Berlin am 12. Dezember
 
1371 Markgraf Otto der Faule und Herzog Friedrich von Bayern gestatten den Bürgern zu Spandau gegen alle, die sie schinden und berauben, wie gegen wirkliche Räuber vorzugehen.
1447 Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn schreibt den Ratsherren zu Berlin und Cölln, daß er seinem Lehnsmann Balthasar Boytin in Berlin im ganzen Lande freies und sicheres Geleit erteilt habe.
1457 Günther Guintz gelobt, den Tod seines zu Berlin hingerichteten Bruders weder an dem Kurfürsten noch an den Städten Berlin und Cölln rächen zu wollen.
1573 Der Cöllner Stadtschreiber berichtet über einen Brand der Sägemühle auf dem Mühlendamm (Mitte), der die ganze Mühle abbrennen ließ.
1579 Kurfürst Johann Georg bestätigt ein früheres Privileg des Scharfrichters zu Berlin. Es sah insbesondere Regelungen für dessen Aufgaben als Abdecker vor.
 
1716 Friedrich Wilhelm I. empfiehlt in einem »Patent wegen Pflanzung der Maulbeerbäume zur Förderung der Seidenfabriken«, an allen geeigneten Orten Maulbeerbäume zu pflanzen, und beruft sich darauf, daß z.B. in Spandau und Köpenick schon Seide gewonnen wird.
1776 Es ergeht eine »Verordnung, welchergestalt sowohl diejenigen, welche Baumaterialien in Berlin und Potsdam stehlen, als auch die, welche solche gestohlene Bau-Materialien kaufen oder verhehlen, bestrafet werden sollen«.
1792 Der Direktor der Hebammenschule an der Charité zu Berlin, Johann Philipp Hagen, stirbt 58jährig.
1793 Ernst Ferdinand Schäde, ein am Heckerschen Lehrerseminar in Berlin ausgebildeter Lehrer, tritt seinen Dienst in Zehlendorf an.
1813 Die Sperre wegen der Rinderpest in Marienfelde wird aufgehoben. In Tempelhof blieb die Sperre bestehen.
1831 Friedrich Wilhelm Leopold von Baerensprung wird als Nachfolger Johann Stefan Gottfried Büschings von der Stadtverordnetenversammlung zum Oberbürgermeister von Berlin gewählt. Das Amt trat er im März 1832 an.
1843 In Berlin wird ein Ortsverein des Gustav-Adolf-Vereins (Verein zur Unterstützung evangelischer Minderheiten) gegründet, dem der Theologe Ludwig Jonas bis zu seinem Tode angehörte.
1843 Die Geistlichen Berlins unterzeichnen den Entwurf zu den Statuten des »Evangelischen Vereins der Gustav-Adolph-Stiftung« für die preußische Hauptstadt nach einem Aufruf des Darmstädter Hofpredigers Zimmermann an die protestantische Welt.
1846 Eugen Baumann wird in Cannstatt geboren. Baumann war von 1877 bis 1883 Vorsteher der chemischen Abteilung des physiologischen Instituts der Berliner Universität. Während seiner Berliner Zeit entwickelte er eine erfolgreiche Forschungs- und Lehrtätigkeit.
1870 In Berlin beginnt die erste katholische Tageszeitung »Germania« ihr Erscheinen. Sie führte den Untertitel »Zeitung für das deutsche Volk« und verstand sich als Interessenvertreterin der Berliner Katholiken gegenüber der antiklerikalen Berliner Presse.
1879 Das »Niederbarnimer Kreisblatt« berichtet über die Gewinnung von Natureis auf dem Rummelsburger See: »Hunderte von Menschen sind ... damit beschäftigt, das durch Sägen, die von einem Pferd gezogen werden, in Tafeln geschnittene Eis ... heranzubringen.
1879 Der Akademisch-bauwissenschaftliche Verein, der 1871 an der Bauakademie gegründet worden war, tritt dem Berliner akademischen Verein »Hütte« bei.
1897 Gerd Stranzen wird geboren. Der Hockeyspieler gewann bei den Olympischen Spielen in Amsterdam 1928 mit der deutschen Mannschaft die Bronzemedaille.
1903 Die Hauptversammlung der Pharmazeutischen Gesellschaft beschließt, die Gesellschaftsbibliothek in das Pharmazeutische Institut in Dahlem zu verlegen.
1910 Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) wird ein »Großes Instrumental- und Vokal-Konzert« gegeben.
1912 Wegen des begehrten Tagesstempels - 12. 12. 1912 - herrscht auf dem Berliner Postamt 12, Zimmerstraße 26-28 (Kreuzberg), großer Andrang, vor allem von Briefmarkensammlern.
