.
1551 In Cölln findet ein Landtag der brandenburgischen Stände statt, auf dem die Steuerprobleme und hohen Geldforderungen des Kurfürsten Joachim II. Hektor die Hauptthemen sind.
1641 Kurfürst Friedrich Wilhelm wird in Warschau mit dem Herzogtum (Ost- )Preußen belehnt.
1684 Es ergeht eine kurfürstliche Resolution (Anordnung) an die Stadtgerichte zu Cölln an der Spree wegen des Abschosses (Umzugssteuer) und der Inventarisierung der Erbschaften.
1727 König Friedrich Wilhelm I. befiehlt, »überall in den Dörfern statt der gebräuchlichen Holzzäune lebendige Hecken von Schwarzdorn und ähnlichen Straucharten« anzulegen.
1746 Im Schloß Charlottenburg wird die Goldene Galerie eingeweiht.
1760 Im Siebenjährigen Krieg geht bei Kampfhandlungen zwischen russischen Streitkräften unter General Tottleben und preußischen Regimentern das Dorf Schöneberg in Flammen auf.
1833 Peter Joseph Lenné übersendet dem preußischen Prinzen August, seit 1816 Besitzer von Park und Schloß Bellevue (Tiergarten), einen Entwurf zur Umgestaltung des Besitztums.
1844 Der Archivar Carl Wilhelm Cosmar, der von 1804 bis 1812 beim Königlich-Preußischen Geheimen Staats- und Kabinettsarchiv angestellt war, stirbt in Berlin nach langem Krankenlager an den Folgen eines Wundbrandes.
1845 Der Architekt Otto March wird in Berlin geboren. March erbaute u.a. das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Hofmann-Haus (Tiergarten) und das zugunsten des Olympiastadions abgerissene Deutsche Stadion (Charlottenburg).
1847 Der Ingenieur und Unternehmer Werner Siemens erhält ein preußisches Patent auf seine Konstruktion eines Zeigertelegraphen mit Selbstunterbrechung.
1854 Oscar Saare wird in Lübeck geboren. Der Chemiker war seit 1883 Mitarbeiter, später stellvertretender Leiter des Intituts für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
1859 Carl Friedrich Walther Mathesius wird in Liegnitz (Schlesien) geboren. Der Chemiker war erster Ordinarius des 1904 neugegründeten Lehrstuhls für Eisenhüttenkunde an der Technischen Hochschule zu Berlin.
1862 In Berlin konstituiert sich ein »Zentralkomitee zur Berufung eines allgemeinen deutschen Arbeiterkongresses«.
1864 Das Reglement für das mathematische Seminar der Berliner Universität wird vom »Königlichen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten« bestätigt.
1876 Georg Heinrich Pertz, der im Februar 1842 zum Oberbibliothekar an der Königlichen Bibliothek in Berlin ernannt worden war, stirbt an den Folgen eines Schlaganfalls in München, wo er an der Jahressitzung der Historischen Kommission teilnehmen wollte.
1885 Der russische Minister von Giers trifft von Friedrichsruh kommend in Berlin ein.
1885 Der akademische Maler Gustav Graef (u.a. »Ferdinande v. Schmettau opfert ihr Haar auf dem Altar des Vaterlandes«) wird in einem Sensationsprozeß, der als Berlins erster Pornographie-Prozeß in die Justizgeschichte eingeht, freigesprochen.
1896 Die Nacht-Omnibus-Gesellschaft Bumb nimmt den Betrieb auf.
1897 Die Ingenieure Adolf Karl Heinrich Slaby und Georg Wilhelm A. Graf von Arco erzielen mit der ersten drahtlosen Telegraphie zwischen Schöneberg und Rangsdorf einen Weltrekord.
