Berlin am 7. Juli
  
1412 Als erste brandenburgische Städte huldigen Berlin und Cölln dem neuen Landesverweser der Mark Brandenburg, Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg aus dem Haus Hohenzollern.
  
1742 Die Jüdische Gemeinde hält anläßlich des Abschlusses des Vor-Friedens von Breslau am 11. Juni zwischen Friedrich II. und Maria Theresia in ihrer Synagoge ein Dank- und Freudenfest ab.
1764 Der italienische Abenteurer und Schriftsteller Giacomo Girolamo Casanova erhält auf Schloß Sanssouci eine Audienz bei König Friedrich II. Er weilte bereits seit Ende Juni in Berlin und wohnte hier im Hotel zu den drei Lilien in der Poststraße (Mitte).
1790 Mit der Einweihung findet der Wiederaufbau des Turmes der St.-Marien-Kirche seinen Abschluß.
1801 Karl Ludwig Willdenow wird durch Kabinettsorder die Aufsicht über den Botanischen Garten in der Potsdamer Straße (Schöneberg) übertragen.
1820 Die Polizei-Intendantur der Residenz Berlin gibt bekannt, daß ab 3. August auf dem Alexanderplatz »besondere Märkte von grünen Waren und andern rohen Producten eingerichtet und an den Montagen und Donnerstagen einer jeden Woche« abgehalten werden.
1834 Martin Goldschmidt wird in Berlin geboren. Goldschmidt gründete zusammen mit Richard Meyer in Berlin eine chemische Fabrik, in der Oxalsäure und Kaliumnitrit produziert wurden.
1835 Der Töpfermeister Friedrich Heinrich Andreas Seidlitz gründet in Velten eine Ofenfabrik. Seidlitz hatte erkannt, daß der Veltener Ton sich zur Herstellung von Ofenkacheln eignete.
1835 Adolph Geyger wird in Schotten (Hessen) geboren. Geyger siedelte 1873 nach Berlin über und wurde Abteilungsdirektor bei der Gesellschaft für Anilinfabrikation.
1855 Hermann Pieper wird in Derzow (Kreis Soldin) geboren. Nach dem Philologie- und Germanistikstudium legte er 1880 das Lehrerexamen ab. Seit 1904 war er am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin tätig, nachdem er 1901 den Professorentitel erhalten hatte.
1866 Der Pädagoge und Schulbuchautor Adolph Diesterweg stirbt in Berlin.
1873 Der Ägyptologe Karl Richard Lepsius wird in seinem Amt als kommissarischer Verwalter der Königlichen Bibliothek in Berlin, das er seit April des Jahres innehatte, vom Kultusministerium bestätigt.
1874 Theoder Fontane beginnt mit der Yacht »Sphinx« des Eigners Barkhusen vom Berliner Segler-Club eine bis zum 9. Juli dauernde Segeltour von der Schloßinsel Köpenick nach Teupitz.
1881 Der Altertumsforscher Heinrich Schliemann wird Ehrenbürger der Stadt. Die Ernennung erfolgte durch Unterstützung von Rudolf Virchow, der auch bei der Auszeichnung die Laudatio hielt. Schliemann hatte der Stadt 1881 die Troja- Sammlung geschenkt.
1883 Werner Siemens teilt dem preußischen Kultusminister mit, daß nach seiner Auffassung das geplante »Staatliche Institut« naturwissenschaftliche Experimentaluntersuchungen nur in sehr bescheidenem Umfang werde betreiben können.
1884 Lion Feuchtwanger wird in München geboren. Der Schriftsteller verfaßte historische Romane. 1925 übersiedelte er nach Berlin. Er erhielt 1953 den Nationalpreis I. Klasse für Kunst und Literatur der DDR und 1957 den Literaturpreis der Stadt München.
1884 Durch ein königliches Dekret wird die Technische Hochschule in den Neubau an der Berliner Straße (Charlottenburg) verlegt.
1888 Der erste Spatenstich für das Schaugebäude der Gesellschaft Urania im Landesausstellungspark am Lehrter Bahnhof (Tiergarten) wird getan.
1889 Die Berliner Arbeiterschaft erweist dem beliebten sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten und Präsidenten des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins Wilhelm Hasenclever die letzte Ehre. 15 000 Menschen zogen zum Friedhof der Freisinnigen Gemeinde.
1891 Am Vormittag bewegt sich in 500 m Höhe ein bemannter Ballon über der Straße Unter den Linden (Mitte). Durch einen leichten Südwind waren ein Luftschiffer-Offizier und ein Unteroffizier vom Übungsgelände Tempelhofer Feld abgedrängt worden.
1891 Eines der ältesten Häuser in der Leipziger Straße (Mitte) wird abgebrochen. Es war das Haus Nr. 131, in dem sich Jahrzehnte zuvor eines der bekanntesten Antiquariate Berlins, das von Pribil, befand.
1894 Denes von Mihaly wird in Ungarn geboren. Der Ingenieur gründete in Berlin die Telehor-Gesellschaft und machte sich um die Entwicklung der Fernsehtechnik verdient.
