Berlin am 15. Juli
 
1327 Markgraf Ludwig der Ältere überweist Berlin und Cölln die dem Pfarrer Heinrich zu Neustadt-Eberswalde zustehende Pacht in den Dörfern Lindenberg, Schmedestorf und Sommerfelde. Der Pfarrer hatte im Rechtsstreit mit den Städten Berlin und Cölln gelegen.
1327 Markgraf Friedrich zu Meißen bestätigt für den Fall, daß die Mark Brandenburg ihm zufallen sollte, vorab die Rechte und Freiheiten von Berlin und Cölln. Auch der Stadt Spandau wurden die bisherigen Privilegien bestätigt.
1345 Der Prior des Konvents der Predigermönche in Cölln bezeugt, daß er an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen auf Anweisung des Bischofs von Brandenburg die Einwohner in Berlin und Cölln von deren Freisprechung vom Bann unterrichtet habe.
1356 Markgraf Ludwig der Römer bewilligt dem in der Wundarzneikunde erfahrenen berlinischen Bürger Borchard für seine Dienstleistungen drei Stücke Geldes und die Hälfte der jährlichen Einkünfte aus der Münze von Königsberg.
1374 Kaiser Karl IV. bestätigt der Stadt Köpenick das Privileg der Markgrafen Ludwig und Otto von 1325 und 1368.
 
1525 Der Kutscher und die vier Pferde des brandenburgischen Kurfürsten Joachim I. Nestor werden nach der Rückkehr vom Tempelhofer Mühlenberg kurz vor dem Tor des Schlosses vom Blitz erschlagen.
1525 Der brandenburgische Kurfürst Joachim I. Nestor flüchtet mit seiner Familie und mit all seiner Habe vom Cöllner Schlosse auf die höchste Spitze des Tempelhofer Feldes, da ihm sein Sterndeuter Johann Carion den Untergang der Residenzstädte prophezeit hat.
1672 Kurfürst Friedrich Wilhelm erläßt eine Verordnung, nach der hölzerne Schornsteine, Schindel- und Bretterdächer untersagt sind.
 
1831 Reinhold Begas wird in Berlin geboren. Der Bildhauer, der u.a. das Schillerdenkmal und das monumentale Denkmal für Kaiser Wilhelm I. an der Schloßfreiheit (zerstört, Teile im Tierpark) schuf, gilt als wichtigster Bildhauer der Wilhelminischen Ära.
1836 Das Wachgebäude des Neuen Tores am Luisenplatz (Robert-Koch-Platz, Mitte) wird erstmals mit einer Mannschaft belegt.
1845 In einer Kabinettsorder verfügt Friedrich Wilhelm IV. den Bau der Diakonissenanstalt Bethanien, die nach Ankauf von Grundstücken auf dem Köpenicker Feld als Ausbildungs- und Heilanstalt analog dem Stammhaus in Kaiserswerth errichtet werden soll.
1861 Wilhelm Wedding wird in Berlin geboren. Er war Professor der Elektronik und Beleuchtungstechnik an der Technischen Hochschule und viele Jahre Schriftleiter der »Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes«.
1862 Ludwig Anton Salomon Fulda wird in Frankfurt am Main geboren. Bekannt wurde Fulda, der seit 1888 in Berlin ansässig war, als Lustspieldichter und Übersetzer. In seinen Werken stand er dem Naturalismus nahe.
1869 Die Berliner Stadtverordnetenversammlung beschließt, mit der Anlage des Humboldthains (Wedding) nach den Plänen von Johann Heinrich Gustav Meyer zu beginnen.
1871 Der Lehrter Bahnhof (Tiergarten) wird eröffnet, nachdem von der Berlin- Lehrter Eisenbahn die 13 km lange Strecke von Spandau bis zum Lehrter Bahnhof verlängert wurde. Er war seit Herbst 1869 errichtet worden und galt als »Schloß unter Berlins Bahnhöfen«.
1873 Der Mineraloge Gustav Rose, der sich kristallographischen und kristallchemischen Untersuchungen widmete, von 1856 bis 1872 als Professor für Mineralogie an der Berliner Universität und der Bergakademie tätig war, stirbt in Berlin.
