Berlin im Jahr 1990
01. 01. Am Gesamtberliner Neujahrslauf, der durch das Brandenburger Tor (Mitte) führt, nehmen mehr als 20 000 Menschen teil.
01. 01. Die ausgelassene Silvesterfeier am Brandenburger Tor mit Teilnehmern aus Ost und West geht mit einem Zwischenfall zu Ende. Bei einem Unfall auf dem Pariser Platz wurden 135 Menschen verletzt, die Quadriga wurde schwer beschädigt.
03. 01. Am sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park demonstrieren etwa 250 000 Menschen gegen Neofaschismus. Am 28. Dezember 1989 waren an dem Ehrenmal antisowjetische und nationalistische Schmierereien entdeckt worden.
09. 01. Der Bund sagt Berlin für die notwendigen Maßnahmen nach der Übersiedlungswelle und nach der Grenzöffnung 400 Millionen Mark Unterstützung zu.
12. 01. In Ost-Berlin wird die erste dreitägige Landesdelegiertenkonferenz der SDP eröffnet, an der 400 Delegierte teilnehmen. Die Partei bekannte sich zur »Einheit der deutschen Nation« und änderte am 13. Januar ihren Namen in SPD um.
14. 01. Auf dem Alexanderplatz (Mitte) findet aus Anlaß des 71. Jahrestages ihrer Ermordung eine Gedenkkundgebung für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht statt.
15. 01. In der Friedrichstraße (Mitte) wird ein mehrstöckiges Gebäude, bisher Sitz des Kreisvorstands Mitte der SED-PDS, den neuen Parteien, Initiativen und Bürgerbewegungen zur Verfügung gestellt (Haus der Demokratie«).
15. 01. Eine Veranstaltung der Organisation »Neues Forum« endet mit der Erstürmung der Zentrale des Staatssicherheitsdienstes (Stasi- Zentrale) in der Normannenstraße (Lichtenberg).
15. 01. Die Bildhauerin Yrsa von Leistner übergibt der Chirurgischen Klinik der Charité (Mitte) eine Büste des Chirurgen Ferdinand Sauerbruch, die sie 1943 von ihm angefertigt hatte.
16. 01. DDR-Ministerpräsident Hans Modrow und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Walter Momper, verhandeln über die weitere Zusammenarbeit, insbesondere über die Einsetzung eines Regionalausschusses West- und Ost-Berlin.
20. 01. Für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter demonstrieren im Ostteil der Stadt mehrere tausend Ärzte und andere Mitarbeiter im Gesundheitswesen.
20. 01. Die DDR-Außenhandelsfirma »Limex-Bau Export - Import« beginnt mit dem Verkauf von Teilen der Berliner Mauer. Der Erlös sollte »guten Zwecken« - wie der Finanzierung des Gesundheitswesens und der Denkmalpflege in der DDR - dienen.
22. 01. Die Landesverbände der SPD in Ost- und West-Berlin beschließen auf ihrem ersten Treffen nach 28 Jahren die Einsetzung einer gemeinsamen Kommission »Zukunft Berlin«.
22. 01. DDR-Grenztruppen beginnen mit dem Abriß eines 320 m langen Teilstücks der Berliner Mauer am Leuschnerdamm (Kreuzberg).
22. 01. Erstmals seit dem Mauerbau 1961 fährt wieder ein Zug der Deutschen Reichsbahn von Potsdam nach Berlin-Wannsee.
23. 01. Am Gebäude des ehemaligen Zentralkomitees der SED am Werderschen Markt (Mitte) wird das fast fünf Meter hohe SED-Symbol demontiert, nachdem der SED-PDS-Parteivorstand am 20. Januar beschlossen hatte, das bisherige Symbol abzuschaffen.
23. 01. Der Ostberliner Oberbürgermeister Erhard Krack, dem Beteiligung an der Wahlfälschung des Vorjahres vorgeworfen worden war, tritt zurück. Sein Nachfolger wurde Christian Hartenhauer.
