Berlin am 20. Juli
 
1341 Acht Kardinäle verleihen der Nikolaikirche zu Berlin und der dazu gehörigen Kapelle mit Bestätigung des Bischofs Ludwig von Brandenburg einen 40tägigen Ablaß.
1395 Markgraf Wilhelm von Meißen bestätigt die Rechte und Privilegien der Städte Berlin und Cölln.
 
1510 Zwei konvertierte Juden, am Vortag im sogenannten Hostienschänderprozeß zum Tode verurteilt, werden enthauptet.
1658 Mit dem Bestallungsbrief für Johann Raue, dem ersten Bibliothekar der Kurfürstlichen Bibliothek, der späteren Staatsbibliothek zu Berlin, wird eine Art »Benutzerordnung« für die Bibliothek festgelegt.
1741 Der Regierende Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, der Alte Dessauer, trifft aus dem Lager bei Genthin kommend in Berlin ein. Er reiste am 21. Juli weiter.
1741 Der Bau »zu einem großen und ansehnlichen« Opernhaus beginnt. Der Bauplatz lag in der Dorotheenstadt, zwischen dem Markgräflichen Palais und dem Festungsgraben auf der einstigen Festungsbastion Nr. 2 (Unter den Linden, Mitte).
1742 Unter Führung des Generalfeldmarschalls Graf Truchses zu Waldburg trifft sein Infanterie-Regiment, das sich bei Lesch gut geschlagen hat, in Berlin ein.
1752 Der gebürtige Berliner und in England erfolgreiche Musiker Johann Christoph Pepusch stirbt in London.
1819 Heinrich Bernhard Oppenheim wird als Sohn einer jüdischen Bankiersfamilie in Frankfurt am Main geboren. Oppenheim studierte die Rechte und wurde Völkerrechtler und Publizist. An der Märzrevolution 1848 war er aktiv beteiligt.
1819 Ernst Karl Guhl wird in Berlin geboren. Guhl war Kunsthistoriker an der Berliner Universität.
1820 Carl Ritter wird zum außerordentlichen Professor für Geographie an die Berliner Universität berufen.
1825 Karl Christian Eduard Hiersemenzel wird in Schönau (Schlesien) geboren. Der Jurist und Verfasser juristischer Arbeiten wurde 1859 Stadtrichter in Berlin, gründete im selben Jahr die »Preußische Gerichtszeitung« und die Juristische Gesellschaft.
1840 Der Hackesche Markt erhält nach dem Festungskommandanten Hans Christoph Friedrich Graf von Hacke, der die Bebauung dieses Geländes leitete, offiziell seinen Namen.
1847 Max Liebermann wird in Berlin geboren. Der Maler und Graphiker war ein Hauptvertreter des deutschen Impressionismus. Nach umfangreichen Studienreisen kam er 1884 nach Berlin. Als Sitz wählte er sein »Schloß am See«, Am Großen Wannsee 42 (Zehlendorf).
1853 Durch eine Polizeiverordnung wird Maulkorbpflicht für Hunde angewiesen.
1864 Emil Struve wird in Berlin geboren. Der Ökonom war Mitarbeiter des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
1865 Die höchste Lufttemperatur des 19. Jahrhunderts in Berlin wird mit 37°C gemessen.
1867 Gustav Schwalbe wird in Berlin geboren. Der Meteorologe war von 1892 bis 1934 Mitarbeiter am Preußischen Meteorologischen Institut.
1869 Der Astronom Wilhelm Julius Foerster läßt vor dem Kammergericht eine Normaluhr aufstellen, deren Regulierung mittels einer von der Firma Siemens & Halske zur Sternwarte gelegten elektrischen Leitung erfolgte.
1870 Der Augenarzt Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht von Graefe, 1856 erster erfolgreicher Operateur des grünen Stars, stirbt in Berlin. Als seine bedeutendste Leistung gilt die Heilung des akuten Glaukoms durch Iridektomie.
1878 Der Zahnarzt Joseph Linderer (Zahnschmerzlinderer«), Mitbegründer der wissenschaftlichen Zahnheilkunde und erster Dozent dieses Faches an der Charité, stirbt in Berlin.
1880 Nach Berlin berufen, zieht Robert Koch als Regierungsrat und Abteilungsleiter in das Kaiserliche Gesundheitsamt in der Luisenstraße 57 (Mitte) ein.
1891 Ein heftiger »Weiberkampf« tobt am Morgen vor dem Moabiter Kriminalgerichtsgebäude. Zeugen und Prostituierte, die zu einem Kuppelei- Prozeß kamen, waren aneinandergeraten.
