Berlin am 11. Juli
   
1535 Kurfürst Joachim I. Nestor stirbt 51jährig im Cöllner Schloß, nachdem er krank von der Jagd ins Hoflager zurückgekehrt war. Sein Leichnam wurde zunächst ins Kloster Lehnin überführt, später aber im Gewölbe des Chors der Stiftskirche zu Cölln beigesetzt.
1626 Michael Matthias Smids (auch Smidts, Schmidt oder Schmied genannt) wird in Breda (Holland) geboren. Der Bauunternehmer und Wasserbautechniker war nach 1648 u.a. am Bau des Turmes der Marienkirche, des Marstalls und des Alabastersaales beteiligt.
1657 Prinz Friedrich von Brandenburg, der spätere Kurfürst Friedrich III. und ab 1701 König Friedrich I. in Preußen, wird in Königsberg geboren. In seiner Regierungszeit wurde Berlin zu einem Mittelpunkt barocker Kultur. Er förderte Kunst und Wissenschaft.
1683 Caspar Neumann wird in Züllichau geboren. Neumann, der in Berlin als Hof- und Reiseapotheker des Königs tätig war, wurde später Mitglied der Akademie der Wissenschaften sowie pharmazeutischer Hochschullehrer am Collegium medico-chirurgicum.
1696 Kurfürst Friedrich III. gründet die »Akademie der bildenden Künste und der mechanischen Wissenschaften«. Untergebracht wurde die Institution im Obergeschoß des Marstalls Unter den Linden (Mitte).
1696 Kurfürst Friedrich III. stattet an seinem 39. Geburtstag, dem Gründungstag, der Berliner Kunstakademie, einer kurfürstlichen Stiftung »zu Beförderung der Mahlerey, Bildhauer-Kunst, Architecture und anderer Wissenschaften«, einen offiziellen Besuch ab.
1699 Schloß Lietzenburg oder Lützenburg, das spätere Charlottenburg, das zunächst nur aus dem von Nering entworfenen Mittelbau der später erweiterten Schloßanlage besteht, wird am Geburtstag des Kurfürsten Friedrich III. eingeweiht.
1700 Die Kurfürstlich-Brandenburgische Sozietät der Wissenschaften (ab 1711 Akademie der Wissenschaften) wird in Berlin gegründet. Kurfürst Friedrich III. ernannte Gottfried Wilhelm von Leibniz zu ihrem ersten Präsidenten.
1701 Die Hugenotten Charles Ancillon und François Gaultier werden als ordentliche Mitglieder in die »Societät der Wissenschaften« aufgenommen.
1712 König Friedrich I. legt aus Anlaß seines 55. Geburtstages den Grundstein für die Parochialkirche (Luisenkirche) in Charlottenburg.
1742 Generalleutnant von Kleist hat in seinem »Lusthause« Kleistsruh den Prinzen Ferdinand und die drei Prinzen von Württemberg zu Gast.
1826 Franz Grashof wird in Düsseldorf geboren. Der Ingenieur war von 1854 bis 1863 Professor für Mathematik und Mechanik am Berliner Gewerbeinstitut.
1830 Julius Rütgers wird in Bernsberg geboren. Rütgers war Leiter der Berliner Holzimprägnierungsanstalt, die sich am Spandauer Schiffahrtskanal befand.
1843 Alfred Dietrich wird in Pirna geboren. Dietrich war Chefkonstrukteur der deutschen Kriegsflotte, Professor an der Gewerbe-Akademie und später an der Technischen Hochschule zu Berlin.
1858 Mit 67 mm Niederschlagshöhe, das sind 67 Liter pro Quadratmeter, wird die größte Niederschlagstagesmenge in der Berliner Innenstadt im Beobachtungszeitraum 1848 bis 1887 gemessen.
1859 Ernst Pringsheim wird in Breslau geboren. Der Physiker war Professor in Berlin und Breslau. Pringsheim arbeitete auf dem Gebiet der Optik.
