Berlin am 17. Juni
  
1440 Markgraf Friedrich der Jüngere verpfändet gewisse Hebungen (Einkünfte) aus der Pacht der Gewässer bei Köpenick.
 
1658 Kurfürst Friedrich Wilhelm läßt die »Churfürstliche Brandenburgische confirmirte (bestätigte) Consumtions- oder Accise-Ordnung beyder Residentz-Städte, Berlin und Cölln an der Spree« bekanntgeben.
1664 Der aus Guben stammende Meister Georg Schultze erhält als zweiter Buchdrucker nach Georg Runge in den Residenzstädten Berlin und Cölln ein kurfürstliches Privileg zum Betreiben einer Buchdruckerei. Die Druckerei befand sich im kurfürstlichen Schloß.
1715 Der königlich preußische Hof- und Leibmedicus Andreas von Gundelsheimer, der sich um die Gründung des Anatomischen Theaters verdient gemacht hatte, stirbt in Stettin.
1728 In einer Mitteilung an das Generalpostamt in Berlin heißt es, daß die wachsenden Einkünfte des sogenannten Intelligenz-Blattes, in dem Anzeigen aller Art veröffentlicht wurden, dem vom König gestifteten Potsdamer Militärwaisenhaus zugute kommen sollen.
1765 Die Königlich Preußische Bank (Königliche Giro- und Leih- Banco«) wird mit 400 000 Talern gegründet. Mit dem Kapital sollte die kriegsgeschädigte Wirtschaft Preußens belebt werden. 1768 wurde die Bank mit dem Recht der Notenemission ausgestattet.
1808 Durch die letztwillige Verfügung des Buchhändlers Nicolai erhält das »Bürgerrettungs-Institut« 3 000 Taler. Sie waren nach dem Willen des Erblassers für kleine Summen bestimmt, die gegen Kaution an verarmte Bürger gezahlt werden sollten.
1822 Der Chemiker Heinrich Rose habilitiert sich in Berlin für das Fach Chemie. Rose gehörte zu den Inhabern der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite.
1829 Das erste Pferderennen des »Vereins für Pferdezucht und Pferdedressur« findet zwischen Lichterfelde und Lankwitz statt.
1838 Hugo Kunheim, Sohn des Chemiefabrikanten Louis Kunheim, wird in Berlin geboren.
1842 Im Schauspielhaus wird zum erstenmal das Drama »Der Sohn der Wildnis« von Friedrich Halm aufgeführt.
1843 Der Historienmaler Karl Ludwig Rosenfelder wird ordentliches Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin aufgrund seines Gemäldes »Die Befreiung des Danziger Reformators Pancratius Klein aus den Händen der Bischöfe«.
1846 Im Eichbusch, auch Schlesischer Busch genannt, wird ein Turnplatz eröffnet. Erst nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. (7. Juni 1840) war das Turnen in Preußen wieder erlaubt.
1856 Karl Gustav Schulz, preußischer Oberst, stirbt in Berlin. Schulz war ein ausgezeichneter Lehrer der Kriegsgeschichte und stellte als erster die Berliner Märzkämpfe 1848 vom militärischen Standpunkt dar.
1867 Leo Jogiches-Tyska wird in Wilna geboren. Der Mitbegründer des Spartakusbundes und der KPD wurde am 10. März 1919 von Mitgliedern der Brigade Reinhard in Neukölln verhaftet und noch am selben Tag in der Untersuchungshaft ermordet.
1875 Die Berlin-Dresdener Bahn ab Dresdener Bahnhof (Luckenwalder Straße, Kreuzberg) über Zossen wird für den Personen-, Eilgut- und Güterverkehr eröffnet. An der Bahnstrecke gingen die Bahnhöfe Südende, Marienfelde, Mahlow und Rangsdorf in Betrieb.
1879 Kaiser Wilhelm I. wohnt der Feier des 25jährigen Jubiläums des Domkandidatenstifts in der Oranienburger Straße 76 a (Mitte) bei.
1885 Dem Physiker und Meteorologen Wilhelm von Bezold wird die Professur der Meteorologie an der Königlichen Universität Berlin verliehen.
