Berlin am 10. Juli
 
1340 Eine ungenannte Stadt (wahrscheinlich Magdeburg) ersucht Berlin und Cölln wegen der zwischen ihr und den Herzögen von Sachsen entstandenen Streitigkeiten zu vermitteln.
1436 Der Johanniterordensmeister Balthasar von Schlieben bestätigt den Ratsherren von Berlin und Cölln die Begleichung ihrer Schuld in Höhe von 100 rheinischen Gulden.
1503 Kurfürst Joachim I. Nestor erhält von der Stadt Spandau ein Darlehen von 80 rheinischen Gulden.
 
1705 Dem Rechtsgelehrten und Archivar beim Geheimen Kabinettsarchiv zu Berlin, Johann Jakob Julius Chuno d. Ä., wird die Zensur über die in Berlin erscheinenden Zeitungen übertragen.
1742 Die drei Prinzen von Württemberg geben für verschiedene Standespersonen im Schwerinischen Palais am Molkenmarkt (Mitte) »einen kostbaren Ball«.
1765 Karl Friedrich von Beyme wird in Königsberg (Neumark) geboren. Der spätere Großkanzler, der von König Friedrich Wilhelm III. in den Freiherrnstand erhoben wurde, starb 1838 auf Schloß Steglitz.
1803 In Berlin-Mitte wird das Säkularfest der evangelisch-reformierten Parochialkirche gefeiert. Zugleich erschien eine Abhandlung der Geschichte dieser am 8. Juli 1703 von König Friedrich I. eingeweihten Kirche und ihrer Stiftung.
1808 Otto Göschen wird in Berlin geboren. Der Rechtsgelehrte wurde 1839 außerordentlicher Professor der Rechte in Berlin, ging später als ordentlicher Professor für kanonisches Recht und deutsches Privatrecht nach Halle.
1812 Der Botaniker Karl Ludwig Willdenow stirbt in Berlin. Er war Professor für Botanik an der neu gegründeten Berliner Universität. Er schrieb u.a. die Werke »Berlins Flora« und »Grundriß der Kräuterkunde« und gehörte der Gesellschaft für Naturforscher an.
1836 Friedrich Wilhelm III. genehmigt Peter Joseph Lennés zweiten Vorschlag zur gärtnerischen Gestaltung des Schinkelplatzes (Mitte), dessen Ausführungskosten auf 350 Taler veranschlagt waren.
1838 Stadtrat August C. F. Hollmann, Begründer der »Wilhelminen-Amalien- Stiftung« zugunsten bedürftiger Beamtenwitwen und -töchter, stiftet erneut einen Geldbetrag von 10 000 Talern zwecks baulicher Erweiterung des Stiftungshauses in der Linienstraße (Mitte).
1840 Der von Prediger Bultmann gestiftete »Verein zur Fürsorge entlassener Strafgefangener«, der später unter dem Protektorat von König Friedrich Wilhelm IV. stand, erläßt seine Statuten.
1846 Die Minister Eichhorn und Flottwell melden dem König: »Der Zoologische Garten ist bereits jetzt eine schöne, Ew. Kgl. Majestät Residenz zur Zierde gereichende Anlage geworden, welche sich nicht nur der Teilnahme der Bewohner Berlins erfreut, ...«.
1848 Die erste Nummer der Zeitschrift »Die medicinische Reform« erscheint unter der Redaktion von Rudolf Virchow und Dr. med. Rudolf Leubuscher.
1849 Zwischen Preußen und Dänemark werden in Berlin die Friedenspräliminarien und die Waffenstillstandskonvention abgeschlossen.
1860 Hermann Lange wird in Ostinsel bei Stendal geboren. Der Chemiker war seit 1895 Mitarbeiter des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkeproduktion an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
1877 Die erste 133,7 km lange Teilstrecke der Nordbahn Berlin/Gesundbrunnen - Neubrandenburg wird mit den Bahnhöfen Prinzenallee (Wollankstraße), Reinickendorf-Rosenthal (Wilhelmsruh), Dalldorf (Wittenau), Hermsdorf, Birkenwerder und Oranienburg eröffnet.
1884 Der Archäologe und Ägyptologe Karl Richard Lepsius stirbt in Berlin. Lepsius war seit 1846 Professor für Archäologie an der Universität und leitete seit 1873 die Königliche Bibliothek in Berlin. Er war Mitbegründer und Direktor des Ägyptischen Museums.
1891 Ein Wirt in der Auguststraße (Mitte) gibt seinem Café den Namen »Illusion«. Die »Berliner Presse« kommentierte verständnisvoll: »Da weiß man gleich im voraus, woran man ist.
1899 Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club wird in Berlin gegründet.
