Berlin am 22. Juni
 
1334 Eine Schuldverschreibung mehrerer Einwohner von Markauf für die Juden Meyer und Mache zu Berlin wird bekanntgemacht.
1409 Die Ratsherren der Stadt Berlin verschreiben dem Berliner Bürger Peter Ziseck und dessen Ehefrau für 63 Schock böhmischer Groschen Prager Währung eine jährliche Rente von sieben Schock gleicher Münze.
1440 Markgraf Friedrich der Jüngere verleiht Henning Stroband, Bürger zu Berlin, die Anwartschaft auf Leibgedinge mehrerer Witwen zu Wartenberg und Selchow.
 
1628 Feldherr Albrecht Wenzel von Wallenstein erscheint »im prächtigen Aufzuge« in Berlin und stattet der Kurfürstin einen Besuch ab, bevor er in Richtung Ostsee seinem Heer nachrückte. Wallenstein weilte als kurfürstlicher Gast eine Nacht in Berlin.
1767 Wilhelm von Humboldt (Karl Wilhelm von Humboldt) wird in Potsdam geboren. Der Gelehrte und Staatsmann hatte entscheidenden Anteil an der Gründung der Berliner Universität.
1771 Johann Ernst Plamann wird in Reppin (Neumark) geboren. Der Pädagoge war 1797 nach Berlin gekommen. Plamann gab Unterricht an Privatschulen. 1805 eröffnete und leitete er eine Erziehungsanstalt nach den Methoden Pestalozzis.
1819 Karl Wilhelm Mayer, der als Armenarzt von Berlin bezeichnet wird, legt das Rigorosum ab.
1819 Der Naturforscher und Dichter Adelbert von Chamisso wird mit einem jährlichen Gehalt von 600 Talern und freier Amtswohnung als zweiter Kustos und Assistent am Botanischen Garten eingestellt.
1835 Hugo Laquiante wird in Berlin geboren. Laquiante besuchte von 1852 bis 1855 die Königliche Gärtnerlehranstalt zu Schöneberg und Potsdam, war anschließend im Neuen Garten bei Potsdam tätig und wurde später Gärtnereibesitzer in Berlin.
1846 Gustav Fintelmann wird auf der Pfaueninsel bei Berlin geboren. Fintelmann wurde im Juni 1898 als Hofgartendirektor nach Potsdam berufen und wurde damit gleichzeitig Direktor der Königlichen Gärtnerlehranstalt (bis zu ihrer Verlegung nach Dahlem 1903).
1852 Im neuerbauten Haus für Wasserpflanzen im Botanischen Garten blüht die Victoria regia zum erstenmal.
1858 In der Auguststraße 14 (Mitte) erfolgt die feierliche Grundsteinlegung für den Bau des neuen Krankenhauses der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.
1862 In Berlin werden Droschken unbeschränkt zugelassen.
1865 Die Pferdeeisenbahn-Gesellschaft E. Besckow eröffnet die erste Linie Berlins, die zwischen Kupfergraben, Brandenburger Tor und Charlottenburg verkehrte.
1868 Oskar Lasche wird in Leipzig geboren. Der Techniker studierte an der Technischen Hochschule zu Berlin, trat 1896 in die AEG ein und entwickelte vor allem den Dampfturbinenbau und die Werkstoffkunde.
1878 Der Vorstand des Aktienvereins des Zoologischen Gartens zu Berlin gibt den Mitgliedern des von Otto Fürst von Bismarck geleiteten Berliner Kongresses ein glänzendes Gartenfest.
1880 Paul Gerstner wird in Pforzheim geboren. Seit 1915 war Gerstner Lehrbeauftragter an der Handels-Hochschule Berlin. Seine Hauptlehrgebiete waren die Analyse des Betriebslebens, Revisions- und Treuhandwesen sowie bilanzanalytische Untersuchungen.
1881 In der »Deutschen Landwirtschaftlichen Presse« Nr. 50 wird die Wiedereröffnung des landwirtschaftlichen Museums in Verbindung mit einer Dauerausstellung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte in der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin angezeigt.
1882 Fritz Schmidt wird in Berlin geboren. Der Maschinenbauingenieur war Mitarbeiter des Geheimen Bergrates Richard Vater an der Bergakademie und nach dessen Ableben 1919 sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl für Maschinenkunde an der Technischen Hochschule.
1882 Carl Sigismund von Treskow stirbt im Schloß Friedrichsfelde. Er hatte den Besitz vom namensgleichen Carl Sigismund von Treskow geerbt, der als Gründer des Ortes Karlshorst gilt. Friedrichsfelde war seit 1816 im Besitz der Familie von Treskow.
1882 Der in Berlin geborene Philosoph Prof. Moritz Schlick wird in Wien von einem geistesgestörten ehemaligen Hörer seiner Vorlesungen ermordet. Schlick befaßte sich mit Erkenntnistheorie und Logik. Er war Begründer des Wiener Kreises.
