Berlin am 20. Juni
 
1317 Markgraf Woldemar sichert den Bürgern der Stadt Spandau den ausschließlichen Gerichtsstand vor dem Stadtschulzen zu.
1426 Markgraf Johann der Alchimist verpfändet Stadt und Schloß Köpenick an Hans von Uchtenhagen.
 
1626 Der Hof-Wein-Visierer (Eichmeister) Christian Müller veröffentlicht die »Brot- und Semmel-Rechnung, wie die Bäcker beider Kurf. Brandenburg. Residenzstädte Berlin und Cölln das Brot und die Semmeln backen, auf jetziger gangbarer Münze ... ausgerechnet«.
1637 Der Kanzlist und Registrator in der Geheimen Kammerkanzlei und Angestellter im Geheimen Staatsarchiv, Jonas Saupe, wird in Berlin begraben.
1689 In einer Verfügung an das Konsistorium in Berlin wird der Französisch- Reformierten Gemeinde von Buchholz das Recht der Mitbenutzung der dortigen lutherischen Kirche eingeräumt.
1693 Es wird die »Taxe (Preisliste) des Brenn-Holtzes in Berlin« erlassen. Danach galten u.a. folgende Höchstpreise: ein »Hauffen Kienen-Holtz umb drey Thaler« und »ein Hauffen Eichen-Holtz umb vier Thaler«.
1741 Am Morgen trifft auf dem Wasserwege ein Fahrzeug aus Brieg (Schlesien) ein. Es brachte u.a. sieben kleine metallene Kanonen, die in Brieg erbeutet worden waren. Sie wurden von König Friedrich II. als Präsent für Generalmajor von Walrave bestimmt.
1766 König Friedrich II. läßt das Edikt »wegen des künftigen Brennholtz-Verkaufs in den Königl. Residenzen Berlin und Potsdam« bekanntgeben.
1829 Friedrich Gustav Gauß wird in Bielefeld geboren. Gauß war Geodät und langjährig im preußischen Finanzministerium tätig.
1835 Der Berliner Komponist Albert Lortzing beginnt sein bis zum 3. Juli dauerndes Gastspiel als Schauspieler und Sänger am Königstädtischen Theater am Alexanderplatz (Mitte).
1851 Zwischen der Stadt Berlin und der Firma Siemens & Halske wird per Vertrag der Bau einer Feuermeldeanlage mit unterirdischen Kabelverbindungen und zunächst 37 Feuermeldern beschlossen.
1865 Eine königliche Kabinettsorder bestimmt, die Mahl- und Schlachtsteuer an der neuen Weichbildgrenze (Stadtrechtsgrenze) zu erheben. Die Neuregelung trat auf Magistratsbeschluß am 1. Juli in Kraft.
1865 Eine Allerhöchste Kabinettsorder besagt, daß die Stadtmauer abgebrochen werden kann, da sie durch die Eingemeindung von Teilen Charlottenburgs, Schönebergs, Tempelhofs, Moabits, des Weddings und des Luisenbades im Jahre 1861 überflüssig wurde.
1870 In seiner Privatklinik in der Karlstraße hält der an Tuberkulose erkrankte Augenarzt Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht von Graefe seine letzten Sprechstunden. Er verließ die Klinik in der Gewißheit seines nahen Todes.
1873 Eine Kabinettsorder besagt, daß Kaiser Wilhelm I. seine »angelegte Sammlung von Schriften, Drucksachen usw., welche sich auf den französisch- deutschen Krieg von 1870/71 beziehen ...«, der Königlichen Bibliothek überlassen will.
1881 Es beginnt die Überführung der Sammlungen des Kunstgewerbemuseums in das neue Haus in der Prinz-Albrecht-Straße (Kreuzberg).
1886 Die exotische Karawane der Natal-Zulu tritt zum erstenmal im »Neuen Hofjäger« (Tiergarten) auf.
1887 Die 1790 auf Anregung Friedrich Wilhelms II. gegründete Tierarzneischule wird »Königliche Tierärztliche Hochschule« mit den naturwissenschaftlichen Leitdisziplinen Physiologie und Bakteriologie.
1891 Der Kassenkontrolleur der Schlächterinnung, Josef Hofrichter, begeht Selbstmord.
1894 Zwischen der »Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft« (AEG) und der Firma Siemens & Halske erfolgt ein Vergleich, der die vertragliche Bindung endgültig aufhebt. Als einzige Verpflichtung durfte die AEG erst nach 1897 Kabel herstellen.
1894 In einem Brief an die philosophische Fakultät der Berliner Universität regen Berliner Wissenschaftler die Errichtung eines Lehrstuhls für Astrophysik an.