1913 An der Berliner Universität beginnt ein siebentägiger Streik der Zahnheilkundestudenten. Damit wollten die Studenten ihrer Forderung nach Einführung des Doktortitels für ihren Studiengang Nachdruck verleihen.
1919 Mit der Inszenierung von Friedrich Schillers »Wilhelm Tell« stellt sich Leopold Jessner am Staatlichen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, dem vormaligen Königliches Schauspielhaus (Mitte), dem Berliner Publikum vor.
1919 Die Berliner Burschenschaft »Arminia« wird mit allen anderen Berliner Burschenschaften Mitglied des »Hochschulringes für deutsche Art«.
1921 Die Omnibuslinie A 29 »Pankow, Breite Straße - Neukölln, Hermannplatz« wird mit einer Streckenlänge von 14,4 km in Betrieb genommen.
1921 Die neue gemeinsame Satzung für alle Berliner Sparkassen tritt in Kraft. Die Sparkasse erhielt den Namen »Sparkasse der Stadt Berlin«.
1924 Eine Polizeiverordnung für Berlin, »betreffend das Treiben der Tiere auf dem Schlachthofe«, wird erlassen.
1925 Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet vor fast 4 000 Zuschauern »Der Ball der Mode« statt. Ein Podium auf dem Eisparkett diente als Laufsteg. Zur Modekönigin wurde die 19jährige Sonja Jowanowicz gekrönt.
1927 Die Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Geschichte und Bibliographie des Brauwesens findet in Berlin statt. Fritz Schoellhorn, Gründungsmitglied der Gesellschaft, berichtete über seine Vorarbeiten zu einer Bibliographie des Brauwesens.
1927 Bei der Bewag wird die Grundgebühr des Niederspannungstarifs anstatt von der Zählergröße vom Anschlußwert der Anlage des Abnehmers abhängig gemacht.
1928 Der Schauspieler und Theaterleiter Ferdinand Gregori stirbt in Berlin.
1930 Der Polizeipräsident Albert Grzesinski lädt die Presse zum Tee ein.
1933 Christa Stubnick (verh. Fischer) wird in Gardelegen geboren. Die Leichtathletin des SC Dynamo Berlin errang bei den Olympischen Spielen in Melbourne 1956 die Silbermedaille über 100 m und 200 m. Sie war die erste DDR-Frau mit einer olympischen Medaille.
1933 In der Krolloper (Tiergarten) tritt der am 12. November gewählte Reichstag zusammen. Wegen der NS-Dominanz und der Kürze der Sitzung wurde er von der NS-Presse als »Zehnminuten-Reichstag« glossiert, »Motto: Achtung! Heil Hitler! Wegtreten!«.
1934 Im »Glaspalast Moabit« gedenkt man des Tages vor 20 Jahren, an dem Hinrich Hußmanns gewaltige Reiterplastik »Vor dem Rennen« spurlos verschwand. Die Plastik erhielt 1914 die »Goldene Medaille« und sollte auf der Weltausstellung gezeigt werden.
1935 Der »mit der Überwachung der kulturell tätigen Juden im deutschen Reichsgebiet Beauftragte« ernennt den Direktor Georg Kareski, Mitglied des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde Berlin, zum verantwortlichen Leiter des Reichsverbandes jüdischer Kulturbünde.
1935 Der Berliner Fremdenverkehrsverband teilt mit, daß die Stadt im November von 11 668 auswärtigen Besuchern, darunter fast 11 000 Ausländern besucht wurde. Sie kamen u.a. aus England, den USA und aus Holland.
1945 Im Pariser Reparationsabkommen werden genaue Angaben über Demontagevorhaben in Berlin gemacht.
1945 Karl Feierabend, seit 35 Jahren Angehöriger der Berliner Feuerwehr und in der NS-Zeit gemaßregelt, wird zum Oberbranddirektor ernannt.
1946 Die Bezirksverordnetenversammlung von Zehlendorf wählt auf ihrer ersten Sitzung nach den Wahlen vom 20. Oktober Dr. Werner Wittgenstein (CDU) zum Bezirksbürgermeister.
1947 In Minneapolis (USA) stirbt der Gynäkologe Prof. Robert Meyer, der als weltbekannter Krebsdiagnostiker die Charité verließ, als ihm als Juden 1939 auch die seit 1935 noch ermöglichte Tätigkeit ohne Bezüge verweigert worden war.
