Berlin am 29. August
 
1355 Markgraf Ludwig der Römer verbietet, irgendeinen der Ratsherren von Berlin und Cölln wegen der zurückliegenden Zwietracht um den »falschen Woldemar« zur Verantwortung zu ziehen.
1430 Das Kaiserliche Hofgericht entscheidet in einer Prozeßsache Wiegands von Sunnenborn wider die Städte Berlin und Cölln.
1439 Die Ratsherren zu Berlin und Cölln belehnen die Gebrüder Martin und Thomas Wins zu Frankfurt und Berlin mit dem Dorfe Falkenberg.
1442 Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn rückt mit der Übermacht von 600 Reitern an, zieht durch das Spandauer Tor in Berlin-Cölln ein und zwingt den Rat, ihm ein Gelände am Spreeufer bei der Langen Brücke (Rathausbrücke) zum Bau eines Schlosses abzutreten.
1442 Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn ruft seine Räte und die Bürgermeister und Ratsleute von Frankfurt, Spandau und Bernau zusammen, um über die ungehorsamen Städte Berlin und Cölln zu richten.
1520 Der Konvent des Predigerordens des Klosters in Cölln erklärt, zum Besten der Familie Reich, die ihm das ehemalige Beghinenhaus in der Brüderstraße 2 als freies Eigentum überlassen hat, zu gewissen Zeiten Vigilien und Seelenmessen halten zu wollen.
1636 Kurfürst Georg Wilhelm erläßt ein »Edikt, daß die Handwerksburschen nicht mehr guten Montag halten, nach dem Zapfenstreich kein Bier gezapft, niemand des Abends ohne Laterne und brennende Fackel gehen soll usw.«.
1701 Der Kaufmann Johann Kühne richtet an König Friedrich I. ein Schreiben mit der Bitte, ihm in Spandau die Gründung einer Apotheke für die Garnison zu bewilligen.
1740 König Friedrich II. trifft sich in Wesel mit dem französischen Naturforscher, Mathematiker und Philosophen Pierre-Louis Moreau de Maupertuis und gewinnt ihn für die Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Maupertuis war deren Präsident von 1745 bis 1753.
1742 Der Große Speisesaal im Schloß Charlottenburg wird feierlich eingeweiht.
1785 Wegen Platzmangels im »Spandauischen Zucht- und Arbeits-Haus« wird das Kammergericht zu Berlin mit Reskript angewiesen, die »Anzahl der Züchtlinge« zu verringern und statt dessen männliche Kriminelle gegebenenfalls zu Festungsarbeit zu verurteilen.
1810 Der Mediziner Carl Ferdinand von Graefe wird an die medizinische Fakultät der Berliner Universiät berufen und begann im Oktober des Jahres mit Vorlesungen.
1831 Erstes Opfer einer Choleraepidemie, die, aus Persien über Moskau, Posen und Schlesien kommend, überraschend Berlin erreichte, ist ein Schiffer auf einem Torfkahn. Im Verlaufe der Epidemie erkrankten 2 271 Personen, von denen 1 426 verstarben.
1842 Der Berliner private Theaterverein »URANIA« feiert sein 50jähriges Bestehen mit der Aufführung des Festspiels »Uranias Festmorgen«, zu dem Albert Lortzing die Bühnenmusik schrieb.
1846 Die 100. Lokomotive wird in der Maschinenbau-Anstalt und Eisengießerei August Borsig fertiggestellt.
1863 In Berlin wird die Astronomische Gesellschaft gegründet. Einer der Initiatoren und Mitbegründer war der Astronom Wilhelm Julius Foerster.
1865 Leopold Julius Spiegel wird in Berlin geboren. Spiegels wissenschaftliche Arbeit begann im chemischen Laboratorium des von Robert Koch geleiteten Hygieneinstituts. Seit 1889 arbeitete er in der chemischen Abteilung des Pharmakologischen Instituts.
1876 Norbert Krebs wird in Leoben geboren. Der Geograph war Nachfolger von Albrecht Penck, Direktor des Geographischen Instituts der Berliner Universität.
1877 Der Tiermediziner Andreas Christian Gerlach, Direktor der Tierarzneischule und Leiter der Klinik für große Haustiere, stirbt in Berlin. Er war der erste Tierarzt in Preußen, der, ohne Humanmediziner zu sein, 1870 zum Geheimen Medizinalrat ernannt wurde.
1888 Bei der Hauptstiftungskasse werden 300 Mark aus dem Nachlaß des Buchhändlers Johann Georg Kampffmeyer zur wohltätigen Zinsverwendung entsprechend den Wünschen des Verstorbenen eingezahlt.
