Berlin am 27. Januar
  
1443 Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn entscheidet eine Uneinigkeit der Schuhmacher zu Frankfurt mit den Schuhmachern zu Berlin und Cölln dahin, daß letztere auch künftig den Frankfurter Reminiscere-Markt (5. Sonntag vor Ostern) besuchen dürfen.
 
1647 Hans Georg von Ribbeck d. Ä. stirbt in Cölln an der Spree. Er war Oberhauptmann von Spandau und unter Kurfürst Friedrich Wilhelm Mitglied des Kollegiums des Geheimen Rats, der obersten Regierungsbehörde.
1720 König Friedrich Wilhelm I. läßt erneut ein »Patent, wegen des fälschlich ausgestreueten Gerüchts, alß sey die Accise (Verbrauchssteuer) in hiesigen Residentzien durchgehends neu erhöhet worden« veröffentlichen. Urheber der Gerüchte waren zu bestrafen.
1724 In einem Sitzungsprotokoll der mathematischen Klasse der Berliner Akademie wird festgehalten, daß die Anfertigung von Manuskripten zu den Kalendern das Hauptwerk seien, dem alles andere unterzuordnen ist.
1786 Der Kavalleriegeneral Hans Joachim von Zieten, »Ahnherr aller Husaren«, stirbt in Berlin in der Kochstraße 62 (Kreuzberg), dem »Zietenhaus«.
1788 Der Justizrat aus Berlin und kurbrandenburgische Gesandte am Reichstag zu Regensburg, Erich Christoph Edler Herr von Plotho, von Goethe als ein würdiger Abgesandter Friedrichs II. zur römischen Königswahl 1764 in Frankfurt am Main bewundert, stirbt.
1798 Johann Samuel Otto wird in Unruhstadt (Posen) geboren. Der Porträtmaler und Kupferstecher, der u.a. an der Berliner Akademie bei Schinkel lernte, war bevorzugter Porträtmaler des preußischen Hofes mit lebensgroßen Bildern.
1834 Der Justizkommisar J. C. Robert und der Bankier I. Arons stellen an das Ministerium des Inneren den Antrag, den Bau einer Eisenbahn von Berlin nach Leipzig zu genehmigen. In einem weiteren Antrag wurde die Strecke auf Berlin - Potsdam reduziert.
1835 In einem Gutachten Karl Friedrich Schinkels über das »Köpenicker Feld« heißt es: «... Diese Viertel wurden vier-, sechs- bis zehnmal größer als in der alten Stadt gehalten, um den Charakter der Vorstadt zu gewinnen ...
1846 Otto Vogler wird in Potsdam geboren. Der Ober- und Landschaftsgärtner war u.a. im Botanischen Garten und im Schloßgarten zu Bellevue tätig und war ab 1876 beeidigter gerichtlicher Sachverständiger für Gartenbau und Gartenkunst.
1850 Der Bildhauer und Graphiker Johann Gottfried Schadow stirbt in Berlin. Sein Ehrengrab erhielt er auf dem Dorotheenstädtischen/Friedrichswerderschen Kirchhof, Chausseestraße 126 (Mitte).
1851 Felix Wahnschaffe wird in Kaltendorf bei Öbisfelde geboren. Der Geologe und Bodenkundler war seit 1875 Mitarbeiter an der Geologischen Landesanstalt in Berlin.
1852 August von Borries wird in Niederhexen bei Oynhausen geboren. Borries war ab 1902 Lehrer für das Verkehrsmaschinenwesen an der Technischen Hochschule in Charlottenburg.
1859 Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm II. (1888- 1918), wird in Berlin geboren. Seine Eltern waren Kronprinz Friedrich Wilhelm, der 1888 als Kaiser Friedrich III. regierte, und die aus England stammende Prinzessin Victoria.
1860 Hermann Hecht wird in Neuhof bei Stralsund geboren. Hecht, der nach seinem Chemiestudium an der Berliner Universität und der Technischen Hochschule bei August Wilhelm Hofmann promovierte, arbeitete auf dem Gebiet der Silikatchemie.
1864 Der Chemiker Heinrich Rose stirbt in Berlin. Rose war Professor der Chemie an der Berliner Universität und arbeitete auf dem Gebiet der anorganischen Chemie. Er entdeckte das Element Niob.
