Berlin am 30. Januar
  
1434 Markgraf Johann der Alchimist verschreibt seinem Rat Heinz Donner das Angefälle (Einkünfte) von Mühlen und Ländereien bei Köpenick, welche Otto, der dortige Pfarrer, und Jacob Rathenow innehaben.
 
1615 Der Kanzlist bei der Geheimen Kanzlei zu Berlin, Johannes Zernitz, wird als Vizeregistrator vereidigt. Gleichzeitig wurde ihm die Anwartschaft auf die Stelle des Registrators Erasmus Langenhain erteilt.
1678 Frau Oberhofmeister von Götze stiftet 600 Taler und zwei Buden hinter ihrem Hause für die Unterbringung von vier notleidenden Witwen reformierter Religion.
1686 Laut einem kurfürstlichen Erlaß werden Reisen in Fremdländer ohne Erlaubnis des Landesherrn verboten.
1697 Johann Joachim Quantz, Flötenvirtuose am Berliner Hof, wird in Oberscheden im Hannöverschen geboren.
1700 Das Konsistorium der Französisch-Reformierten Gemeinde erhält die Erlaubnis zum Bau einer Kirche in der Friedrichstadt.
1781 Adelbert von Chamisso wird als Louis Charles Adélaide de Chamisso auf Schloß Boncourt in der Champagne geboren. Der Dichter und Naturforscher wurde 1835 in die Berliner Akademie der Wissenschaften gewählt.
1806 Der Naturforscher Alexander von Humboldt hält in der öffentlichen Sitzung der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften seinen ersten, berühmt gewordenen Vortrag über die Pflanzenphysiognomie und behandelt dabei die »Hauptformen der Vegetation«.
1819 In einem Bericht an den König empfiehlt Minister Karl von Altenstein den Ankauf des wissenschaftlichen Werkes »Uranographiae« des Berliner Astronomen Johann Elert Bode (Kupferplatten mit 250 Exemplaren des dazugehörigen Textes).
1821 Anläßlich des 50. Dienstjubiläums des Justiz-Ministers von Kircheisen, der sein langjähriger erster Vorstand war, lädt das Bürgerrettungs-Institut alte bedürftige Berliner Bürger zum Essen ein und beschenkt sie aus Spenden.
1823 Der Leiter der Königlichen Oper, Karl Moritz Graf von Brühl, wird dem Königlichen Hausministerium unterstellt.
1853 Fritz Riedel, Sohn des Apothekers und Chemiefabrikanten Johann Daniel Gustav Riedel, wird in Berlin geboren.
1885 Das »Historische Seminar« an der Friedrich Wilhelms-Universität wird in einem Zimmer des Gebäudes Dorotheenstraße 5 (Mitte) feierlich eröffnet.
1896 Der Berliner Magistrat beharrt darauf, daß im Interesse der Stadtgemeinde »eine Einverleibung größerer Gebiete (Vorortgemeinden) überhaupt nicht geboten« erscheine.
1904 Der Berliner Zweigverein der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft feiert sein zwanzigjähriges Bestehen mit einem Festmahl, das »unter reger Teilnahme der Mitglieder und deren Damen ... stattfand«.
1905 Der Mediziner Hermann Karl Albert Gutzmann sen. habilitiert sich für das Fach der Sprach- und Stimmheilkunde an der Berliner Universität mit seiner Antrittsvorlesung »Die Sprachstörungen als Gegenstand des klinischen Unterrichts«.
1914 In Berlin wird Fuhrunternehmern die Erlaubnis zum Betreiben von jeweils einer elektrischen Kraftdroschke gegen die Entstempelung (Außerbetriebsetzung) von zwei Pferdedroschken erteilt.
1920 Das Seminar für Gewerbelehrerinnen aller Fachrichtungen und für Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerinnen im Lette-Verein wird wiedereröffnet, nachdem es laut ministeriellem Erlaß im Februar 1917 geschlossen worden war.
