Berlin am 25. Dezember
  
1484 Markgraf Johann, Regent der Mark Brandenburg, überläßt Dietrich Jäger das Stadtgericht zu Berlin für 200 rheinische Gulden, die er diesem schuldet.
1525 Rochus Guerini Graf zu Lynar wird in Maradi bei Florenz geboren. Der kalvinistische Adlige und Baumeister vollendete von 1578 bis 1583 den Bau der Zitadelle Spandau.
1570 Bürgermeister und Rat der Stadt Berlin bekunden, daß Heine Brosicke, Erbsasse zu Ketzür, ihnen 1 000 »gute, wohlgeltende und unverbotene Taler« geliehen hat, und versprechen, diese Summe mit 60 Talern Zins im nächsten Jahr zu Weihnachten zurückzuzahlen.
1613 In der Domkirche zu Berlin erfolgt der Übertritt des Kurfürsten Johann Sigismund zum calvinistisch-reformierten Bekenntnis. Dadurch erhielt die junge calvinistische Berliner Gemeinde großen Aufschwung.
1685 Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, schließt in Berlin mit Kaiser Leopold I. einen Vertrag über ein zum Türkenkrieg zu stellendes Hilfskorps von wenigstens 7 000 Mann.
1709 Julien Offray de La Mettrie wird in St. Malo (Frankreich) geboren. Der gelernte Arzt tat sich als umstrittener Schriftsteller hervor. Friedrich II. nahm ihn als Gesellschafter auf. In Berlin wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
1720 Johann Heinrich Gottlob von Justi wird in Brücken/Sangerhausen geboren. Justi studierte Rechts- und Kameralwissenschaften in Wittenberg. 1766 berief ihn Friedrich II. in Berlin zum königlichen Berghauptmann und Oberaufseher der Glas- und Stahlfabriken.
1741 König Friedrich II. trifft aus Potsdam kommend in Berlin ein.
1817 Der Prediger Louis Saunier hält an der Französischen Kirche in der Klosterstraße (Mitte), von der Französischen Gemeinde gewöhnlich kurz Klosterkirche genannt, die erste deutsche Predigt.
1850 Der preußische Generalstabsoffizier Franz August von Etzel stirbt in Berlin. Etzel war organisatorisch verantwortlich für den Bau der ersten optischen Telegraphenlinie Berlin - Koblenz.
1861 Georg Krohs wird in Berlin geboren. Hier studierte er von 1880 bis 1883 Mathematik und Naturwissenschaften, bestand im Juli 1886 die Oberlehrerprüfung und promovierte 1891. Er wirkte ab 1894 am Luisenstädtischen Gymnasium und wurde 1906 Professor.
1876 Adolf Windaus wird in Berlin geboren. Der Chemiker widmete sich der Erforschung des Vitamins D und erhielt 1928 für seine Arbeiten den Nobelpreis.
1877 Das »Ostendtheater« in der Großen Frankfurter Straße 132 (Fiedrichshain) wird mit William Shakespeares »König Lear« für das Publikum eröffnet. Zwei Tage zuvor war es mit musikalischen und szenischen Darbietungen vor geladenen Gästen eingeweiht worden.
1882 Die Französische Kirche in der Klosterstraße (Mitte) wird nach einem umfassenden Umbau mit einer Festrede des Predigers Théophile-Albert Cazalet von neuem geweiht.
1883 Walter Friedrich wird in Salbke bei Magdeburg geboren. Der Physiker war seit 1923 Professor in Berlin und von 1951 bis 1956 Präsident der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Friedrich arbeitete auf dem Gebiet der Strahlenphysik.
1884 Der Mediziner Arthur Nicolaier veröffentlicht seine Arbeit »Über infectionösen Tetanus«.
1886 Der italienische Zauberkünstler Aldo Martini fügt seinem reichhaltigen Repertoire eine neue Effektnummer hinzu, indem er die originelle Antispiritistin Carlotta Lotarka auftreten läßt.
1902 Nach strengem Frost werden in Berlin bei einer Temperatur von -3°C Eisnadeln von 2 mm bis 3 mm Länge beobachtet.
1903 Die Berliner Zeitung »Der Tag« publiziert unter der Titelzeile »Ausblicke und Wünsche führender Geister« Ergebnisse einer Umfrage unter Prominenten über Wünsche und Vorstellungen für die Zukunft.