1909 Der konservative Politiker Fürst Bernhard von Bülow wird durch Kaiser Wilhelm II. als Reichskanzler abberufen.
1912 Der Berliner Schwimmer Kurt Malisch gewinnt bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 die Bronzemedaille über 200 m Brust.
1912 Der Ingenieur E. Seppeler übernimmt die Leitung der Motorenabteilung der Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof.
1916 In der ehemaligen Markthalle XIII in der Tresckowstraße (ab 31. Januar 1952 Knaackstraße) nimmt die erste Großküche der neugegründeten städtischen Volksspeisung den Betrieb auf. Die Küche hatte eine Leistungsfähigkeit von 36 000 Litern Mittagessen.
1922 Der Polizeipräsident erläßt eine Polizeiverordnung »betreffend Theatervorstellungen, musikalische, deklamatorische oder Tanzaufführungen, Ausstellungen, Basare, Tanzlustbarkeiten, Ring- und Boxkämpfe, Schaustellungen und ähnliche Veranstaltungen«.
1932 Der Einheitskongreß der Antifaschistischen Aktion tagt in der Berliner Philharmonie. Von den 1 465 Delegierten waren 954 parteilos, 379 gehörten der KPD und 132 der SPD bzw. dem Reichsbanner an.
1933 Der Gartenarchitekt Erwin Barth stirbt in Berlin. Er war Gartenbaudirektor von Charlottenburg und Groß-Berlin. Ihm verdankt Berlin u.a. die Errichtung der Volksparks Jungfernheide und Rehberge sowie der Badeanstalt Jungfernheide.
1934 Der am 28. Februar 1933 nach dem Reichstagsbrand verhaftete Schriftsteller Erich Mühsam wird im KZ Oranienburg ermordet. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Lübeck hatte Mühsam seit 1901 als freier Schriftsteller in Berlin gelebt.
1934 In der Straße Unter den Linden (Mitte) werden die Signalanlagen wieder teilweise auf Handbetrieb geschaltet. Der automatische Betrieb hatte zu langen Staus geführt.
1936 Der Ufa-Film »Weiberregiment« von Regisseur Karl Ritter hat im Ufa- Palast am Zoo Uraufführung. Neben Heli Finkenzeller und Erika von Thellmann spielten u.a. Oskar Sima und Hans Thoms.
1936 Japans Olympia-Wasserballer treten gegen Spandau 04 an. Trotz ihrer Schnelligkeit mußten sie sich mit 2:5 geschlagen geben.
1945 Der Magistrat gibt erstmals das »Verordnungsblatt der Stadt Berlin« heraus.
1945 Nachdem die drei Besatzungsmächte Sowjetunion, USA und Großbritannien am 7. Juli 1945 beschlossen hatten, eine Interalliierte Militärkommandantur für Berlin zu bilden, einigen sie sich, auch einen Vertreter der französischen Besatzungsmacht einzuladen.
1945 Als vorläufig letzte Partei wird die LDP zusammen mit der CDU von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) lizenziert.
1946 Der Alliierte Kontrollrat erläßt ein Gesetz über den Einsatz von Frauen bei der Trümmerbeseitigung. In Berlin gab es 60 000 »Trümmerfrauen« (offizielle Bezeichnung: Hilfsarbeiterin im Baugewerbe), davon 40 000 in den Westsektoren.
1950 In Ost-Berlin beginnen viertägige Feierlichkeiten zum 250. Jubiläum der Akademie der Wissenschaften.
1951 Die Deutsche Reichsbahn nimmt den neu gebauten Teil des Südlichen Berliner Außenrings zwischen Grünau und Ludwigsfelde in Betrieb.
1951 Das Luftbrückendenkmal wird vor 100 000 Berlinern auf dem Platz der Luftbrücke vor dem Flughafen Tempelhof durch den Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter enthüllt.
1958 In der Ostberliner Werner-Seelenbinder-Halle (Prezlauer Berg) beginnt der bis zum 16. Juli währende V. Parteitag der SED. Er stand unter der Losung: »Der Sozialismus siegt«.
1959 Die erste Ostberliner Selbstbedienungsgaststätte wird im Strandbad am Müggelsee eröffnet.
1963 Der Direktor des Tierparks Friedrichsfelde (Lichtenberg), Prof. Dr. Heinrich Dathe, begrüßt den elfmillionsten Besucher seit Eröffnung der Anlage.
1963 Auf dem Flughafen Tempelhof landet ein 34jähriger polnischer Luftwaffenmajor mit einem Schulflugzeug vom Typ »TS8« und bittet mit seiner Frau und seinen zwei Kindern um politisches Asyl. Um dem Radar zu entgehen, flog er in einer Höhe von nur 50 Metern.
