Berlin am 6. November
 
1325 Markgraf Ludwig der Ältere bewilligt den Ratsleuten zu Cölln zwei Talente brandenburgische Pfennige aus der berlinischen Münze.
  
1635 Kurfürst Georg Wilhelm befiehlt der Stadt Berlin und den zu ihr gehörenden kleinen Städten, die monatlichen Beiträge für das Militär aufzubringen und an die Kriegskasse abzuliefern.
1650 In Berlin-Cölln und anderen märkischen Städten, die erst jetzt, zwei Jahre nach dem Frieden von Münster und Osnabrück, von den Durchzügen und Einquartierungen schwedischer Truppen befreit sind, finden Friedensdankfeste statt.
1711 Es wird ein königliches Patent »wegen Aufhebung des Imposts (Steuer), so auf die Peruquen und Carossen in hiesigen Residentzien geleget worden«, bekanntgegeben.
1742 Karl Wilhelm Graf Finck von Finckenstein, ehemaliger Gesandter Friedrich II. am Königlichen Dänischen Hof, kehrt aus Kopenhagen nach Berlin zurück.
1769 Johann David Faesch, im Januar 1748 in Amsterdam geboren, wird - ohne ein Universitätsstudium absolviert zu haben - als »supernumerarer Archivar« beim Geheimen Staatsarchiv zu Berlin angestellt.
1798 König Friedrich Wilhelm III. ernennt den Historien-, Landschafts- und Porträtmaler Friedrich Georg Weitsch zum Hofmaler und Rektor der Königlich Preußischen Akademie der Künste und Mechanischen Wissenschaften.
1802 Franz Carl Leonhard Elsner wird in Neustadt (Oberschlesien) geboren. Elsner führte von 1834 bis 1850 den praktischen Chemieunterricht an der Gewerbeakademie in der Klosterstraße (Mitte) durch.
1828 Die Granitschale, ursprünglich ein Findling aus schwedischem Granit in den Rauener Bergen bei Fürstenwalde, trifft halbfertig auf der Spree in Berlin ein. Sie erhielt 1834 ihren Platz im Lustgarten am Alten Museum.
1849 Das Kottbusser Ufer (Kreuzberg) erhält seinen Namen. Am 7. November 1966 erhielt die Straße den Namen Paul-Lincke-Ufer.
1849 Das Hallesche Ufer (Kreuzberg) erhält seinen Namen.
1849 Der Hafenplatz (Kreuzberg) erhält seinen Namen.
1849 Das Kohlenufer (Kreuzberg) erhält seinen Namen. Am 31. Juli 1947 erhielt die Straße den Namen Fraenkelufer.
1849 Das Tempelhofer Ufer (Kreuzberg) erhält seinen Namen.
1849 Das Schöneberger Ufer (Kreuzberg) erhält seinen Namen. Von 1935 bis 1947 hieß die Straße Großadmiral-von- Koester-Ufer, bevor sie auf ihren alten Namen rückbenannt wurde.
1849 Das Cuvryufer (Kreuzberg) erhält seinen Namen. Nach 1920 verschwand dieser Name aus den Straßenverzeichnissen.
1849 Das Planufer (Kreuzberg) erhält seinen Namen.
1850 Friedrich Wilhelm Graf von Brandenburg, Sohn des Königs Friedrich Wilhelm II. und der ihm »zur linken Hand« angetrauten Gräfin Sophie von Dönhoff, preußischer Ministerpräsident und Ehrenbürger der Stadt, stirbt in Berlin an Kopfgrippe.
1850 In der Nacht zum 7. November befreit der Student Carl Schurz den im Zuchthaus Spandau wegen »revolutionärer Umtriebe« einsitzenden Dichter J. Gottfried Kinkel aus seiner Kerkerhaft mit Hilfe eines bestochenen Wächters und etlicher Spandauer Demokraten.
1865 Der Chemiker Adolf von Bayer stellt ein Gesuch um die Ernennung zum außerordentlichen Professor an die Philosophische Fakultät der Berliner Universität.
1869 Auf der Konferenz der Frauenvereine zu Berlin hält Rudolf Virchow einen Vortrag über die berufsmäßige Ausbildung zur Krankenpflege für Frauen, wie sie auch außerhalb der bestehenden kirchlichen Organisationen möglich war.
