Berlin im Jahr 1975
01. 01. Entsprechend der bis Ende 1994 gültigen Vereinbarungen im »Langfristvertrag«, beginnt die DDR, Bauschutt, Bodenaushub und Siedlungsabfälle (ohne giftige Abfallstoffe) aus West-Berlin abzunehmen.
01. 01. Der Berliner Senat erläßt einen Zuzugsstopp für Ausländer für die Bezirke Kreuzberg, Wedding und Tiergarten.
01. 01. Das seit 1927 in Berlin bestehende Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung wird in eine GmbH umgewandelt und inhaltlich erweitert. Es firmierte nun unter »Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik GmbH«.
01. 01. Bei der BVG (West) nimmt die erste Zugfahrerin ihre Arbeit auf.
03. 01. Infolge der milden Witterung der letzten Tage zeigen sich in Berlin bereits Gänseblümchen und Fliederknospen.
15. 01. In Berlin-Neukölln wird ein Zitronenfalter beobachtet. Ornithologen entdeckten außerdem Amseln, die bereits mit dem Nestbau beschäftigt waren.
15. 01. Der Berliner Magistrat beschließt eine Ordnung über die Leitung des Aufbaus des Stadtteils Biesdorf/Marzahn.
24. 01. An den Uferpartien der Berliner Flüsse werden Hochwasserschäden festgestellt.
29. 01. In der »Berliner Abendschau« wird erstmals ein Infrarot-Satellitenbild im Fernsehen gezeigt.
30. 01. Der Komponist Boris Blacher (Abstrakte Oper Nr. 1«, »Operetten«, »Hamlet« usw.), geboren am 6. Januar 1903, stirbt in Berlin.
06. 02. In Berlin wird nach 13 Monaten (seit dem 1. Januar 1974) wieder ein »Eistag« registriert; d.h. die Lufttemperatur lag den ganzen Tag unter 0°C.
12. 02. Der Berliner Boxer Hans Zieglarski stirbt. Zieglarski gewann bei den X. Olympischen Spielen in Los Angeles 1932 die Silbermedaille im Bantamgewicht.
13. 02. Im Hahn-Meitner-Institut für Kernforschung in Wannsee (Zehlendorf) wird Richtfest für eine größere Atomreaktor-Anlage gefeiert. Das Projekt mit einem Finanzvolumen von 30 Millionen Mark ging 1978 in Betrieb.
23. 02. Die Männermannschaft des Berliner Hockeyclubs gewinnt die deutsche Hallenmeisterschaft.
27. 02. Der Berliner Landesvorsitzende der CDU und Spitzenkandidat für die bevorstehenden Wahlen, Peter Lorenz, wird von der terroristischen Vereinigung »2. Juni« entführt. Gefordert wurden die Freilassung von sechs inhaftierten Komplizen und ein Flugzeug.
03. 03. Zum 25jährigen Bestehen des Meteorologischen Institutes der Freien Universität Berlin findet im Rahmen einer Tagung der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft ein Festkolloquium statt.
03. 03. Nachdem sich der Verband Deutscher Meteorologischer Gesellschaften (VDMG) 1974 wieder zu einer Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG) mit einzelnen Zweigvereinen zusammengeschlossen hatte, wird ein solcher auch in Berlin gegründet.
05. 03. Der am 27. Februar von Mitgliedern der terroristischen Bewegung »2. Juni« entführte Westberliner CDU-Vorsitzende Peter Lorenz wird freigelassen, nachdem fünf Gesinnungsgenossen der Terroristen nach Aden (Jemen) ausfliegen konnten.
11. 03. In Berlin blühen die ersten Forsythien - etwa drei Wochen früher als normal.
25. 03. Dem Dozenten Günter Köhler wird das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Damit wurde seine Lebensarbeit im Dienste der Ingenieurausbildung gewürdigt.
30. 03. Eine Delegation amerikanischer Senatoren unter Vorsitz des ehemaligen US-Vizepräsidenten Hubert Horatio Humphrey trifft zu dreitägigen politischen Gesprächen in West-Berlin ein.
06. 04. In Berlin kommt es zu Gewittern, bei denen am Meteorologischen Institut in Dahlem innerhalb von zwei Stunden 28 Nahblitze registriert werden. Dabei fielen 13 Liter Regen pro Quadratmeter.
13. 04. Der Sturmwirbel »A« bringt Berlin Windgeschwindigkeiten bis zur Stärke 10, gemessen in Tempelhof.
30. 04. Berlin erlebt seit sieben Jahren wieder den ersten »Sommertag« im April; d.h. das Tagesmaximum der Lufttemperatur lag bei mindestens 25°C.
