Berlin am 10. Mai
 
1323 Herzog Rudolph von Sachsen überläßt den Städten Berlin und Cölln alle Juden, die sich gegenwärtig und künftig dort aufhalten, mit allen Rechten und Nutzen.
1326 Markgraf Ludwig der Ältere bestätigt eine Schenkung zur Stiftung eines Altars in der Nikolaikirche.
1370 Markgraf Otto der Faule beschenkt den Altar St. Sigismund in der Marienkirche zu Berlin mit der Mühle Dahlwitz und mit Pacht, Zins und Bede (Steuern) von 20 Hufen in Schmargendorf.
  
1614 Die Brüder Johann und Samuel Kalle erhalten durch Kurfürst Johann Sigismund das Privileg, die damals zweite Buchhandlung in Berlin als »Buchführer« zu betreiben. Aus dieser ging nach Besitzerwechsel die Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung hervor.
1675 Nach Abschluß des Studiums der Rechtswissenschaften in Frankfurt (Oder), Heidelberg und Straßburg und einem Frankreich-Aufenthalt wird der Jurist Johann Magirus als Kanzlist in der Geheimen Kriegskanzlei zu Berlin angestellt.
1700 Kurfürst Friedrich III. erläßt eine Verfügung, nach der die zu gründende Societät der Wissenschaften mit der Herausgabe amtlicher Kalender beauftragt wird. Vom 18. Februar 1700 an galt für die evangelischen deutschen Länder der Gregorianische Kalender.
1741 Das vom preußischen König Friedrich II. übernommene Württembergische Regiment mit 1 800 »der auserlesensten Leute« rückt auf dem Wasserweg aus Berlin ab.
1777 Johanne Karoline Wilhelmine Spazier (auch Uthe-Spazier) wird in Berlin geboren. Die Schriftstellerin verfaßte biografische Aufsätze und andere Beiträge für literarische Zeitschriften.
1799 Wilhelm Adolf Lette wird in Kienitz, Kreis Soldin (Neumark) geboren. Lette war der »Organisator und Förderer der weiblichen Erwerbstätigkeit«.
1805 Alexander Heinrich Braun wird in Regensburg geboren. Der Botaniker war seit 1851 Direktor des Botanischen Gartens an der Potsdamer Straße (Nähe Kleistpark, Schöneberg).
1813 Der Entomologe (Insektenkundler) Johann Carl Wilhelm Illiger stirbt. Illiger war Professor der Naturgeschichte und erster Direktor des Zoologischen Museums der Berliner Universität. Bekannt wurde er durch sein Magazin für Insektenkunde.
1843 Karl Wichert wird in Königsberg geboren. Der Techniker studierte in Berlin Maschinenbau und war aktiv im Eisenbahnmaschinenwesen tätig. Er wirkte wesentlich an der Vollendung der Berliner Stadtbahn mit.
1848 Die Vertreter Berlins für die Deutsche Nationalversammlung in Frankfurt am Main werden von Wahlmännern gewählt.
1849 In Berlin wird ein Militär-Gericht zur Ahndung von Verstößen gegen den Belagerungszustand installiert, das auch zur Aburteilung von Zivilpersonen dienen sollte.
1850 König Friedrich Wilhelm IV. eröffnet in Berlin die Konferenzen der deutschen Fürsten zur Begründung der engeren Union deutscher Einzelstaaten.
1850 Der Berliner Verein der Maschinenbauarbeiter wird von der Polizei geschlossen, da er als politischer Verein angesehen wurde und der Vorsitzende Behrends bis zu diesem Tag die verlangte Auskunft über die Mitglieder nicht erteilen konnte.
1856 Der Berliner akademische Verein »Hütte« feiert sein 10. Stiftungsfest in Halberstadt. 110 Festteilnehmer nahmen an einem Festumzug durch die Straßen der Stadt teil, die ihnen einen festlichen Empfang bereitete.
1873 Die Liegnitzer Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
1875 Zwischen Spandau und Tegel wird eine Dampferlinie mit Anschluß an die Eisenbahn von Berlin eröffnet.
1878 Gustav Stresemann wird in Berlin geboren. Der Nationalökonom, 1918 bis 1929 Vorsitzender der Deutschen Volkspartei, wurde am 13. August 1923 Reichskanzler und Außenminister in der Regierung der großen Koalition. 1926 erhielt er den Friedensnobelpreis.
1881 Der Direktor des Statistischen Amtes Berlin, Richard Böckh, beginnt mit Vorlesungen über Theorie und Praxis der Statistik seine Tätigkeit als außerordentlicher Professor an der Berliner Universität.