1877 Der ordentliche Professor für Physiologie an der Berliner Universität Emil Du Bois-Reymond eröffnet mit einer festlichen Ansprache das neuerbaute Physiologische Institut der Berliner Universität in der Dorotheenstraße (Mitte).
1885 Siegmund Loewe wird in Berlin geboren. Der Techniker wurde durch seine Versuche zur drahtlosen Telegraphie und durch die Gründung einer Firma für Rundfunktechnik bekannt.
1886 Prinz Wilhelm von Preußen meldet sich beim Kaiser Wilhelm I. wieder gesund und übernimmt das Kommando seines Potsdamer Regiments. Beim letzten Ohrenleiden des Prinzen hatte es sich lediglich um eine »leichte, absolut ungefährliche Entzündung gehandelt«.
1886 Das neue Innungshaus der Berliner Schuhmacher-Innung wird feierlich eingeweiht. Es wurde anstelle des alten, vor 130 Jahren errichteten Innungshauses in der Fischerstraße 25 (Mitte) erbaut. Die Renaissancefassade machte einen »stattlichen Eindruck«.
1887 Der Chemiker Adolph Geyger stirbt in Berlin. Geyger trat 1873 die Stellung als Abteilungsdirektor bei der Gesellschaft für Anilinfabrikation in Rummelsburg an. Er erwarb sich vor allem Verdienste um die technische Darstellung von Malachitgrün.
1890 Auf Anweisung des Kultusministeriums beginnt auf dem Gelände der Charité der Bau des Instituts für Infektionskrankheiten mit einem wissenschaftlichen und einem klinischen Bereich nach den Vorstellungen von Robert Koch.
1890 Im Konventgarten zu Berlin findet die konstituierende Versammlung der »Pharmazeutischen Gesellschaft« mit Sitz in Berlin statt.
1892 Das Denkmal für Alois Senefelder, den Erfinder der Lithographie, wird auf dem Thusneldaplatz (ab 15. Juli 1896 Senefelderplatz, Prenzlauer Berg) eingeweiht. Das Denkmal wurde von Rudolf Pohle geschaffen.
1901 Karl Liebknecht erringt im 32. und 45. Wahlbezirk ein Mandat als Stadtverordneter von Berlin.
1903 Der Publizist Fritz Stahl fordert in Berlin auf einer Veranstaltung der Vereinigung »Die Kunst im Leben des Kindes« bessere Spielplätze. Er beklagte die Kahlheit der Schulhöfe sowie die Entfremdung der Kinder von der Natur.
1909 Die »Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin« feiert im Savoy-Hotel, Friedrichstraße 103 (Mitte), unter Leitung des »Zwingherrn« Theodor Hemptenmacher ihr 100jähriges Bestehen.
1915 Die 25-Jahr-Feier der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft findet im Pharmazeutischen Institut in Berlin-Dahlem statt. Prof. Hermann Thoms, der Gründer der Gesellschaft, hielt den Eröffnungsvortrag.
1920 In Berlin beginnt ein bis zum 11. November andauernder Streik der Arbeiter und Angestellten des öffentlichen Dienstes, auch der Elektrizitätswerke, so daß die Stadt ohne Licht und Straßenbahn war.
1923 Im Berliner Sportpalast wird während der Boxkämpfe Geld für die Volksspeisungen gesammelt. Neben 480 Billionen Mark wurden auch Sachwerte gespendet: u.a. 15 Sack Mehl, 6 Sack Zucker, 17 Eimer Marmelade, 1 Faß Heringe, 80 Zentner Kartoffeln, zehn Hemden.
1923 Der dritte und vierte Teil des Films »Tragödie der Liebe«, ein Rührstück von Joe May, mit Mia May und Emil Jannings in den Hauptrollen, werden in Berlin uraufgeführt. Marlene Dietrich verkörperte in einer ihrer ersten Filmrollen eine Nebenfigur.
1923 Eine Polizeiverordnung über die »Beseitigung gefallener, getöteter oder verunglückter Tiere« wird erlassen.
1924 Die Preußische Akademie der Wissenschaften wählt den Chemiker Otto Hahn zum ordentlichen Mitglied.
1928 Auf dem südlichen Teil der Ringbahn (S-Bahn-Südring) wird der elektrische Zugbetrieb offiziell aufgenommen. Die Einführung des auf den elektrischen Zugbetrieb abgestimmten Fahrplans erfolgte am 20. März.