1875 Nach dem Einigungskongreß des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Gotha bilden Sozialdemokraten den Sozialistischen Arbeiterwahlverein für Berlin, der im Oktober bereits 1 000 Mitglieder zählte.
1876 Carl Sonnenschein wird in Düsseldorf als Sohn eines Klempners geboren. Der katholische Geistliche lebte seit Ende 1918 in Berlin und befaßte sich vorwiegend mit sozialkaritativer Arbeit.
1877 Die Königliche Direktion der Berliner Stadteisenbahn wird als bauleitende Behörde eingerichtet.
1878 Es wird die »königliche Direktion der Berliner Stadtbahn« eingesetzt, die den Bau der Berliner Stadtbahn in ihrer Hand hat.
1882 Die durch das »Sozialistengesetz« bedingte Abreise führender SPD- Funktionäre wird zum Anlaß einer Kundgebung. Auf dem Anhalter Bahnhof (Kreuzberg) versammelten sich etwa 1 000 Personen.
1882 Eine Studiengesellschaft, die sogenannte »Gelegenheits-Gesellschaft«, wird mit 225 000 Mark Kapital zur Einführung der Glühlicht- Beleuchtung von Edison gegründet. Unter Rathenaus Leitung wurden private elektrische Lichtanlagen (1 bis 5 kW) eingerichtet.
1883 Die Königliche Eisenbahn-Bau-Kommission, Nachfolgerin der Königlichen Direktion der Berliner Stadteisenbahn, wird aufgelöst.
1886 Der Ballonschiffer Jodok Friedrich von Triebes, berühmt und berüchtigt wegen seiner aerostatischen Kapricen, landet nach achtstündigem Irrflug nachts im Dickicht des Tegeler Forstes. Er konnte erst nach schweren, sechsstündigen Arbeiten befreit werden.
1886 Eine kaufmännische Versammlung beschäftigt sich mit der Einführung des Versicherungszwangs für die Handlungsgehilfen in Berlin. Es wurde beschlossen, den Krankenversicherungszwang für Handlungsgehilfen im ganzen Reich einzuführen.
1886 Ein in der Rosenthaler Straße (Mitte) wohnhafter Handelsmann verzehrt im Markthallenrestaurant Ackerstraße 47 aufgrund einer Wette in kürzester Zeit zweieinviertel Pfund rohen Schinken. Danach verschlang er noch ein halbes Schock Eier.
1903 An der Wriezener Eisenbahn wird der Bahnhof Magerviehhof, zwischen Friedrichsfelde und Mahrzahn gelegen, eröffnet.
1908 Otto Froitzheim, Tennisspieler des LTTC Rot-Weiß Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in London 1908 im Einzel die Silbermedaille im Rasentennis.
1910 Der Vorortbahnhof Spandau (später Spandau-West) wird eröffnet.
1914 Die »Berliner Burschenschaft Arminia« gibt das erste Heft der neugegründeten »Arminen-Zeitung« heraus. Das zum 15. August angekündigte zweite Heft wurde wegen Ausbruch des Krieges nicht fertiggestellt.
1915 In der Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse der Preußischen Akademie der Wissenschaften überreicht der Chemiker Richard Willstätter eine Abhandlung »Über die Assimilation ergrünender Blätter«.
1919 Der Chemiker und Nobelpreisträger Prof. Hermann Emil Fischer stirbt durch Freitod in Berlin, nachdem er sich bei Arbeiten mit Phenylhydrazyn schwere Vergiftungen zugezogen hatte. Beigesetzt wurde er auf dem Landeseigenen Friedhof Wannsee, Lindenstraße.
1919 Der Zweckverband Groß-Berlin kauft die Gesellschaft Große Berliner Straßenbahn.
1929 Das Abspannwerk Uklei im Ukeleipfad (Köpenick) wird eröffnet.
1929 Für das neue Gebäude des Physikalischen Instituts der Technischen Hochschule an der Hardenbergstraße (Charlottenburg) wird der Grundstein gelegt.
1934 Das »Gesetz über die Verfassung der Hauptstadt Berlin« tritt in Kraft. Danach hatte die Reichs- und Landeshauptstadt auch die Aufgaben einer Provinz zu erfüllen. Berlin wurde seitdem nach NS-Diktion »selbständig nach dem Führerprinzip verwaltet«.