27. 01. In Ost-Berlin beginnt die zweitägige Gründungskonferenz der Bürgerbewegung »Neues Forum«.
04. 02. Im Weißenseer Kulturhaus findet der Gründungsparteitag der »Freien Demokratischen Partei« (F.D.P.) in der DDR statt. Sie verstand sich als liberale Partei der Mitte und Schwesterpartei der F.D.P. in der Bundesrepublik Deutschland.
06. 02. Bei einem Treffen zwischen DDR-Verkehrsminister Heinrich Scholz und Verkehrssenator Horst Wagner werden u.a. Regelungen für die grenzüberschreitende Fahrgastschiffahrt vorbereitet.
09. 02. Die 40. Internationalen Filmfestspiele Berlin, erstmals mit Veranstaltungen in beiden Teilen der Stadt, werden eröffnet.
12. 02. Die Annahme von Westberliner Sondermüll auf der Deponie Vorketzin bei Potsdam wird von DDR-Umweltminister Peter Diederich zum 15. des Monats gestoppt. Der Entscheidung waren Bürgerproteste gegen die Müllimporte vorausgegangen.
17. 02. Auf einer als Gründungsparteitag bezeichneten Veranstaltung im Kreiskulturhaus Weißensee »Peter Edel« wird der Landesverband Berlin der DDR-CDU umgeformt. Zum Landesvorsitzenden wurde der Veterinärmediziner Eberhard Engler gewählt.
19. 02. Am Brandenburger Tor (Mitte) wird mit dem Abriß der Mauer begonnen.
21. 02. Mit 18,6°C erlebt Berlin den seit 1830 wärmsten Februartag.
21. 02. Die Stadtbezirksversammlung Prenzlauer Berg beschließt, auf dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen Eberswalder Straße und der Gleimstraße einen Mauerpark mit einem Kinderbauernhof einzurichten.
23. 02. Die Ostberliner Stadtverordnetenversammlung wählt den bisherigen Kulturstadtrat Christian Hartenhauer (PDS) zum neuen Oberbürgermeister.
07. 03. In Ost-Berlin findet die letzte Volkskammer-Sitzung vor den ersten freien Wahlen in der DDR am 18. März 1990 statt.
12. 03. Der »Runde Tisch«, ein Diskussionsgremium, welches in der Zeit der Modrow-Regierung alle Parteien und Kräftegruppierungen vereinte, verabschiedet auf seiner letzten Sitzung in Ost-Berlin einen Entwurf zu einer neuen Verfassung der DDR.
14. 03. Der Handballer Wilhelm Baumann stirbt. Der Spieler des SC Charlottenburg Berlin errang bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit der deutschen Mannschaft die Goldmedaille. Von 1936 bis 1938 bestritt er fünf Länderspiele.
17. 03. Beim Treffen der beiden Evangelischen Kirchensynoden von Berlin-Brandenburg konstituiert sich eine provisorische gemeinsame Synode.
18. 03. Die ersten freien Wahlen zur Volkskammer der DDR finden statt. In Ost-Berlin erreichten die SPD 34,9 %, die PDS 24,9 %, die CDU 18,3 % und die Bürgerbewegungen 6,3 %.
23. 03. Die Quadriga vom Brandenburger Tor, in der Silvesternacht beschädigt, wird zur Restaurierung ins Kreuzberger Museum für Verkehr und Technik gebracht.
28. 03. Der evangelische Theologe D. Kurt Scharf stirbt in Berlin.
30. 03. Senat und Abgeordnetenhaus verleihen die Würde eines Stadtältesten an Heinz Striek (SPD). Striek war Mitglied des Abgeordnetenhauses von 1954 bis 1962 und von 1971 bis 1985, Bürgermeister von Berlin 1967 und Senator für Finanzen von 1967 bis 1975.
01. 04. Dr. Werner Vogel, 1. Vorsitzender der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V., wird Direktor des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem.