1931 James Franck hält bei der gemeinsamen Trauerfeier der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und der Gesellschaft für technische Physik die Gedächtnisrede für den am 28. Juli verstorbenen Physiker Prof. Emil Gabriel Warburg.
1932 Bei den Reichstagswahlen geht der Stimmanteil der NSDAP in Berlin auf 26,0 % gegenüber 28,7 % im Juli 1932 zurück. Die KPD erhielt 31,0 % und die SPD 32,3 % der Stimmen. Die bürgerlichen Parteien waren in Berlin unbedeutende Splittergruppen.
1934 Richard Strauss dirigiert an der Berliner Staatsoper (Mitte) seine Oper »Ariadne«. Die Aufführung wurde mit großem Beifall aufgenommen.
1934 Dr. Oskar Maretzky erhält vom Staatskommissar der Hauptstadt Berlin Dr. Julius Lippert die Berufung zum Bürgermeister der Stadt Berlin. Damit war er gleichzeitig 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters.
1935 Die neuen Gesundheitsämter Berlins beginnen mit der Arbeit. Alle Ehewilligen hatten die Pflicht, sich von Amtsärzten untersuchen zu lassen, »damit nur gesunde Menschen das Licht der Welt erblicken«.
1935 Bei Pichelsberg (Spandau) wird ein kapitaler Hirsch von einem S-Bahnzug erfaßt und getötet. Es war bereits der fünfte Hirsch innerhalb weniger Tage, der von einem S-Bahn-Zug erfaßt wurde.
1946 Nach einer Mitteilung der Abteilung für Arbeit des Magistrats dürfen Arbeiter wegen Strommangels nicht entlassen werden. Es war vorgesehen, in den Betrieben zur Nachtarbeit überzugehen.
1946 Angesichts des drohenden Zusammenbruchs der Stromversorgung geben der Magistrat und die Leitung der BEWAG auf einer Pressekonferenz einen neuen Energie-Sparplan bekannt.
1948 Der Studentenrat der Friedrich-Schiller-Universität Jena lehnt jegliche Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Studentenausschuß (AStA) der, wie es hieß, sogenannten »Freien Universität« ab.
1948 Das Amt für Kunst des Bezirks Prenzlauer Berg zeigt im Kulturraum in der Sodtkestraße 36 bis zum 21. November die Ausstellung »Soziale Kunst - Käthe Kollwitz, Heinrich Zille, Hans Baluschek, Otto Nagel u.a.«.
1953 Die im November 1809 gegründete »Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin« trifft sich zur Feier der Wiederkehr ihres Stiftungstages im Schloßhotel Steglitz.
1954 Der im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß zu einer 15jährigen Haftstrafe verurteilte frühere Reichsaußenminister und Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Constantin Freiherr von Neurath, wird aus dem Spandauer Viermächte-Gefängnis entlassen.
1956 In der Sporthalle an der Stalinallee (Karl-Marx-Allee, Friedrichshain) findet eine von der SED organisierte Solidaritätskungebung für die Niederschlagung des »konterrevolutionären Putsches« in Ungarn statt.
1956 Wilhelm Ahrens, der von 1924 bis 1933 Vorsitzender des Hauptverbandes deutscher Krankenkassen war und 1953 zum Stadtältesten ernannt wurde, stirbt in Berlin.
1958 Das Abgeordnetenhaus paßt die von 1929 stammende »Bauordnung für die Stadt Berlin« den neuen technischen, architektonischen und städtebaulichen Erkenntnissen an.
1959 In den Messehallen am Funkturm (Charlottenburg) eröffnet Bürgermeister Franz Amrehn die 8. Internationale Buchausstellung Berlin 1959.
1959 Der Ruderer Kurt Runge stirbt. Der Athlet der Berliner Ruder-Gesellschaft gewann bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 mit dem deutschen Achter die Bronzemedaille. In dieser Bootsklasse war Runge 1912 Deutscher Meister.
1960 Unter strikter Abschottung ihrer Beratungen wird im Adolf-Stöcker-Stift in Weißensee die 2. Tagung der II. Ordentlichen Synode der Evangelischen Kirche der Union eröffnet.
1960 In mehreren Veranstaltungen begehen bis zum 18. November in Ost-Berlin die Humboldt-Universität zu Berlin ihr 150jähriges und die Charité ihr 250jähriges Bestehen.