1948 Auf Punkte der Seifenkarte beginnt in den westlichen Sektoren der Verkauf von Textilien.
1951 In Ost-Berlin wird die Zentrale Eisenbahnspinne »Grünauer Kreuz« in Betrieb genommen.
1954 Der bisherige S-Bahnhof Neu-Lichtenberg erhält den Namen Nöldnerplatz, da die alte Bezeichnung oft zu Verwechslungen mit dem Fern- und S-Bahnhof Lichtenberg geführt hatte.
1955 Demonstranten verhindern in Reinickendorf das geplante Treffen des militaristischen Verbandes »Stahlhelm«.
1956 Vom Hauptausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses wird grundsätzlich ein Etatzuschuß von einer Million Mark für die Freie Universität Berlin bewilligt.
1957 Auf seiner 13. Sitzung genehmigt der 8. Konvent der Freien Universität Berlin die Teilnahme eines Studentenvertreters an der Presse-Informationsreise des Verbandes Deutscher Studentenschaften (VDS) nach Moskau.
1958 Der Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Otto Stammer, weiht das neue Fakultätsgebäude in der Garystraße (Dahlem) ein.
1959 Die Evangelische Kirche veranstaltet in der Deutschlandhalle (Charlottenburg) zum Auftakt der Sammelaktion »Brot für die Welt« eine Großkundgebung, auf der dazu aufgefordert wird, den Hunger in der Welt durch Spenden überwinden zu helfen.
1961 An der Stelle des früheren Lehrervereinshauses am Alexanderplatz (Mitte), das durch Bombenangriffe während des Zweiten Weltkrieges zerstört wurde, wird der Grundstein für das »Haus des Lehrers« und für die Kongreßhalle gelegt.
1963 Der Berliner Ehrenbürger Theodor Heuss stirbt wenige Wochen vor Vollendung seines 80. Lebensjahres in Stuttgart. Er war von 1949 bis 1959 erster Bundespräsident.
1966 Das Abgeordnetenhaus billigt in zweiter Lesung das Gesetz über die Zusammenarbeit zwischen der Freien Universität Berlin (Zehlendorf) und der Pädagogischen Hochschule Berlin (Lankwitz).
1967 Auf den Wagen der durch den Bezirk Prenzlauer Berg führenden Straßenbahnlinie 72 E fährt zum letzenmal in Ost-Berlin eine Schaffnerin mit. Die schrittweise Einführung des schaffnerlosen Betriebes bei der BVG (Ost) begann am 1. März 1966.
1969 An der Technischen Universität Berlin wird das Institut für Hochschuldidaktik gegründet.
1970 Bundeskanzler Willy Brandt, von 1957 bis 1966 Regierender Bürgermeister, wird vom Westberliner Senat und Abgeordnetenhaus zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
1973 Der Prototyp eines Großprofil-U-Bahn-Wagens vom Typ F (Wagen 2500/2501) wird bei der BVG (West) vorgestellt.
1976 In einigen Teilen Berlins kommt es zur ersten geschlossenen Schneedecke (3 cm Schneehöhe) des Winters 1976/77.
1977 Im Westberliner Stadtgebiet wird ein brütendes Amselweibchen beobachtet. Die Gründe für diesen ungewöhnlichen Zeitpunkt waren vermutlich das wärmere Stadtklima und das dadurch verbesserte Nahrungsangebot.
1982 Die Berliner Sektion der Internationalen Liga für Menschenrechte ehrt zum Tag der Menschenrechte William Borm (F.D.P.) als »unbestechlichen Demokraten, ... Verfechter einer konsequenten Abrüstungspolitik« und verleiht ihm die Carl-von-Ossietzky-Medaille.
1982 Im Theater im Palast kommt Friedrich Dürrenmatts Komödie »Der Meteor« in Anwesenheit des Autors zur DDR-Erstaufführung. Regie führte Vera Oelschlegel.
1986 Eine aus Minsk kommende zweistrahlige TU 134 der Aeroflot stürzt beim Anflug auf den Flughafen Schönefeld in etwa drei Kilometer Entfernung von der Landebahn in ein Waldstück bei Bohnsdorf.
1989 Bei einem Gespräch in Ost-Berlin vereinbaren DDR-Ministerpräsident Hans Modrow und der Regierende Bürgermeister Walter Momper unter Teilnahme des Ostberliner Oberbürgermeisters Erhard Krack die Bildung eines Regionalausschusses für Berlin.
1994 Detlef Dzembritzki, Bezirksbürgermeister von Reinickendorf, wird auf dem Sonderparteitag der Berliner SPD im ICC (Charlottenburg) zum neuen Landesvorsitzenden und Nachfolger von Ditmar Staffelt gewählt, der am 31. Oktober überraschend zurückgetreten war.