1883 Eugen Leviné wird in St. Petersburg geboren. Der Mitbegründer der KPD nahm 1919 an den Januarkämpfen in Berlin teil. Nach dem Sturz der Räterepublik in München wurde er vor Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und am 5. Juni 1919 erschossen.
1884 Der Bildhauer Reinhold Begas stellt seinen 1,5 Meter großen Gipsentwurf zum Schloßbrunnen (Neptunbrunnen) fertig.
1885 Während der II. Internationalen Pferdeausstellung in der Brunnenstraße findet auch ein großes Hundewettrennen statt.
1885 Im Pavillon der Hygieneausstellung wird die III. Ausstellung von Lehrlingsarbeiten eröffnet.
1885 Auf der Charlottenburger Pferderennbahn findet ein großes Jagdrennen um den mit 10 000 Mark dotierten Berliner Preis statt, das mit einem Korso im Tiergarten seinen Abschluß fand.
1886 Ein Zahntechniker wird vom Schöffengericht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er hatte einer jungen Frau, die sich bei ihm die Zähne plombieren ließ, nach beendeter Arbeit einen Kuß gegeben.
1888 In der Dorotheenstraße 97 (Mitte) findet eine Auktion der ausrangierten Pferde aus dem Kaiserlichen Marstall statt. Das Gros der Käufer bestand aus Pferdehändlern.
1892 Für die Apostel-Paulus-Kirche in Schöneberg wird der Grundstein gelegt. Architekt war der Königliche Baurat Franz Heinrich Schwechten.
1893 Das Fuhrunternehmen Franke wird durch die neu gegründete Große Berliner Omnibus-Gesellschaft übernommen.
1893 Die Omnibusgesellschaft Berliner Fuhrwesen Emil Thien wird gegründet.
1897 Das Denkmal Otto Fürst von Bismarcks in der Gestalt des »Gutsherrn von Friedrichsruh«, geschaffen von Max Klein, wird im Grunewald enthüllt.
1900 In der Wilmsstraße (Kreuzberg) wird im Rektorwohngebäude die dritte öffentliche Lesehalle der Stadt Berlin eröffnet. Ihre Einrichtung (Kamin, Möbel, Paneel, Beleuchtungskörper, Linoleum, Garderoben- und Schirmständer und Vorhänge) kostete 3 735 Mark.
1909 Die gesamte Anlage des Sommerbades Lichterfelde - das Herren- und Damenbad - wird der Öffentlichkeit übergeben. Der Bau der Badeanstalt mit dem Restaurationsgebäude hatte 304 794,05 Mark gekostet.
1910 Während der Flugwoche in Johannisthal starten die deutschen Piloten Paul Engelhardt, Emile Jeannin und Fridolin Keidel mit einem Doppeldecker.
1913 Die Große Berliner Regierungsjubiläums-Kunstausstellung wird im Beisein des Kaiserpaares eröffnet.
1913 Der Theologe und Lehrer Heinrich Ziegler, der von 1865 bis 1874 am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin tätig war und danach als Diakon an die Peter-Paul-Kirche nach Liegnitz ging, wo er bis 1901 wirkte, stirbt in Jena.
1914 In Neukölln, Ganghoferstraße, wird das nach einem Entwurf des Stadtbaurates Reinhold Kiehl gebaute Stadtbad eingeweiht. Es hatte neben Reinigungsbädern und medizinischen Bädern zwei Schwimmhallen (zur Trennung der Geschlechter) im Stil antiker Tempel.
1920 Der Brotpreis in Berlin steigt von 2,24 Mark auf 4,50 Mark für 1 900 Gramm.
1923 Der 21jährige Berliner Gustav Büchsenschütz verfaßt in der Jugendherberge Wolfslake das »Märkerlied: »Steige hoch, du roter Adler ...«.
1924 Der zweite Teil des Films »Die Nibelungen« unter dem Titel »Kriemhilds Rache« wird in Berlin uraufgeführt.
1925 Im Berliner Sportpalast (Sportpalast) findet das Werbe-Turn- und Sportfest der Turngemeinde in Berlin zum »Gedächtnis ihrer vor 77 Jahren erfolgten Gründung und des vor 50 Jahren in ihrem Betrieb aufgenommenen Jugendturnens« statt.
