Berlin am 23. Dezember
   
1539 Kurfürst Joachim II. Hektor belehnt die Stadt Spandau mit zwei Teilen des Dorfes Pankow.
1619 Kurfürst Johann Sigismund stirbt im Alter von 47 Jahren im Hause seines Kammerdieners in der Berliner Poststraße.
1697 Der Archivar beim Geheimen Staatsarchiv zu Berlin, Hermann von Recke, erhält seine Bestallung als neumärkischer Regierungsrat in Küstrin und gibt seine Tätigkeit im Archiv auf.
1728 In Berlin schließt Preußen einen Vertrag mit Österreich. Für die Garantie der Ansprüche auf das Herzogtum Berg versprach König Friedrich Wilhelm I. ein Hilfskorps von 10 000 Mann zur Behauptung der pragmatischen Sanktion (Erbfolgeedikt Kaiser Karl VI.).
1741 Am Abend ist »Assemblee« beim Landjägermeister Grafen von Schwerin. Sie sollte bereits am Vortage stattfinden, mußte jedoch wegen einer Opernaufführung im Königlichen Hoftheater im Berliner Schloß verschoben werden.
1753 Ein Neubau der Sebastianskirche (Stallschreiberstraße/Alte Jakobstraße) wird eingeweiht. Als 1802 die Cöllnische Vorstadt den Namen Luisenstadt erhielt, wurde sie in Luisenstadtkirche umbenannt. Die kriegszerstörte Kirche wurde 1964 abgeräumt.
1788 König Friedrich Wilhelm II. führt in Berlin wie im übrigen Preußen ein Abschlußexamen für Gymnasiasten ein, durch das ihre Befähigung zum Universitätsstudium nachgewiesen werden soll. Die Prüfung bestand aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil.
1792 Es ergeht ein »Reglement, wegen des künftigen Verfahrens in Justitz- Sachen, welche die Fabriken in Berlin und Potsdam betreffend«. Die Jurisdiktion in »Fabrikensachen« oblag danach dem Magistrat und wurde durch das »Policey-Directorium« ausgeübt.
1793 Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz, die spätere Königin Luise an der Seite König Friedrich Wilhelms III., hält als Verlobte des Kronprinzen ihren feierlichen Berlin-Einzug.
1800 In der Kochstraße (Kreuzberg) und Sophienkirch-Gasse (Mitte) werden, angeregt und finanziert durch den Stadtrat Dracke und den Pionier-Kapitän Buddée, je eine Suppenküche eröffnet, wo täglich 160 Arme während der Wintermonate unentgeltlich essen können.
1809 Christoph Wilhelm Hufeland, der als Leibarzt die königliche Familie nach Ostpreußen begleitet hatte, kommt gemeinsam mit dem Hof nach Berlin zurück.
1809 König Friedrich Wilhelm III., Königin Luise und der königliche Hof werden bei ihrer Rückkehr aus Königsberg, wohin sie 1806 vor Ausbruch des Vierten Koalitionskrieges geflohen waren, in Berlin feierlich empfangen.
1810 Die sterblichen Überreste der Königin Luise, die am 27. Juli von Hohenzieritz nach Berlin gebracht worden waren, werden vom Dom in Berlin in das für sie errichtete Mausoleum im Schloßpark Charlottenburg umgebettet.
1810 Karl Richard Lepsius wird in Naumburg an der Saale geboren. Der Professor für Archäologie war ab 1865 Direktor des Ägyptischen Museums und ab 1851 Mitglied der 1809 gegründeten »Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin«.
1832 Hermann Ringleb wird in Berlin geboren. Ringleb besuchte von 1852 bis 1856 die Königliche Gärtnerlehranstalt und war danach als Landschaftsgärtner tätig.
1840 Emil Lampe wird in Gollwitz bei Brandenburg/Havel geboren. Lampe war zunächst Lehrer am Luisenstädtischen Gymnasium und an der dortigen Gewerbeschule. 1889 wurde er als Professor der Mathematik an die Technische Hochschule in Charlottenburg berufen.