02. 04. Die durch den Grunewald führende Havelchaussee wird aus ökologischen Gründen für den Autoverkehr gesperrt.
05. 04. Schätzungsweise 100 000 Menschen demonstrieren in Ost-Berlin gegen Sozialabbau und den im Zuge der Währungsunion von der Deutschen Bundesbank vorgeschlagenen Umtauschkurs von zwei DDR-Mark zu einer DM.
06. 04. Dagmar Unverhau wird als neue Leiterin des Landesarchivs Berlin eingeführt. Sie war Nachfolgerin von Hans J. Reichhardt, der in den Ruhestand getreten war.
08. 04. Der Kurfürstendamm erhält besondere Busspuren, auf denen Busse, Taxis und Krankenwagen Vorrang haben.
10. 04. Petra Tesch nimmt als erste Stadträtin für Gleichstellungsfragen von Frau und Mann im Ostberliner Magistrat ihre Arbeit auf.
12. 04. Der Leichtathlet Dr. Otto Neumann stirbt. Der Sportler des SC Teutonia 99 Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Amsterdam 1928 die Silbermedaille über 4 x 400 m. Deutscher Meister war er 1928 über 4 x 400 m, 400 m Hürden, 1922 und 1924 über 400 m.
12. 04. Zwischen West- und Ost-Berlin verkehren erstmals seit September 1946 wieder Linienbusse. Fahrzeuge und Fahrer wurden von der Ostberliner BVB gestellt.
13. 04. Der Behindertenverband der DDR wird in Berlin gegründet.
15. 04. Zum erstenmal findet ein Gesamtberliner Ostermarsch statt, an dem sich rund 15 000 Menschen unter dem Motto »Für Solidarität und Entmilitarisierung - Berlin ohne Militär« beteiligen.
19. 04. In seiner Regierungserklärung vor der Volkskammer in Ost-Berlin bekennt sich DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière zur deutschen Einheit.
21. 04. Bei schweren Ausschreitungen von Skinheads nach dem Oberligaspiel FC Berlin gegen Hansa Rostock werden 49 Personen zum Teil schwer verletzt und ein Café verwüstet.
22. 04. Auf einer Demonstration in Ost-Berlin protestieren rund 1 000 Teilnehmer gegen eine mögliche Übernahme des Paragraphen 218 nach der Vereinigung. In der DDR war die Schwangerschaftsunterbrechung durch Gesetz vom 7. März 1972 straffrei.
30. 04. In Berlin kommen die Präsidentinnen von Bundestag und Volkskammer, Rita Süssmuth und Sabine Bergmann-Pohl (beide CDU), zu ersten gemeinsamen Beratungen zusammen.
01. 05. Mit einem 1:1 im Spiel gegen Alemannia Aachen in Aachen macht Hertha BSC den Aufstieg in die 1. Fußballbundesliga perfekt. Der Verein kehrte nach sieben Jahren wieder in die höchste Spielklasse zurück.
01. 05. Zum erstenmal seit 43 Jahren begehen die Gewerkschaften aus Ost- und West-Berlin wieder auf einer gemeinsamen Kundgebung den 1. Mai.
04. 05. Der Mitbegründer und langjährige Direktor des »Aspen Berlin Instituts für Humanistische Studien e.V.« und Ehrenbürger von Berlin, Dr. Shepard Stone, stirbt im Alter von 82 Jahren in Vermont im US-Bundesstaat New Hampshire.
05. 05. In West-Berlin beginnt das 27. Theatertreffen. Zum erstenmal wurden Ostberliner Bühnen als Spielorte in das Programm einbezogen.
06. 05. Bei den ersten freien Kommunalwahlen in der DDR wird in Ost-Berlin die SPD mit 34 % (47 Sitze) die stärkste Partei, gefolgt von der PDS mit 30 % (42 Sitze) und der CDU mit 17,7 % (24 Sitze).
06. 05. Nach 60 Jahren tagt mit seinem Treffen in Berlin der Jüdische Weltkongreß erstmals wieder auf deutschem Boden. Im Mittelpunkt der Gespräche standen antisemitische Tendenzen in Ost-Europa und in der DDR.