1933 Im Plenarsaal des Preußischen Herrenhauses wird die nach dem »Führerprinzip« aufgebaute Deutsche Arbeitsfront (DAF), eine Zwangsvereinigung von Unternehmern und Arbeitern, gegründet. Sie sollte die zerschlagenen Gewerkschaften ersetzen.
1933 Auf dem Opernplatz (Bebelplatz, Mitte) werden in Anlehnung an mittelalterliche Bräuche Bücher verbrannt. Sie waren vorher aus Leihbüchereien aussortiert worden. Ein »Kampfausschuß wider den undeutschen Geist« hatte vor allem Studenten dazu aufgerufen.
1933 Der Philosoph Alfred Bäumler hält an der Friedrich-Wilhelms- Universität seine Antrittsvorlesung zum Thema »Wider den undeutschen Geist«.
1935 Der Berliner Polizeipräsident Magnus von Levetzow gibt bekannt, daß das Baden im Freien ab sofort innerhalb geschlossener Ortsteile und in der Nähe von Schleusen, Brücken und vor Schiffsanlegestellen verboten ist.
1945 Dr. Werner Wittgenstein wird vom sowjetischen Bezirkskommandanten zum Bezirksbürgermeister von Zehlendorf ernannt.
1945 Der Bezirksbürgermeister von Treptow weist alle Ortsamtsstellen an, durch die Nationalsozialisten umbenannte Straßen auf ihre Namen vor 1933 rückzubenennen. Für neue Straßen sollten unpolitische Namen gewählt werden.
1946 Die zunächst zurückgestellten Bewerber, die sich nun für das Wintersemester 1946/47 an der Berliner Universität immatrikulieren lassen wollen, werden aufgefordert, zuvor eine Arbeitsleistung von 200 Stunden für den Universitätsaufbau zu erbringen.
1946 Der Geowissenschaftler Ludwig Tübben, langjährig tätig als Professor an der Technischen Hochschule zu Berlin, stirbt in Berlin.
1947 Im Vorhof der Universität Unter den Linden (Mitte) findet eine Gedenkveranstaltung statt, um in Erinnerung an den 10. Mai 1933, den »Tag des verbrannten Buches«, nun gemeinsam den »Tag des freien Buches« zu begehen.
1947 Die 10. Zivilkammer des Landgerichts Berlin fällt ein Grundsatzurteil über die staatsrechtliche Stellung Berlins, worin festgestellt wird, daß die Stadt Berlin »faktisch ... als fünfte Zone Deutschlands die Stellung eines Landes hat«.
1948 Die Linie 97 von Steglitz nach Mariendorf wird als erste O-Bus-Linie nach dem Kriege wieder in Betrieb genommen.
1949 Die S-Bahn unternimmt einen Versuch, den seit 1944 geltenden Tarif zu ändern. Die damit verbundene komplizierte Abfertigung führte zu so heftigen Protesten, daß schon am Folgetag der alte Tarif wieder in Kraft gesetzt wurde, der bis 1991 erhalten blieb.
1951 Der Magistrat beschließt, weitere 23 Ostberliner Straßen, die Namen von Mitgliedern des früheren preußischen Königshauses und von Feldherren tragen, nach Wissenschaftlern, Künstlern oder »politischen Kämpfern gegen die Reaktion« umzubenennnen.
1951 Die Prinz-Albrecht-Straße (Mitte) wird in Niederkirchnerstraße umbenannt.
1959 Der Wolga-Chor aus Kuibyschew, der anläßlich der »Woche der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft« in der DDR weilt, gibt im Neuköllner Europa-Palast ein Gastspiel. Der Chor war bereits am 8. Mai im Friedrichstadtpalast aufgetreten.
1962 In deutscher Erstaufführung wird im Schloßpark-Theater, Schloßstraße (Steglitz), Jean Anouilhs Einakter »Das Orchester« unter der Regie von Harry Meyen gespielt.
1963 Auf dem Gelände der ehemaligen Trabrennbahn Ruhleben wird nach sechsjähriger Bauzeit die für 48,5 Millionen Mark entstandene erste biologische Kläranlage Berlins in Betrieb genommen. Sie konnte täglich bis zu 75 000 Kubikmeter Abwässer verarbeiten.
1966 Erich Engel, Theater- und Filmregisseur, zuletzt Oberspielleiter am Berliner Ensemble am Schiffbauer Damm, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Kirchhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinde, Chausseestraße 126 (Mitte).
1967 Der wissenschaftliche Springer-Verlag gibt aus Anlaß seines 125. Jahrestages einen Empfang im Humboldtsaal der Urania. Als erste Verlagsproduktion hatte der Verlagsgründer Julius Springer eine Rede des Altertumsforschers August Böckh veröffentlicht.