1865 Johann Friedrich von Pommer-Esche erfährt seine Beförderung zum Wirklichen Geheimen Rat, nachdem er als Leiter des Finanzministeriums nunmehr bereits seit zehn Jahren auch Mitglied des preußischen Staatsrates war.
1880 In Berlin findet die erste ordentliche Sitzung des Elektrotechnischen Vereins statt. Als Vorsitzender wurde Werner Siemens, als Ehrenvorsitzender Heinrich von Stephan gewählt.
1881 Der von Bismarck berufene Preußische Volkswirtschaftsrat tritt zum erstenmal in Berlin zusammen.
1885 Der Chemiker Hermann Römer, der durch seine Untersuchungen von Anthrachinonderivaten einen wichtigen Beitrag zur Chemie der Anthracenfarbstoffe lieferte und als Privatdozent an der Technischen Hochschule in Charlottenburg tätig war, stirbt in Berlin.
1889 Kaiser Wilhelm II. verleiht dem 3. westfälischen Infanterieregiment Nr. 16 den Namen »Infanterieregiment Freiherr v. Sparr« nach dem brandenburgisch-preußischen Generalfeldmarschall aus dem 17. Jahrhundert Otto Christof von Sparr, der in Berlin lebte.
1895 Kaiser Wilhelm II. verfügt, auf der Siegesallee (Tiergarten) Denkmäler für alle bisherigen Landesherren der Mark Brandenburg zu errichten. Die Kosten übernahm der Kaiser selbst.
1903 Durch Kabinettsorder wird die Beseitigung des Festungscharakters von Spandau verfügt.
1911 Nachdem 1910 das Promotionsrecht an der Tierärztlichen Hochschule Berlin eingeführt worden war, konnte der Rektor an diesem Tag die ersten zwölf »doctores mediciane veterinariae« promovieren.
1911 Im Sportpalast beginnen tägliche Eisschnellaufkonkurrenzen, die bis zum 12. Februar andauern. 1 000 Mark Belohnung wurden dem Eisschnelläufer versprochen, der den russischen Eisschnelläufer Michel (Mischa«) Beutler dreimal hintereinander besiegt.
1912 Per Kabinettsorder wird der »Kaiserpreis für den besten deutschen Flugzeugmotor« ausgeschrieben, für den 68 Motoren von 14 Herstellern gemeldet wurden. Die Auswertung wurde der Versuchsanstalt für Luftfahrt in Adlershof übertragen.
1912 Kaiser Wilhelm II. erteilt Rixdorf die Genehmigung, sich fortan Neukölln zu nennen.
1913 Der »Kaiserpreis für den besten deutschen Flugzeugmotor« wird vergeben.
1925 Eine Polizeiverordnung zum Kennzeichnen von Einbahnstraßen wird erlassen.
1925 Im Berliner Sportpalast findet eine Kundgebung »Gegen den Rechtskurs« statt. Als Redner traten u.a. Ministerpräsident Otto Braun und Reichstagsabgeordneter Dr. Rudolf Breitscheid auf. Nach der Veranstaltung kam es zu Schlägereien mit Angehörigen der KPD.
1927 Der Königlich Preußische Gartenbaudirektor Wilhelm Teetzmann, der 36 Jahre in der Berliner Gartenbaufirma Späth tätig war, stirbt in Berlin.
1934 Die »Grüne Woche 1934« wird in den Messehallen am Funkturm eröffnet. Nach Landwirtschaftsminister Walther Darré hatte man bewußt die »nationalsozialistische Agrarpolitik und ihre völkischen und kulturellen Voraussetzungen« in den Mittelpunkt gestellt.
1934 Das Finanzamt erläßt Steuersteckbriefe gegen den Schriftsteller Arnold Zweig, z.Z. Paris, wegen »Reichsfluchtsteuer« von rund 14 000 Mark und gegen den Schriftsteller Alfred Schirokauer, z.Z. Amsterdam, von rund 10 000 Mark.