1969 Die erste Herztransplantation von Mensch zu Mensch in West-Berlin findet im Klinikum Westend der Freien Universität Berlin statt. Neun Stunden nach der Operation verstarb der Patient.
1973 Im Spandauer Forst wird Bodenfrost festgestellt.
1973 In der Friedrichstraße 79 a (Mitte) wird das erste Jugendhotel der DDR übergeben.
1973 Die auf 3 000 m verlängerte nördliche Start- und Landebahn des Flughafens Tegel Süd wird dem Verkehr übergeben.
1979 Wegen des sehr kühlen Wetters in Berlin beginnt die Bewag (Berliner Städtische Elektrizitätswerke AG) mit der Fernwärmeproduktion.
1994 Der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker wird von der Heinz-Galinski-Stiftung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin mit dem Heinz- Galinski-Preis ausgezeichnet.
1996 Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) besichtigt das von Hausbesetzern freigeräumte Haus Alt Stralau 46 (Friedrichshain). Schönbohm erklärte, daß in Berlin genügend Wohnraum vorhanden ist, so daß es keine Rechtfertigung für Hausbesetzungen gibt.
1996 Mitarbeiter der Umweltorganisation Greenpeace entdecken auf einer Regierungbaustelle Unter den Linden (Mitte) etwa 50 mư FCKW-haltige Dämmplatten. Nach offiziellen Erklärungen hätten solche umweltbelastenden Baustoffe nicht verwendet werden dürfen.
1996 Der akademische Senat der Hochschule der Künste (Charlottenburg) beschließt, zur Realisierung der vorgegebenen Einsparungen von 7,3 Millionen Mark, 80 Stellen aufzugeben. Die Studiengänge Architektur und Schauspiel sollten erhalten bleiben.
1996 Für vier Stadtvillen und ein Wohnhaus der Unternehmensgruppe Roland Ernst, die nördlich der Hoffmannstraße auch das Milliardenprojekt »Treptowers« der Allianz-Versicherung errichtet, wird an der Puschkinallee (Treptow) Richtfest gefeiert.
1996 Ruth Cornelsen, Witwe des 1989 verstorbenen Firmengründers, enthüllt gemeinsam mit Bürgermeister Michael Wrasmann (CDU) das Straßenschild des Franz-Cornelsen-Weges, eines Weges an der östlichen Seite des Verlagshauses Cornelsen in Wilmersdorf.
1996 Nach der unblutig beendeten Befreiung eines 23jährigen Vietnamesen, der am 6. Juli von Landsleuten gekidnappt worden war, werden insgesamt 18 Personen, darunter zwei Deutsche, festgenommen. Bei Hausdurchsuchungen wurden zehn scharfe Schußwaffen gefunden.
1997 Das »Freundschaftsspiel« zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem AS Cannes muß nach 70 Minuten abgebrochen werden. Wegen der rauhen Gangart einiger französischer Spieler aufgebrachte Zuschauer hatten eine Schlägerei auf dem Spielfeld angezettelt.
1997 Der Verwaltungsratsvorsitzende der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), Joachim Grünewald, erklärt in Berlin, daß die BvS ihre Tätigkeit nicht Ende 1998 beenden, sondern von 1999 an in »verschlankter Form« fortsetzen werde.
1997 Der 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofes mit Sitz im Kammergerichtsgebäude an der Witzlebenstraße (Charlottenburg) beginnt mit dem Umzug nach Leipzig. Es war die erste Bundesinstitution, die die Hauptstadt verließ.
1998 In der Frauenklinik der Charité (Mitte) kommen Vierlinge zur Welt. Mutter und Kinder waren wohlauf. Weitere Angaben wurden nicht mitgeteilt, denn die Mutter hatte ihre Geschichte wegen der Seltenheit exklusiv an ein Berliner Boulevardblatt verkauft.
1998 Am Pariser Platz in Mitte wird der Grundstein für die französische Botschaft (neben der Dresdner Bank und einem Geschäftsblock) gelegt. Bis auf die Gebäude der Akademie der Künste und der US-Botschaft war die Projektplanung Pariser Platz abgeschlossen.
1999 Anläßlich des 300jährigen Bestehens des Schlosses Charlottenburg endet in dem Haus eine Veranstaltungsreihe. Am 10. Juli 1699 hatten Sophie Charlotte und ihr Gemahl, der spätere König Friedrich I., das damalige Schloß Lietzenburg bezogen.
2000 Am U-Bahnhof Hausvogteiplatz (Mitte) wird das »Denkzeichen Modezentrum Hausvogteiplatz« von Bürgermeister Joachim Zeller (CDU) eingeweiht. Jüdische Textilfabrikanten hatten sich am Hausvogteiplatz niedergelassen und den Ruf der Berliner Mode begründet.

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