Berlin am 4. November
  
1440 Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn entscheidet in der ihm vom kaiserlichen Hofgericht zu Nürnberg übergebenen Rechtssache der Gebrüder Losen gegen einige märkische Städte, insbesondere gegen Berlin.
1450 Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn verleiht einige Hebungen aus dem Dorfe Rudow und aus dem Städtchen Werneuchen an Lukas und Peter Trebus als Leibgedinge.
  
1707 König Friedrich I. erläßt ein »Patent, wegen Conservation und Fortpflanzung der Linden-Allee nach Friderichs-Felde«, worin die Anlieger in der Dorotheen- und in der Friedrichsstadt für die Pflege der Bäume mitverantwortlich gemacht werden.
1734 Johann Bernoulli wird in Basel geboren. Der aus einer namhaften Schweizer Gelehrtenfamilie stammende Astronom und Mathematiker wirkte seit 1764 an der Akademie der Wissenschaften in Berlin, deren Sternwarte er leitete.
1734 Von der Berliner Astronomenfamilie Kirch wird spätabends ein Hof um den Mond beobachtet.
1740 König Friedrich II. erläßt ein »Rescript an die Churmärckische Krieges- und Domainen-Cammer, daß die von Adel und Beamte ihr Getreide nicht zurück halten, sondern wöchentlich etwas (in den Residenzstädten) zu Marckte schicken sollen etc.«.
1742 Der Generalmajor der Infanterie und Obrist eines Regiments zu Fuß, von Derschau, stirbt in Spandau.
1765 Die vom Berliner Polizeidirektor Carl David Kircheisen erlassene neue Straßenreinigungsordnung sieht Geldstrafen, öffentliches Zurschaustellen und Auspeitschen bei Zuwiderhandlungen vor.
1809 Die »Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin« wird gegründet. Sie sah sich als »Trägerin der Tradition, der Kultur und der Wissenschaft in enger Verbindung der Mitglieder untereinander« und zählte bei ihrer Gründung 14 Personen.
1841 In Berlin wird ein Vertrag zwischen Preußen, Dänemark, Mecklenburg- Schwerin, Lübeck und Hamburg über die Errichtung einer Eisenbahnverbindung zwischen Berlin und Hamburg geschlossen.
1847 Der Komponist und Dirigent Felix Mendelssohn Bartholdy stirbt im Alter von nur 38 Jahren in Leipzig. Am 7. November wurde der Leichnam nach Berlin überführt. Er erhielt ein Ehrengrab auf dem Dreifaltigkeitskirchhof I, Blücherplatz/Baruther Straße.
1866 Unter dem Protektorat der Königin Augusta entsteht der »Vaterländische Frauenverein vom Roten Kreuz«. Er setzte sich aus Frauenhilfsvereinen aller Berliner Stadtbezirke zusammen, die während des Krieges zwischen Preußen und Österreich entstanden waren.
1869 Eine Konferenz der deutschen Frauenbildungs- und Erwerbsvereine, die bis zum 6. November dauerte, beginnt in Berlin. Das Ergebnis war die Gründung eines Verbandes dieser Vereine.
1869 Der »Verein zur Förderung der Erwerbstätigkeit des weiblichen Geschlechts« erhält als »Lette-Verein zur Förderung höherer Bildung und Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts« einen neuen Namen.
1878 Die Victoria-Speicher-AG wird gegründet. Sie ging am 19. April 1905 in die 1885 gegründete Allgemeine Berliner Omnibus-AG ein.
1883 Die erste Nummer des »Berliner Lokal-Anzeigers« erscheint. Diese Nummer war in der Hempelschen Buchdruckerei in einer Auflage von 200 000 Exemplaren gedruckt worden und wurde gratis verteilt.
1884 Im neuen Gebäude der Technischen Hochschule in Charlottenburg wird das Photographische Institut eröffnet.
1886 Eines der Lose, die der Kaiser, Wilhelm I., bei der Ausstellungslotterie erwarb, ist »mit einem hübschen Gewinn herausgekommen«. Die Allgemeine Kunstausstellung fand erstmals im Landesausstellungspark am Lehrter Bahnhof (Tiergarten) statt.
1899 Blandine Ebinger wird in Berlin geboren. Mit acht Jahren begann sie ihre Schauspielkarriere in Leipzig, die sie mit 14 in Berlin fortsetzte. In den zwanziger Jahren wurde sie mit Liedern ihres Ehemannes Friedrich Holländer sehr populär.