1895 Die dampfgetriebene Kettenfähre für Personen und Fahrzeuge von Friedrichshagen über die Spree zum gegenüberliegenden Restaurant »Müggelschlößchen« geht in Betrieb.
1899 Die Mitglieder des Zweigvereins Berlin der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft unternehmen einen Ausflug mit Damen zum Liepnitzsee und nach Lanke.
1912 Arthur Hobrecht, von 1872 bis 1878 Berliner Oberbürgermeister sowie Ehrenbürger der Stadt, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Landeseigenen Friedhof Lichterfelde, Moltkestraße 42 (Steglitz).
1927 Der Großindustrielle Sigmund Bergmann stirbt in Berlin. Wie sein Freund, der amerikanische Erfinder Edison, war auch er ein Erfinder auf dem Gebiet der Elektrotechnik und ein erfolgreicher Unternehmer. Beigesetzt wurde er auf dem Münchner Waldfriedhof.
1930 Der Dichter und Literaturkritiker Julius Hart, ein Vertreter des Naturalismus, stirbt in Berlin.
1933 Die 200. wissenschaftliche Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften, Medizin und Technik« findet statt.
1933 Auf der Grundlage der »Verordnung zur Sicherung der Staatsführung« werden den sozialdemokratischen Stadtverordneten die Mandate entzogen.
1933 Die Geheime Staatspolizei verhaftet 30 Mitglieder der »Beratungsstelle für Ärzte«. Sie warf ihnen »marxistische Geheimbündelei« und »Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde zu Berlin vor«.
1934 Am Kaiserdamm (Charlottenburg) wird die 8. Internationale Büroausstellung eröffnet. Bis zum 16. September wurde auf 28 500 Quadratmetern Schrift- und Bürotechnik aus aller Welt ausgestellt.
1934 Auf Berliner Märkten kommt es zu Tumulten, weil es keine Kartoffeln zu kaufen gibt. Nachdem das Reichsernährungsministerium angeordnet hatte, Kartoffeln nur noch zu festem Preis in plombierten Säcken zu verkaufen, reagierten die Bauern mit Lieferstreik.
1934 Freunde der Familie berichten der Baseler Nationalzeitung, daß der frühere Reichskanzler Kurt von Schleicher am 30. Juni nicht in einer offenen Auseinandersetzung mit Nationalsozialisten, sondern am Schreibtisch sitzend, von hinten ermordet worden ist.
1936 Das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin eröffnet anläßlich der Olympischen Spiele die Sonderausstellung »Aus den Schätzen des Kupferstichkabinetts«. Sie zeigte viele Unikate, darunter Stiche von Dürer, Rubens, Michelangelo und Raffael.
1936 Die Reichsbahndirektion Berlin stellt für die XI. Olympischen Spiele in Berlin 2 000 Sonderzüge als Vor- und Nachzüge, Auslands-, Verwaltungs- und Gesellschaftssonderzüge bereit. Der Bahnhof Reichssportfeld konnte stündlich 48 000 Besucher abfertigen.
1943 Jürgen Geschke wird in Berlin geboren. Der Radsportler des TSC Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Silbermedaille im Tandem, in Montreal 1976 die Bronzemedaille im 1000-m-Fliegerrennen. Er war Tandem-Weltmeister 1969 und 1971.
1945 Das alliierte Oberkommando, bestehend aus Vertretern der drei Besatzungsmächte Sowjetunion, USA und Großbritannien, beschließt Einzelheiten zur Errichtung der Alliierte Kommandantur für Berlin (Inter-Allied Military Commandantura, IAMC).
1945 Die Zeitung »Das Volk«, herausgegeben vom Zentralausschuß der SPD, erscheint zum erstenmal. Chefredakteur war Otto Meier.
1946 Die erste Ausgabe der Wochenzeitung »Sonntag«, herausgegeben vom »Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands«, erscheint in Berlin.
1947 Der Magistrat beschließt die Entfernung der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Standbilder in der Siegesallee.
1948 Über die am 26. Juni wegen der sowjetischen Blockade eingerichtete Luftbrücke werden erstmals Kohlen nach West-Berlin eingeflogen.
1952 An der Technischen Universität Berlin wird die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften mit den Abteilungen Wirtschaftsingenieurwesen und Betriebswirtschaftslehre gegründet.
1956 Der Mediziner und Dichter Gottfried Benn stirbt in Berlin. Er führte von 1917 bis 1935 und von 1945 bis 1953 in Berlin eine Praxis als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Dichtern des 20. Jahrhunderts.
1957 Am Institut für Meteorologie und Geophysik der Freien Universität Berlin wird das erste Wetterradargerät Deutschlands für den täglichen Dienst in Betrieb genommen.
1957 Mit dem Wetterradargerät der Freien Universität Berlin wird gegen 16.00 Uhr in 200 km Entfernung über Thüringen ein Gewitter geortet, das rasch nach Nordosten zog und Berlin gegen 20.00 Uhr als Unwetter erreichte.