08. 05. Der Regisseur und Intendant Gustav Rudolf Sellner, von 1961 bis 1972 Generalintendant der Deutschen Oper Berlin (Charlottenburg), stirbt im Alter von 84 Jahren in Königsfeld-Burgberg im Schwarzwald.
16. 05. Bundesfinanzminister Theo Waigel erklärt, daß die Berlin- und Zonenrandförderung binnen sieben Jahren eingestellt werden soll.
17. 05. Ab sofort benötigen Bundesbürger, Westberliner und DDR-Bürger im innerdeutschen Reiseverkehr nur noch den Personalausweis.
18. 05. In der 37. Etage des Interhotels Stadt Berlin (ab 22. November 1991 Forum Hotel Berlin) am Alexanderplatz (Mitte) wird ein Spielkasino mit Roulette, Black-Jack, Baccarat und Automaten eröffnet.
20. 05. Die Jugoslawin Monica Seles gewinnt bei den 83. Internationalen Deutschen Tennismeisterschaften der Damen auf der Anlage des LTTC Rot-Weiß Berlin am Hundekehlesee (Wilmersdorf) das Finale gegen die Titelverteidigerin Steffi Graf aus Brühl.
23. 05. Mit der Eröffnungsveranstaltung vor dem Charlottenburger Schloß beginnt der bis zum 27. Mai andauernde 90. Deutsche Katholikentag.
26. 05. SPD und CDU einigen sich in Ost-Berlin auf die Bildung einer Magistratskoalition.
28. 05. Auf der konstituierenden Sitzung der Ostberliner Stadtverordnetenversammlung wird Christine Bergmann (SPD) zur Parlamentspräsidentin gewählt.
28. 05. Nach dem Oberligaspiel FC Berlin gegen Wismut Aue werfen Rowdies Fensterscheiben ein, stürzen einen VW-Bus um und knicken Autoantennen ab. Am Marx-Engels-Forum (Mitte) bildeten 200 Skinheads ein großes menschliches Hakenkreuz.
30. 05. Tino Schwierzina (SPD) wird von der Stadtverordnetenversammlung zum neuen Ostberliner Oberbürgermeister gewählt. Ferner wurden die Mitglieder des neuen SPD/CDU-Magistrats gewählt.
06. 06. Im ausverkauften Berliner Olympiastadion (Charlottenburg) spielt die Rockgruppe Rolling Stones vor 77 000 begeisterten Fans. Weitere Auftritte hatten die Rolling Stones am 13. und 14. August auf dem Gelände der Weißenseer Radrennbahn.
06. 06. In Marzahn wird die RAF-Terroristin Susanne Albrecht festgenommen.
12. 06. Der Regierende Bürgermeister (West-Berlin) Walter Momper und der Oberbürgermeister (Ost-Berlin) Tino Schwierzina leiten eine gemeinsame Sitzung der Stadtregierungen aus Ost- und West-Berlin, des Senats und des Magistrats, im Roten Rathaus.
13. 06. Unter dem Vorsitz seines Präsidenten Manfred Rommel findet der erste gesamtdeutsche Städtetag im Ernst-Reuter-Haus (Tiergarten) zum Thema »Für eine starke kommunale Selbstverwaltung in Deutschland« statt.
17. 06. Im Schauspielhaus (Konzerthaus am Gendarmenmarkt, Mitte) treffen sich zum Tag der Deutschen Einheit Bundestag und Volkskammer zu einer gemeinsamen Veranstaltung.
19. 06. Die Kommunale Wohnungsverwaltung in Ost-Berlin wird nach einem Beschluß des Magistrats in elf gemeinnützige Wohnungsgesellschaften umgewandelt.
22. 06. Am Rande der »Zwei-plus-Vier-Gespräche« in Ost-Berlin schlägt der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse den Abzug der Truppen der vier Siegermächte aus dem Großraum Berlin innerhalb von sechs Monaten nach gesamtdeutschen Wahlen vor.