1911 Aus Anlaß der 100-Jahr-Feier der Eröffnung des ersten Turnplatzes in der Hasenheide führt die Berliner Studentenschaft in der Philharmonie einen »Jahn-Kommers« durch, bei dem die Berliner Burschenschaft den Vorsitz hatte.
1915 Der Techniker und Gründer der »Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft« (AEG), Emil Moritz Rathenau, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Städtischen Friedhof Oberschöneweide an der Wuhlheide.
1918 Der Maschinenbauer und Schriftsteller Hermann Essig stirbt in Berlin in einem Feldlazarett. Essig erhielt 1914 den Kleist-Preis für Literatur.
1920 Nach dem Gesetz vom 27. April 1920 über die Bildung der neuen Stadtgemeinde Berlin finden erstmals Wahlen zur neuen Stadtverordnetenversammlung und zu den 20 Bezirksversammlungen statt.
1920 Im Zuge der Bildung der neuen Stadtgemeinde Groß-Berlin findet die erste Wahl zur Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Prenzlauer Tor (Berg) statt. Gewählt wurden 45 Bezirksverordnete und 16 Stadtverordnete. Die USPD erhielt 29 Sitze in der BVV.
1926 Beim Volksentscheid über einen Gesetzesentwurf zur entschädigungslosen Enteignung von Fürstenvermögen liegt in Berlin der Anteil der »Ja-Stimmen bei fast 100 Prozent.
1934 Von Reinickendorf-Rosenthal fährt zum erstenmal die neue »Heidekrautbahn« nach Liebenwalde bzw. Groß-Schönebeck in der Schorfheide.
1936 In Olympia (Griechenland) wird das Olympische Feuer für die XI. Olympischen Spiele in Berlin 1936 entzündet. Es wurde über eine Strecke von 3 075 km nach Berlin getragen.
1936 Die ersten Teilnehmer an den XI. Olympischen Spielen in Berlin 1936 ziehen in das Olympische Dorf bei Döberitz ein, auch die ersten Gäste aus Übersee treffen ein und nehmen Quartier im Olympischen Dorf.
1937 Die katholische St.-Marien-Kirche in Karlshorst wird geweiht.
1938 Liselotte Herrmann wird als erste deutsche Antifaschistin in Plötzensee (Wedding) hingerichtet.
1945 Die seit dem 21. Mai von der Roten Armee herausgegebene »Berliner Zeitung« fungiert von nun an als offizielles Organ des Berliner Magistrats. Chefredakteur war der aus dem sowjetischen Exil zurückgekehrte Rudolf Herrnstadt (KPD).
1946 Die Alliierte Kommandantur genehmigt die Ausgabe von Schülermonatskarten der BVG, die vom 1. Juli an gültig sein sollten.
1946 Auf einer Kundgebung im Poststadion (Tiergarten) fordert der Vorsitzende der SPD, Dr. Kurt Schumacher, die Zulassung der SPD in der gesamten Sowjetischen Besatzungszone.
1946 Das Landesgesundheitsamt des Berliner Magistrats teilt mit, daß zum Kauf einer Eisenbahnfahrkarte die bisher geforderte Bescheinigung über eine erfolgte Entlausung nicht mehr notwendig ist.
1946 Der Chemiker Fritz Lenze stirbt in Uslar. Seit 1891 arbeitete er im Militärversuchsamt in Spandau, seit 1923 war er Direktor der Chemisch- Technischen Reichsanstalt. Er und seine Mitarbeiter beschäftigten sich mit der Chemie der Treib- und Sprengmittel.
1947 Auf Antrag der CDU ersucht die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat, die zuständigen Stellen der Besatzungsmächte um eine Verringerung der hohen Lohn- und Einkommensteuersätze zu bitten.
1948 In den westalliierten Besatzungszonen findet eine Währungsreform statt, in die die Westsektoren von Berlin zunächst nicht einbezogen sind. Die Ausdehnung auf die Berliner Westsektoren erfolgte am 24. Juni.
1949 Etwa 700 Angehörige freier Berufe, Gewerbetreibende, Künstler, Schriftsteller und Geschäftsleute, die in West-Berlin wohnen, aber nur Ostgeld einnehmen, gründen im Eichgarten (Steglitz) eine »Notgemeinschaft der Währungsgeschädigten«.
1952 In der restaurierten Ehrenhalle des Olympiastadions (Charlottenburg) werden für die drei bedeutenden Verfechter der olympischen Idee, Pierre de Coubertin, Ernst Curtius und Theodor Lewald, Reliefbildtafeln enthüllt.