1995 Für 200 freiwillige Blutspenden binnen 36 Jahren ehrt der Blutspendedienst des Roten Kreuzes den Weddinger Busfahrer Horst Hönow.
1995 Im BMW-Autohaus am Ku'damm werden Marathonläuferin Uta Pippig, Reckweltmeister Andreas Wecker und Korac-Cup-Sieger Alba als Berliner Sportler des Jahres 1995 durch Manfred von Richthofen, Präsident des DSB und des Landessportbundes, geehrt.
1995 Die ersten von insgesamt sechs Millionen Tonnen Erde, die für die Tiergartentunnel ausgebaggert werden, werden umweltfreundlich auf Binnenschiffe verladen. Auf diesem Wege sollten rund 300 000 Lkw-Fahrten in der Stadt vermieden werden.
1995 Die Siemens AG gibt bekannt, daß im laufenden Geschäftsjahr 1 200 Arbeitsplätze abgebaut werden. Mittelfristig sollten dafür 500 neue Stellen auf zukunftsträchtigen Arbeitsgebieten entstehen, kündigte Wolfram O. Martinon vom Siemens-Vorstand an.
1996 Das Deutsche Historische Museum im Zeughaus (Mitte) eröffnet vor geladenen Gästen eine Ausstellung unter dem Titel »Parteiauftrag: Ein neues Deutschland. Bilder, Rituale und Symbole der frühen DDR«. Die Exponate stammten überwiegen aus eigenen Beständen.
1996 Der hundertjährige, derzeit geflutete Staßenbahntunnel unter der Spree zwischen Stralauer Halbinsel und Treptower Park wird von Tauchern begutachtet. Wegen der Errichtung von Neubauten in Stralau war eine mögliche Einsturzgefahr zu prüfen.
1996 Das Bundesverfassungsgericht veröffentlicht zwei Beschlüsse, wonach die als »Kriegsverbrecher und Naziaktivisten« 1949 enteigneten Grundeigentümer in Ost-Berlin keinen Anspruch auf Rückgabe ihrer Immobilien haben. Frühere Urteile wurden damit bestätigt.
1997 Die Plastik »Bogenspannerin« oder »Diana« des Bildhauers Ferdinand Lepke wird auf dem Hohenzollernplatz (Wilmersdorf) erneut enthüllt. Sie entstand in Lauchhammer als Nachguß der Figur, die vermutlich im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurde.
1997 Der DDR-Dissident und Gesellschaftskritiker Rudolf Bahro wird auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte beigesetzt. Bahro war am 5. Dezember einem Krebsleiden erlegen.
1997 Der Berliner Fußballclub Hertha BSC bezwingt im Olympiastadion (Charlottenburg) den 1. FC Kaiserslautern mit 2:0. Es war das siebente Mal, daß die Berliner als Bundesligamannschaft nicht verloren hatten.
1998 In der Charlottenburger Trinitatis-Kirche am Karl-August-Platz beginnt eine Festwoche zum 100. Jubiläum des Denkmals märkischer Backsteingotik. Seit März des Jahres war das Innere der Kirche erneuert worden.
1998 Auf dem Gelände des ehemaligen Transformatorenwerkes Oberschöneweide werden mit Konzerten und einer Filmvorführung die Reinbeckhallen eröffnet. Sie waren erster Teil des neu entstehenden Kulturstandortes in der Industriebrache.
1998 Der italienische Modekonzernchef Luciano Benetton eröffnet am Kurfürstendamm (Charlottenburg) eine neue Filiale. Das neue Geschäft mit 1 800 Quadratmetern Verkaufsfläche war im Gebäude des ehemaligen Kinos Gloria Palast eingerichtet worden.
1998 In der Galerie »Mitte« in der Singerstraße wird die Ausstellung »100 Jahre Druckerei Graetz« eröffnet. Gezeigt wurden historische Druckbeispiele und Plakate von Künstlern wie Käthe Kollwitz sowie Originaldrucke aus den 70er und 80er Jahren.
1999 Im Haus der Kulturen der Welt (John-Foster-Dulles-Allee, Tiergarten)wird die diesjährige Carl-von-Ossietzky-Medaille durch die Liga für Menschenrechte an zwei Schriftstellerinnen aus dem Iran, Simin Behbahani und Monireh Baradaran, verliehen.
2000 Hunderte Studenten der Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin besetzen für einige Stunden das Otto-Suhr-Institut (Zehlendorf), um gegen die geplanten Einsparungen zu protestieren. Die Professuren sollten von 27 auf 14 reduziert werden.

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