1901 Schüler des Steglitzer Gymnasiums gründen den »Wandervogel- Ausschuß für Schülerfahrten«.
1902 Im »Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staats- Anzeiger« werden zum erstenmal Beobachtungen bzw. Messungen aus den höheren Luftschichten aufgrund von Ballon- bzw. Drachenmessungen in einer Tageszeitung veröffentlicht.
1911 In Berlin wird der deutsch-französische Marokko-Kongo-Vertrag unterzeichnet.
1912 Der Königliche Tiergartendirektor zu Charlottenburg, Felix Freudemann, der seit 1884 im Tiergarten tätig gewesen war, 1906 dessen Direktor wurde und im Jahr 1909 den Rosengarten angelegt hatte, stirbt in Berlin.
1922 Der Mediziner Hermann Carl Albert Gutzmann stirbt in Berlin-Lichterfelde. Gutzmann errichtete 1891 ein Ambulatorium für Sprach- und Stimmstörungen, das 1912 an die Hals-Nasen-Klinik der Charité angegliedert wurde. Er hatte über 300 Arbeiten publiziert.
1923 Der Preis für elektrischen Niederspannungsstrom je Kilowattstunde beträgt 42 Milliarden Mark.
1925 Eine Polizeiverordnung schreibt für alle Bäckereien und Verkaufsstellen von Backwaren Aushänge vor, auf denen Preise und Gewichte der Backwaren anzugeben waren.
1929 Für die Dreharbeiten zu dem Film »Der blaue Engel« nach Heinrich Manns Roman »Professor Unrat« mit Marlene Dietrich und Emil Jannings in den Hauptrollen fällt die erste Klappe.
1933 Die erste »Kamera«, eine »Ausstellung für Fotografie, Druck und Reproduktion«, wird auf dem Messegelände am Kaiserdamm (Charlottenburg) eröffnet.
1934 Die Böttcherinnung Berlin begeht den 200. Jahrestag ihres Bestehens.
1935 Der Werberat der deutschen Wirtschaft tagt in Berlin. Er bezeichnete die Angaben »Riesenlager« oder »Riesenauswahl« als marktschreierisch und damit als unzulässig.
1935 Das Moabiter Landgericht verurteilt den 45jährigen Berliner Karl F. wegen fortgesetzten Heiratsschwindels zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis. Er hatte insgesamt 24 Frauen die Heirat versprochen, um an ihr Geld heranzukommen. Alle hießen Anna.
1935 Berlins Staatskommissar Dr. Julius Lippert und Oberbürgermeister Heinrich Sahm geben den Beschluß bekannt, das Schillerdenkmal vor dem Schauspielhaus (Mitte) in den Schillerpark (Wedding) zu verlegen.
1936 Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet die Gaubetriebsgemeinschaft »Das Deutsche Handwerk« eine Kundgebung. Teilnehmer an der Veranstaltung waren Handwerkerfrauen und Frauen aus deren Betriebsgemeinschaft.
1937 Gleichzeitig mit dem »Gesetz über die Neugestaltung deutscher Städte« erläßt der Beauftragte der NSDAP für Städtebau, Albert Speer, die »Erste Anordnung über die Neugestaltung der Reichshauptstadt Berlin«.
1938 Eugen Klöpfer, Intendant der Volksbühne am Bülowplatz (Rosa- Luxemburg-Platz), stellt an das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda den Antrag, den Verein »Volksbühne« aufzulösen.
1941 Im Harnack-Haus in Dahlem spricht Max Planck in einem öffentlichen Vortrag über »Sinn und Grenzen der exakten Naturwissenschaften«, in dem er warnte, den Gedanken an die Konstruktion der Uran-Maschine nicht zu den bloßen Utopien zu rechnen.
1944 Die »Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin« begeht mit einer Feier im »Deutschen Club« unter der Leitung des »Zwingherrn« Carl Semper (Zwingherr von 1937 bis 1948) ihr 135. Stiftungsfest.
1945 Vertreter von KPD, SPD und LDP nehmen im Haus der Staatsoper zur geplanten Schulreform, insbesondere zum Verhältnis von Kirche und Schule, Stellung. Sie kritisierten die CDU wegen ihrer ablehnenden Haltung gegenüber den Forderungen der anderen Parteien.