1936 Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) werden die Europameisterschaften im Eiskunstlauf beendet. Sieger wurden: bei den Paaren Maxi Herber/Ernst Baier (Deutschland), bei den Damen Sonja Henie (Norwegen) und bei den Herren Karl Schäfer (Österreich).
1936 Die Messehalle V des Messegeländes am Funkturm (Charlottenburg) wird im Rahmen der Neugestaltung des Messegeländes öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben. Die 1929 erbaute Halle sollte nach dem 15. Februar 1936 meistbietend verkauft werden.
1936 Die Berliner Ratsherrensitzung beschließt, die dem Olympia-Verkehrs- und Quartieramt zugesprochenen 50 000 RM auf 100 000 Reichsmark zu erhöhen. Die Ausgaben erhöhten sich wegen der zahlreichen Auskunftsstellen.
1938 Das Programm für die Neugestaltung Berlins wird bekanntgegeben. Es sah u.a. den Bau einer »Volkshalle« im Spreebogen (Tiergarten) und die Gestaltung einer auf dieses Bauwerk ausgerichteten Nord-Süd-Achse vor.
1940 Die Berliner Meistereinbrecher Erich und Franz Saß werden wegen gemeinschaftlichen schweren Diebstahls in drei Fällen und wegen Devisenvergehens verurteilt.
1956 Die Grüne Woche Berlin 1956 wird eröffnet.
1959 Anläßlich des 100. Geburtstages Kaiser Wilhelms II. treffen sich die Mitglieder der Familien Hohenzollern und Hohenzollern-Sigmaringen in der Kaiser- Friedrich-Gedächtniskirche im Hansa-Viertel zu einem Gedenkgottesdienst.
1961 Die »25. Grüne Woche« wird eröffnet. Sie bot in 15 Hallen mit einer Fläche von 56 000 Quadratmetern insgesamt 615 Ausstellern Platz.
1962 Durch Risse und Absenkungen auf dem S-Bahnhof Wollankstraße wird ein von Reinickendorf aus in Richtung Pankow vorgetriebener Fluchttunnel entdeckt, bevor er zur Flucht benutzt werden kann.
1963 Die Musikinstrumenten-Sammlung Berlin wird im Rahmen einer Feierstunde in Räumen des ehemaligen Joachimsthalschen Gymnasiums in der Bundesallee, wo auch bereits das Staatliche Konservatorium residiert, wiedereröffnet.
1963 Für die 1 000 Muslime in West-Berlin (darunter 70 Deutsche) beginnt der Fastenmonat »Ramadan«.
1965 Die Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof wählt den Baustadtrat Bernhard Hoffmann (SPD) zum neuen Bezirksbürgermeister als Nachfolger des seit dem 25. Februar 1959 amtierenden Kurt Mürre, der aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder kandidiert.
1966 Das Plenum der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin erläßt eine neue Ordnung für die Verleihung der Leibniz-Medaille. Danach wurde sie an Persönlichkeiten oder Arbeitsgemeinschaften in Anerkennung wissenschaftlicher Verdienste verliehen.
1966 Zum Thema »Grundlagenforschung und Technik« führt das Plenum der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin eine wissenschaftliche Konferenz durch.
1967 Das Abgeordnetenhaus beschließt das Änderungsgesetz zum Berliner Wassergesetz, um eine Verstärkung des Gewässerschutzes zu ermöglichen.
1973 Die Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin und Hamburg, feiert das Jubiläum ihres 125jährigen Bestehens in ihrer Gründungsstadt Berlin. Sie war von Karl Wiegandt als Verlag für Landwirtschaft und Theologie gegründet worden.
1983 In Berlin wird mit einer Lufttemperatur von 14°C der wärmste Januartag seit 1830 registriert.
1984 Das Kulturzentrum der Französischen Republik in der Straße Unter den Linden wird durch den Minister für Auswärtige Beziehungen Frankreichs, Claude Cheysson, in Anwesenheit des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten der DDR, Oskar Fischer, eröffnet.
1990 In Ost-Berlin beginnt die zweitägige Gründungskonferenz der Bürgerbewegung »Neues Forum«.
1993 Das Bundeskabinett beschließt auf Vorschlag von Bundeskanzler Helmut Kohl die Umgestaltung der Neuen Wache Unter den Linden (Mitte) zur Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland mit der Inschrift »Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft«.