26. 06. Die Ostberliner Müllwerker streiken. Sie forderten die Angleichung der Löhne und Müllgebühren an das Niveau im Westteil der Stadt.
28. 06. In Bonn unterzeichnen die Verkehrsminister der Bundesrepublik und der DDR, Friedrich Zimmermann und Horst Gibtner, das Abkommen über den Bau der Schnellbahnstrecke zwischen Hannover und Berlin.
29. 06. In der Nikolaikirche (Mitte) wird Bundespräsident Richard von Weizsäcker von den Regierungen und Parlamenten beider Teile der Stadt mit der Verleihung der Berliner Ehrenbürgerwürde geehrt.
30. 06. Der Kontrollpunkt Checkpoint Charlie wird geschlossen.
01. 07. Die seit dem Mauerbau 1961 geschlossenen U-Bahnhöfe der Linien 6 und 8 in Ost-Berlin werden wieder für den Verkehr geöffnet. Dazu gehörte auch die Inbetriebnahme der stillgelegten Teile des U-Bahnhofs Alexanderplatz.
01. 07. Die zwischen beiden deutschen Staaten vereinbarte Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion tritt in Kraft. Damit wurde auch in Ost-Berlin die Deutsche Mark als alleiniges Zahlungsmittel eingeführt. Die DDR-Mark wurde ungültig.
02. 07. Zwischen den wiedervereinten Teilen der Stadt verkehrt seit der Grenzschließung am 13. August 1961 der erste durchgehende S-Bahn-Zug.
03. 07. Gegen die Stimmen der drei Senatorinnen der Alternativen Liste (AL) beschließt der Berliner Senat mit seiner SPD-Mehrheit den Verkauf eines 60 000 Quadratmeter großen Grundstücks am Potsdamer Platz an den Daimler-Benz-Konzern.
05. 07. DDR-Abrüstungs- und Verteidigungsminister Rainer Eppelmann und der Regierende Bürgermeister Walter Momper verständigen sich in Strausberg bei Berlin darauf, daß die DDR-Grenztruppen die Berliner Mauer bis zum 31. Dezember 1990 vollständig abreißen.
06. 07. In Ost-Berlin beginnen die Gespräche zwischen Vertretern beider deutschen Regierungen über den Einigungsvertrag. Sie dauerten bis zum 31. August an.
09. 07. Nach dem WM-Sieg der deutschen Fußballmannschaft zetteln Skinheads und Hooligans Schlägereien in Berlin an. Mit Eisenstangen und Knüppeln schlugen sie auf Unbeteiligte ein. Ein Fan wurde schwer verletzt.
11. 07. In Ost-Berlin verabschiedet die Stadtverordnetenversammlung die neue Verfassung für den Ostteil der Stadt.
12. 07. Verkehrssenator Horst Wagner spricht sich für die Wiedereinführung der Straßenbahn in West-Berlin aus, wobei er die Strecke Bornholmer Straße - Osloer Straße als Verbindung zwischen beiden Stadthälften als vordringliches Ziel bezeichnet.
21. 07. Auf dem Alexanderplatz (Mitte) protestieren 50 000 Bauern gegen den Niedergang der DDR-Landwirtschaft.
21. 07. Die Rockoper »The Wall« in der Inszenierung von Roger Waters (Pink Floyd) wird am Potsdamer Platz (Mitte/Tiergarten) vor 320 000 Zuschauern aufgeführt.
22. 07. Die im Palast der Republik tagende Volkskammer der DDR beschließt die Neubildung der 1952 aufgelösten fünf Länder auf dem Territorium der DDR.
23. 07. Die Ostberliner Verfassung wird von Oberbürgermeister Tino Schwierzina unterzeichnet und tritt damit in Kraft.