1935 Während der Aufführung des antisemitischen schwedischen Films »Petterson & Brendel« am Kurfürstendamm kommt es zu Protesten jüdischer Bürger.
1935 Das Berliner Varieté »Scala« wird zwangsversteigert. Es wurde von der Varieté-Betrieb GmbH für 1,2 Millionen Reichsmark erworben und in unveränderter Linie weitergeführt.
1935 Die Berliner stöhnen unter einer seit Tagen andauernden Hitzewelle. Täglich wurden 50 000 Zentner Eis verbraucht. Trotzdem befanden sich in Kühlkellern noch 250 000 Zentner in Reserve.
1935 Der Postrat Dr. Weiß meldet im Berliner Patentamt unter Nr. R93787XI/62c das Konzept eines Fernsehtorpedos an, mit dem die militärische Nutzung des Fernsehens begann.
1936 Staatskommissar Dr. Julius Lippert empfängt im Berliner Rathaus die Olympia-Mannschaften von Peru und den Philippinen. Das im Olympiaschmuck prangende Rathaus bot einen festlichen Anblick.
1936 Im großen Schausaal der Preußischen Staatsbibliothek Unter den Linden (Mitte) wird anläßlich der bevorstehenden XI. Olympischen Spiele in Berlin die Ausstellung »Die deutschen Leibesübungen des Mittelalters in Buch und Bild« eröffnet.
1937 Dr. Ernst Telschow wird zum Generalsekretär der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ernannt.
1937 In der »Lichtbild-Bühne« hat der Spielfilm »Der Mann, der Sherlock Holmes war« Premiere. Unter der Regie von Karl Hartl spielten Heinz Rühmann und Hans Albers die Hauptrollen.
1937 Der Chemiker Carl Bosch übernimmt die Leitung der Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft.
1939 Der S-Bahnhof Düppel wird eröffnet.
1940 Der Techniker Manfred von Ardenne, der von 1928 bis 1945 sein Laboratorium in Lichterfelde hatte, schließt mit der Firma Krupp einen Vertrag zur Durchführung »Übermikroskopischer Forschung« ab.
1942 In seinem Vortrag »Hochsitzende halbseitige Halsmarkschußverletzungen« vor der »Berliner Gesellschaft für Neurologie und Psychiatrie« geht H. Rosenhagen auf die neurologische Auswertung kriegsbedingter Schäden ein.
1945 Die Volkshochschule Köpenick nimmt als erste derartige Berliner Einrichtung ihre Tätigkeit nach dem Kriege wieder auf.
1945 Das Berliner »Kultur-Kollektiv« eröffnet in der Aula der Handels- Hochschule Berlin in der Halleschen Straße (Kreuzberg) erstmals nach dem Kriege eine Kunstausstellung.
1950 Uwe Unterwalder wird in Berlin geboren. Der Radsportler des TSC Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in München 1972 und in Moskau 1980 die Silbermedaille im 4000-m-Mannschaftsverfolgungsrennen. Unterwalder war 1971 Vize-Weltmeister.
1952 Der Regierende Bürgermeister Prof. Ernst Reuter enthüllt im Rahmen des in Berlin stattfindenden Deutschen Städtetages einen Gedenkstein zur Erinnerung an die Wiederaufforstung des Tiergartens, die am 17. März 1949 mit Spenden westdeutscher Städte begann.
1953 Ernst Hirsch, Professor für bürgerliches und Handelsrecht, wird für das Amtsjahr 1953/54 zum Rektor der Freien Universität Berlin gewählt.
1963 Bei einer Überprüfung von 22 Treptower Gaststätten weisen 14 ein völlig ungenügendes Gemüseangebot auf.
1963 In West-Berlin wird das Literarische Colloquium Berlin (LCB) gegründet. Es tagte unter der Leitung von Walter Höllerer in der Kongreßhalle (Tiergarten) und sollte das literarische Leben Berlins anregen.
1964 Zwischen 19.00 und 20.00 Uhr bildet sich ein starker Schauer über dem Berliner Stadtkern, während in der Umgebung (bis zu 100 km Entfernung) mit dem Wetterradar der Freien Universität Berlin kein Niederschlag festgestellt wurde.