1946 In der Stuttgarter Villa Reitzenstein findet eine »Besprechung über die Berliner wissenschaftlichen Institute« statt. Es nahmen Vertreter Bayerns, Großhessens, Württemberg-Badens, des Länderrats der US- Zone und der amerikanischen Militärregierung teil.
1946 Der Verlag Chemie erhält vom Leiter der Information Control Branch in US Berlin District die Genehmigung zur Herausgabe des Chemischen Zentralblatts. Sitz der Redaktion war Berlin-Charlottenburg.
1948 Die Berliner Stadtverordnetenversammlung genehmigt die Statuten der Freien Universität Berlin.
1951 Bundesminister Jakob Kaiser übergibt den Heimatvertriebenen das »Haus der ostdeutschen Heimat« am Kaiserdamm 83 (Charlottenburg).
1951 Auf dem Steinplatz (Charlottenburg) weiht die Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) einen Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus ein. Die Gedenkrede hielt der Vorsitzende der VOS, Erich Kalweit.
1955 Der Magistrat erläßt die »Verordnung über die Volksmusikschulen«. Diese Erziehungsstätten verfolgten das Ziel, musikalische Begabungen frühzeitig zu erkennen und zu fördern. Eine gleichlautende Verordnung war für die DDR am 2. Februar erlassen worden.
1958 Anläßlich des 10jährigen Bestehens der Freien Universität Berlin findet im Auditorium maximum eine akademische Feier statt. Festredner waren Bundespräsident Prof. Theodor Heuss, der Regierende Bürgermeister Willy Brandt und Rektor Prof. Gerhard Schenck.
1958 Zum Abschluß des akademischen Festakts aus Anlaß des 10jährigen Bestehens der Freien Universität (FU) erhalten die Nobelpreisträger Prof. Max von Laue und der Förderer der FU, Prof. George N. Shuster (New York, USA), die Ehrendoktorwürde der Universität.
1961 Am Hüllenpfuhl in der Gatower Feldflur (Spandau) werden fünf Zwergschnepfen, die in Mitteleuropa in ihrem Bestand teilweise stark gefährdet sind, auf ihrem Rastplatz beobachtet.
1963 Gegen 4.00 Uhr morgens erschießen DDR-Grenzposten einen Flüchtling, der in der Nähe des Reichstages durch das eisige Wasser der Spree nach West-Berlin zu schwimmen versucht. Der Leichnam wurde von Tauchern aus Ost-Berlin geborgen.
1965 Die Stadtbezirksbürgermeister von Mitte, Kurt Goldberg (SED), und von Friedrichshain, Hans Höding (SED), werden auf den konstituierenden Sitzungen der jeweiligen Stadtbezirksversammlung in ihren Ämtern bestätigt.
1968 Vor dem Landgericht am Tegeler Weg (Charlottenburg), in dem die Ehrengerichtsverhandlung gegen den Rechtsanwalt Horst Mahler stattfand, kommt es zu einer schweren Straßenschlacht zwischen der Außerparlamentarischen Opposition und der Polizei.
1972 Die Regionalsynode Ost der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg wählt den bisherigen Bischofsamtsverwalter Albrecht Schönherr mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit zum Bischof für die Ostregion der Berlin-Brandenburgischen Kirche.
1985 In der Staatsbibliothek PK wird erstmals der mit 25 000 Mark dotierte Franz-Karl-Meier-Preis, benannt nach dem verstorbenen Verleger des »Tagesspiegel«, für hervorragende Leitartikel verliehen. Preisträger war Matthias Friedrich vom »Wiesbadener Kurier«.
1989 Auf dem Alexanderplatz (Mitte) findet eine von Ostberliner Kulturschaffenden initiierte Kundgebung für Reformen und Demokratie statt, an der mehr als 500 000 Menschen teilnahmen.
1991 Bundeskanzler Helmut Kohl mahnt vor der im Berliner Reichstagsgebäude tagenden CDU/CSU-Bundestagsfraktion die beschleunigte Umbenennung von Straßen im Ostteil der Stadt an.
1993 In der Neuen Wache Unter den Linden (Mitte) wird die vergrößerte Skulptur »Mutter mit totem Sohn« von Käthe Kollwitz aufgestellt. Damit war die Umgestaltung der Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland faktisch abgeschlossen.