1905 Der Neubau des Köpenicker Rathauses - des dritten in der Geschichte der Stadt - wird eingeweiht.
1906 Der Schauspieler Paul Wegener debütiert in Berlin.
1907 Klaus Günther wird in Berlin geboren. Günther war ab 1957 ordentlicher Professor für Zoologie an der Freien Universität Berlin.
1909 Erstmalig findet die Sitzung der Pharmazeutischen Gesellschaft im Vereinshaus Deutscher Apotheker, Levetzowstraße 16 (Tiergarten), statt.
1909 Die Städtische Technische Mittelschule Berlin (Staatliche Ingenieurschule Beuth) am Zeppelinplatz (Wedding) wird mit einer Vorklasse von 18 Schülern und fünf Dozenten eröffnet.
1918 Auf der Reichskonferenz der Vertreter der Spartakusgruppe und anderer linker Kräfte wird das Aktionsprogramm für die sich ankündigende Revolution beschlossen.
1921 Der Preußische Landtag beschließt eine Änderung des Gesetzes vom 27. April 1920 über die Bildung der neuen Stadtgemeinde Berlin. Danach mußten dem Magistratskollegium mindestens zwölf unbesoldete Stadträte angehören.
1923 Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 60 Millionen Mark.
1928 In Berlin stellt der finnische Langstreckenläufer Paavo Nurmi mit 19 210 Metern einen Stundenlauf-Weltrekord auf und verbessert während des Laufs zwei weitere Weltrekorde.
1928 Der Bahnhof Priesterweg wird eröffnet.
1930 Im Personenverkehr wird eine Tariferhöhung vorgenommen. Damit verbunden war die Abschaffung der 4. Wagenklasse bei der Bahn.
1933 Im Stromversorgungsgebiet Berlin wird der 1 100 000. Zähler installiert.
1934 Der Präsident der Reichsmusikkammer verbietet den Mitgliedern der »Reichsmusikerschaft«, sich ausländische oder ausländisch klingende Namen statt ihrer bürgerlichen zuzulegen. Das gleiche galt für die Benennung von Musikwerken.
1934 Am Ufer des Pichelssees wird die Leiche des seit einigen Tagen vermißten Berliner Bühnenverlegers Fritz Wilhelm Wreede, des Mitinhabers der Firma Felix Block Erben, gefunden. Er hatte seinem Leben mit einem Schuß in die Schläfe ein Ende gemacht.
1936 Der Ingenieur Friedrich Seewald wird zum Geschäftsführer und Leiter der Versuchsanstalt für Luftfahrt bestellt. Es wurden vier Direktionen gebildet: Flugwerk (fünf Institute), Triebwerk (sechs Institute), Ausrüstung (fünf Institute) und Verwaltung.
1936 Der bisherige Kommandeur der Wachtruppe Berlin, der auch Kommandant des Olympischen Dorfes war, Oberstleutnant Freiherr von und zu Gilsa, wird zum Kommandeur des Infanterie-Regiments 9 in Potsdam ernannt.
1940 Im »Haus der Kunst« in der Hardenbergstraße 24 (Charlottenburg) wird die Galerie mit der »Großen Berliner Kunstausstellung« eröffnet. Das bisherige »Haus der Kunst« am Königsplatz 4 (Tiergarten) war abgerissen worden.
1945 Im Studentenhaus der Technischen Hochschule zu Berlin findet eine Veranstaltung des »Zentralausschusses der Studentenschaft beim Magistrat von Berlin« zu Fragen des deutschen Hochschulwesens statt.
1945 Auf der ersten Arbeitstagung des Hauptausschusses »Opfer des Faschismus« in der Staatsoper, Friedrichstraße (Mitte), fordern die 2 700 bisher anerkannten Opfer des Faschismus in einer Resolution ein Gesetz zur Bestrafung aller politischen Denunzianten.
1945 An der Charlottenburger Chaussee (Straße des 17. Juni, Tiergarten) wird ein sowjetisches Ehrenmal, das an die bei der Eroberung von Berlin gefallenen Sowjetsoldaten erinnern soll, fertiggestellt.