1955 Im Berliner Telefonnetz werden die Rufzeichen den internationalen Empfehlungen angepaßt.
1957 Der Pavillon der Kunst Unter den Linden (Mitte) wird eröffnet.
1957 Der Chemiker Günther Rienäcker wird durch das Plenum der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin zum Generalsekretär der Akademie gewählt.
1963 Während einer Verkehrszählung zwischen 6.30 und 12.30 Uhr passieren rund 25 000 Kraftfahrzeuge den Alexanderplatz (Mitte).
1966 Das Berliner Post- und Fernmeldemuseum wird im Urania-Haus (An der Urania, Schöneberg) eröffnet.
1970 Bei völlig wolkenlosem Wetter kommt es in Berlin zu einem kleinen Hitzewirbel, der in den Registrierungen des Meteorologischen Institutes der Freien Universität Berlin deutlich zu sehen war, sonst aber nicht wahrgenommen wurde.
1977 Der Schauspieler und Sänger Manfred Krug und seine Familie verlassen mit Genehmigung der DDR-Behörden Ost-Berlin und gehen in die Bundesrepublik.
1983 Der Regierende Bürgermeister Richard von Weizsäcker teilt der Presse mit, daß die noch in West-Berlin lagernden Fassadenteile des 1935 wegen einer neuen Straßenführung abgebrochenen Palais Ephraim dem Magistrat zum Wiederaufbau übergeben werden.
1991 Der Deutsche Bundestag in Bonn beschließt mit 338 gegen 320 Stimmen, den Sitz von Bundestag und Bundesregierung nach Berlin zu verlegen (Berlin-Umzug).
1993 Das Bündnis 90 und Die Grünen/Alternative Liste vereinigen sich in Berlin zu einem gemeinsamen Landesverband.
1996 Von der 2. Strafkammer des Potsdamer Landgerichts werden fünf Angeklagte zu Freiheitsstrafen zwischen einem Jahr und zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Sie hatten sich vor zwei Jahren an einem Bandenkrieg im Rotlicht- Milieu Berlins beteiligt.
1996 Der Vorstandsvorsitzende der Konsumgenossenschaft Berlin (KG), Ernst Vetter, weist im Geschäftsbericht 1995 Gewinne von 2,3 Mill. Mark aus. Die KG, der in Berlin etwa 1 000 Lebensmittelgeschäfte gehört hatten, war ein Immobilienunternehmen geworden.
1996 Die Berliner Polizei präsentiert den in Südamerika wegen Sexualdelikten verhafteten Arzt Gerd Wenzinger aus Berlin als den sogenannten Havel-Ripper. Er sollte die Prostituierte Dana Franzke umgebracht und zerstückelt haben.
1997 Auf dem Gelände der im Februar 1945 zerstörten Synagoge in der Lindenstraße (Kreuzberg) wird ein »Ort der Erinnerung« eingeweiht. An dieser Stelle war inzwischen die Landesvertretung der Barmer Ersatzkasse gebaut worden.
1997 Das Statistische Landesamt von Berlin teilt mit, daß die Zahl der Studenten in Berlin deutlich zurückgeht. Für das Sommersemester 1997 hatten sich 130 860 Studierende eingetragen. Das waren 8 500 weniger als 1996 und 15 000 weniger als 1994.
1997 Die Berliner Polizei muß laut Landgerichtsurteil die Bretter, mit denen sie ein Plakat verdeckt hatte, das den Berliner CDU-Fraktionsvorsitzenden K.-R. Landowsky in Kreuzberg zusammen mit Franz-Josef Strauß und Joseph Goebbels zeigt, wieder entfernen.
1998 Unter dem Motto »Aufstehen für eine andere Politik« fordern Zehntausende Demonstranten einen Regierungswechsel. Der friedliche Sternmarsch führte zum Alexanderplatz. Der Regierende Bürgermeister Diepgen wurde nach Rangeleien in Sicherheit gebracht.
1998 Unter dem Motto »Arbeit zuerst für Deutsche« demonstrieren 300 Rechtsextremisten in Hohenschönhausen. Nachdem Widerstand gegen den urspünglich in Mitte geplanten NPD-Aufmarsch laut wurde, war er kurzfristig und geheim in den Nordosten verlegt worden.
1999 In der Tucholskystraße (Mitte) findet das größte jüdische Straßenfest Europas statt. Das Straßenfest stand unter der Schirmherrschaft von Israels Botschafter Avi Primor und des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde zu Berlin, Andreas Nachama.
2000 In Berlin wird mit 36°C der heißeste Tag in einem Frühjahr und im Monat Juni seit Beginn der Temperaturmessungen vor 130 Jahren registriert.

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