1841 Die »Evangelische Pastoral-Hülfsgesellschaft« Berlins erläßt ihre Statuten zur Einzelfallhilfe für in Not geratene Amtsbrüder mittels Beiträgen und Geschenken.
1849 Der Minister für geistliche Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten verfügt, daß für die Charité (Mitte) »von nun an eine Direktion aus einem Arzt und einem Verwaltungsbeamten gebildet werden soll«. Die selbständige Verwaltung begann am 30. März 1850.
1877 Das Ostend-Theater in der Großen Frankfurter Straße 132 (Frankfurter Allee), geleitet von den Direktoren Hermann Grünfeld und Arnold Lüders, wird mit musikalischen und szenischen Darbietungen - zunächst für geladene Gäste - eröffnet.
1886 Viele Berliner bringen, einem alten Brauch folgend, geschmückte Christbäume auf die Gräber der Kinder.
1888 Das Berliner Dampfstraßenbahn Consortium eröffnet die Strecke Nollendorfplatz - Schöneberg - Friedenau - Steglitz.
1899 Oberbürgermeister Martin Kirschner, der bereits im Juni des Vorjahres in das höchste Stadtamt gewählt worden war, erhält von Kaiser Wilhelm II. die mündliche Bestätigung für diese Funktion.
1899 Das Denkmal des Kurfürsten Georg Wilhelm mit den Darstellungen von Konrad von Burgsdorff und Graf Adam von Schwarzenberg, geschaffen von Kuno von Uechtritz, wird in der Siegesallee (Tiergarten) enthüllt.
1900 Der Stadtschulrat Heinrich Walter Bertram wird zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
1908 Im Berliner Reichstag werden die drei Bilder des Münchener Malers Angelo Jank wegen »ästhetischer und künstlerischer Bedenken« wieder entfernt. In Frankreich hatte ein Bild Anstoß erregt, das Kaiser Wilhelm I. auf dem Schlachtfeld von Sedan zeigte.
1911 Zwischen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und dem Verein Chemische Reichsanstalt wird ein Vertrag über die Errichtung eines Kaiser-Wilhelm-Institutes für Chemie zunächst auf die Dauer von 50 Jahren geschlossen.
1911 Ermanno Wolf-Ferraris Oper »Der Schmuck der Madonna« wird in Berlin uraufgeführt.
1912 Die berühmte russische Tänzerin Anna Pawlowa gibt zu Beginn ihres Gastspiels im Neuen Königlichen Opernhaus (Krolloper) am Königsplatz (Platz der Republik, Tiergarten) eine Vorstellung vor geladenen Gästen.
1912 In der Regie von Max Reinhardt hat im Deutschen Theater, Schumannstraße (Mitte), Maurice Maeterlincks Stück »Der blaue Vogel« Premiere.
1913 In der Berliner Zeitschrift »Illustrierter Sport« erscheint ein Leitartikel, der am 30. Dezember fortgesetzt wird, in dem die Bedingungen für Breiten- und Spitzensport in den USA und im Deutschen Reich verglichen werden.
1917 Das von Max Reinhardt inszenierte Stück »Der Bettler« von Reinhard Sorge wird im Deutschen Theater in der Schumannstraße (Mitte) aufgeführt.
1918 Zwischen Matrosen der Volksmarinedivision und Soldaten der Reichswehr kommt es in Berlin-Mitte zu bewaffneten Auseinandersetzungen.
1919 In der Zeitung »Cöpenicker Dampfboot« erscheinen Artikel, die sich entschieden gegen die Eingemeindung Köpenicks in die vorgesehene neue große Stadtgemeinde Berlin aussprechen.
1921 Das ungenügende Angebot an Weihnachtsbäumen nutzen Spekulanten zu Preissteigerungen auf das Fünf- bis Achtfache aus.