1899 Die Kommission zur Vorbereitung der 200-Jahr-Feier der Königlich- Preußischen Akademie der Wissenschaften richtet in einer Eingabe an Kaiser Wilhelm II. die Bitte, den Tag für die Jubiläumsfeier zu bestimmen.
1905 Die Stadtverordnetenversammlung faßt den Beschluß zum Bau des Osthafens.
1906 Auf der Rückreise von einem Kongreß stirbt in Hamburg Fritz Richard Schaudinn. Seit 1904 war er Direktor des Instituts für Protozoologie am Gesundheitsamt in Berlin, wo ihm die Entdeckung der Erreger der Syphilis und der Amöbenruhr gelang.
1910 Konrad Zuse wird in Berlin geboren. Der Ingenieur entwickelte die Grundkozeptionen programmgesteuerter Rechenmaschinen. Zuse konstruierte u.a. die erste mechanische (Z1: 1936-1938) sowie die erste elektromechanischen Rechenmaschine (Z3: 1938-1941).
1914 Nachdem bereits 1861 ein erweitertes jüdisches Krankenhaus in der Auguststraße 14 erbaut worden war, wird erneut ein vergrößertes »Krankenhaus der jüdischen Gemeinde zu Berlin« in N 65, Exerzierstraße 11 a (Wedding), eingeweiht.
1920 Der Pferdeomnibusverkehr wird auf den Nachtverkehr beschränkt.
1922 In Berlin stirbt Prof. Walter Haack, Leiter der Maschinentechnischen Abteilung der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin.
1922 Im Rahmen eines großen Volksfestes wird die Eröffnung des Volksparks Rehberge im »grünen Wedding« gefeiert. Er war zur Nutzung als Spiel-, Sport- und Volkspark vorgesehen.
1926 Ruth Zechlin wird in Großhartmannsdorf bei Freiberg geboren. Die Musikerin lehrte seit 1950 an der Musikhochschule »Hanns Eisler« Theorie und Cembalo. Sie war Mitglied der Akademie der Künste, leitete eine Meisterklasse und erhielt u.a. 2 Nationalpreise.
1927 Die Berliner Droschkenordnung bestimmt, daß für Pferdedroschken keine Konzessionen mehr erteilt werden. Damit endete die 1793 begonnene Ära des Fiaker-Fuhrwesens in Berlin.
1929 Der Volkspark Rehberge - mit 118 Hektar die bedeutendste Neuschöpfung des Stadtgartendirektors von Groß-Berlin Erwin Barth - wird nach dreijähriger Bauzeit im Beisein von Oberbürgermeister Gustav Böß mit einem Volksfest der Öffentlichkeit übergeben.
1930 Anläßlich der Weltkraftkonferenz in Berlin, die bis zum 25. Juni andauert, landet das Luftschiff LZ 127 »Graf Zeppelin« im Rahmen einer Deutschlandfahrt auf dem Flugplatz Staaken (Spandau).
1930 Hertha BSC wird in Düsseldorf mit einem 5:4-Sieg gegen Holstein Kiel Deutscher Fußballmeister.
1933 Bei einer Massenkundgebung im Lustgarten (Mitte) fordert der Chef der Deutschen Arbeitsfront Robert Ley die Führungen der Gesamtverbände der Arbeiter sowie der Angestellten zu einer »Generalsäuberung« von unbotmäßigen Mitarbeitern bis zum 1. August auf.
1933 Im preußischen Finanzministerium beginnen Verhandlungen, um festzulegen, wie die kurzfristigen Schulden Berlins in eine langfristige Schuld umgewandelt werden können.
1933 Die SPD wird verboten. Danach kam es auch in Berlin zu neuerlichen Verhaftungen, darunter des Berliner SPD-Vorsitzenden Franz Künstler.
1933 Ein Gewitter seltenen Ausmaßes geht um Mitternacht über Berlin nieder. Die Feuerwehr wurde zu 200 Alarmen gerufen. Es mußte der Ausnahmezustand über die Feuerwehrwachen verhängt werden.
1936 Der Musterschutz der Olympischen Glocke mit dem Sinnspruch »Ich rufe die Jugend der Welt« wird in das Musterschutzregister des Amtsgerichts Berlin- Charlottenburg unter der Nummer 41136 eingetragen.
1941 Der am 21. Juni erfolgte Überfall Deutschlands auf die UdSSR löst bei großen Teilen der Berliner Bevölkerung, die wenige Monate zuvor den repräsentativen Empfang des sowjetischen Außenministers Molotow erlebt hatte, Überraschung und Bestürzung aus.
1941 Der Leichtathlet Helmut Hamann stirbt. Der Sportler der SV Allianz Berlin gewann bei den XI. Olympischen Spielen in Berlin 1936 die Bronzemedaille über 4 x 400 m. Er war über 4 x 400 m Europameister 1934, über 400 m Deutscher Meister 1935, 1936 und 1939.
1942 Der Geologe Carl Friedrich Hermann Rauff, von 1904 bis 1922 Professor der Geologie an der Bergakademie und der Technischen Hochschule zu Berlin, stirbt im Alter von 89 Jahren in Berlin.
