Berlin am 12. Januar
 
1319 Markgraf Woldemar übereignet der Doppelstadt Berlin-Cölln das Dorf Rosenfelde (Friedrichsfelde). Im Gegenzug verzichteten die Städte auf ausstehende Geldforderungen an den Markgrafen.
1427 Der Rat zu Berlin sichert Matthis Arend und seiner Ehefrau sowie Henning Krakow für 50 Schock böhmischer Groschen Kaufgeld eine lebenslange Rente von jährlich fünf Schock Groschen zu.
1427 Der Rat zu Berlin verschreibt den »demütigen Jungfrauen des Klosters zu Jüterbog: Anna Bewers, Anna Denewitz und der Priorin Lipeck« für empfangene 20 Schock Groschen eine lebenslängliche Rente von jährlich zwei Schock gleicher Währung.
 
1667 Der Prediger und Liederdichter Paul Gerhardt wird durch Fürsprache der Bürgerschaft wieder in sein Amt als Diakon zu St. Nikolai eingesetzt, nachdem Kurfürst Friedrich Wilhelm ihn als Kopf der lutherischen Opposition in der Stadt suspendiert hatte.
1684 Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, erweitert das Edikt vom 22. Januar 1683 über die Bestrafung des Hofdiebstahls auf die Entwendung von Gold, Silber, Möbeln und anderen Kleinodien aus dem Besitz der ganzen kurfürstlichen Familie.
1688 Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, erläßt ein Reskript (Verfügung) an das Kammergericht zu Cölln, demzufolge die Scharfrichter und Abdecker der Gerichtsbarkeit des Oberjägermeisters und Hausvogts unterstanden.
1715 König Friedrich Wilhelm I. läßt ein »Patent wieder das falsche Spargement (Gerücht) von Erhöhung der Accise (Verbrauchssteuer) in denen Residentzien« veröffentlichen. Personen, die Urheber solcher Gerüchte anzeigten, erhielten 100 Dukaten Belohnung.
1742 Das bisher in Berlin stationierte Detachement der Garde zu Fuß marschiert nach Potsdam ab, wohin sich Friedrich II. begeben will.
1746 Der nach dem Zweiten Schlesischen Krieg am 25. Dezember 1745 in Dresden geschlossene Frieden wird in Berlin öffentlich bekanntgemacht.
1770 König Friedrich II. ersucht seinen Minister Carl Joseph Maximilian Freiherr von Fürst und Kupferberg, alle Königlichen Universitäten anzuweisen, nicht allein historische und praktische Mineralogie, sondern auch das Fach »Bergrechte« intensiv zu lehren.
1794 Karl Stawinsky wird in Berlin geboren. Der Schauspieler und Regisseur versuchte am Berliner Hoftheater seine Befähigung als Nachfolger Ifflands zu beweisen, mußte aber vor Ludwig Devrient weichen und ging nach Breslau.
1822 Eine Verfügung des Handelsministeriums legt Bedingungen für die Aufnahme in die Bauakademie fest.
1867 Wilhelm Dieck wird in Würzburg geboren. Dieck, Ordinarius für Zahnheilkunde an der Berliner Universität und Direktor des zahnärztlichen Institutes der Charité, gehörte zu den führenden Forschern auf den Gebieten Zahnerhaltung, Prothetik und Chirurgie.
1868 Das »Deutsche Gewerbemuseum zu Berlin«, dessen Sammlungen zuerst in einem Lokal in der Stallstraße untergebracht waren, wird mit 230 Schülern, die in vier Sonntags-, vier Abend- und zwei Tageskursen unterrichtet wurden, eröffnet.
1878 Unter der Nr. DRP 4000 wird das erste deutsche Mikrophon des Technikers Robert Lüdge patentiert.
1881 Im Haus des Haupttelegrafenamtes in der Französischen Straße 33 c (Mitte) wird versuchsweise die erste Fernsprechvermittlungsstelle mit acht Anschlüssen in Betrieb genommen.