1993 In Lausanne legt die Berliner Olympia GmbH dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die offizielle Bewerbungsschrift Berlins für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele im Jahre 2000 vor.
1996 Im Maxim-Gorki-Theater (Mitte) findet die Premiere des Stücks »Der Hauptmann von Köpenick« von Carl Zuckmayer statt. Die Hauptrolle spielte mit großem Erfolg Harald Juhnke.
1996 Im Logenhaus, Emser Straße 12-13 (Wilmersdorf), findet die Kunst- und Antiquitäten-Woche »Nostalga« statt. Die Exponate wurden zu Preisen zwischen 100 und 100 000 Mark angeboten.
1996 Bei den Berliner Kohlenhändlern werden die Briketts knapp und teuer. Die Kohlenhändler hatten zu wenig gebunkert, weil sie nicht mit einer so langen Kälteperiode gerechnet hatten.
1996 Im Rahmen des Berliner Gedenktafelprogramms wird zu Ehren des jüdischen Arztes Victor Aronstein in Hohenschönhausen eine neu gestaltete Gedenktafel enthüllt. Der Arzt war 1941 deportiert worden und kam 1945 im Vernichtungslager Auschwitz um.
1996 Mehr als 1 000 Feuerwehrleute unterstreichen mit einer Demonstration in Charlottenburg ihre Forderung nach Ausrüstung mit besserer Schutzbekleidung.
1997 In den drei Inter-Continental-Hotels »Schweizerhof«, Forum-Hotel und InterConti »Berlin« wird das Brandenburg-Gourmet-Jahr offiziell eröffnet. Für diese Hotels sollten künftig Gemüse und Fleisch direkt von brandenburgischen Produzenten bezogen werden.
1997 Die Sprecherin der Gruppe Asyl der katholischen Organisation »Pax Christi«, Traudel Vorbrodt, kritisiert die Berliner Ausländerbehörde wegen ihrer Entscheidungen in Asylrechtsverfahren, durch die Ausländer auch in Härtefällen abgeschoben werden.
1997 Der Sozialverein »Berliner Tafel« teilt mit, daß während der Grünen Woche rund 20 Tonnen Lebensmittel und fertige Gerichte von Ausstellern und der Fachmesse »Fruit Logistica« gespendet wurden. Damit konnten ca. 30 Sozialeinrichtungen versorgt werden.
1997 Die 45jährige Flußpferdoma »Bulette«, Tochter des bekanntesten Berliner Flußpferdes »Knautschke«, nimmt nach längerer Krankheit (Gelenkschmerzen) und nach Entfernung eines Abzesses wieder Nahrung zu sich.
1998 Das Statistische Landesamt Berlin teilt mit, daß sich die Abwanderung aus Berlin im dritten Quartal 1997 fortgesetzt hat. Bei einem Zuzug von 30 047 Personen und einem Fortzug von 40 278 ergab sich in diesen Monaten ein Verlust von 10 231 Einwohnern.
1998 Am 53. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz wird in Berlin ein Mahnmal für die 56 000 mit der Reichsbahn in den Tod deportierten Juden eingeweiht. Am Bahnhof Grunewald erinnert nunmehr das »Gleis 17« an die Abfahrt der 186 Transportzüge.
1999 Das Parlament der Berliner Ärtzekammer wählt Günter Jonitz mit 30 von 47 Stimmen zum Präsidenten. Der 40jährige Jonitz, Chirurg im Krankenhaus Moabit, löste den als linksalternativ geltenden 49jährigen Ellis Huber ab.
2000 Auf dem Gelände an der Ebertstraße (Mitte) wird in einem Festakt der symbolische Baubeginn für das Holocaust-Denkmal gefeiert. Zuvor hatte im Reichstag in einer Gedenkstunde Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel an die Opfer des Holocaust erinnert.
2001 In der Nacht zum Sonntag haben ca. 50 000 Menschen die Lange Nacht der Museen besucht. 71 Museen, Sammlungen und Kultureinrichtungen waren bis 2.00 Uhr nachts geöffnet. Es konnte zwischen neun Bus-Routen gewählt werden, die die einzelnen Häuser anfuhren.

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