1887 Die »Literarische Vereinigung« des Berliner Lehrervereins wird gegründet. Aus Anlaß ihres 40jährigen Bestehens erschien im Juni 1927 als Festgabe das Buch »Kind und Kunst, Beiträge zur Jugendschriftenbewegung«.
1897 Auf der Karlshorster Rennbahn findet das erste Trabrennen statt.
1899 Für den ersten Bauabschnitt des Neuen Rathauses in Charlottenburg erfolgt die Grundsteinlegung.
1906 Nach einem 1905 begonnenen Umbau durch Otto March wird der Französische Dom wieder eingeweiht.
1908 Georg Jensch wird in Steinbach, Kreis Züllichau-Schwiebus (Swiebodzin/Polen) geboren. Jensch lehrte ab 1948 als Professor für Geographie an der Freien Universität Berlin, wo er sich 1954 habilitiert hatte.
1910 Professor Julius Weingarten stirbt in Berlin. Weingarten war Lehrer für Mechanik an der Technischen Hochschule in Charlottenburg.
1913 Aus Anlaß des 25jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Wilhelm II. findet ein Festumzug durch das Brandenburger Tor statt.
1914 Der Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal wird nach Abschluß aller Erweiterungsbauten als Teil des Großschiffahrtsweges Berlin - Stettin in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. feierlich eröffnet und erhält den Namen »Hohenzollern-Kanal«.
1914 Der Großschiffahrtsweg Berlin - Stettin (Havel - Oder) mit der Schleusentreppe bei Niederfinow wird dem Verkehr übergeben. Am 21. März 1934 wurde das Schiffshebewerk Niederfinow in Betrieb genommen.
1919 Der Preußische Innenminister legt den Entwurf eines Gesetzes zur Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin allen für die Eingemeindung vorgesehenen Kommunen sowie den Behörden der betroffenen Kreise und der Provinz Brandenburg zur Meinungsäußerung vor.
1928 Ingrid Jacobs wird in Halle/Saale geboren. Jacobs war wissenschaftliche Assistentin und Lehrbeauftragte für Meteorologie an der Freien Universität Berlin, an der sie 1958 promovierte.
1934 In Spandau beginnen Feierlichkeiten anläßlich des 600jährigen Bestehens der Schützengilde zu Spandau, die bis zum 24. Juni andauern.
1935 Vor der »Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie« demonstriert J. Hallervorden pathologische Fälle, darunter Hirnbefunde von Epileptikern, und geht dabei auf die Sorgfalt der Diagnose zur Bevorzugung »rassehygienisch Gesunder« ein.
1936 Der Minister für Propaganda und Volksaufklärung Dr. Joseph Goebbels informiert sich in den Berliner Siemens-Werken über die Fortschritte der Color-Filmtechnik.
1936 Die Dreibundstraße im Bezirk Kreuzberg, die auch durch die Bezirke Schöneberg und Tempelhof verläuft, wird in Immelmannstraße umbenannt. Am 1. Januar 1949 erhielt sie den Namen Dudenstraße.
1940 Eine amtliche Statistik weist aus, daß aus dem Landesarbeitsbezirk Berlin- Brandenburg 409 469 Männer zur Wehrmacht eingezogen wurden.
1945 Mit Genehmigung des Oberbürgermeisters Dr. Werner führt der vorbereitende Ausschuß für den Aufbau der Freien Gewerkschaft von Groß-Berlin im großen Sitzungssaal des Stadthauses für alle an einer neuen Gewerkschaft Interessierten eine Versammlung durch.
1945 Im Lokal »Deutscher Hof« in der Luckauer Straße (Kreuzberg) findet die erste große, vom Zentralausschuß der SPD einberufene Versammlung von Berliner SPD-Funktionären statt. Otto Grotewohl erläuterte ein 9-Punkte-Programm für den Wiederaufbau Berlins.
1945 Das Kommando der sowjetischen Armee übergibt Verwaltung und Redaktion der »Berliner Zeitung« an den Magistrat der Stadt Berlin.