1873 In einem Allerhöchsten Erlaß wird die Vereinigung der Gemeinden Deutsch-Rixdorf und Böhmisch-Rixdorf verfügt. Sie wurde unter den Schulzen Schinke (Deutsch-Rixdorf) und Wanzlick (Böhmisch-Rixdorf) vollzogen und mit dem 1. Januar 1874 rechtskräftig.
1880 Mario Krammer wird in Berlin geboren. Krammer war ein Schilderer des alten Berlins.
1886 Ein halbes Dutzend halbwüchsiger Burschen vernichtet mit Taschenmessern eine Anpflanzung junger Bäume im Treptower Park.
1892 Dem Architekten Franz Heinrich Schwechten wird durch einen Bauvertrag die verantwortliche Leitung für den Bau der Kaiser-Wilhelm- Gedächtniskirche übertragen. Bei termingerechter Fertigstellung sollte sein Honorar 4,5 Prozent der Gesamtbausumme betragen.
1896 Die Königliche Akademie der Künste zu Berlin feiert das Jubiläum ihres 200jährigen Bestehens. Der achtzigjährige Adolf Menzel widmete ihr aus diesem Anlaß eine allegorische Zeichnung.
1899 In der Zeitung wird angekündigt, daß ein Farbiger aus einer deutschen Afrika-Kolonie bei dem Fuhrherrn Scharte in Moabit als Droschkenkutscher seine Arbeit aufnehmen wird. Er hatte beim Polizeipräsidium alle vorgeschriebenen Instruktionen absolviert.
1908 Der Tennisspieler Friedrich Adolph Traun stirbt in Hamburg durch Freitod. Der Spieler des LTTC Rot-Weiß Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Athen 1896 die Goldmedaille im Doppel.
1909 Die Zehlendorfer Polizei führt die erste Kraftfahrzeug-Verkehrszählung im Deutschen Reich durch. In der Zeit von 7.00 bis 23.00 Uhr wurden bei schlechtem Wetter 500 Fahrzeuge ermittelt.
1914 Der Schriftsteller und Publizist Julius Rodenberg (geboren als Julius Levy), u.a. Verfasser der »Bilder aus dem Berliner Leben«, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde (Lichtenberg).
1919 Die »Wohnungsbaugesellschaft Siemensstadt« (WoSi) wird mit dem Ziel gegründet, den Bau von Wohnungen für die Werksangehörigen zu forcieren. Ihr erstes größeres Projekt war die Siemenssiedlung am Rohrdamm (Spandau).
1926 Bei einem Autorennen auf der Avus bei Regenwetter schleudert der Wagen des Fahrers Adolf Rosenberger in das Zeitnehmerhäuschen und erschlägt zwei dort arbeitende Studenten.
1926 Das von dem Architekten Ludwig Mies van der Rohe entworfene Revolutionsmonument wird auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde (Lichtenberg) offiziell eingeweiht, nachdem es bereits am 13. Juni enthüllt worden war.
1926 Der deutsche Rennfahrer Rudolf Caracciola gewinnt mit einem Mercedes das erstmals als Großer Preis von Deutschland veranstaltete Automobilrennen auf der Avus.
1929 Hermann Prey wird in Berlin geboren. Der Bariton wurde vor allem als Mozart- Interpret geschätzt. Im Liedgesang widmete sich Prey besonders den Liedern Schuberts. Bekannt wurde er auch als Oratoriensänger.
1930 Auf dem U-Bahnhof Gesundbrunnen werden erstmals bei der U-Bahn Rolltreppen in Betrieb genommen.
1931 In der Deutschen Bauausstellung wird der Öffentlichkeit ein Modell des Olympiastadions vorgestellt.
1943 Der Ringer Ludwig Schweikert stirbt. Schweikert gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 die Silbermedaille im klassischen Stil, Mittelgewicht. Er war Deutscher Meister 1937 bis 1942 im klassischen Stil, 1940 und 1941 im Freistil.
