Berlin am 9. Mai
   
1574 Bürgermeister und Rat der Stadt Berlin bekunden, daß Andreas Fischer, Bürgermeister zu Neuruppin, ihnen 850 Gulden in Talern und Groschen, wobei drei Taler vier Gulden entsprechen, geliehen hat. Sie wollten den Betrag mit jährlich 45 Gulden verzinsen.
1598 Johann Crüger wird in Großbreesen bei Guben geboren. Der Komponist und Organist hatte von 1622 bis 1662 das Amt des Kantors der Nikolaikirche inne.
1659 Kurfürst Friedrich Wilhelm erläßt eine Verfügung, derzufolge keine Advokaten ohne ausdrückliche kurfürstliche Genehmigung beim Kammergericht zu Berlin zuzulassen sind.
1680 Eine neue Kanzel in der Nikolaikirche wird vom Propst eingeweiht.
1688 Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, seit Jahren an der Gicht und an Nierenbeschwerden leidend, stirbt in Potsdam an den Folgen einer sich verschlimmernden Wassersucht.
1724 Friedrich Wilhelm von Schmettau, der sich im Juli 1714 erfolgreich um die Stelle des Oberamtmanns beim Joachimsthalschen Gymnasiums zu Berlin beworben hatte, wird zum »Schulrat mit Sitz und Stimme« ernannt.
1724 König Friedrich Wilhelm I. ordnet an, daß »vor und an den Brücken über der Spree bei den Residentzien kein Floß-Holtz noch groß Schifs-Gefäß geleget werden soll«.
1746 Otto Christoph Graf von Podewils wird, erst siebenundzwanzigjährig, von Friedrich II. zum Etatsminister ernannt und auf den heikelsten Posten für preußische Diplomaten geschickt, nach Wien.
1812 König Friedrich Wilhelm III. erhebt den Chef des allgemeinen Kriegsdepartements, Kapitän Karl Georg Albrecht Ernst von Hake, in den Rang eines Generalmajors.
1841 In der Linienstraße (Mitte) wird das mit neuerlichen Spendenmitteln baulich erweiterte Stiftungshaus der »Wilhelminen-Amalien-Stiftung« für bedürftige Beamtenwitwen und -töchter feierlich eröffnet.
1844 Der preußische General und Ehrenbürger der Stadt, Karl Leopold Heinrich Ludwig von Borstell, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Garnisonfriedhof, Linienstraße 207-212/Kleine Rosenthaler Straße 3- 7 (Mitte).
1864 Die Bestattung des Komponisten Giacomo Meyerbeer in der Familiengruft auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde, Schönhauser Allee 23-25, gestaltet sich zu einem großartigen Ereignis, wie beim Heimgang eines Fürsten. Er war am 2. Mai in Paris verstorben.
1886 Bei der »Erstürmung von Sewastopol«, dem effektvollen Schlußstück des Feuerwerks im Schweizergarten Greifswalder Straße 8 (Prenzlauer Berg), werden durch die vorzeitige Explosion eines Feuerwerkskörpers fünf Personen verletzt.
1886 Anläßlich der Großen Berliner Kunstausstellung gestaltet die Akademie der Künste einen Festumzug durch die Straßen Berlins nach Treptow zum Ausstellungsgelände.
1891 Rudolf Beyschlag wird in Berlin geboren. Der Bergbauingenieur war von 1927 bis 1945 Privatdozent und Professor für Aufbereitung, Kohleveredlung und Tiefbohrtechnik an der Technischen Hochschule zu Berlin.
1894 Bei Karlshorst (Lichtenberg) wird an der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn zeitgleich mit der Eröffnung der 'Carlshorster' Pferdesportanlage durch den feudalen »Verein für Hindernisrennen zu Berlin« der Haltepunkt »Rennbahnhof« in Betrieb genommen.
1894 Im sogenannten Gummischlauch-Prozeß werden gegen neun Zeitungsredakteure und einige Arbeitslose schwere Gefängnisstrafen ausgesprochen. Die Angeklagten hatten behauptet, Polizisten in Zivil hätten im Januar Demonstranten mit Gummischläuchen geschlagen.
1897 Die vom »Verein zur Förderung des Gartenbaus in den Königlich Preußischen Staaten« im Treptower Park veranstaltete Gartenbauausstellung, die am 28. April eröffnet worden war, schließt ihre Pforten.