1923 Die 4,0 km lange Nord-Süd-U-Bahnlinie »Stettiner Bahnhof (Zinnowitzer Straße, Mitte) - Hallesches Tor (Kreuzberg)« erhält fünf neue Stationen, darunter »Stadtbahn« (Friedrichstraße). Damit verfügte die U-Bahn über 52 Bahnhöfe.
1924 Die Stadtgemeinde erhält erstmals eine einheitliche Satzung für das Gesundheitswesen.
1924 Die Straßenbahnlinie 199 »Niederschönhausen-Nordend - Marienfelde« wird mit einer Streckenlänge von 21,8 km in Betrieb genommen.
1929 In der Filiale der Berliner Disconto-Gesellschaft am Wittenbergplatz (Schöneberg) werden erst am Mittwoch im Tresorraum 179 ausgeraubte Safes entdeckt. Den verdächtigten Meistereinbrechern Franz und Erich Saß konnte nichts nachgewiesen werden.
1929 Das Warenhaus Tietz in der Chausseestraße (Wedding) wird durch ein Großfeuer zerstört.
1933 Der Führer des SA-Sturms 33, Hans Maikowski, wird bei einer Straßenschlacht in der Wallstraße (Zillestraße, Charlottenburg) zusammen mit dem Polizisten Josef Zauritz ermordet. Am 5. Februar erhielten beide ein Staatsbegräbnis.
1933 Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Berlin tritt Hans Bredow, Pionier des Deutschen Rundfunks, Vorsitzender der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft und Reichs-Rundfunk-Kommissar, von seinen Ämtern zurück.
1933 Am Tag der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler ruft die Bezirksleitung Berlin-Brandenburg der KPD zum Generalstreik und zur Bildung einer antifaschistischen Einheitsfront auf. Der Aufruf wurde durch die Führung des ADGB zurückgewiesen.
1933 Wilhelm Frick wird Reichsinnenminister mit Amtssitz am Königsplatz (Platz der Republik, Tiergarten).
1933 Reichsinnenminister Wilhelm Frick kündigt auf einer Pressekonferenz die »Unterbindung der roten Hetze« an. Die Ausgabe der Zeitung »Die Rote Fahne« und andere Zeitungen wurden beschlagnahmt.
1933 Aus Anlaß der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler veranstaltet die NSDAP einen Fackelzug uniformierter Anhänger, der vom Tiergarten durch das Brandenburger Tor führte, in die Wilhelmstraße schwenkte und an der Reichskanzlei vorbeiführte.
1933 Reichspräsident Paul von Hindenburg ernennt Adolf Hitler zum Reichskanzler und beruft eine auf dessen Vorschlag neugebildete Reichsregierung. Ihr gehörte Reichstagspräsident Hermann Göring als Reichsminister ohne Geschäftsbereich an.
1934 Berlin befindet sich im Rausch des 1. Jahrestags der »nationalsozialistischen Revolution«. Adolf Hitler gab im Reichstag eine Regierungserklärung ab, Dr. Joseph Goebbels sprach im Sportpalast. Die Hitler-Jugend marschierte an der Reichskanzlei vorbei.
1934 Der Ufa-Film »Zwischen zwei Herzen« nach dem Roman »Ulla, die Tochter« von Werner Scheft hat im Gloria-Palast (Charlottenburg) Uraufführung. Regie führte Herbert Selpin. In Hauptrollen waren Luise Ullrich, Harry Liedtke und Olga Tschechowa zu sehen.
1934 In der Krolloper nehmen die Reichstagsabgeordneten das Gesetz über den Neuaufbau des Reiches in drei Lesungen und in der sich anschließenden Schlußabstimmung einstimmig an. Durch das Gesetz gingen die Hoheitsrechte der Länder auf das Reich über.
