Berlin im Jahr 1970
01. 01. An der Humboldt-Universität zu Berlin wird die Sektion Elektronik gegründet. Sie sollte die Absolventen auf dem Gebiet der Elektronik mit einer mathematisch-naturwissenschaftlichen Grundausbildung und speziellen technologischen Kenntnissen ausstatten.
02. 01. Die Verlängerung der U-Bahn-Linie 7 (U7) von Britz-Süd zum Zwickauer Damm wird eröffnet.
02. 01. Andreas Wecker wird in Staßfurt geboren. Der Turner des SC Dynamo Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 die Silbermedaille Mehrkampf-Mannschaft, in Barcelona 1992 Silber am Reck, Bronze Seitpferd und Ringe, in Atlanta 1996 Gold am Reck.
05. 01. Der sowjetische Handelsvertreter in Ost-Berlin eröffnet die ständige Exportmusterschau der UdSSR in Berlin.
13. 01. An der Baugrube Jerusalemer Straße (Mitte) wird durch Oberbürgermeister Herbert Fechner der Grundstein für die neue Leipziger Straße gelegt.
14. 01. In der Technischen Universität Berlin findet die Gedenkfeier zum 125. Jahrestag der Gründung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft statt. Die Festrede »125 Jahre Deutsche Physikalische Gesellschaft« hielt Prof. H. Ebert aus Braunschweig.
19. 01. Es werden »Richtlinien über die Förderung des Kleingartenwesens durch das Land Berlin« erlassen.
30. 01. Der Maler Otto Nagel wird in Ost-Berlin posthum zum Ehrenbürger ernannt.
04. 02. Die Bauarbeiten für den Tunnel, der künftig den Messedamm mit der Avus-Nordkurve verbinden soll, beginnen.
04. 02. Der Graphiker Heinrich Zille wird in Ost-Berlin posthum zum Ehrenbürger ernannt.
15. 02. Das erste Festival des politischen Liedes wird in Ost-Berlin eröffnet.
15. 02. Jens Fiedler wird in Dohna geboren. Der Radsportler des SC Dynamo Berlin gewann bei den XXV. Olympischen Spielen in Barcelona 1992 die Goldmedaille im Bahnsprint. 1991 war er Weltmeister in dieser Disziplin.
01. 03. Die »Berliner Zeitung« meldet, daß das Tauwetter der letzten Tage Kabelstörungen verursachte und die Zahl der gestörten Fernsprechanschlüsse im Ostberliner Ortsnetz dadurch ungewöhnlich anstieg.
06. 03. In Dahlem wird eine Schneehöhe von 52 cm gemessen, in Potsdam sogar von 70 cm. Das waren Werte, die seit dem Beginn regelmäßiger Messungen noch nie festgestellt wurden.
10. 03. Nachdem zwei DDR-Bürger auf dem Ostberliner Flughafen Schönefeld vergeblich versucht haben, eine Verkehrsmaschine in den Westen zu entführen, begehen sie angeblich Selbstmord.
12. 03. Auf einem Grundstück in Biesdorf wird der vermutlich erste Schmetterling des Jahres, ein Nachtpfauenauge, entdeckt.
18. 03. In West-Berlin wird der Rechtsanwalt Horst Mahler wegen seiner Beteiligung an Ausschreitungen vor dem Springer-Hochhaus am 11. April 1968 zu einer Haftstrafe von zehn Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt.
19. 03. Das neue Fernsehzentrum des SFB in der Masurenallee (Charlottenburg) wird offiziell in Betrieb genommen.
20. 03. Die Sowjetunion stimmt zu, daß die Viermächte-Gespräche über Berlin am 26. März in West-Berlin beginnen.
26. 03. Im ehemaligen Alliierten Kontrollratsgebäude am Heinrich-von-Kleist-Park (Schöneberg) beginnt die Viermächte-Konferenz über Berlin.
31. 03. In Berlin wird vor Anbruch der Morgendämmerung der Komet »Bennett 1969-I« erstmals nach seinem Übertritt zum Nordhimmel mit bloßem Auge beobachtet.
09. 04. Der Schwimmer Kurt Malisch stirbt. Der Berliner Sportler gewann bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 die Bronzemedaille über 200 m Brust.
10. 04. Der Maler und Graphiker Karl Schmidt-Rottluff, Mitbegründer der Künstlergemeinschaft »Brücke«, wird in West-Berlin zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
17. 04. Im Märkischen Viertel, einem ausgedehnten Neubaugebiet in Reinickendorf, wird die 10 000. Wohnung an die Mieter übergeben.