1899 Im Sitzungssaal der AEG in der Luisenstraße in Berlin wird erstmalig die »Nernstlampe« öffentlich vorgeführt.
1901 Der Chefarzt des Lazarus-Kranken- und Diakonissenhauses (Wedding), Geheimrat Carl Langenbuch, stirbt 55jährig an den Folgen einer Bauchfellentzündung in Berlin. Langenbuch erwarb sich große Verdienste in der Leber- und Gallenchirurgie.
1908 Hermann Wedding, Lehrer an der Bergakademie und der Technischen Hochschule zu Berlin und Professor der Eisenhüttenkunde, der am 6. Mai in Düsseldorf gestorben war, wird auf dem Jacobi-Friedhof in Neukölln feierlich beigesetzt.
1914 Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) beginnt das dreitägige Reit- und Fahr-Turnier »Maiturnier« mit Reit-, Spring- und Fahrprüfungen.
1920 Die Berliner Betriebsräte rufen unter der Losung »Hände weg von Sowjetrußland« zum Protest gegen den dritten Interventionsfeldzug gegen die Sowjetmacht auf.
1927 Die Omnibuslinie A 32 »Bahnhof Steglitz - Bahnhof Marienfelde« wird mit einer Streckenlänge von 7,28 km in Betrieb genommen.
1929 In Berlin beginnt die mehrtägige 34. Hauptversammlung der Deutschen Bunsen- Gesellschaft für angewandte physikalische Chemie mit dem Hauptthema »Heterogene Katalyse«.
1933 Eine Gruppe von Pfarrern gibt auf einer Pressekonferenz im Hotel Adlon (Unter den Linden, Mitte) der Öffentlichkeit einen »Aufruf der Jugendreformatorischen Bewegung zum Neubau der Kirche« bekannt. Zu den Jugendreformern gehörte auch Martin Niemöller.
1935 Der Jurist und Wirtschaftswissenschaftler E. Heinrich Meyer wird zum Honorarprofessor an der Handels-Hochschule Berlin ernannt.
1935 Die BVG teilt mit, daß sie derzeit über 3 200 Straßenbahnwagen, 1 200 U-Bahn-Wagen und 600 Omnibusse verfügt. Diese befuhren 120 Linien.
1940 Gustaf Gründgens bringt das Stück »Cavour« von Mussolini- Forzano am Staatlichen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt (Mitte) heraus.
1942 Im Lustgarten (Mitte) wird eine antisowjetische Ausstellung unter dem Titel »Das Sowjet-Paradies« eröffnet.
1945 Der sowjetische Bezirkskommandant ernennt Dr. Bruno Willenbücher zum Bezirksbürgermeister von Wilmersdorf.
1945 Nach ersten Versuchen zur Bildung des Magistrats durch den Beauftragten des sowjetischen Stadtkommandanten, G. Gundelach, beginnen Gespräche zwischen dem Stadtkommandanten und Vertretern verschiedener politischer Richtungen und öffentlicher Gruppen.
1945 Die Zerstörungen der Verkehrsanlagen in Berlin sind verheerend. 1 118 S-Bahn-Wagen waren beschädigt, 420 Straßenbahnwagen total zerstört, von 900 Omnibussen waren nur noch 18 fahrtüchtig.
1959 In West-Berlin erfolgt die Grundsteinlegung zur neuen Kaiser-Wilhelm- Gedächtniskirche, die nach Entwürfen des Architekten Egon Eiermann ein neues Wahrzeichen der Stadt werden soll.
1966 Der 7. ordentliche Bundeskongreß des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) beginnt mit rund 1 400 Delegierten und Gästen in West-Berlin. Er dauerte bis zum 14. Mai.
1970 Vor dem Amerikahaus in der Hardenbergstraße (Charlottenburg) kommt es bei einer gegen die amerikanische Vietnampolitik gerichteten Demonstration zu einer Straßenschlacht zwischen rund 5 000 Demonstranten und der Polizei.
1979 Der seit November 1976 geltende Hausarrest für den Ostberliner Regimekritiker Prof. Robert Havemann wird von der DDR-Regierung aufgehoben.
1982 Erich Duensing - von 1951 bis 1962 Kommandeur der Westberliner Schutzpolizei und danach bis 1967 Polizeipräsident - stirbt im 77. Lebensjahr im Kreiskrankenhaus Hub-Ottersweier (Baden-Württemberg).