06. 05. Die DDR-Regierung erteilt drei westlichen Banken die Genehmigung, in Ost-Berlin Zweigstellen einzurichten.
08. 05. Mit Temperaturen um 27°C gehört Berlin am Himmelfahrtstag zu den wärmsten deutschen Städten. Abends traten kräftige Gewitterschauer auf.
10. 05. In Berlin-Kladow wird der Himmel von dichten Mückenschwärmen (Zuckmücken) verdunkelt. Es traten »Mückensäulen« im Abstand von 20 bis 30 Metern auf.
16. 05. Die BVG (West) setzt ihren ersten U-Bahn-Zug mit Totalwerbung ein.
23. 05. Im Industriegebiet Lichtenberg-Nordost wird die erste Müllverbrennungsanlage der DDR in Betrieb genommen. Sie war auf der Grundlage eines Patents aus der BRD errichtet worden. Jährlich wurden zwischen 80 000 bis 100 000 t Müll verbrannt.
26. 05. Auf dem Reichsbahngelände Grunewald kommt es zu einem Großbrand. Der gewaltige Rauchpilz war auf dem Schirm des Radargerätes der Freien Universität Berlin bis 2,6 km Höhe und 30 km nach Westen gut zu erkennen.
04. 06. Der Senat beschließt, die Domäne Dahlem - entstanden aus einem ehemaligen Rittergut - Ende des Jahres 1976 aufzulösen.
13. 06. Die zur Familie der Springspinnen gehörende Spinnenart Pellenes tripunctatus wird im Forst Grunewald beobachtet. Das war das letzte Mal, daß ihre Beobachtung verzeichnet wurde.
21. 06. Beim ersten schweren Sommergewitter des Jahres in Berlin, bei dem der Tag fast zur Nacht wurde, werden in 40 Minuten 300 Nahblitze beobachtet. In einigen Bezirken kam es zu wolkenbruchartigen Niederschlägen.
24. 06. Nach den schweren Gewittergüssen der letzten Tage müssen im Westberliner Stadtgebiet 52 Keller und Wohnungen ausgepumpt werden.
01. 07. Der Berliner Magistrat beschließt einen Maßnahmeplan zum Aufbau und zur Bildung des neuen Stadtbezirkes Marzahn. Dazu gehörten u.a. die Ausschreibung eines Wettbewerbs für das Stadtbezirkszentrum und die Konzeption zur Umgestaltung des Dorfangers.
11. 07. Bei Gewittern über Berlin werden 70 Nahblitze beobachtet. In Berlin-Wittenau schlug ein Blitz in einen Schornstein ein.
18. 07. Regen und Gewitter, bei denen 300 Nahblitze gezählt wurden, betreffen besonders die südöstlichen Bezirke Berlins.
21. 07. Carl Troll stirbt in Bonn. Der Geograph war seit 1930 am Institut für Meereskunde der Berliner Universität tätig und war 1938 einem Ruf nach Bonn gefolgt.
15. 08. Nach sieben »heißen Tagen« hintereinander (mit Temperaturen von mindestens 30°C) gibt es in Berlin am Abend den ersten Augustregen und Gewitter, bei denen fast 100 Nahblitze gezählt wurden.
22. 08. In Berlin wird der 39. Sommertag (Lufttemperatur mindestens 25°C) seit dem 1. Juni registriert.
23. 08. Die Hochseilgruppe »Oskani« gibt am Europa-Center ein Gastspiel. Höhepunkt der Darbietungen war eine Motorradfahrt zum Dach des Europa-Centers auf einem 350 Meter langen Seil von der Hardenbergstraße (Charlottenburg) aus.
23. 08. Wegen der anhaltenden Regenfälle ordnet eine Amtsleiterin in Berlin-Kreuzberg an, daß an diesem Samstag keine Briefe ausgetragen werden.
01. 09. Der Flughafen Tempelhof wird für den zivilen Luftverkehr geschlossen. Er fungierte fortan als amerikanischer Militärflughafen. Am 29. Januar 1993 nahm die US Air Force auf dem Flugplatz offiziell Abschied von Berlin.
03. 09. Die Sektion der Humboldt-Universität und der Ortsverband Berlin der Chemischen Gesellschaft der DDR veranstalten ein festliches Kolloquium aus Anlaß des 75jährigen Bestehens der chemischen Institute der Humboldt-Universität.
15. 09. In Berlin beginnt die fünftägige Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft. An der Tagung nahmen über 150 Fachastronomen und Freunde der Astronomie teil.