1885 Im Hörsaal des 1. Chemischen Institutes in der Georgenstraße 34- 36 (Mitte) berichtet der spätere Nobelpreisträger Albrecht Kossel über seine Entdeckung des Adenins, eines weiteren basischen Bestandteils der Nukleinsäuren.
1886 Die Budgetkommission des Reichstags gibt die Mittel zur Erweiterung der Reichsdruckerei frei. Aus den Mitteln sollte ein Grundstück in der Alten Jakobstraße (Kreuzberg) angekauft werden.
1886 Der dänische Schriftsteller Herman Bang wird von der Polizei aufgefordert, Berlin und den preußischen Staat binnen achtundvierzig Stunden zu verlassen.
1886 Die Redaktion der »Freisinnigen Zeitung« bringt in ihrer Beilage ein Flugblatt, das sich gegen das Branntweinmonopol wendet. Darin wurde ausgiebig und sehr polemisch »insbesondere die politische Verwerflichkeit« des Monopols erörtert.
1891 Die »Berliner Arbeiterschule« wird im Rahmen einer öffentlichen Volksversammlung in der Brauerei Friedrichshain gegründet. Wilhelm Liebknecht, an der Gründung der Arbeiterschule maßgeblich beteiligt, hielt das Referat.
1896 Wilhelm Conrad Röntgen hält im Sternsaal des Berliner Schlosses vor Kaiser Wilhelm II. und weiteren Persönlichkeiten einen Vortrag über seine Entdeckung der X-Strahlen (später Röntgenstrahlen).
1900 Das vierstöckige Warenhaus Ecke Bergstraße/Prinz-Handjery- Straße in Rixdorf (Neukölln) brennt vom Keller bis zum Dachgeschoß total aus. Zwei Personen fanden nach einem Sprung aus dem Fenster den Tod.
1911 Das Berliner Original Luise Northmann (Harfenjule«) stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde sie auf dem Landeseigenen Parkfriedhof Lichterfelde, Thuner Platz 2-4 (Steglitz).
1912 Bei den Reichstagswahlen erhält die Sozialdemokratie in den acht Großberliner Wahlkreisen über 75 Prozent der Stimmen und sieben der acht möglichen Mandate.
1918 Günter Ludwig wird in Zäckerick (Siekierki/Odra) geboren. Ludwig war ordentlicher Professor für theoretische Physik an der Freien Universität Berlin und Direktor des Instituts.
1919 In der Nacht zum 12. Januar wird von Regierungstruppen der Sturm auf das Polizeipräsidium am Alexanderplatz vorbereitet. Nach einstündigem Artilleriebeschuß mußten die Verteidiger den Kampf aufgeben.
1920 Leitungsschäden, verursacht durch orkanartige Stürme, und eine hohe Zahl von Grippeerkrankungen (650 Krankheitsfälle) führen im Berliner Haupttelegrafenamt zu erheblichen Betriebsstörungen.
1923 Der Berliner Polizeipräsident erläßt eine neue Droschkenordnung für das gesamte Gebiet der Stadtgemeinde.
1924 Eine Polizeiverordnung wird erlassen, die »das Klopfen von Teppichen usw. auf Höfen, die an Wohngebäude grenzen« regelte.
1930 Die Schwimmende Schifferkirche feiert in Berlin-Plötzensee an der Seestraße bei der Beusselbrücke (Wedding) ihr 25jähriges Bestehen.
1933 Zwei Lebensmittelgeschäfte in der Andreas- und der Neuen Hofstraße werden geplündert. Die Diebe, die auf Fahrrädern entkamen, erbeuteten u.a. Butter und Käse im Wert von 100 bzw. 50 Mark.
1933 Vor dem Schwurgericht II beginnt der Prozeß gegen den Kommunisten Guhl. Er sollte den Neuköllner Nationalsozialisten Böwe auf der Straße getötet haben, stritt die Tat aber ab. 22 Kommunisten waren wegen ähnlicher Tatbestände angeklagt worden.
1933 Campbells neuer »Überwagen« wird in Berlin vorgestellt. Mit dem 2500-PS-Ungeheuer hoffte der Rennfahrer, seinen eigenen Geschwindigkeitsrekord von 408 Stundenkilometern überbieten zu können.