1983 Die »2. Konferenz für europäische atomare Abrüstung« wird im Internationalen Congress Centrum Berlin (ICC) am Messedamm eröffnet. Es nahmen etwa 3 000 Vertreter von mehr als 50 Friedensbewegungen aus Westeuropa und den USA an der Veranstaltung teil.
1985 Johannes R. Bechers »Winterschlacht« hat im Deutschen Theater (Mitte) in der Inszenierung von Alexander Lang Premiere. Die Hauptrolle spielte Dieter Mann.
1986 Dem Mitglied des Westberliner Parlaments Walter Sickert wird in einer Feierstunde im Rathaus Schöneberg die Würde eines Stadtältesten verliehen.
1987 Die Kongreßhalle (Tiergarten) wird knapp dreißig Jahre nach ihrer Einweihung und sieben Jahre nach ihrem Teileinsturz wiedereröffnet.
1987 Anläßlich der 750-Jahr-Feier Berlins wird die »Berliner Gartenschau« als erste Ausbaustufe des neuen Naherholungsparks Marzahn eröffnet. Das Gelände erstreckte sich von der Wuhle bis zum Blumberger Damm.
1992 Die 750-Jahr-Feier Zehlendorfs beginnt mit einer Festveranstaltung im Auditorium Maximum der Freien Universität Berlin. 1242 hatten die Zisterziensermönche des Klosters Lehnin das Dorf »Cedelendorp« den Markgrafen Johann I. und Otto III. abgekauft.
1994 Im Tiergarten beginnen die Vorarbeiten für die Errichtung der geplanten Eisenbahn- und Autotunnel. Bausenator Wolfgang Nagel gab den Startschuß für eine »Pilotbaugrube« zur Beseitigung eines unterirdischen Tunnels.
1996 Der frühere SED-Chefideologe Kurt Hager nimmt nicht mehr am Prozeß gegen Politbüro-Mitglieder wegen des Todes von Flüchtlingen an der Mauer teil. Das Berliner Landgericht hatte das Verfahren gegen ihn wegen Verhandlungsunfähigkeit vorläufig eingestellt.
1996 Der Vermittlungsausschuß von Bundestag und Bundesrat stimmt dem Rückkaufgesetz für Mauergrundstücke zu. Die Interessengemeinschaft ehemaliger Besitzer kündigte Verfassungsklage an, weil der Rückkauf von Verwertungsabsichten des Bundes abhängig blieb.
1997 Der Leiter der Berliner Steuerfahndung, Wolfgang Lübke, bestätigt, daß Berlins Steuerfahnder bereits in den ersten fünf Monaten 1997 mehr Geld eintrieben als im gesamten Vorjahr.
1998 Die Akademie der Künste Berlin-Brandenburg wählt den Schriftsteller Günter Grass zum Mitglied der Abteilung Literatur. Grass war 1989 aus der Akademie, deren Präsident er von 1983 bis 1986 war, aus Protest gegen das Zögern im Fall S. Rushdi ausgetreten.
1998 Das Gesundheitszentrum für Naturheilverfahren in der Prenzlauer Allee eröffnet die Woche der traditionellen chinesischen Medizin. Ärzte und Fachpersonal der Einrichtung und Gastprofessoren aus Shanghai stellten naturheilkundliche Behandlungsmethoden vor.
1998 Die Berliner CDU-Fraktion erteilt Forderungen aus den eigenen Reihen nach einer Zuzugssperre für Ausländer in den sozial schwachen Bezirken Kreuzberg und Wedding eine Absage. Jedoch sollten Asylbewerber dort nicht mehr untergebracht werden.
1998 Das Standesamt Tiergarten läßt eine Bekanntmachung verbreiten, wonach sich Heiratswillige jetzt auch im Zoologischen Garten trauen lassen können. Die erste Eheschließung dieser Art wurde für den 15. Mai im Hyppoquarium angekündigt.
1999 Das erste länderübergreifende Großschutzgebiet von Berlin und Brandenburg wird eröffnet. Der 750 Quadratkilometer große Naturpark Barnim liegt zu 95 % im Städtedreieck Bernau, Eberswalde und Oranienburg, der Rest in nördlichen Bezirken Berlins.
2000 Die SPD-Fraktion schlägt im Berliner Abgeordnetenhaus vor, dem ersten Berliner Stadtkommandanten Nikolai Bersarin wieder die Ehrenbürgerwürde Berlins zu verleihen. Er wurde 1992 auf Grund falscher Anschuldigungen aus der Ehrenbürgerliste gestrichen.

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