1904 Die Post teilt mit, daß in Berlin und seinen Vororten im Weihnachtsverkehr rund 2,5 Millionen Pakete aufgegeben bzw. in den Postämtern eingegangen sind, ca. 150 000 mehr als im Vorjahr.
1906 Der Arbeiter-Athletenbund Deutschlands wird in Berlin gegründet.
1910 Im Blauen Saal des Berliner Sportpalastes gibt die »Sport-Bühne« die Eröffnungsvorstellung mit einem bunten Abend. Für das Programm, das an weiteren Abenden geboten wurde, waren namhafte Künstler von Theater, Konzert und Varieté verpflichtet worden.
1916 Ein heftiger Sturm richtet in Berlin erhebliche Schäden an.
1918 Revolutionäre Arbeiter besetzen in Berlin Redaktionsbüro und Druckhaus des »Vorwärts« (Parteiorgan der SPD). Sie wollten die Herausgabe eines »Roten Vorwärts« erzwingen.
1921 Aus Protest gegen die Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer und die vom Magistrat festgesetzten Beförderungstarife treten die Kraftdroschkenfahrer während der Weihnachtsfeiertage in den Streik.
1922 Auf ihrem Kongreß in Berlin gründen Vertreter anarchosyndikalistischer Organisationen aus 13 Ländern die Internationale Arbeiter-Assoziation (Berliner Internationale). Ihr Ziel war eine Ordnung »sich selbst verwaltender Produzenten«.
1923 Der Film »Das Geheimnis von Brinkenhof« mit Henny Porten und Paul Henckels wird im Berliner Kino Alhambra (Kurfürstendamm, Charlottenburg) uraufgeführt.
1923 Reichskanzler Wilhelm Marx richtet in der Radiostelle, dem ersten offiziellen Rundfunksender in Berlin, einen Weihnachtsgruß an das deutsche Volk.
1929 Die BVG veranstaltet Sonderfahrten nach Buckow, Rheinsberg, Freiwalde und zum Mellensee.
1930 Der Wissenschaftler Eugen Goldstein, der in Berlin langjährig auf den Gebieten Strahlungsphysik und Spektren tätig war, stirbt in Berlin.
1933 Die Operette »Die lockende Flamme« von Eduard Künneke wird im Theater des Westens uraufgeführt.
1935 Der Admiralspalast in der Friedrichstraße (Mitte) öffnet nach zweieinhalb Jahren Ruhezeit wieder seine Pforten als Theater. Zur Eröffnung wurde die Operette »Die Fledermaus« von Johann Strauß aufgeführt.
1945 Am ersten Weihnachtsfest nach Kriegsende verzeichnen die Kirchen in Berlin überfüllte Gottesdienste. Das Hilfswerk »Rettet das Kind« und kirchliche Wohlfahrtsverbände bescherten auf zahlreichen Veranstaltungen Berliner Kinder.
1948 In der Volksbühne im Theater in der Kastanienallee (Prenzlauer Berg) hat Gerhart Hauptmanns »Der Biberpelz« in der Inszenierung von Robert Trösch und mit Steffi Spira, Herbert Hübner, Arthur Wiesner und Hans Ulrich in den Hauptrollen Premiere.
1952 West-Berlin wird neben Hamburg und Köln Sendestelle des regulären Fernsehprogramms, das der Nordwestdeutsche Rundfunk täglich von 20.00 bis 22.00 Uhr auszustrahlen beginnt.
1953 Erstmals nach 20 Monaten treffen wieder Auswahl-Fußballmannschaften beider Teile der Stadt aufeinander. Die Ostberliner gewannen 3:2.
1955 Der Sender Freies Berlin (SFB) übernimmt vom Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) das III. Hörfunkprogramm auf UKW, das sich speziell an »anspruchsvolle« Hörer wandte.
1957 Die zirzensische Schau »Menschen, Tiere, Sensationen« erlebt in der wiederaufgebauten Deutschlandhalle (Charlottenburg) vor 14 000 Zuschauern nach 14jähriger Unterbrechung eine Neuauflage.
1963 Gegen 16.30 Uhr flüchten zwei 18jährige Jugendliche aus Neubrandenburg nach West-Berlin (Mariannenplatz, Kreuzberg). Einer blieb unverletzt, der andere, Paul Schultz, wurde von Schüssen der DDR- Grenzposten getroffen. Er verstarb im Bethanien-Krankenhaus.