19. 04. Anläßlich des 100. Geburtstages von W. I. Lenin wird der neu gestaltete Leninplatz (Friedrichshain) mit der Enthüllung des Lenin-Denkmals von Nikolaj Tomski durch Walter Ulbricht eingeweiht. Im November 1991 wurde das Denkmal abgerissen.
21. 04. Der Grundstein für das Kurfürstendamm-Karree in West-Berlin zwischen Kurfürstendamm, Uhlandstraße, Lietzenburger Straße und Knesebeckstraße (Charlottenburg) wird gelegt.
23. 04. In der Schloßstraße (Steglitz) öffnet das Einkaufszentrum »Forum Steglitz« seine Pforten.
27. 04. Für die erste Baustufe des Flughafens Tegel Süd (sechseckiges Abfertigungsgebäude und Zentralgebäude) wird der Grundstein gelegt.
02. 05. Die U-Bahn-Linie 5 Deutsche Oper - Richard-Wagner-Platz wird wegen der Verlängerung der Linie 7 (U7) von Britz aus über den Fehrbelliner Platz (Wilmersdorf) hinaus stillgelegt. Die Liniennummer 5 wurde für die Strecke E in Ost-Berlin reserviert.
05. 05. Dr.-Ing. Alexander Wittkowsky wird zum ersten Präsidenten der Technischen Universität Berlin gewählt.
08. 05. Der Theologe Heinrich Grüber, von 1934 in Kaulsdorf als Pfarrer tätig, 1940 verhaftet und in die Konzentrationslager Sachsenhausen und Dachau geschickt, erhält durch den Westberliner Senat und das Abgeordnetenhaus die Ehrenbürgerrechte der Stadt Berlin.
09. 05. Vor dem Amerikahaus in der Hardenbergstraße (Charlottenburg) kommt es bei einer gegen die amerikanische Vietnampolitik gerichteten Demonstration zu einer Straßenschlacht zwischen rund 5 000 Demonstranten und der Polizei.
14. 05. Andreas Baader, 1968 wegen Kaufhausbrandstiftung in Frankfurt am Main zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, wird aus seiner Westberliner Haft gewaltsam befreit.
25. 05. Der »Deutsche Naturschutztag« beginnt seine Beratungen, die bis zum 30. Mai andauerten, in West-Berlin.
30. 05. Der »Deutsche Naturschutztag«, der seit dem 25. Mai in Berlin tagte, beendet seine Beratungen.
30. 05. Der IV. Deutsche Turn- und Sporttag des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) wird in Ost-Berlin eröffnet.
31. 05. Anläßlich des 200. Jahrestages der Gründung der Bergakademie findet in der Technischen Universität Berlin eine Feier statt.
12. 06. Das Große Tropenhaus des Botanischen Gartens in Steglitz wird knapp ein Jahr nach der Brandkatastrophe am 31. Juli 1969, bei der das Gebäude schwer beschädigt worden war, wiedereröffnet.
20. 06. Bei völlig wolkenlosem Wetter kommt es in Berlin zu einem kleinen Hitzewirbel, der in den Registrierungen des Meteorologischen Institutes der Freien Universität Berlin deutlich zu sehen war, sonst aber nicht wahrgenommen wurde.
24. 06. Als neues audiovisuelles Medium wird in West-Berlin die sogenannte Bildtonplatte vorgestellt, die das Abspielen von Schwarzweißfilmen ermöglicht.
30. 06. Es wird ein Kommuniqué über das fünfte Berlin-Gespräch der Botschafter Frankreichs, Großbritanniens, der USA und der Sowjetunion veröffentlicht. In diesen Gesprächen ging es um die Normalisierung der Lage in und um Berlin.
03. 07. Der Schauspieler und Regisseur Heinz Hentschke stirbt in Berlin. In Berlin war er 1933 Direktor des Lessing-Theaters und 1934- 1944 Intendant des Metropol-Theaters. Er verfaßte u.a. die Libretti zu den Operetten »Maske in Blau« und »Der goldene Käfig«.
04. 07. Nach 14 Jahren wird wieder ein Leichtathletik-Weltrekord im Olympiastadion (Charlottenburg) aufgestellt. Der Australier Kerry O'Brien lief die 3 000 m Hindernis in 8:22,0 min.
30. 07. Die Ständige Kommission für das Bibliothekswesen (BWK) an der Technischen Universität Berlin tritt zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Ihr erster Vorsitzender war Prof. Paul Kaegbein, Direktor der Universitätsbibliothek.
01. 08. Der Physiologe und Biochemiker Prof. Otto Heinrich Warburg (Nobelpreis 1931) stirbt in Berlin. Er hatte über 50 Jahre in Berlin gewirkt und u.a. nach den Ursachen von Krebserkrankungen geforscht.