1945 Im Lichtspielpalast Grünstraße (Köpenick) findet die Eröffnungsfeier der Volkshochschule Köpenick statt.
1945 Die erste Sitzung der Alliierten Kommandantur findet im sowjetischen Hauptquartier statt. Das hatten Lucius D. Clay, Ronald M. Weeks und Georgi K. Shukow am 7. Juli beschlossen. U.a. wurden die Ordnungsmaßnahmen des sowjetischen Kommandanten bestätigt.
1946 Der Deutsche Gemeindetag wird durch das Gesetz Nr. 2 des Alliierten Kontrollrates zu einer nationalsozialistischen Organisation erklärt und aufgelöst. Das im Britischen Sektor gelegene Vermögen des Verbandes wurde beschlagnahmt.
1947 Die Alliierte Kommandantur kritisiert die Versäumnisse der deutschen Verwaltungsstellen bei der Bekämpfung der stark grassierenden Geschlechtskrankheiten.
1948 Auf der Potsdamer Chaussee in Nikolassee findet vor 100 000 Zuschauern das erste Motorrad- und Automobilrennen nach dem Krieg statt.
1950 Der »Deutsche Apothekertag 1950« wird mit einer Festveranstaltung in der Städtischen Oper in der Kantstraße (Charlottenburg) eröffnet. Im Mittelpunkt der Beratungen stand der Entwurf eines Bundes- Apothekergesetzes.
1951 Zum Beginn des 3. Deutschen Evangelischen Kirchentages treffen sich unter dem Leitmotiv »Wir sind doch Brüder« evangelische Christen aus allen Teilen Deutschlands in beiden Teilen Berlins.
1952 Der Rektor der Technischen Universität Berlin, Prof. Iwan Stranski, zeichnet in einer akademischen Feierstunde den aus seinem Amt scheidenden amerikanischen Hohen Kommissar John J. McCloy mit der Ehrendoktorwürde sämtlicher Fakultäten aus.
1953 Der sowjetische Stadtkommandant Generalmajor Pawel T. Dibrowa hebt den am 17. Juni über Ost-Berlin verhängten Ausnahmezustand auf. Bereits zwei Tage zuvor wurde die Sperre des freien Personenverkehrs zwischen dem Ost- und Westteil beendet.
1957 Thomas Loebb wird in Gelsenkirchen-Buer geboren. Der Wasserballer der Wasserfreunde Spandau 04 Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 1984 mit der deutschen Mannschaft die Bronzemedaille. Loebb bestritt 200 Länderspiele.
1959 In Berlin wird mit 37,8°C im Schatten der heißeste Tag seit 1830 registriert.
1959 Der Betriebswirtschafter Otto Schnutenhaus wird zum neuen Rektor der Technischen Universität Berlin für das Universitätsjahr 1959/60 gewählt.
1963 Der Internist Prof. Karl Louis Theodor Brugsch, nach dem Zweiten Weltkrieg Direktor der 1. Medizinischen Klinik der Charité, stirbt im Alter von 84 Jahren in Berlin.
1973 Die »Berliner Morgenpost« macht auf die bevorstehende Registrierung aller Motor- und Segelboote in West-Berlin aufmerksam. Für das Folgejahr wurde eine Führerscheinpflicht für Fahrer von Motor- und Segelbooten angekündigt.
1975 Bei Gewittern über Berlin werden 70 Nahblitze beobachtet. In Berlin- Wittenau schlug ein Blitz in einen Schornstein ein.
1984 Das Musical »Kein Orchester, Schwester« von Jack Ford und Andrew Hannan hat im Kleinen Theater, Südwestkorso 64 (Schöneberg), Uraufführung.
1985 Der Güterbahnhof Eberswalder Straße (Wedding) wird stillgelegt.
1990 In Ost-Berlin verabschiedet die Stadtverordnetenversammlung die neue Verfassung für den Ostteil der Stadt.
1996 Ottmar Franz, Präsident des Hauptverbandes der deutschen Bauindustrie, legt den Grundstein für den künftigen Hauptsitz des Verbandes in der Kurfürstenstraße (Schöneberg).