1973 Im Berliner Stadtgebiet tritt dichter Nebel auf. Die Sichtweiten lagen zeitweise unter 50 m.
1978 Johann Stumm, von 1948 bis 1962 Westberliner Polizeipräsident, stirbt in Berlin. Er wurde auf dem Alten Luisenstadt-Kirchhof am Südstern 8-12 (Kreuzberg) beigesetzt.
1980 Berlin erlebt mit Temperaturen von fast 11°C den wärmsten ersten Weihnachtsfeiertag seit Beginn der Temperaturmessungen am Meteorologischen Institut in Dahlem.
1981 Am ersten Weihnachtsfeiertag liegt in Berlin eine Schneedecke von 17 cm Höhe. Das hatte es mindestens seit 1892 nicht mehr gegeben.
1981 In der Deutschen Staatsoper Unter den Linden (Mitte) findet die Premiere der Oper »Don Carlos« von Giuseppe Verdi in einer Inszenierung von Christian Pöppelreiter statt.
1989 Der amerikanische Komponist und Dirigent Leonard Bernstein gibt im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt (Mitte) ein Konzert.
1991 Der Theater- und Filmschauspieler Curt Bois stirbt in Berlin. Der gebürtige Berliner spielte unter Max Reinhardt, bevor er 1933 ins Exil ging. Seit 1954 wohnte er in West-Berlin. Bois gehörte in beiden Teilen Berlins zu den profiliertesten Darstellern.
1992 Tausende von Berlinern folgen dem Aufruf verschiedener Medien und beteiligen sich an der Aktion »Lichter in die Fenster«, um ihr Ja zu Toleranz und Vernunft sowie ihr Nein zu Gewalt, Rassismus und Fremdenhaß zu dokumentieren.
1992 Mit einer etwa 10 km langen Lichterkette vom Lustgarten in Mitte bis zum Theodor-Heuss-Platz in Charlottenburg protestieren rund 250 000 Menschen gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit.
1995 Die Berliner Feuerwehr meldet bis 13.00 Uhr rund fünfhundert Rettungseinsätze. Wie der Feuerwehr-Lagedienst mitteilte, waren es sonst am ersten Weihnachtsfeiertag bis zu diesem Zeitpunkt lediglich etwa dreihundertfünfzig Einsätze.
1996 In der Mokka-Milch-Eisbar an der Karl-Marx-Allee (Mitte) entdecken Spaziergänger einen Brand. Bei den Löscharbeiten wurden Kanister mit Brandbeschleunigern gefunden. Bereits im Februar 1996 hatte ein Feuer einen Millionenschaden angerichtet.
1997 50 Jahre nach der ersten Vorstellung in der Komischen Oper steht die Operette »Die Fledermaus« von Johann Strauß erneut auf dem Spielplan. Zum Jubiläumsabend waren u.a. Otto Sander als Frosch und Brigitte Mira als »B-dele« (Adele) erschienen.
1997 Mildes und sonniges Wetter lockt Tausende Berliner nach dem Weihnachtsbraten in die Zoos, Parks und Grünanlagen der Stadt. Mit Temperaturen bis zu 11°C ging das Fest als eines der mildesten dieses Jahrhunderts in die Geschichte ein.
1998 Am 1. Weihnachtstag muß das überfüllte Tierheim in Lankwitz zahlreiche Tiere aufnehmen, die als Weihnachtsgeschenk nicht willkommen waren. Dazu gehörten elf Hunde, vier Katzen und zwei Kleintiere.
1998 Durch einen Adventskranz wird um Mitternacht ein Brand am Buschrosenplatz in Britz (Neukölln) ausgelöst. Nach einem weiteren Brand in einem Kreuzberger Seniorenheim mußte ein Bewohner mit einer Rauchvergiftung in ärztliche Behandlung gebracht werden.
1999 In der Deutschen Oper Berlin (Bismarckstraße 35, Charlottenburg) hat das Ballett »Romeo und Julia« von Sergei Sergejewitsch Prokofjew in der Choreographie von Youri Vámos Premiere. In den Titelrollen tanzten Margaret Illmann und Igor Antonov.
2000 Auf dem 40 Meter langen Zweimaster »Vivendi« wird an der Spree-Anlegestelle an der Straße Freiheit 15 (Köpenick) ein Feinschmecker-Restaurant eröffnet. Das 1891 in Amsterdam gebaute Frachtschiff wurde in einer Köpenicker Werft umgebaut.

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