1947 Die Jugendorganisationen »Freie Deutsche Jugend« (FDJ) und »Die Falken« werden von der Alliierten Kommandantur für Berlin offiziell zugelassen.
1949 In Ost-Berlin wird im späteren Haus der Ministerien (ab 16. Januar 1993 Rohwedder-Haus) in der Leipziger Straße (Mitte) die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. Nach der DDR-Verfassung war Berlin die Hauptstadt der Republik.
1951 Der 5. Deutsche Betriebswirtschaftertag wird von Bundeswirtschaftsminister Prof. Ludwig Erhard in Berlin eröffnet.
1957 Der Senat unterrichtet das Abgeordnetenhaus über die Herabsetzung der wöchentlichen Arbeitszeit der im öffentlichen Dienst beschäftigten Lohnempfänger auf 45 Stunden.
1958 Der Forscher Manfred von Ardenne, der viele Jahre in Berlin arbeitete, erhält für seine technischen Entwicklungen den Nationalpreis 1. Klasse, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der DDR.
1958 In der Kongreßhalle (Tiergarten) feiert die Berliner Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB), kurz Hochschulbrauerei genannt, ihr 75jähriges Bestehen. Den Festvortrag über die Geschichte des Brauwesens hielt Prof. Bruno Drews.
1959 Als Reaktion auf die neue DDR-Staatsflagge verfügt Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier das Hissen der schwarzrotgoldenen Fahne auf dem Reichstagsgebäude (Tiergarten).
1959 Auf mehreren Westberliner S-Bahnhöfen, die der DDR-Reichsbahn unterstellt sind, kommt es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Die Proteste richteten sich dagegen, daß die Züge wegen des 10. Jahrestages der DDR mit dem DDR-Staatsemblem versehen waren.
1960 In der Werner-Seelenbinder-Halle (Fritz-Riedel-Straße, Prenzlauer Berg) besiegt Schweden die DDR in einem Eishockey-Länderspiel mit 5:3 (1:1, 1:2, 3:0).
1960 Erstmals findet das Sechstagerennen (47. Berliner Sechstagerennen) in der Deutschlandhalle am Funkturm (Charlottenburg) statt. Den Startschuß gab die Filmschauspielerin Grethe Weiser.
1962 Eine Ausstellung mit Werken des am 6. Juli 1959 verstorbenen deutschen Malers und Graphikers George Grosz wird in der Akademie der Künste am Hanseatenweg (Tiergarten) eröffnet.
1964 In den Räumen der Freien Universität Berlin beginnt der 26. Deutsche Historikertag - erstmals nach Kriegsende wieder in Berlin - zum Thema »Koexistenz als historisches Problem«. Er dauerte bis zum 11. Oktober.
1969 Nach vierjähriger Bauzeit wird der Fernsehturm in der Panoramastraße nahe dem Alexanderplatz (Mitte) zum 20. Jahrestag der DDR der Öffentlichkeit übergeben.
1972 Aus Anlaß des 23. Jahrestages der Gründung der DDR wird die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin in Akademie der Wissenschaften der DDR umbenannt.
1977 Im Anschluß an ein Jazz-Konzert anläßlich des 28. Jahrestages der DDR am Fernsehturm (Mitte) kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei. Drei Menschen kamen ums Leben.
1982 In der Freien Universität Berlin geht der viertägige Kongreß der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft unter dem Thema »Gesellschaftliche Probleme als Anstoß und Folge von Politik« zu Ende.
1983 In der Neuen Nationalgalerie wird die Ausstellung »Picasso - das plastische Werk« eröffnet. Mit ihren 199 Objekten bot die Ausstellung einen umfassenden Überblick über diesen Teil des Werkes des spanischen Künstlers.