1948 Die Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin beauftragt den Magistrat mit der Ausarbeitung neuer Entnazifizierungsbestimmungen.
1948 Nach einem entsprechenden Beschluß der Bezirksversammlung von Tiergarten gibt der Magistrat die Rückbenennung des »Königsplatzes« in »Platz der Republik« bekannt.
1951 Im Berliner Olympiastadion (Charlottenburg) unterliegt die deutsche Nationalmannschaft im ersten Fußball-Länderspiel nach dem Zweiten Weltkrieg der Türkei mit 1:2 Toren.
1952 Für den Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Gebäudes der Deutschen Staatsoper Unter den Linden (Mitte) wird der Grundstein gelegt.
1953 Über Rundfunk und Lautsprecher wird der Ausnahmezustand verkündet, der in Berlin bis zum 11. Juli 1953 galt.
1953 Der Kraftfahrer Horst Ballentin holt mit einem Helfer die rote Fahne vom Brandenburger Tor, die dort seit 1945 wehte.
1953 Der sowjetische Hohe Kommissar und Botschafter in der DDR, Wladimir S. Semjonow, bestellt das SED-Politbüro nach Karlshorst. Gegen 12.00 Uhr erklärte er den Versammelten, in Moskau habe man die Verhängung des Ausnahmezustandes ab 13.00 Uhr angeordnet.
1953 Das Columbushaus am Potsdamer Platz und die Ruine des Café Vaterland werden von Aufständischen in Brand gesetzt. Das Columbushaus aus Stahlbeton war von Erich Mendelsohn 1931 auf dem Gelände des baufälligen Bellevue errichtet worden.
1953 Der sowjetische Stadtkommandant, Generalmajor Pawel T. Dibrowa, erteilt den Einsatzbefehl an die ihm unterstellten Truppen. Panzer und Schützenpanzerwagen fuhren zum Brandenburger Tor, in die Leipziger Straße und zum Potsdamer Platz (Mitte).
1953 Bei einer Kundgebung auf dem Marx-Engels-Platz (Schloßplatz, Mitte) werden der Rücktritt der Regierung und freie Wahlen gefordert.
1953 In vielen Ostberliner Betrieben - ihre Zahl wird mit 600 angegeben - stehen die Maschinen still. Es wurden Streikleitungen und Streikkomitees gewählt.
1954 Der Ministerrat der DDR bestätigt das neue Statut der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
1956 Der Pressezeichner und Buchillustrator Fritz Koch-Gotha stirbt in Rostock. Koch- Gotha kam 1902 nach Berlin, wo er jahrzehntelang tätig war.
1957 Der Physiker Friedrich Möglich stirbt in Berlin. Möglich wurde vor allem durch seine Forschungen zur Wellenoptik bekannt.
1960 In West-Berlin sind am »Tag der Deutschen Einheit« öffentliche Tanzveranstaltungen und sonstige öffentliche Veranstaltungen, die nicht dem ernsten Charakter des Tages entsprechen, verboten.
1960 Der populäre Kapellmeister Otto Kermbach (Otto-Otto«) stirbt in einem Westberliner Krankenhaus an den Folgen einer Operation im Alter von 78 Jahren. Der Leichnam wurde am 22. Juni auf dem Waldfriedhof Dahlem beigesetzt.
1963 Zum 10. Jahrestag des Aufstandes in Ost-Berlin und in der DDR sprechen auf einer abendlichen Kundgebung vor dem Rathaus Schöneberg Parlamentspräsident Otto Bach, Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard und Willy Brandt zu etwa 100 000 Teilnehmern.
1968 Dem Chemiker und Nobelpreisträger Otto Hahn wird sechs Wochen vor seinem Tod die Ehrenbürgerschaft Berlins verliehen.
1990 Im Schauspielhaus (Konzerthaus am Gendarmenmarkt, Mitte) treffen sich zum Tag der Deutschen Einheit Bundestag und Volkskammer zu einer gemeinsamen Veranstaltung.