1935 Die Reichsregierung erläßt das »Reichsstatthaltergesetz vom 30. Januar 1935«. Nach diesem Gesetz war der Reichsstatthalter in seinem Amtsbezirk der ständige Vertreter der Reichsregierung. Er traf bei »Gefahr im Verzuge« einstweilige Anordnungen.
1935 Der Berliner Staatskommissar Dr. Julius Lippert spricht sich für die Einhaltung der festgelegten Bauordnung in Berlin aus, die von der Baupolizei kontrolliert werden müsse. Arbeitsbeschaffung hielt er für wichtig, aber nicht um jeden Preis.
1935 Am »Tag der Revolution« begrüßt Reichskanzler Adolf Hilter 200 Deutschamerikaner sowie Führer der ehemaligen Kolonie Deutsch- Ostafrika in der Reichskanzlei.
1937 Albert Speer wird zum »Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin« ernannt und erhält den Auftrag zur »planvollen Gestaltung des Stadtbildes der Reichshauptstadt«. Berlin sollte in 20 Jahren zur »Welthauptstadt Germania« ausgebaut werden.
1937 In Berlin wird der »Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft« gestiftet. Er war mit 100 000 Reichsmark dotiert. Gleichzeitig war allen Deutschen die Annahme des Nobelpreises verboten.
1938 Der Theaterdichter Heinz (Heinrich) Bolten-Baeckers stirbt in Dresden. Bolten- Baeckers war lange Jahre Theaterdichter in Berlin und wurde vor allem bekannt als Textdichter für viele Operetten Paul Linckes.
1942 Im Jüdischen Nachrichtenblatt erscheint ein Aufruf zum Erlernen des Schwesternberufs am Jüdischen Krankenhaus.
1944 Das Haus des Verlages Chemie in der Woyrschstraße 37 (Tiergarten) wird zerstört.
1944 Staaken (Spandau) ist von schweren Luftangriffen betroffen, von denen auch die Flughafenanlagen nicht verschont bleiben.
1945 Der Durchhaltefilm »Kolberg« wird im Tauentzien-Palast uraufgeführt. Das war die letzte Uraufführung vor Kriegsende.
1946 Während einer Kundgebung im Haus des Rundfunks in der Masurenallee sprechen sich Wilhelm Pieck (KPD), Otto Grotewohl (SPD), Wilhelm Külz (LDP) und Jakob Kaiser (CDU) für die Erhaltung der Einheit Deutschlands aus.
1946 Der erste Hilfszug des Internationalen Roten Kreuzes mit Lebensmitteln, Medikamenten und Kinderbekleidung trifft aus der Schweiz in Berlin ein.
1948 Unter dem Vorsitz des Baustadtrats Ernst Reuter findet die erste Sitzung des Preisgerichts zum Wettbewerb für die Gestaltung der »Gedenkstätte der großen Sozialisten auf dem Friedhof Friedrichsfelde« statt.
1953 Die Grüne Woche 1953 wird in den Messehallen am Funkturm vom Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Prof. Wilhelm Niklas und vom Regierenden Bürgermeister Prof. Ernst Reuter eröffnet.
1960 Professor Helmut Gollwitzer spricht innerhalb einer Vortragsreihe der »Deutsch-Israelischen Studiengruppe an der Freien Universität« zur »Judenfrage«, die in Wirklichkeit eine »Deutschenfrage« sei.
1963 Der 14. Konvent der Freien Universität Berlin wählt auf seiner 3. Sitzung den Jurastudenten Eberhard Diepgen, Mitglied der schlagenden Burschenschaft »Saravia«, zum 1. Vorsitzenden des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA).
1963 Zum 200. Mal spielt das Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm Bertolt Brechts politische Gangsterkomödie »Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui« mit Ekkehard Schall in der Titelrolle.