1975 In Berlin-Kladow wird der Himmel von dichten Mückenschwärmen (Zuckmücken) verdunkelt. Es traten »Mückensäulen« im Abstand von 20 bis 30 Metern auf.
1981 Bei den vorgezogenen Wahlen zum Westberliner Abgeordnetenhaus erringt die CDU mit 48,0 % der Stimmen einen klaren Sieg, gewinnt jedoch nicht die absolute Mehrheit.
1983 Senatsdirektor Dr. Schuster überreicht Prof. Günter Sodan, Prorektor der Technischen Fachhochschule Berlin, bei der offiziellen Übergabe des fertiggestellten Bitumenlabors den Schlüssel.
1985 Aus Anlaß des 75jährigen Bestehens der Gartenstadt Berlin-Frohnau beginnt in Frohnau eine Jubiläums-Festwoche mit zahlreichen Veranstaltungen.
1987 Im Stadtpark Biesdorf findet die 21. Berliner Rassehunde-Ausstellung des Verbandes der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter statt.
1994 Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer und Berlins Bausenator Wolfgang Nagel unterzeichnen eine Vereinbarung über den Entwicklungsbereich Regierungsviertel zwischen Spreebogen und Spreeinsel (Tiergarten/Mitte).
1994 Der Senat beschließt das Reformprojekt »Unternehmen Verwaltung«. Das Projekt sah vor, die gesamte Berliner Verwaltung zu einem dienstleistungsorientierten, bürgernahen und kostengünstigen Unternehmen zu gestalten.
1996 Der Betreiber des Cafés Adlon am Kurfürstendamm kündigt Klage gegen die »unrechtmäßige Verwendung des Namens« durch das neue Fünf-Sterne-Hotel Adlon am Pariser Platz an. Er hatte 1990 beim Patentamt Zeichenschutz für den Namen erhalten.
1996 Der Aufsichtsrat der Magnetschwebebahn Transrapid beschließt, daß die Bahn vom Jahr 2005 an das Berliner Zentrum mit der Hamburger Innenstadt verbinden soll. Endpunkt in Berlin sollte der neue Zentralbahnhof sein.
1996 Gerd Duwner, einer der meistbeschäftigten Synchronsprecher Deutschlands, erliegt in Berlin mit 70 Jahren einer schweren Krankheit. Duwner war unter anderem die Stimme von Barney Geröllheimer in der Trickfilmserie »Fred Feuerstein«.
1996 Das Deutsche Herzzentrum auf dem Gelände des Städtischen Rudolf- Virchow-Krankenhauses in Wedding feiert sein zehnjähriges Bestehen. Mit einem Aufwand von 84 Millionen Mark war das Herzzentrum in 24 Monaten von 1983 bis 1985 gebaut worden.
1997 Berlins Wirtschaftssenator Elmar Pieroth lehnt auf dem Jahresessen der Hotel- und Gaststätteninnung die geplante Erhöhung der Gebühren für Schankvorgärten entschieden ab.
1998 Der Jüdische Kulturverein Berlin bezieht seine neuen Räumlichkeiten im Jewish Communication Center in der Oranienburger Straße 26 (Mitte). Das erste jüdische Kommunikationszentrum in Deutschland hatte zu diesem Zeitpunkt 300 Mitglieder.
1998 Die Fans des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC feiern im Ku-Dorf an der Joachimsthaler Straße 15 das Ende der Spielsaison. Die Berliner Band »The Clogs« präsentierte den offiziellen Hertha-BSC-Song »Hertha«, mit dem die Gruppe bekannt wurde.
1998 Mit 30°C wird der heutige Tag von den Meteorologen zum bislang wärmsten 10. Mai dieses Jahrhunderts gekürt. Der bisherige Spitzenwert für diesen Tag lag in Berlin bei 26,5°C.
1999 Rund 1 000 Mediziner, Arzthelferinnen und Krankengymnasten protestieren am Rande eines Ärztekongresses im ICC in Charlottenburg gegen »Spar-Chaos im Gesundheitswesen«. Zu dem Protest hatten Vereinigungen der Hausärzte und der Kassenärzte aufgerufen.
2000 Der Kunst- und Kulturhistoriker Hans Ottomeyer wird Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums, Unter den Linden 3 (Mitte). Ottomeyer war davor fünf Jahre Leitender Direktor der Staatlichen Museen zu Kassel.

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