18. 09. Aus Anlaß des 275jährigen Bestehens der Sternwarte Berlin veranstaltet das Zentralinstitut für Astrophysik der Akademie der Wissenschaften ein zweitägiges Festkolloquium in der Sternwarte Babelsberg.
26. 09. Mit einem Temperaturtiefstwert von 17°C ist die vergangene Nacht in Berlin die wärmste im letzten Septemberdrittel seit Beginn des Jahrhunderts.
29. 09. Die Gebrauchsgrafik-Ausstellung »Visuell 75« wird im Ausstellungszentrum am Berliner Fernsehturm (Mitte) eröffnet.
30. 09. In West-Berlin werden die Staatliche Hochschule für Bildende Künste und die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst zu einer »Hochschule der Künste« (HdK) zusammengefaßt. Die HdK stellte ein hochschulpolitisches Modell, ein Unikat, dar.
30. 09. Die Internationale Kunstausstellung »30 siegreiche Jahre« wird im Alten Museum (Mitte) eröffnet.
01. 10. Rolf Neuhaus wird Direktor der Bibliothek und des Archivs zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft.
01. 10. Die Westberliner Spielbank im Europa-Center (Charlottenburg) bietet Roulette- sowie Karten- und Würfelspiele an.
08. 10. Der Regisseur und Intendant der Komischen Oper in der Behrenstraße (Mitte), Walter Felsenstein, stirbt in Berlin.
12. 10. Erstmals in diesem Herbst wird in Berlin Rauhreif beobachtet. In Tegel wurde am Erdboden eine Temperatur von -8°C gemessen.
29. 10. Wegen Nebels kommt es auf dem Flughafen Berlin-Tegel zu erheblichen Verspätungen. Der Flughafen Berlin-Schönefeld wurde zeitweilig geschlossen.
29. 10. Der Senat und der Magistrat im geteilten Berlin schließen ein Abkommen über Hilfeleistungen bei Unfällen in Grenzgewässern.
30. 10. An der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (Mitte) wird Heiner Müllers Schauspiel »Die Schlacht« uraufgeführt.
30. 10. Der Physiker Gustav Hertz stirbt in Berlin. Hertz wirkte in Berlin u.a. auf den Gebieten Gasentladung, Isotopentrennung und Quantenphysik. Von 1928 bis 1934/35 war er Professor für Experimentalphysik an der Technischen Hochschule zu Berlin.
31. 10. Der Eishockeyspieler Alfred Heinrich stirbt. Der Berliner Sportler gewann bei den Olympischen Winterspielen in Lake Placid 1932 mit der deutschen Mannschaft die Bronzemedaille.
09. 11. Prinz Charles, der britische Thronfolger, besucht die »Tattoo-Show der britischen Armee in der Deutschlandhalle (Charlottenburg).
09. 11. Der Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter Wolfgang Heinz (Wolfgang Hirsch) verabschiedet sich mit Lessings Stück »Nathan der Weise« als Schauspieler von seinem Publikum.
16. 11. Anläßlich des 100. Geburtstages des Berliner Schriftstellers Bruno Hans Bürgel am 14. November, der u.a. populärwissenschaftliche Arbeiten zu astronomische Themen publizierte, findet in der Archenhold-Sternwarte (Treptow) eine Festveranstaltung statt.
18. 11. In Ost-Berlin wird die Schriftstellerin Anna Seghers zur Ehrenbürgerin der Stadt ernannt. Sie wurde 1992 in die neue Gesamtberliner Ehrenbürgerliste übernommen.
23. 11. Mit einer Tiefsttemperatur von -8,8°C (gemessen am Meteorologischen Institut in Dahlem) ist die vergangene Nacht die kälteste in Berlin seit Dezember 1973.
29. 11. Propst Heinrich Grüber, Ehrenbürger der Stadt, stirbt in Berlin.
05. 12. Es findet die konstituierende Sitzung der Fachkommission der Technischen Fachhochschule und der Technischen Universität Berlin mit Vertretern beider Einrichtungen statt.
08. 12. Kinder entdecken in Lichterfelde Maikäfer (im Dezember!).
15. 12. Im Plenarsaal der Akademie der Wissenschaften der DDR beginnt ein zweitägiges Festkolloquium zum Thema »75 Jahre Quantentheorie«.
18. 12. Die Schauspielerin Romy Schneider heiratet in West-Berlin ihren ehemaligen Privatsekretär Daniel Biasini.
19. 12. Die Lichtenberger Brücke wird fertiggestellt. Damit wurde ein wichtiger Abschnitt zur verkehrstechnischen Erschließung des künftigeen Neubaugebietes Marzahn abgeschlossen. Bis 1985 sollten in Marzahn 22 Brückenbauwerke errichtet werden.

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