1891 Im Lessing-Theater (Kapelleufer/Unterbaumstraße, Mitte) geht unter lebhaftem Beifall ein nach dem Englischen von Oskar Blumenthal bearbeitetes Schauspiel »Falsche Heilige« in Szene.
1891 Das erste öffentliche Preis-Trabfahren (einspännig im Sulky) findet am Abend im Hippodrom (Tiergarten) statt.
1899 Die »Berliner Morgenpost« berichtet über den kleinsten Berliner Droschkenkutscher, der wenig mehr als einen Meter groß ist, die Nummer 6667 am Taxameter und seinen Halteplatz beim neuen Abgeordnetenhaus hat.
1903 Das Berliner Apollotheater bringt zwei Streifen aus dem Atelier des Filmpioniers Oskar Meßter zur Uraufführung: »Der lustige Ehemann« und »Der Specht«.
1904 Der Berliner Astronom Karl Hermann Struve wird Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
1909 Die im April 1908 niedergebrannte alte Garnisonkirche (Mitte) wird nach ihrem Wiederaufbau neu eingeweiht.
1909 Auf dem Tempelhofer Feld landet zum erstenmal ein Luftschiff, LZ6 »Zeppelin«, mit dem Piloten Hugo Eckener. Bei der Landung wurde Graf Ferdinand von Zeppelin, der in Bitterfeld zugestiegen war, von Kaiser Wilhelm II. und 25 000 Berlinern empfangen.
1913 Der Elektrotechniker und Physiker Herrmann Aron stirbt in Charlottenburg. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde Berlin, Herbert-Baum-Straße 45 (Weißensee). Aron entwickelte 1884 den ersten brauchbaren Elektrizitätszähler.
1928 Die Bewag schließt mit der »Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen« einen Stromlieferungsvertrag ab (29. August/26. September). Die Bewag, die zunächst 32 000 kW bereitstellte, deckte fortan den größten Teil des Strombedarfs.
1929 Die »Gesellschaft der Freunde des Neuen Rußland« gibt zu Ehren des in Berlin weilenden sowjetischen Filmregisseurs Sergej Eisenstein im Hotel »Esplanade« ein Bankett. Anwesend waren auch Käthe Kollwitz, Alfred Döblin, Hans Richter und Alexander Granach.
1930 Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet die NSDAP in Vorbereitung der Reichstagswahl am 14. September eine Kundgebung. Die Veranstaltung zeigte erste Konflikte zwischen der NSDAP und der SA. SA-Leute zogen vorzeitig von der Veranstaltung ab.
1934 In Berlin wird das Fernsehen offiziell als Fernseh-Funk gestartet. Zur Eröffnung wurde eine Rede des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Joseph Goebbels auf der Funkausstellung übertragen.
1938 Am Tage des Arbeitsbeginns nach den Sommerferien im Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie informiert Otto Hahn die Institutsmitglieder über den Weggang der Mitarbeiterin Lise Meitner.
1940 In der Nacht zum 29. August dringen britische Bomber in den Luftraum der Reichshauptstadt bis über Kreuzberg ein. Nahe dem Kottbuser Tor wurden die ersten zwölf Berliner durch Bomben getötet.
1941 Der Dompropst Bernhard Lichtenberg, der seit dem Judenpogrom vom 9. November 1938 in seine Gebete immer die rassisch Verfolgten einschloß, wird von zwei rheinländischen Studentinnen denunziert und am 23. Oktober von der Gestapo verhaftet.
1947 Die Alliierte Kommandantur fordert den Magistrat auf, genaue Durchführungsbestimmungen zu den von der Stadtverordnetenversammlung und dem Magistrat gefaßten Beschlüssen über die »Überführung von Konzernen ... in Gemeineigentum« vorzulegen.
1950 Die Berliner Verfassung vom 22. April 1948 mit den von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedeten Abänderungen wird von der Alliierten Kommandantur genehmigt.
1953 Im Berliner Olympiastadion (Charlottenburg) beginnt ein zweitägiger Leichtathletik-Länderkampf gegen England, den Deutschland mit 112:94 Punkten gewinnt.
1955 Der Senat beschließt die Einrichtung einer »Naturschutzstelle« und eines »Landesnaturschutzbuches«.
1958 Die Interbau-Wochen werden mit der Grundsteinlegung für das neue Gebäude der Akademie der Künste im Hansa-Viertel am Nordrand des Tiergartens eröffnet.
1959 Der Bischof der Russisch-Orthodoxen Kirche für Berlin und ganz Deutschland, Joann, stattet dem Magistrat in Ost-Berlin seinen Antrittsbesuch ab.