1934 In den späten Abendstunden legt ein gefährlicher Eisregen den gesamten Berliner Verkehr lahm. Fahrzeuge wurden gegen Gaskandelaber geschleudert, vereiste Stromschienen brachten im S-Bahn-Verkehr Verspätungen mit sich.
1934 Der unter dem Protektorat von Hanns Johst entstandene Ufa-Film »Wilhelm Tell« hat im Ufa-Palast am Zoo Uraufführung. In dem Film mit dem Untertitel »Das Freiheitsdrama eines Volkes« spielten u.a. Hans Marr, Conrad Veidt und Emmy Sonnemann.
1934 Auf der Avus beginnen die Versuchsfahrten mit dem neuen Porsche-Rennwagen. Rennfahrer Hans Stuck wollte über die Geschwindigkeit nicht sprechen, da der Wagen noch nicht voll ausgefahren werden konnte.
1934 In Berlin beginnt die Ausgabe von 30 000 Zentner Kartoffeln an kranke, alte und gebrechliche Hilfsbedürftige. Auf Gutscheine wurden jeweils 25 Pfund abgegeben.
1936 Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) werden die Wettkämpfe im »25. Berliner Hallensportfest« ausgetragen. 3 000 Leichtathleten starteten in 18 Disziplinen.
1939 Mit dem Neujahrsempfang für das diplomatische Korps weiht Adolf Hitler die nach Plänen von Albert Speer in nur neun Monaten erbaute Neue Reichskanzlei ein.
1942 In den Berliner Gaststätten wird ein »Feldküchenessen« eingeführt, das die »symbolische Anpassung« an das Essen der Frontsoldaten »vertiefen« soll.
1947 Die erste Berliner Eis-Schnellauf-Meisterschaft nach dem Krieg findet statt.
1954 Das Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung wird an der Technischen Universität Berlin in alter Organisationsform wiedergegründet.
1957 Der neuerbaute Ernst-Reuter-Saal im Rathaus Reinickendorf wird als Kulturzentrum des Bezirks seiner Bestimmung übergeben.
1957 Für den ersten Bauabschnitt der Südtangente zwischen der Nürnberger und der Augsburger Straße (Charlottenburg) als Teil des neuen Schnellstraßensystems erfolgt die Verkehrsübergabe.
1958 Ein außerordentlicher Parteitag der Berliner SPD wählt Willy Brandt mit knapper Mehrheit erneut zum Landesvorsitzenden der Partei.
1959 Das am 7. Dezember 1958 gewählte Abgeordnetenhaus wählt auf seiner konstituierenden Sitzung Willy Henneberg erneut zu seinem Präsidenten und Willy Brandt wieder zum Regierenden Bürgermeister.
1960 Der Berliner Senat beschließt, den »Bund Nationaler Studenten« (BNS) und die »National-Jugend Deutschlands« (NJD) für verfassungswidrig zu erklären.
1963 Im Beisein des Ostberliner Stadtkommandanten Poppe erfolgt am Hause Jerusalemer/Ecke Zimmerstraße (Mitte) an der Mauer die Enthüllung einer Gedenktafel für den dort am 18. Juni 1962 tödlich verletzten Grenzposten Reinhold Huhn.
1963 Räumungskommandos reißen fünf Häuser an der Mauer in der Nähe Heinrich-Heine-Straße (Mitte) ab, um den Grenzstreifen zu vergrößern.
1968 In Berlin wird das Zentrale Studio für Unterhaltungskunst unter Eingliederung der Fachschule für Artistik gegründet.
1968 Der Rektor der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Dr. Ewald Harndt, gibt bekannt, daß eine feierliche Amtsübergabe des Rektorats nicht stattfinden wird.
1980 Der Berliner Presseball findet erstmals im Internationalen Congress Centrum Berlin (ICC) am Messedamm (Charlottenburg) statt.