1963 Aus einer Zeitungsmeldung geht hervor, daß es in Ost-Berlin noch 25 000 Gaslampen gibt, die von 89 Lampenputzern gepflegt werden.
1974 Mit 7,5 Stunden Sonnenschein erlebt Berlin den ersten heiteren Tag seit Ende September.
1981 Bundesforschungsminister Andreas von Bülow und der Regierende Bürgermeister Richard von Weizsäcker eröffnen in der Grunewalder Wallotstraße das »Wissenschaftskolleg« zu Berlin.
1981 Im Hotel Berlin am Lützowplatz (Tiergarten) findet ein Empfang anläßlich des 125jährigen Bestehens des Langenscheidt-Verlages statt.
1982 Anläßlich der 100. Geburtstage der Physiker James Frank und Max Born eröffnet die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in der Potsdamer Straße (Tiergarten) eine Ausstellung »Der Luxus des Gewissens - Physiker in ihrer Zeit«.
1984 Justizsprecher Volker Kähne gibt bekannt, daß der 82jährige Paul Reimers am Vortag in seinem Bremer Haus Selbstmord beging. Gegen ihn als ehemaligen NS-Richter war Anklage wegen Mordes in 62 Fällen und wegen versuchten Mordes in 35 Fällen erhoben worden.
1996 Der »Verein der Ausländischen Presse zu Berlin« feiert im ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude am Schloßplatz (Mitte) sein 90jähriges Bestehen. Dem Verein gehörten 180 Journalisten an, 100 mehr als vor dem Mauerfall.
1997 Der Berliner Schriftsteller Bernhard Kegel wird in Potsdam mit dem Erwin- Strittmatter-Preis ausgezeichnet. Kegel erhielt den mit 10 000 Mark dotierten Preis für den Science-Fiction-Roman »Wenzels Pilz«, der sich mit der Genmanipulation auseinandersetzt.
1997 Die Berliner Staatsbibliothek teilt mit, daß die Musiksammlung wieder im Gebäude Unter den Linden vereinigt ist. Die Bestände waren nach ihrer kriegsbedingten Auslagerung vor gut fünf Jahrzehnten getrennt in West- und Ost-Berlin aufbewahrt worden.
1997 Eine Maschine der Air France, mit 56 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern an Bord, kommt nach der Landung in Tegel von der Rollbahn ab und bleibt in einer Wiese stecken. Der Flughafen war für vier Stunden für alle ankommenden Flugzeuge blockiert.
1998 Am Erweiterungsbau des zukünftigen Bundesaußenministeriums (Mitte) wird Richtfest gefeiert. Außenminister Joseph Fischer mahnte, nie zu vergessen, daß sein künftiger Amtssitz einst »Hitlers Reichsbank und Honeckers Festung« war.
1998 Das neue Domizil der America-Academy Berlin am Wannsee wird eingeweiht. Der Kulturbeauftragte im Kanzleramt, Michael Naumann, registrierte einen »nicht politisch« sondern »kulturell« definierten Überdruß an amerikanischen Leitbildern in Deutschland.
1998 Der langjährige Intendant des Berliner Philharmonischen Orchesters, Dr. Wolfgang Stresemann, stirbt in Berlin.
1998 Der Berliner Rundfunksender Radio Paradiso, das erste private christliche Radio- Vollprogramm in Deutschland, meldet Konkurs an. Es wurde eine Auffanggesellschaft gebildet, um den Sender zu retten.
1999 Dem DDR-Regimekritiker Robert Havemann wird posthum die Ehrenbürgerschaft von Grünheide, seinem letzten Wohnort, verliehen. Im Anschluß an die Zeremonie wurde ein Kranz am Grab des Wissenschaftlers auf dem Waldfriedhof niedergelegt.
1999 In einer ehemaligen neuapostolischen Kirche an der Waldemarstraße 20 (Kreuzberg) wird ein alevitisches Kulturzentrum eröffnet. Es gehörte dem Verein »Kulturzentrum Anatolischer Aleviten«, der in Berlin 1 400 Mitglieder hatte.
2000 An der Britischen Botschaft (Wilhelmstraße, Mitte) hißt der Botschafter Sir Paul Lever, vier Monate nach der Eröffnung des neuen Gebäudes durch Königin Elizabeth II., die britische Fahne. Damit nahm die Botschaft am Vorkriegsstandort ihre Arbeit auf.

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