1991 In der Ruine des ehemaligen Preußischen Landtags, Niederkirchnerstraße (Mitte), gibt die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Hanna-Renate Laurien, den Startschuß für die Restaurierung des Gebäudes, in das das Berliner Abgeordnetenhaus einziehen wird.
1992 In Ost-Berlin wird der Nahverkehr durch Arbeitsniederlegungen von Bus-, U-Bahn- und Straßenbahnfahrern lahmgelegt. Rund 5 000 Beschäftigte der BVG gaben damit ihrer Forderung nach einer sofortigen Anhebung ihrer Bezüge auf 80 % des Westtarifs Ausdruck.
1993 Am Gebäude der Treuhandanstalt, dem früheren Haus der Ministerien der DDR in der Leipziger Straße, wird eine Gedenktafel zur Erinnerung an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 enthüllt. Hier hatten sich damals Tausende von Demonstranten versammelt.
1995 Der amerikanische Verpackungskünstler bulgarischer Herkunft Christo Jawatscheff verhüllt den Deutschen Reichstag (Tiergarten). Das bis zum 7. Juli andauernde Ereignis lockte mehr als fünf Millionen Besucher nach Berlin.
1996 Bei einem Chlorgas-Unfall im Spandauer Stadtbad-Süd werden fünf Menschen verletzt.
1996 In der Grolmanstraße in der Nähe des Kurfürstendamms (Charlottenburg) brennt ein Rohbau. Explodierende Propangasflaschen wurden bis zu 150 m weit geschleudert.
1996 Politiker der großen Parteien sprechen sich für die Errichtung eines Berliner Mahnmals zur Erinnerung an die Opfer des Arbeiteraufstandes in der DDR vom 17. Juni 1953 aus.
1996 Die Industrie- und Handelskammer Berlin in der Hardenbergstraße 16- 18 (Charlottenburg) hält einen Tag der offenen Tür ab. Die Besucher interessierten sich überwiegend für Fragen rund um den Betriebsalltag.
1997 Berlin steht nach Angaben des Bundeskriminalamtes nach Frankfurt am Main und Magdeburg auf Platz drei in der deutschen Kriminalitätsstatistik. Bei Mord und Totschlag lag Berlin nach Kassel auf Platz zwei.
1997 Zum Gedenken an den Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 legen Politiker auf dem Friedhof Seestraße (Wedding) Kränze nieder.
1997 Für den Neubau der Deutschen Genossenschaftsbank wird der Grundstein gelegt. Damit wurde eine der letzten Baulücken an der Südseite des Pariser Platzes (Mitte) geschlossen. Der Bau wurde von dem US-Amerikaner Frank O. Gehry entworfen.
1998 Zum 45. Jahrestag des Aufstandes vom 17. Juni 1953 finden auf dem Friedhof Seestraße in Wedding und an der Kreuzung Leipziger/Ecke Wilhelmstraße (Mitte) zentrale Gedenkveranstaltungen statt.
1998 Der Tagesspiegel veröffentlicht eine Mitteilung des Statistischen Landesamtes Berlin, wonach 1997 die höchste Rate bei Scheidungen in Berlin nicht im 7. sondern im 8. Ehejahr lag. 1997 waren 9 782 Ehen geschieden worden, 6,5 % mehr als im Vorjahr.
1999 Im Roten Rathaus überreicht Bundespräsident Roman Herzog dem Kunstsammler Heinz Berggruen den Nationalpreis der Deutschen Nationalstiftung. Berggruen überließ die Sammlung »Picasso und seine Zeit« als Dauerleihgabe der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
1999 In der Berliner Staatsoper (Mitte) findet die Bundesfilmpreisverleihung 1999 statt. Den Filmpreis in Gold sowie Einzelpreise gewann die Filmkomödie »Lola rennt«.
2000 Anläßlich des diesjährigen Volksfestes »Köpenicker Sommer« startet am S-Bahnhof Köpenick der Festumzug, angeführt vom 73jährigen Gustav Korth als Hauptmann von Köpenick. Vor dem Rathaus übergab er das Amt an seinen Nachfolger Hans-Joachim Stiegler.

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