1965 Mit einem großen Festakt im Rathaus Schöneberg feiert der Verein für die Geschichte Berlins 100jähriges Bestehen. Bei seiner Eröffnung verlas der Vorsitzende, Prof. Dr. Dr. Bruno Harms, ein Glückwunschschreiben des Bundespräsidenten Dr. Heinrich Lübke.
1970 Der Maler Otto Nagel wird in Ost-Berlin posthum zum Ehrenbürger ernannt.
1975 Der Komponist Boris Blacher (Abstrakte Oper Nr. 1«, »Operetten«, »Hamlet« usw.), geboren am 6. Januar 1903, stirbt in Berlin.
1979 Das Berliner Gesetz zur Erhaltung des Waldes (Landeswaldgesetz) wird erlassen.
1979 Das Westberliner Naturschutzgesetz tritt in Kraft.
1981 Der neuberufene Intendant der Komischen Oper (Behrenstraße, Mitte), Prof. Dr. sc. Werner Rackwitz, wird in sein Amt eingeführt. Neuer Chefregisseur wurde Prof. Harry Kupfer. Zum Oberspielleiter wurde Prof. Dr. Rolf Reuter berufen.
1996 Als Geschäftsführer der Marketing-Gesellschaft »Partner für Berlin« wird der frühere Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) benannt.
1996 Zu Beginn des Prozesses vor dem Berliner Landgericht gegen den mutmaßlichen Serienmörder Thomas Rung legt dieser ein umfassendes Geständnis ab. Rung sollte sechs Menschen umgebracht haben. Ferner wurde ihm Vergewaltigung in sechs Fällen zur Last gelegt.
1996 Prof. Peter Neuhaus, Chef der Chirurgie im Virchow-Krankenhaus, gibt eine medizinische Sensation bekannt. Es war ihm gelungen, eine funktionsfähige künstliche Leber herzustellen.
1996 Die Koalitionspartner CDU und SPD legen in ihrem Koalitionspapier fest, daß es in drei Jahren nur noch 18 Berliner Bezirke geben soll. Damit fand ein jahrelanger Streit der beiden Parteien ein vorläufiges Ende.
1997 Das Orchester der Komischen Oper bringt unter der Leitung von Yakov Kreizberg die Sechste Sinfonie von Schostakowitsch, das Klarinettenkonzert von Berthold Goldschmidt und Mussorgskis »Bilder einer Ausstellung« an der Komischen Oper zur Aufführung.
1998 In der Akademie der Künste am Pariser Platz (Mitte) wird Esther Vilars Theaterstück »Speer« uraufgeführt. Regie und Hauptrolle hatte Klaus Maria Brandauer. Es gab Bravos und Ovationen für das Stück um den Nazi-Manager und -Minister Albert Speer.
1998 377 000 Berliner Schüler erhalten ihre Halbjahres-Zeugnisse. Die Gewerkschaft GEW forderte, die Halbjahreszeugnisse abzuschaffen. Die Linke Schüler Aktion (Lisa) rief zu einer »öffentlichen Zeugnisverbrennung« auf dem Breitscheidplatz auf.
1999 Die »Lange Nacht der Museen« erweist sich trotz eisiger Temperaturen als Publikumsmagnet. In den 44 hauptstädtischen Museen und Kultureinrichtungen wurden 160 000 Besucher gezählt, die doppelte Zahl im Vergleich zur Winterveranstaltung des Vorjahres.
2000 Im Atrium der Deutschen Bank (Unter den Linden 13/15, Mitte) findet ein Benefizkonzert der zwölf Cellisten des Berliner Philharmonischen Orchesters »Classics meets Pop« statt. Der Erlös der Veranstaltung ging an die Franziskaner Suppenküche in Pankow.
2001 Auf dem jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee 23 (Prenzlauer Berg) findet eine Steinweihe am Grab des 1878 verstorbenen Zahnarztes Joseph Linderer, bekannt durch Forschungen zur Zahnerhaltung, statt. Die Charité initiierte die Grab-Restauration.

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