1996 Anläßlich des französischen Nationalfeiertages am 14. Juli spielt die französische Straßentheater-Gruppe Royal de Luxe wie am Vortag das monumentale Spektakel »Le péplum« auf dem Pariser Platz (Mitte), der zukünftigen Adresse der französischen Botschaft.
1996 Gegen den Bordingenieur des Unglücksflugzeuges, das im Juni 1989 bei Schönefeld in Flammen aufging und 21 Menschen den Tod brachte, wird der Gerichtsprozeß eröffnet. Der Verteidiger kritisierte die Ermittlungen. Der Prozeß wurde vertagt.
1996 Die »Berliner Morgenpost« kommentiert die Arbeitslosenstatistik, die am Vortage veröffentlicht wurde. Danach waren in Berlin bei einer Quote von 15,3 % 236 400 Arbeitslose registriert, 27 400 mehr als im Vorjahr.
1997 Die Hauptverkehrsstraße Schöneberger Ufer, die aus Vorsicht vor einem Einsturz nach einem Wassereinbruch an der Baustelle des viergleisigen Nord- Süd-Tunnels im Tiergarten am 9. Juli gesperrt worden war, wird vom Senat für den Verkehr wieder freigegeben.
1997 Die Kunsthochschule Weißensee veranstaltet in der Parochialkirche in der Klosterstraße (Mitte) eine Modenschau, auf der den 600 Gästen u.a. elegante, aber auch sehr »freizügige« Kleidung aus den Mode- Ateliers vorgestellt wird.
1997 Kultursenator Peter Radunski (CDU) und Intendant René Kollo geben in Presseerklärungen die Liquidation der Metropol-Theater GmbH bekannt, deren einziger Gesellschafter René Kollo ist. Das Theater mit 379 Angestellten wurde ab 1. August geschlossen.
1997 Die Potsdamer Designstudentin Kerstin Schult wird im diesjährigen Cartoon- Wettbewerb, der von dem Schweizer Juwelier Franz Türler, Inhaber von Uhren- Türler (Ecke Unter den Linden/Friedrichstraße, Mitte), initiiert wurde, mit dem 1. Preis ausgezeichnet.
1998 Auf einem 70 000 mư großen Gelände einer Chemiefabrik an der Provinzstraße (Wedding) bricht ein Brand aus. Die auf dem Areal lagernden Tanks mit 25 000 Liter Propangas, 10 000 Liter Stickstoff und 7 000 Liter Alkohol blieben vom Brand verschont.
1998 Die zehnte Love Parade im Tiergarten verläuft ohne größere Zwischenfälle. Während die Veranstalter von 600 000 bis einer Millionen Tänzern ausging, sprach die Polizei bis zum Beginn der Abschlußkundgebung von 350 000 Teilnehmern.
1998 In der St.-Lukas-Kirche an der Bernburger Straße (Kreuzberg) beginnt das »3. Multikulturelle Sommerfestival«, das bis zum 4. September dauert. Unter dem Titel »Heimatlieder« traten Musiker aus 14 Ländern auf.
1999 Einen Tag nach der Love-Parade mit der Rekordbilanz von 1,5 Millionen Teilnehmern beginnt die Reinigung der Innenstadt. 900 Reinigungskräfte, 250 Fahrzeuge, darunter sogar Schneepflüge, waren im Einsatz. Ca. 200 Tonnen Müll waren zu beseitigen.
2000 Im Dachgeschoß des Dienstgebäudes der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Köllnischen Park (Mitte) werden drei kleine Turmfalken vermessen, gewogen und beringt. Im vergangenen Jahr wurden hier bereits vier Falken geboren.

© Edition Luisenstadt, 1998 - 2002         Stand:        www.berlin-chronik.de