1995 Die Entlastungsstraße zwischen Kemperplatz und Potsdamer Straße (Tiergarten) wird wegen Bauarbeiten am Potsdamer Platz für drei Jahre für den Verkehr gesperrt.
1995 Rund 2 500 Ärzte und Patienten demonstrieren auf dem Kurfürstendamm (Charlottenburg) gegen die Einführung des »Einheitlichen Bemessungsmaßstabes«, durch den ab Januar 1996 den Kassenärzten weniger Geld für die Patientenbehandlung zur Verfügung steht.
1996 Vor dem Berliner Landgericht beginnt der Prozeß gegen zwei Berliner, die in Thailand Kinderpornos produziert und international vertrieben haben sollen. Außerdem bestand der Vorwurf des sexuellen Mißbrauchs von Kindern.
1996 Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) erklärt auf eine parlamentarische Anfrage, daß die Berliner Polizei bei ihren Einsätzen künftig öfter Fahrräder benutzen werde.
1996 Der arbeitslose Bäcker Albert Fischer (51) wird von Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) für seine Zivilcourage mit einer Uhr und einer Packung Konfekt ausgezeichnet. Er hatte einer Frau geholfen, die von ihrem Lebensgefährten geschlagen und gewürgt wurde.
1996 Hans Wall, Chef der Firma Wall Verkehrsanlagen, übergibt dem Bezirk Kreuzberg das von ihm für 250 000 Mark restaurierte »Café Achteck« am Chamissoplatz, ein achteckiges Toilettenhäuschen aus der Gründerzeit für männliche Nutzer.
1996 Anneke van Dok, Außenhandelsministerin der Niederlande, und Bürgermeister Joachim Zeller (CDU) pflanzen auf dem Alexanderplatz (Mitte) die ersten von insgesamt 20 000 Tulpenzwiebeln, eine Spende des holländischen Blumenschaugartens Keukenhof.
1996 An einer Demonstration oppositioneller türkischer und kurdischer Organisationen gegen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei vor dem Roten Rathaus nehmen rund 2 000 Menschen teil. Anlaß war der Besuch des türkischen Präsidenten S. Demirel in Berlin.
1996 Egon Bahr, Mitarchitekt der Ostpolitik der 70er Jahre, liest im Willy-Brandt- Haus (Stresemannstraße/Wilhelmstraße, Kreuzberg) aus seinem Buch »Zu meiner Zeit«. Darin nannte er auch bislang unveröffentlichte Fakten des Zustandekommens der Ost-Verträge.
1997 Aus einer Senatsvorlage von Bausenator Jürgen Klemann (CDU) ist zu erfahren, daß in den Jahren 1991 bis 1996 insgesamt 89 100 Menschen die Stadt verlassen haben, aber nur 41 500 Personen hinzugezogen sind.
1997 Ein Sprecher der Berlin Tourismus Marketing GmbH schätzt die Zahl der Berlin-Touristen bis zum Jahresende auf annähernd zehn Millionen ein. Das wären eine halbe Million mehr als im bisherigen Rekordjahr 1989, dem Jahr des Mauerfalls.
1998 Die neu gestaltete Uferpromenade am Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal (Kieler Straße, Mitte) wird der Öffentlichkeit übergeben. An der rund 300 m langen Promenade wurden 84 Bäume gepflanzt sowie eine Fußgängerbrücke und eine Aussichtsplattform errichtet.
1998 Das Berliner Oberverwaltungsgericht billigt der Islamischen Föderation, der zwölf Moscheevereine angehören, den Status einer Religionsgemeinschaft zu. Damit war in Deutschland erstmals der Weg frei, die islamische Religion an Berliner Schulen zu lehren.
1999 Am Alexanderplatz (Mitte) erinnern Künstler mit Ausstellungen und Denkzeichen an die Demonstration des 4. November 1989 auf diesem Platz.
1999 Im Zoologischen Garten zu Berlin (Tiergarten) trifft der achtjährige Spitzmaulnashornbulle »Jasper«, eine Leihgabe des Leipziger Zoos, ein. Der Bulle sollte mit vier Kühen für Nachwuchs im Berliner Zoo sorgen.
2000 Wegen eines Kurzschlusses an einem Stromabnehmer wird ein Zug der U-Bahn-Linie U7 auf dem Bahnhof Kleistpark (Schöneberg) geräumt. Auf Grund der starken Rauchentwicklung wurde auch der Bahnhof vorübergehend geschlossen.

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