1924 Der Film »Der letzte Mann« wird im Ufa-Palast am Zoo uraufgeführt.
1926 Heinz Graffunder wird in Berlin geboren. Er erlernte den Maurerberuf, besuchte von 1949 bis 1952 die Vereinigte Ingenieurschule in Berlin- Neukölln, war von 1952 bis 1967 Architekt von Wohnungsbauten und 1973 Chefarchitekt des Palastes der Republik.
1927 Der Magistrat veranlaßt, für bedürftige alte Bürger eine Weihnachtsfeier mit Essen im Festsaal des Roten Rathauses (Mitte) durchzuführen.
1927 Zusätzlich zur Stammbelegschaft der Stadtreinigung werden 4 000 weitere Personen zur Beseitigung von Schnee, Eis, Matsch und Schmutz herangezogen.
1930 Der angesetzte Prozeß, den Brecht gegen die Nero-Filmgesellschaft in der Berufungsinstanz angestrengt hatte, fällt aus. Es war zu einer Einigung gekommen (Honorar und Filmfreigabe). Brecht wollte die Verfilmung der Dreigroschenoper verbieten lassen.
1931 Die »Truppe 1931«, eine Theatergruppe unter Leitung von Gustav von Wangenheim, bringt mit dem Stück »Die Mausefalle« ihre erste Inszenierung im Kleinen Theater Unter den Linden (Mitte) heraus.
1933 Die Stadt Berlin erhält als weihnachtliche Sonderspende für Kleinrentner 2 800 000 Reichsmark. Die Bezirksämter wurden angewiesen, den 18 000 Kleinrentnern jeweils zehn, den Ehefrauen fünf und den Kindern unter 16 Jahren drei Mark auszuzahlen.
1933 Die Operette »Clivia« von Nico Dostal wird im Theater am Nollendorfplatz (Schöneberg) uraufgeführt.
1934 Das Defizit der Stadt Berlin ist von 90 Millionen Reichsmark auf 50 Millionen Mark gesunken, teilt Staatskommissar Dr. Julius Lippert vor der Presse mit. In zwei Jahren sollte die Schuldenlast der Stadt völlig getilgt sein.
1935 Die Berliner Bühnen warten einen Tag vor Heiligabend mit sieben Premieren auf. In der Komischen Oper (Mitte) ging Christian Eckelmanns zeitgemäßes Stück »Die Weltmeisterin« zum erstenmal über die Bühne.
1935 Der neue zur Hälfte fertiggestellte Hochbahnhof Möckernbrücke wird in Betrieb genommen. Nach Fertigstellung im Juni 1936 hatte er eine Länge von 110 m.
1935 Im Gloria-Palast (Charlottenburg) hat der Ufa-Spielfilm »Schwarze Rosen« mit Lilian Harvey, Willy Fritsch und Willy Birgel Uraufführung.
1935 Der beim Brand auf der Berliner Funkausstellung zerstörte Fernsehsender »Paul Nipkow« wird wieder in Betrieb genommen. Im Fernsehlaboratorium des Reichspostzentralamtes in der Rognitzstraße wurde die erste Sendung öffentlich vorgeführt.
1940 Der Architekt Otto Rudolf Salvisberg stirbt. Er hatte sich in Berlin durch den Bau des ersten Sichtbeton-Geschäftshauses (Lindenhaus«, Kreuzberg) einen Namen gemacht. Viel Beachtung fand sein Entwurf für den Cecilienplatz in der Gartenstadt Frohnau.
1945 In Berlin trifft der erste Kriegsgefangenentransport aus der Sowjetunion ein.
1947 Im ehemaligen Lichtspielhaus Lichtburg am Bahnhof Gesundbrunnen (Wedding) wird das Corso-Theater mit der Operette »Chanel Nr. 5« eröffnet. Intendant des Theaters war Werner Fuetterer.
1947 Die neue Komische Oper wird im Gebäude des früheren Metropol-Theaters (Behrenstraße, Mitte) mit der von Walter Felsenstein inszenierten Operette »Die Fledermaus« von Johann Strauß eröffnet.