1944 Die KPD-Funktionäre Anton Saefkow und Franz Jacob beraten mit den sozialdemokratischen Funktionären Julius Leber und Adolf Reichwein in der Köpenicker Straße 76 (Mitte) über ein Zusammengehen der linken Kräfte zur Beseitigung der NS-Diktatur.
1949 Der verdienstvolle Bibliothekar Max Wagner, Leiter des Arno-Holz-Archivs in Friedenau, stirbt im Alter von 70 Jahren.
1953 Auf Beschluß des Senats von Berlin wird der Straßenzug beiderseits des Charlottenburger Tores, Berliner Straße - Charlottenburger Chaussee, in »Straße des 17. Juni« umbenannt.
1956 Die Jahreshauptversammlung des Deutschen Roten Kreuzes findet zum erstenmal seit seiner Neugründung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Berlin statt.
1956 Die VI. Internationalen Filmfestspiele werden eröffnet.
1960 Für den Neubau der Staatlichen Ingenieurschule Gauß in der Luxemburger Straße (Wedding) wird der Grundstein gelegt.
1963 Im Köpenicker Schloß öffnen sich die Türen von zehn festlich restaurierten Räumen, in denen erstmalig nach dem Krieg das Berliner Kunstgewerbe-Museum in einer größeren Ausstellung einen Teil seiner wertvollen Schätze zeigt.
1963 Im großen Stadion des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks findet erstmals ein Olympischer Tag statt. Bis 1989 wurden regelmäßig einmal im Jahr in diesem Stadion internationale Leistungsvergleiche in leichtathletischen Disziplinen durchgeführt.
1967 Im Westberliner Studio des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) sehen sich die Mitglieder des Innenausschusses des Bundestages alle Filmaufnahmen über die am 2. Juni im Zusammenhang mit dem Schah-Besuch stattgefundenen Ereignisse an.
1976 Der Professor für Deutsche Philologie an der Freien Universität Berlin (FU), Eberhard Lämmert, wird vom Konzil der Universität für die nächsten sieben Jahre zum FU-Präsidenten gewählt.
1987 Im Palasthotel (Mitte) beginnt eine internationale Konferenz der UNESCO zum Thema »Entwicklung und Verbesserung der technischen und beruflichen Bildung«, die bis zum 1. Juli dauerte.
1990 Am Rande der »Zwei-plus-Vier-Gespräche« in Ost-Berlin schlägt der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse den Abzug der Truppen der vier Siegermächte aus dem Großraum Berlin innerhalb von sechs Monaten nach gesamtdeutschen Wahlen vor.
1993 Gegen die vom Senat beabsichtigte Schließung von Schiller- und Schloßpark-Theater protestieren Hunderte von Schauspielern und Angestellten der Berliner Bühnen.
1993 Der Berliner Senat faßt in seiner 111. Sitzung den Beschluß, das Schiller-Theater im Zuge von Sparmaßnahmen zu schließen, um es dann zu privatisieren. Die Schließung wurde am 16. September vom Abgeordnetenhaus bestätigt. Das Theater schloß am 3. Oktober.
1996 Die Selbsthilfeorganisation der Prostituierten »Hydra e.V.« veranstaltet im Saalbau Neukölln, Karl-Marx-Straße 141, den 3. Berliner Hurenball.
1996 Die überregionale »tageszeitung« (taz) wendet sich an die Leser: »5 000 Abos jetzt oder die letzte taz erscheint am 30. September«. Die taz-Genossenschaft war in finanzielle Existenzschwierigkeiten geraten und bemühte sich um die Rettung der Zeitung.
1997 Das Gründerzeitmuseum im Gutshaus am Hultschiner Damm 333 (Hellersdorf) wird wiedereröffnet. In einer Ausstellung wurden bisher nicht gezeigte Dokumente präsentiert. Die Museumsgründerin Charlotte von Mahlsdorf war kürzlich nach Schweden übergesiedelt.
1998 Der Berliner Rundfunkrat wählt die bisherige ZDF- Programmgeschäftsführerin des ARD/ZDF-Senders Phoenix, Barbara Groth, zur neuen Fernsehdirektorin. Damit hatte der Sender Freies Berlin als erste öffentlich-rechtliche Anstalt eine Frau an der Spitze.
1998 Der Berliner Schauspieler Klaus Piontek stirbt im Alter von 63 Jahren. Er hatte 38 Jahre lang zu den Unverzichtbaren im Ensemble des Deutschen Theaters gehört. Als Markgraf Rüdiger in der Tragödie »Kriemhilds Rache« stand er letztmalig auf der Bühne.
1999 Der Senat beschließt einen Bebauungsplan für den Alexanderplatz und die Französische Straße (Mitte). Danach sollten am Alexanderplatz zehn Hochhäuser gebaut und die Französische Straße bis zur Ebertstraße verlängert werden.
2000 Im Europa-Center (Charlottenburg) eröffnet der österreichische Filialist »Libro« ein Medienkaufhaus. Auf 2 000 mư Verkaufsfläche wurden Bücher, CDs und Computerspiele angeboten.

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