24. 07. Der Ostberliner Magistrat übernimmt die sogenannte Berliner Linie für die Lösung der Hausbesetzerproblematik, derzufolge keine Hausbesetzungen mehr zugelassen werden sollen. Für bereits besetzte Häuser sollten Nutzungsvereinbarungen angestrebt werden.
07. 08. Senat und Magistrat beschließen, daß die in der DDR geltende Fristenregelung für Schwangerschaftsabbrüche nach der Vereinigung beider Stadtteile bis zur Regelung durch ein gesamtdeutsches Parlament für ganz Berlin gelten soll.
10. 08. Die Senatorin für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Michaele Schreyer, versagt die Betriebsgenehmigung für den Forschungsreaktor BER II des Hahn-Meitner-Instituts mit der Begründung, daß die Entsorgung der atomaren Brennstäbe nicht gesichert sei.
16. 08. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, trifft zu einem zweitägigen Besuch in Berlin ein.
23. 08. Mehr als 45 000 während des Zweiten Weltkriegs ausgelagerte Objekte des Völkerkundemuseums, die zuletzt in Depots des Leipziger Grassi-Museums lagerten, kehren nach Dahlem zurück.
25. 08. Der Berliner Finanzsenator Norbert Meisner (SPD) schlägt die Reduzierung der Berliner Stadtbzirke auf 13 Bezirke vor.
31. 08. Der 1 148 Seiten umfassende Einigungsvertrag wird im Kronprinzenpalais Unter den Linden (Mitte) unterzeichnet.
01. 09. Der S-Bahnhof »Unter den Linden« wird wiedereröffnet. Erstmals seit 29 Jahren wurden hier, am alten Berliner Pracht- Boulevard, wieder Züge abgefertigt.
01. 09. Die F.D.P. aus beiden Teilen Berlins vereinigt sich zu einem gemeinsamen Landesverband.
04. 09. Bürgerrechtler besetzen die frühere Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit in Lichtenberg. Im Einigungsvertrag sollte der Verbleib der Stasi-Akten auf dem Gebiet der DDR festgelegt und personenbezoge Daten an die Betroffenen herausgegeben werden.
04. 09. Der italienische Dirigent Claudio Abbado unterzeichnet seinen Vertrag als künstlerischer Leiter des Berliner Philharmonischen Orchesters und Nachfolger Herbert von Karajans für zunächst sieben Jahre.
08. 09. Die CDU aus beiden Teilen Berlins vereinigt sich zu einem gemeinsamen Landesverband.
12. 09. Mit der Unterzeichnung des Schlußdokuments der »Zwei-plus-Vier-Verhandlungen« der Siegermächte und beider deutscher Staaten in Moskau verzichten die Alliierten u.a. auch auf ihre Sonderrechte in Berlin.
15. 09. Die SPD aus beiden Teilen der Stadt vereinigt sich zu einem gemeinsamen Landesverband.
19. 09. Der Palast der Republik wird wegen hoher Asbestbelastung geschlossen. Die »Rost- und Silberlaube« der Freien Universität Berlin wurde wegen Asbestsanierung ebenfalls geschlossen.
24. 09. 400 Rowdies liefern sich nach dem Lokalderby im Pokal zwischen dem 1. FC Union und FC Berlin in Köpenick mit der Polizei eine Straßenschlacht. 19 Personen wurden verletzt und es entstand hoher Sachschaden.
25. 09. Senat und Magistrat beschließen mehrheitlich die Gründung der »Olympia 2000 GmbH«. Die Gesellschaft sollte die Bewerbung Berlins für die Ausrichtung der Olympischen Spiele im Jahr 2000 vorbereiten.
25. 09. Durch Senatsbeschluß wird das Grab von Dr. Heinrich Spiero auf dem Alten Zwölf-Apostel-Friedhof in der Kolonnenstraße (Schöneberg) zum Ehrengrab erklärt. Der Literaturhistoriker widmete einen großen Teil seiner Studien dem Schriftsteller Wilhelm Raabe.
28. 09. Die Bürgerrechtler, die seit dem 4. September das Stasi-Archiv in der Normannenstraße (Lichtenberg) besetzt halten, beenden die Besetzung.