1985 Im Wissenschaftsausschuß des Abgeordnetenhauses findet eine Anhörung zur Thematik »Kündigung des Tarifvertrages der studentischen Beschäftigten« statt, an der u.a. auch die Personalräte der studentischen Beschäftigten teilnahmen.
1988 Der Berliner Boxer Graciano Rocchigiani verteidigt in der Deutschlandhalle (Messedamm, Charlottenburg) seinen Titel als Weltmeister im Supermittelgewicht (IFB-Version) gegen den US-Amerikaner Chris Reid.
1989 In Schwante, nördlich von Berlin, wird die Sozialdemokratische Partei der DDR (SDP) gegründet. Geschäftsführer wurde Ibrahim Böhme.
1989 In Ost-Berlin formiert sich ein Demonstrationszug, dem sich rund 7 000 Personen anschließen. Gefordert wurden Freiheit, Demokratie und Reformen in der DDR. Bewaffnete Kräfte trieben die Demonstranten auseinander. Es kam zu Festnahmen und Mißhandlungen.
1994 In der ehemaligen Hofkirche der Hohenzollern, dem Berliner Dom (Mitte), defilieren etwa 20 000 Menschen am geschlossenen Sarg des am 25. September in Bremen im Alter von 86 Jahren verstorbenen Prinzen Louis Ferdinand von Preußen vorbei.
1996 Das Bundesvermögensamt übereignet dem Land Berlin das Schloß Niederschönhausen (Pankow). Die Sanierungskosten sollten 25 Millionen Mark betragen. Das Gästehaus blieb Eigentum des Bundes, der es abreißen lassen und das Gelände neu bebauen wollte.
1996 In den frühen Morgenstunden wird der Fernzugverkehr zwischen Wannsee und Griebnitzsee unterbrochen, weil Wurfanker auf die Oberleitung geworfen worden waren. Wurfanker verwendeten Atomkraftgegner bei Protestaktionen gegen Atommülltransporte.
1996 In Berlin beginnt eine internationale Tagung zum Leben und Werk des österreichischen Komponisten Anton Bruckner anläßlich seines 100. Todestages am 11. Oktober. Am dreitägigen Treffen nahmen Experten aus mehreren Ländern Europas und Nordamerikas teil.
1997 Der Berliner Schüler Torsten Hiekmann gewinnt bei der Rad-Weltmeisterschaft in San Sebastian die Goldmedaille im Einzelzeitfahren der Junioren. Ihm zu Ehren erklang die Nationalhymne der ehemaligen DDR, begleitet von Pfiffen der deutschen Fans.
1997 Ein Wasserrohrbruch am Rosenthaler Platz in Mitte legt den U-Bahn-Verkehr auf der Linie U8 lahm. Das Wasser war in den U-Bahn-Schacht eingedrungen.
1998 Im Hof des jüdischen Gemeindehauses in der Charlottenburger Fasanenstraße wird erstmals ein jüdischer Festtag öffentlich gefeiert. Zum Laubhüttenfest - Sukkoth - hatten die Jüdische Gemeinde zu Berlin und die Ronald S. Lauder Foundation eingeladen.
1998 Neben dem Hotel Estrel in der Neuköllner Sonnenallee wird der Grundstein für ein neues Kongreß-Center gelegt. Nach Fertigstellung wird die Kapazität des Centers von 6 500 Tagungsplätzen nur noch durch das ICC mit über 10 000 Plätzen übertroffen.
1999 Am Breitscheidplatz (Charlottenburg) wird symbolisch der erste Spatenstich für das umstrittene 118 m hohe Hochhaus »Zoofenster« gesetzt. Das Hochhaus sollte bis 2002 nach den Plänen des Architekten Christoph Mäckler errichtet werden.
2000 In der Nacht zum 8. Oktober stirbt die langjährige Chefredakteurin der DDR-Zeitschrift »Das Magazin«, Hilde Eisler, 88jährig in Berlin. 25 Jahre lang leitete sie eines der populärsten DDR-Monatshefte.

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