1892 Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten genehmigt einen viersemestrigen bzw. sechssemestrigen Lehrplan für die Studierenden der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, die das Abgangsexamen bzw. das Examen zum Landwirtschaftslehrer wünschen.
1921 Jerzy Kanal wird in Blaski bei Kalisch (Polen) geboren. Zur Besetzung Polens wurde Kanal im Warschauer Ghetto interniert und 1944/45 in verschiedenen KZ-Lagern inhaftiert. Seit 1953 in Berlin, war er von 1992 bis 1997 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde.
1921 In einem Brief bedankt sich Reichsaußenminister Gustav Stresemann bei dem Geschäftsinhaber Hellmuth Späth für die Übersendung des »Späth-Buches«, das aus Anlaß des 200jährigen Jubiläums des Gartenbaubetriebes herausgegeben worden war.
1924 Im Berliner Sportpalast findet die Genossenschaftsschau des deutschen Bäckerhandwerks zum 50jährigen Jubiläum des Zentralverbandes Deutscher Bäckerinnungen »Germania« statt.
1932 Reichspräsident Paul von Hindenburg bestätigt die Amtsenthebungen von Preußens SPD-Ministerpräsidenten Otto Braun und von SPD-Innenminster Carl Severing. Er unterstellte die preußische Polizei der Reichswehrgeneralität.
1932 Reichskanzler Franz von Papen verhängt über Berlin und Preußen den Ausnahmezustand, setzt die Preußische Regierung unter dem SPD- Politiker Otto Braun ab und übernimmt als Reichskommissar deren Aufgaben.
1934 In Berlin wird eine Bewahrungsanstalt in Betrieb genommen. Sie gliederte sich in ein »Arbeitshaus« und ein »Bewahrungshaus« für Bettler, Landstreicher und Dirnen. Zunächst wurden 31 männliche und 19 weibliche Jugendliche aufgenommen.
1935 Der seit dem 19. Juli neue Berliner Polizeipräsident Wolf Graf von Helldorf weist an, die jüdischen Geschäfte am Kurfürstendamm zu schließen.
1936 Der zum Olympia-Weltsender zusammengefaßte deutsche Rundfunk beginnt für alle Sender mit der Ausstrahlung eines erweiterten Musikprogramms nach Mitternacht.
1936 Auf Anregung des Kommandeurs des Olympischen Dorfs richtet die Deutsche Reichspost für die Bewohner des Olympischen Dorfs eine Fernsehstelle ein.
1944 Das Attentat von Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg auf Hitler in der ostpreußischen Wolfsschanze mißlingt. Der Oberst und andere Mitverschwörer wurden noch in der Nacht im Hof der Zentrale des Ersatzheeres im Bendlerblock (Tiergarten) erschossen.
1944 Der ehemalige Generalstabschef des Heeres Ludwig Beck unternimmt nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler einen Selbstmordversuch und wird anschließend erschossen. Beck war im Falle des Gelingens des Attentats als Staatsoberhaupt vorgesehen.
1945 Eine Steuermahnung wird bekanntgegeben. Danach waren bis zum 10. Juli Umsatzsteuer und Lohnsteuer für die Monate April bis Juni 1945 an die Finanzämter der Stadt zu zahlen.
1945 Der Polizeipräsident dringt in einer Bekanntmachung darauf, wieder die Verkehrsregeln zu beachten. Dies galt insbesondere für Fußgänger und Fahrradfahrer, die offensichtlich mehrheitlich regellos die Fahrbahn benutzten.
1945 Der Magistrat gibt eine Neuordnung auf kulturellem Gebiet bekannt. Danach bedurften Kultur- und Lehrveranstaltungen einer beurkundeten Zulassung. Die Ausübung einer Tätigkeit ohne erforderliche Zulassung führte zur Schließung des Unternehmens.
1947 Zum Gedenken an den 100. Geburtstag Max Liebermanns eröffnet das Hauptamt Kunst des Magistrats in den Ausstellungsräumen des Westens in der Albrecht- Achilles-Straße (Wilmersdorf) eine Ausstellung mit Werken des Malers.
1947 Auf der Trabrennbahn in Karlshorst findet vor 60 000 Zuschauern das erste Motorradrennen nach dem Krieg statt.
1948 Auf einer Pressekonferenz erklärt der vom Landesgesundheitsamt eingesetzte Referent für Tuberkulosekrankheiten, daß von den Lernanfängern des Jahres 1948 ein Drittel an Tbc erkrankt sei. An offener Tbc waren zu diesem Zeitpunkt 26 000 Berliner erkrankt.