1957 Berlin erlebt in den Abendstunden ein ungewöhnlich schweres Unwetter. Durch Sturm und Blitzeinschläge wurden mehrere Menschen verletzt. In Dahlem wurden Windböen von 33,7 m/s registriert.
1959 Barbara Krause wird in Berlin geboren. Die Schwimmerin des SC Dynamo Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Moskau 1980 die Goldmedaille über 100 m, 200 m und 4 x 100 m Freistil.
1976 Die Terroristinnen Inge Viett (32), Gabriele Rollnik (26), Juliane Plambeck (24) und Monika Beberich (33) flüchten aus der Haftanstalt Lehrter Straße (Tiergarten).
1982 Auf der Plenartagung der Akademie der Künste der DDR wird Manfred Wekwerth, Intendant des Berliner Ensembles, zum neuen Akademiepräsidenten gewählt. Er trat die Nachfolge des im März verstorbenen Konrad Wolf an.
1984 Auf dem Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude veranstaltet André Heller unter dem Titel »Sommernachtstraum« vor etwa 400 000 Zuschauern ein »Feuertheater« und ein Höhenfeuerwerk.
1996 Das 93. Buddenbrock-Rennen auf der Trabrennbahn Mariendorf gewinnt in überzeugender Manier der Favorit Fazimo. Der dreijährige Hengst kam damit zum zweiten Sieg in einer klassischen Derby-Vorprüfung.
1996 Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club veranstaltet einen Fahrrad-Korso. Unter dem Motto »Mehr Fahrräder für die Polizei« begaben sich etwa 40 Radler in Begleitung von radfahrenden Polizisten auf die Strecke vom Roten Rathaus bis zur Entlastungsstraße.
1996 John Child und Marc Heese gewinnen auf dem Parkplatz am Alexanderplatz das Beach-Volleyball-Turnier der World-Championship-Series. Für ihren Sieg beim einzigen deutschen Turnier der World-Series kassierten die Kanadier 31 000 Dollar.
1997 Die Deutsche Klassenlotterie teilt mit, daß ein Ehepaar aus Hohenschönhausen im Spiel 77 bei der Ziehung am 14. Juni 1 677 777 Mark gewonnen hat. Das meiste Geld wollten die überglücklichen Gewinner erst einmal auf der Bank deponieren.
1997 Im denkmalgeschützten Ausflugslokal »Zenner« am Treptower Spreeufer beginnen die Umbauarbeiten für die Einrichtung einer weiteren Filiale der Fast-Food-Kette »Burger King«.
1997 Die Westin-Hotelkette pachtet von der Interhotel-Gruppe das Grand Hotel an der Friedrichstraße (Mitte) für 20 Jahre.
1997 Das erste Teilstück der Antenne auf dem Fernsehturm am Alexanderplatz (Mitte) wird abmontiert. Die Antenne mußte einer neuen Anlage weichen, mit der künftig zusätzlich drei Fernseh- und fünf Radioprogramme ausgestrahlt werden sollen.
1998 Das Landgericht Berlin weist eine Unterlassungsklage des Deutschen Pelz Instituts gegen den Verein Tierversuchsgegner Berlin und Brandenburg zurück. Die Tierschützer hatten vor Pelzgeschäften mit Flugblättern »Mein Pelz ist mein Leben« demonstriert.
1998 Der Leiter der Geschäftsführung, Rolf Eckrodt, teilt mit, daß der Bahntechnikkonzern Adtranz sein Werk in Pankow schließen und in Deutschland 1 400 Stellen abbauen wird. Rund die Hälfte des Personalabbaus sollte auf Berlin und Brandenburg entfallen.
1998 Der Berliner Senat beschließt den Entwurf des Landeshaushaltes 1999. Das Volumen lag bei 41 Milliarden Mark und damit rund vier Milliarden Mark unter dem des Vorjahres.
1998 Der Senat beschließt, einen Teil der Berliner Wasserbetriebe zu privatisieren. Maximal 25,1 % der Aktien konnten Investoren erwerben, das Land Berlin sollte mit 50,1 % die Aktienmehrheit behalten. Der Verkauf sollte zwei Milliarden Mark einbringen.
1998 Vom Arbeitsamt in der Gotlindestraße (Lichtenberg) zum Friedrichshainer Sozialamt am Bersarinplatz demonstrieren ca. 250 Arbeitslose unter dem Motto »Vom Arbeitsamt zum Sozialamt«. Sie waren dem Aufruf gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen gefolgt.
1999 US-Botschafter John C. Kornblum zieht von Bonn nach Berlin um. Sein offizieller, vorübergehender Dienstsitz befand sich in der Amerikanischen Botschaft an der Neustädtischen Kirchstraße. Die USA planten einen Neubau in der Nähe des Brandenburger Tores.
2000 Im Britzer Garten (Neukölln) finden zum Gedenken an den Staudengärtner, Poeten und Philosophen Karl Foerster (1874-1970) bis zum 9. Juli die »Karl- Foerster-Tage« statt.

© Edition Luisenstadt, 1998 - 2002         Stand:        www.berlin-chronik.de