02. 08. Die Sprinterin Renate Meißner (Stecher) aus Jena egalisiert in Ost-Berlin die Weltrekordzeit von 11,0 Sekunden über 100 Meter.
03. 08. Nachmittags gehen schwere Gewitter mit Wolkenbrüchen und Hagel über Berlin nieder und richten in mehreren Bezirken Schäden an. In Wilmersdorf stürzte ein Bus in einen U-Bahn-Schacht, da der Regen die Straße unterspült hatte.
28. 08. Das neuerbaute Hauptgebäude des Krankenhauses Am Urban (Kreuzberg) wird seiner Bestimmung übergeben. Es war der erste städtische Krankenhausneubau im Westteil Berlins seit dem Ersten Weltkrieg.
31. 08. Der Meteorologe Prof. Dr. Richard Scherhag, der seit 1952 dem Meteorologischen Institut der Freien Universität Berlin als Direktor vorstand, stirbt in Westerland auf Sylt.
15. 09. In Ost-Berlin wird die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR gegründet.
16. 09. In der Deutschlandhalle (Charlottenburg) kommt es vor einem Konzert der britischen Rockgruppe »The Rolling Stones« zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Fans und der Polizei.
18. 09. Das 13stöckige Gebäude der Zentrale der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Berlin am Mehringplatz (Kreuzberg) wird eingeweiht.
02. 10. Das Haus der Jungen Talente in der Klosterstraße (Mitte), das ehemalige Podewilssche Palais, das im Februar 1966 ausbrannte, wird wiedereröffnet.
02. 10. Die Ausstellung »Architektur und bildende Kunst« wird in der Nationalgalerie (Mitte) eröffnet.
08. 10. Die fünftägige 25. Jahrestagung des Internationalen Verbandes von Direktoren zoologischer Gärten wird in Ost-Berlin eröffnet. Daran nahmen Zooexperten aus 22 Ländern teil. Die Tagung war Fragen des Naturschutzes zur Erhaltung der Tierwelt gewidmet.
09. 10. Am Alexanderplatz (Mitte) wird das Interhotel Stadt Berlin nach rund dreijähriger Bauzeit fertiggestellt. Das Hotel wurde am 22. November 1991 in Forum Hotel Berlin umbenannt.
19. 10. Der Mediziner Johann Heinrich Schultz, der das autogene Training als Behandlungsmethode in die Medizin einführte, stirbt in Berlin.
30. 10. Mit einer Festveranstaltung in der Kongreßhalle (Tiergarten) begeht die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ihr 50jähriges Bestehen. Ihre Vorgängerin, die »Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft«, war vor 50 Jahren in Berlin gegründet worden.
07. 11. Ein sowjetischer Wachsoldat wird am Ehrenmal für die im Kampf um Berlin 1945 gefallenen Sowjetsoldaten (Straße des 17. Juni, Tiergarten) von dem 21jährigen Krankenpfleger Ekkehard Weil aus West-Berlin angeschossen.
16. 11. In der Tauentzienstraße, der Kleiststraße und der Hauptstraße in Schöneberg werden die ersten gesonderten Busspuren in Betrieb genommen.
19. 11. Das Berliner Abgeordnetenhaus verabschiedet das Gesetz über die Fachhochschulen im Lande Berlin (Fachhochschulgesetz - FHSG). Es trat am 4. Dezember 1970 in Kraft und legte die Errichtung der Technischen Fachhochschule Berlin zum 1. April 1971 fest.
25. 11. Am Alexanderplatz in Berlin-Mitte wird das »Centrum-Warenhaus«, das größte Kaufhaus der DDR, eröffnet.
25. 11. Der scheidende französische Stadtkommandant, Divisionsgeneral Bertrand Huchet de Quénetain, verabschiedet sich im Rathaus Schöneberg. Sein Nachfolger war Divisionsgeneral Maurice Routier.
04. 12. Das am 19. November vom Abgeordnetenhaus verabschiedete Gesetz über die Fachhochschulen im Lande Berlin (FHSG) tritt in Kraft. Das Gesetz legte die Errichtung der Technischen Fachhochschule Berlin zum 1. April 1971 fest.
12. 12. Bundeskanzler Willy Brandt, von 1957 bis 1966 Regierender Bürgermeister, wird vom Westberliner Senat und Abgeordnetenhaus zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
20. 12. Zum 25jährigen Bestehen der Jüdischen Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg findet im Jüdischen Gemeindehaus in Berlin- Charlottenburg eine Feierstunde statt.
31. 12. In Ost-Berlin sind zu diesem Zeitpunkt 139 547 Motorfahrzeuge zugelassen. Davon waren 84 380 Personenkraftwagen.

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