1964 Der Akademische Senat der Freien Universität Berlin lehnt den Antrag der »Berliner Burschenschaft Obotritia« auf Zulassung als studentische Vereinigung an der Universität ab, da es sich um eine schlagende Korporation mit Pflichtmensur handelte.
1981 Die BVG (West) stellt ihren ersten mit Methanol betriebenen Omnibus vor, der im August erstmalig im Linienverkehr eingesetzt wurde.
1982 Berlin schwitzt bei 32°C im Schatten. Schon acht Tage hintereinander gab es Temperaturen über 25°C.
1988 Für die Wasserstraßen in und um Berlin tritt eine Verordnung in Kraft, die u.a. die zulässige Höchstgeschwindigkeit für die gewerbliche Schiffahrt von 20 km/h auf 12 km/h reduzierte, wobei im ufernahen Bereich nur 7,5 km/h erlaubt waren.
1991 Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wird die Quadriga wieder auf das Brandenburger Tor gehoben. Die Siegesgöttin trug nun wieder das von Karl Friedrich Schinkel entworfene Eiserne Kreuz im Eichenkranz, auf dem der Preußische Adler thront.
1992 Die Bundesregierung billigt den Verkehrswegeplan 1992. Der Plan sah u.a. den Bau der Magnetschwebebahn Transrapid auf der Strecke Berlin - Hamburg vor.
1993 Der F.D.P.-Politiker Hans-Günter Hoppe wird von Senat und Abgeordnetenhaus mit der Würde eines Stadtältesten ausgezeichnet. Hoppe war Finanz- und Justizsenator sowie stellvertretender Vorsitzender der F.D.P.- Bundestagsfraktion.
1996 Die Staatsanwaltschaft durchsucht Räume der Staatsoper (Mitte) und beschlagnahmt Buchungsunterlagen aus den Jahren 1992 bis 1993. Mit dem Verdacht der Veruntreuung von 500 000 Mark wurden Ermittlungen wegen ungeklärter Finanztransaktionen durchgeführt.
1996 An der Grolmannstraße 36 (Charlottenburg) legt Anthony Ettlinger, Großneffe des 1922 ermordeten Außenministers Rathenau, den Grundstein für ein sechsstöckiges Wohn- und Geschäftshaus. Mit dem Neubau verschwand die letzte Ruine in Kurfürstendammnähe.
1996 Die »Berliner Zeitung« berichtet über die Absicht der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), die gegenwärtig nur die »Heidekrautbahn« nach Wandlitz betreibt, eine schnelle Anbindung von Rosenthal und dem Märkischen Viertel an die Innenstadt zu schaffen.
1996 Sinti und Roma aus ganz Deutschland beziehen seit 6.00 Uhr mit Wohnwagen ihr Sommerquartier auf dem ehemaligen Grenz-Stauraumgelände Dreilinden (Zehlendorf). SPD und Bündnis 90/Die Grünen wollten statt dieses Provisoriums eine Dauerlösung erreichen.
1997 Der spanische König Juan Carlos I. landet in Begleitung von Königin Sofia um 19.00 Uhr auf dem Flughafen Tegel, um der Bundesrepublik einen dreitägigen Besuch abzustatten.
1998 In der Unterhavel werden 30 000 junge Aale ausgesetzt. Die 15 cm langen und 10 g schweren Jungtiere waren im Bermudadreieck geschlüpft und wurden mit dem Golfstrom nach Europa gespült. Schleusen verhinderten den natürlichen Zugang zur Havel.
1999 Das Statistische Landesamt Berlin teilt mit, daß in der deutschen Hauptstadt Ende 1998 fast jeder zwölfte Haushalt Sozialhilfe in Anspruch genommen hat. Dies bedeutete eine Steigerung gegenüber 1997 um rund fünf Prozent.
2000 Der Berliner Fotokünstler Christian Borchert, 1942 in Dresden geboren, ertrinkt im Oberen See nahe Wandlitz. Auf Ausstellungen zeigte Borchert, der seit Mitte der 70er Jahre in Berlin tätige Bildreporter, u.a. für NBI und Magazin, seine Fotografien.

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