1952 Der Vertrag mit dem Intendanten der Berliner Städtischen Bühnen, Boleslaw Barlog, wird von der Senatsverwaltung für Volksbildung verlängert, nachdem dieser seine Absicht, die Leitung des Schiller-Theaters (Charlottenburg) abzugeben, aufgegeben hatte.
1954 In der Nacht vom 22. zum 23. Dezember tobt ein schwerer Sturm, zeitweilig Windstärke 10, über Berlin. Mehrere Ruinen stürzten ein und Dächer wurden beschädigt.
1954 Im Zoologischen Garten zu Berlin wird das Elefantenhaus als erster Großbau nach dem Zweiten Weltkrieg in Betrieb genommen. Die Kosten betrugen 840 000 DM.
1962 Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt und der scheidende USA- Stadtkommandant Albert Watson fliegen mit dem Hubschrauber zu einem »Weihnachtsbesuch« in die zum Westberliner Bezirk Zehlendorf gehörende Exklave Steinstücken.
1963 Das Prinzessinnenpalais Unter den Linden (Mitte) mit dem dort untergebrachten Operncafé wird nach umfangreichen Wiederherstellungsarbeiten der Öffentlichkeit übergeben.
1972 Erstmals seit 1965 können Westberliner das Weihnachtsfest wieder bei Verwandten und Freunden in Ost-Berlin und der DDR feiern.
1983 Zwei DDR-Grenzsoldaten durchschwimmen bei Dreilinden den Teltowkanal und erreichen unbemerkt West-Berlin.
1988 Die Industriebahn-Gesellschaft Berlin mbH (IGB) wird zur Koordinierung und zum einheitlichen Betreiben aller Berliner Industriebahnen (bisher 16 Klein- und Privatbahnen in West-Berlin) gegründet.
1995 Die Verwaltung des Botanischen Gartens in Dahlem gibt bekannt, daß ab 1. Januar 1996 die Eintrittspreise erhöht werden. Der Preis für eine Tageskarte stieg von 4,00 Mark auf 4,40 Mark, für eine Jahreskarte von 50 Mark auf 60 Mark.
1996 Das Berliner Landgericht lockert für den ehemaligen DDR-Staats- und Parteichef Egon Krenz die Auflagen während des Prozesses wegen der Toten an der Mauer. Krenz durfte sich fortan außer in Berlin und Brandenburg auch in Mecklenburg-Vorpommern aufhalten.
1996 Der amerikanische Konzern UCAR International unterschreibt einen Kauf-, Übereignungs- und Mietvertrag, mit dem er den Produktionsbereich »Großkohle« des ehemaligen VEB Elektrokohle Lichtenberg übernimmt.
1997 Wegen mehrfacher Steuerhinterziehung in Millionenhöhe und Urkundenfälschung muß sich ein 29jähriger Berliner vor Gericht verantworten. Gemeinsam mit einem Komplizen hatte er zwischen 1994 und 1995 knapp drei Millionen Mark Steuern hinterzogen.
1998 Der Berliner Reiseveranstalter Fax & Fly gibt bekannt, daß 850 Berliner vom Konkurs der spanischen Fluggesellschaft »Canarias Regional Airlines« betroffen sind. Statt Teneriffa wurde den Urlaubern ein Weihnachtsurlaub in der Türkei angeboten.
1998 Der Berliner Einzelhandelsverband äußert sich zufrieden über das diesjährige Weihnachtsgeschäft. Verkaufsschlager waren Mobiltelefon- Handys. Auch Familien, bei denen ein Partner zu Hause war, wünschten das zweite Handy.
2000 Knapp zwei Millionen Menschen stürmen einen Tag vor dem Weihnachtsfest die Kaufhäuser und Geschäfte in Berlin. Allein das KaDeWe zählte 120 000 Besucher. Es war der klassische Tag für SOS-Käufe (Socken, Oberhemden, Schlipse).

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