1990 In Ost-Berlin wird die erste dreitägige Landesdelegiertenkonferenz der SDP eröffnet, an der 400 Delegierte teilnehmen. Die Partei bekannte sich zur »Einheit der deutschen Nation« und änderte am 13. Januar ihren Namen in SPD um.
1992 Im Martin-Gropius-Bau in Kreuzberg wird die kulturhistorische Ausstellung »Jüdische Lebenswelten« eröffnet.
1993 Der Senat stimmt den Empfehlungen der gemeinsamen Regierungskommission Berlin/Brandenburg zur Fusion der beiden Bundesländer bis 1999 zu, deren Eckpunkte von der Regierungskommission ein Jahr lang ausgehandelt und am 5. Dezember 1992 vereinbart wurden.
1993 Der Berliner Verfassungsgerichtshof gibt der Verfassungsbeschwerde des ehemaligen DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker gegen seine Inhaftierung statt. Daraufhin hob das Landgericht Berlin den gegen ihn bestehenden Haftbefehl auf.
1996 Für 50jähriges Engagement in der Denkmalpflege wird Charlotte von Mahlsdorf (Lothar Berfelde) mit dem erstmals vergebenen »Preis des Hellersdorfer Kulturbeirates« geehrt. Die Auszeichnung war mit 4 000 Mark dotiert.
1996 Das Statistische Landesamt gibt bekannt, daß die Zahl der Langzeitarbeitslosen 1995 in Berlin und Brandenburg um 14 000 auf 110 000 gesunken ist. 35 000 Stellen konnten die Arbeitsämter an Personen vermitteln, die länger als ein Jahr arbeitslos waren.
1997 Im Internationalen Congress-Centrum findet der Presse- und Funkball 1997 statt. 3 300 Gäste, darunter viele Prominente, tanzten nach vorwiegend spanischer Musik.
1997 In Berlin wird ein Vertrag unterzeichnet, der die Übernahme des Walter- Felsenstein-Archivs in die Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin- Brandenburg regelt.
1997 Seit den frühen Morgenstunden gehen Zehntausende Berliner nach Friedrichsfelde, um der vor 78 Jahren ermordeten Arbeiterführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zu gedenken.
1997 Bayer Leverkusen gewinnt das 26. Berliner Hallenfußball-Turnier in der Deutschlandhalle vor 8 100 Zuschauern mit dem Finalsieg von 3:1 gegen Bayern München.
1997 Bundesregierung und Bundespräsident geben im Schloß Bellevue einen Empfang anläßlich des 70. Geburtstages des Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis.
1998 Klaus Tennstedt, 1970 bis 1971 Gastdirigent des Orchesters der Komischen Oper und seit 1977 des Berliner Phiharmonischen Orchesters, stirbt im Alter von 71 Jahren in Heikendorf bei Kiel. Der Dirigent hatte 1971 die DDR verlassen.
1998 Die ABB Kraftwerke GmbH, der frühere VEB Bergmann-Borsig, kündigt an, daß das Werk in Berlin-Pankow Ende des Jahres geschlossen wird. Von den noch 415 Mitarbeitern sollten nur 80 in dem verbleibenden Servicebetrieb in Berlin weiterbeschäftigt werden.
1999 Auf dem Gelände der früheren Ständigen Vertretung der BRD bei der DDR in der Hannoverschen Straße (Mitte) beginnen die Arbeiten für den Erweiterungsbau des Bildungsministeriums. Es war der letzte Baubeginn für ein Ministerium in Berlin.
2000 Die Berliner Morgenpost berichtet, daß im Entwicklungsgebiet Biesdorf- Süd (Marzahn) Archäologen einen sensationellen Fund gemacht haben. Sie entdeckten einen 2 000 Jahre alten noch sehr gut erhaltenen Kachelofen.
2001 Der mutmaßliche Entführer der neunjährigen Sophia Wendt wird in seiner Wohnung (Suhler Straße, Marzahn) festgenommen. Der 36jährige Berto B. hatte Sophia vier Tage lang in der Wohnung festgehalten und am 8. Januar in Nähe einer Polizeiwache freigelassen.

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