30. 09. Mehr als 25 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchlaufen beim Berlin-Marathon bei Kilometer drei das Brandenburger Tor.
02. 10. Erstmals landet eine Lufthansa-Maschine auf dem Flughafen Tegel. Der Sonderflug brachte Bundestagsabgeordnete zu den Vereinigungsfeierlichkeiten nach Berlin.
02. 10. Die drei alliierten Stadtkommandanten von West-Berlin erklären die Aufhebung ihrer Besatzungsrechte.
03. 10. Nach der Übergabe der Lufthoheit an die deutschen Behörden übernimmt die Bundesanstalt für Flugsicherung die Kontrolle des Luftraums von Berlin und der ehemaligen DDR.
03. 10. Vor dem Reichstag findet unter Teilnahme führender Politiker aus Ost und West ein Staatsakt zum Tag der deutschen Einheit statt. Mit dem Beitritt zur Bundesrepublik endete nach 41 Jahren die Existenz der DDR.
04. 10. Im Berliner Reichstagsgebäude tritt der um 144 ehemalige Volkskammer-Abgeordnete erweiterte gesamtdeutsche Bundestag zu seiner ersten Sitzung zusammen.
16. 10. Durch einen Amnestie-Beschluß der Berliner Landesregierung werden Häftlinge, deren Strafe bis spätestens 15. Januar 1991 abläuft, vorzeitig entlassen.
26. 10. Das Abgeordnetenhaus billigt den Landeshaushalt für 1991. Es war der letzte Etat, der gesondert für West-Berlin aufgestellt wurde.
28. 10. Die Lufthansa nimmt ihren Liniendienst von und nach Berlin auf.
30. 10. Die erste Gesamtberliner Smogverordnung tritt mit neuen, verschärften Grenzwerten in Kraft.
14. 11. Rund 1 500 Polizisten räumen die insgesamt 13 besetzten Häuser in der Mainzer Straße (Friedrichshain), wobei es zu schweren Auseinandersetzungen mit den Hausbesetzern kommt.
17. 11. Nach getrennten Sitzungen im Schöneberger und im Roten Rathaus (Mitte) vereinigen sich die beiden deutschen Nationalen Olympischen Komitees (NOK) im Berliner Reichstagsgebäude (Tiergarten).
23. 11. Aus Protest gegen die Räumung besetzter Häuser im Ostteil Berlins halten Hausbesetzer etwa vier Stunden die Amtsräume von Oberbürgermeister Tino Schwierzina im Roten Rathaus (Mitte) besetzt.
30. 11. Die Strafvollzugsanstalt Berlin-Rummelsburg wird wegen unzumutbarer baulicher Verhältnisse geschlossen. Die Gebäude beherbergten früher ein städtisches Arbeits- und Waisenhaus. Zukünftig sollte das Gelände ein Arbeits- und Sozialgericht aufnehmen.
02. 12. Bei den ersten Gesamtberliner Wahlen zum Stadtparlament seit 1946 erreicht die CDU 40,4 %, die SPD nur 30,4 %, die PDS 9,2 % und die AL 5 % der Stimmen. Der FDP gelang mit 7,1 % der Wiedereinzug ins Abgeordnetenhaus.
19. 12. An der Humboldt-Universität zu Berlin (Mitte) kommt es zu Auseinandersetzungen um die vom Senat der Stadt beschlossene »Abwicklung« von fünf Fachbereichen.
20. 12. Im Berliner Reichstagsgebäude (Tiergarten) konstituiert sich der erste aus den gesamtdeutschen Wahlen vom 2. Dezember hervorgegangene Bundestag.
24. 12. Der Berliner Theater- und Filmkritiker Friedrich Luft (Die Stimme der Kritik«) stirbt im Alter von 79 Jahren in Berlin. Luft hatte u.a. im Sender RIAS mehr als zweitausendmal die Berliner Kulturereignisse in Ost und West kommentiert.

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