1959 Generalstaatsanwalt Martin Teuber wird vom Magistrat für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.
1960 Der Radsportler Siegfried Köhler gewinnt bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 die Silbermedaille im 4000-m-Mannschaftsverfolgungsrennen.
1960 In Berlin stirbt Prof. Anton Königer. Der Ingenieur war Dekan der Fakultät für Bergbau und Hüttenwesen an der Technischen Universität Berlin.
1960 Manfred Klieme, Radsportler des SC Dynamo Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 die Silbermedaille im 4000-m- Mannschaftsverfolgungsrennen.
1960 Bernd Barleben erringt bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 die Silbermedaille im 4000-m-Mannschaftsverfolgungsrennen.
1960 Peter Gröning, Radsportler des SC Dynamo Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 die Silbermedaille im 4000-m- Mannschaftsverfolgungsrennen.
1960 Die im Ortsteil Britz des Stadtbezirks Neukölln gelegenen Straßen Marienfelder Weg und Marienfelder Allee werden in Massiner Weg bzw. in Mohriner Allee umbenannt.
1969 In Berlin setzt gegen 7.00 Uhr ein 30 Stunden andauernder Regen ein. Es traten Niederschlagshöhen zwischen 70 und 100 mm auf.
1972 Jürgen Paeke, Turner des SC Dynamo Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Bronzemedaille im Mehrkampf mit der Mannschaft. Paeke war DDR-Meister 1971 an den Ringen und 1972 am Seitpferd.
1976 Über Berlin wird ein Zug von 37 Störchen auf ihrem Flug nach Südosten beobachtet - der Beginn des Vogelzuges.
1982 Mit Start am Leninplatz (ab 13. März 1992 Platz der Vereinten Nationen) wird der 1. Berliner Friedenslauf durchgeführt, an dem mehr als 20 000 Läufer teilnehmen.
1994 König Hussein II. und Königin Noor von Jordanien besuchen Berlin.
1996 Vor dem Landgericht beginnt der Prozeß gegen drei Neonazis, darunter gegen den Chefredakteur der »Berlin-Brandenburger Zeitung«, Frank S. Die Angeklagten hatten u.a. sogenannte Schulungsbriefe mit faschistischem Inhalt verfaßt, gedruckt und verteilt.
1996 Wirtschafts-Staatssekretär Wolfgang Branoner (CDU) verteilt die ersten 300 Berliner »Wirtschafts-Stadtpläne« mit mehr als 100 Adressen und Standorten von Bundes- und Landesverwaltungen, Interessenverbänden und Kammern der Stadt an Taxifahrer.
1996 Der Senat sieht keinen Anlaß, Schadensersatzansprüche gegen den Ex- Geschäftsführer der Olympia GmbH, Axel Nawrocki, anzumelden, sagt ein Senatssprecher nach der Sitzung des Abgeordnetenhauses. Er wies entsprechende Forderungen des Rechnungshofes zurück.
1997 Der Berliner Hautarzt Stefan Schmitz wird wegen heimtückischen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß der 37jährige die 18jährige Prostituierte Zsanett Sch. ermordet und weitere vier Mordversuche unternommen hat.
1997 Die 41. Internationale Funkausstellung wird in den Ausstellungshallen des Messegeländes am Funkturm (Charlottenburg) eröffnet. Mehr als 800 Aussteller aus 33 Ländern beteiligten sich an der Exposition der Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik.
1998 Die Stadtteilbibliothek Niederschöneweide in der Schnellerstraße 81 (Treptow) wird mit einem Hausfest eröffnet.
1998 Die Arenberger Dominikanerinnen feiern ihr 100jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür im Dominikus Krankenhaus in der Reinickendorfer Kurhausstraße. Künstler des Stadtbezirks waren mit einer Ausstellung beim Jubiläum vertreten.
1998 Im 37. Stock des Forum Hotels am Alexanderplatz (Mitte) werden die für zwei Millionen Mark erweiterten Räume des Spielcasinos eröffnet. Seit der Eröffnung des Casinos im Mai 1990 hatte die Landeskasse 228 Millionen Mark Spielbankabgabe eingenommen.
1999 Im Historischen Hafen Berlins am Märkischen Ufer endet das dreitätige traditionelle Hafenfest der Berlin-Brandenburgischen Schifffahrtsgesellschaft. Der Verein stellte u.a. seine mittlerweile größte Sammlung historischer Schiffe in Deutschland vor.
2000 Beim Umbau des Westhafens (Tiergarten) beginnt ein neuer Bauabschnitt. Am Hafenbecken III wurde die erste Spundbohle gesetzt. Das Hafenbecken III wurde zugeschüttet, um Bauland zu gewinnen.

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