1952 Die Witwe General Friedrich Olbrichts legt im Hof des ehemaligen Oberkommandos der Wehrmacht in der Bendlerstraße (ab 20. Juli 1955 Stauffenbergstraße, Tiergarten) den Grundstein für das Ehrendenkmal zum Andenken an die Opfer des 20. Juli 1944.
1954 In den Messehallen am Funkturm (Charlottenburg) wird ein viertägiger Parteitag der SPD eröffnet. In einer »Entschließung zur Außenpolitik« orientierte er auf die Fortsetzung des Kampfes um Wiederherstellung der Einheit Deutschlands in Freiheit.
1955 Die Bendlerstraße (Tiergarten) wird in Stauffenbergstraße umbenannt.
1963 Die in München herausgegebene »Allgemeine Forstzeitschrift« widmet ein gesamtes, an diesem Tage erscheinendes Heft der Problematik des Berliner Waldes.
1968 Anläßlich des 24. Jahrestages des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler (20. Juli 1944) wird im Bendlerblock in der Stauffenbergstraße (Tiergarten) die Gedenk- und Bildungsstätte Deutscher Widerstand eröffnet.
1974 Das kühle Regenwetter der letzten Tage zwingt den Westberliner Einzelhandel zur Vorverlegung des Sommerschlußverkaufs.
1976 Klaus-Jürgen Grünke, Radsportler des TSC Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in Montreal 1976 die Goldmedaille im 1000-m-Zeitfahren. In dieser Disziplin war er Weltmeister 1974 und 1975.
1976 Roland Brückner und Michael Nikolay, Turner des SC Dynamo Berlin, gewinnen bei den Olympischen Spielen in Montreal 1976 die Bronzemedaille im Mehrkampf mit der Mannschaft.
1980 Andrea Pollack, Schwimmerin des SC Dynamo Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in Moskau 1980 die Goldmedaille über 4 x 100 m Lagen.
1984 Zum 40. Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Hitler predigen der evangelische Bischof von Berlin, Wolfgang Kruse, und Dominikanerprovinzial Karl Meyer (Köln) während eines ökumenischen Gottesdienstes in der Gedenkstätte Plötzensee (Wedding).
1984 Beim XXII. Olympischen Tag der Leichtathletik im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (Prenzlauer Berg) übertrifft Uwe Hohn (ASK Potsdam) als erster Speerwerfer der Welt die 100-Meter-Marke und erzielt mit 104,80 m einen neuen Weltrekord.
1996 Der ehemalige Zehnkämpfer und Olympiasieger Guido Kratzschmer eröffnet feierlich die Olympia-Box vor dem Roten Rathaus (Mitte). In der Halle konnten bis zu 200 Personen die Olympischen Spiele in Atlanta live und kostenlos verfolgen.
1997 Aus Anlaß des 200. Todestages des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. am 16. November 1797 eröffnet die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im Marmorpalais und in der Orangerie im Neuen Garten Potsdam eine Ausstellung.
1997 4 548 Menschen nehmen am »größten Frühstück der Welt« im Olympiastadion (Charlottenburg) teil. Diese Aktion sollte Eingang in das »Guinness-Buch der Rekorde« finden. Der Erlös in Höhe von 100 000 Mark kam den SOS-Kinderdörfern zugute.
1997 Am 150. Geburtstag von Max Liebermann wird in der Galerie »Mutter Fourage«, Chausseestraße 15 a (Zehlendorf), die Ausstellung »Max Liebermann in Wannsee« eröffnet. Man zeigte Bilder zur Geschichte von Liebermanns »Schloß am See«, Am großen Wannsee 42.
1998 Mit einem ökumenischen Gottesdienst in Plötzensee und einer Feier in Tiergarten erinnert die Bundesregierung an die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944. An der Gedenkstunde im Ehrenhof des Bendlerblockes nahmen 300 Gäste teil.
1999 Das Berliner Landgericht entscheidet, daß private Telefonanbieter keine werbefinanzierten Dienste anbieten dürfen. Der Berliner Verbraucherschutzverein hatte gegen Teleflash geklagt, der kostenlose Telefonate mit Werbeunterbrechungen angeboten hatte.
1999 Am 55. Jahrestag des Attentats auf Hitler findet am Bendlerblock (Tiergarten) das Gelöbnis von 430 Rekruten der 7. Kompanie des Wachbataillons und der 2. Kompanie des Jägerbataillons I statt. Trotz Sicherheitsmaßnahmen kam es zu Störungen der Zeremonie.
2000 In Anwesenheit des Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping sprechen am Bendlerblock (Tiergarten) 190 Rekruten ihr Gelöbnis. 1 000 Polizisten und 500 Feldjäger sicherten den Berliner Sitz des Verteidigungsmisnisteriums gegen ca. 600 Demonstranten.

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