Berlin im Jahr 1968
01. 01. Reinhold Lingner, Gartenarchitekt und ab 1945 Leiter des Hauptamtes für Grünplanung beim Magistrat von Groß-Berlin, stirbt in Berlin.
12. 01. In Berlin wird das Zentrale Studio für Unterhaltungskunst unter Eingliederung der Fachschule für Artistik gegründet.
12. 01. Der Rektor der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Dr. Ewald Harndt, gibt bekannt, daß eine feierliche Amtsübergabe des Rektorats nicht stattfinden wird.
15. 01. Ein umfangreiches Tiefdruckgebiet verursacht in der Stadt einen raschen und drastischen Temperaturanstieg um 23 Grad (von -13°C auf +10°C) und führt zu orkanartigen Sturmböen mit Windstärken von 10 und 11.
15. 01. Der Akademische Senat der Freien Universität Berlin (FU) spricht sich auf einer außerordentlichen Sitzung für eine dreijährige Amtszeit des FU-Rektors aus.
12. 02. Für das künftige Centrum-Warenhaus auf dem Alexanderplatz (Mitte) wird der Grundstein gelegt.
16. 02. In West-Berlin werden 47 Personen beim Kleben von Plakaten für den Vietnam-Kongreß festgenommen. Unter ihnen befand sich auch der Student der Freien Universität Berlin Peter Brandt, der Sohn des Bundesaußenministers.
18. 02. Ein großer Demonstrationszug führt nach Abschluß des »Internationalen Vietnam-Kongresses« in der Technischen Universität Berlin vom Café Kranzler über den Kurfürstendamm (Wilmersdorf, Charlottenburg) und die Wilmersdorfer Straße zur Deutschen Oper.
22. 02. Oberbürgermeister Herbert Fechner legt den Grundstein zur Neugestaltung des Ensembles Rathaus-/Ecke Karl-Liebknecht-Straße am Fundament des ersten Wohnhauses zwischen Kloster- und Jüdenstraße (Mitte).
05. 03. In einem »Berlin-Appell« an den Senat wenden sich Professoren, Schriftsteller, Schauspieler, Regisseure und Journalisten aus der gesamten Bundesrepublik gegen eine Politik, die in der Bevölkerung eine Pogromstimmung gegen Studenten erzeugt hatte.
06. 03. Im obersten Stockwerk des Moabiter Kriminalgerichts explodiert ein Sprengkörper, bei dem es sich nach Angaben der Polizei um einen »Molotow-Cocktail« mit Zeitzündung handelte. Personen kamen nicht zu Schaden.
22. 03. Der Allgemeine Studentenausschuß (AStA) der Freien Universität Berlin beschließt, die in mehreren Westberliner Bezirken entstehenden antiautoritären Kinderläden finanziell zu unterstützen.
08. 04. Gabriele Fähnrich wird in Hoyerswerda geboren. Die Turnerin des SC Dynamo Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 die Bronzemedaille im Mehrkampf mit der Mannschaft. 1985 war sie Weltmeisterin am Barren.
11. 04. Rudi Dutschke, Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), wird von dem 23jährigen Anstreicher Josef Bachmann auf dem Kurfürstendamm (Charlottenburg) mit drei Schüssen lebensgefährlich verletzt.
13. 04. Die DDR-Behörden untersagen Ministern und leitenden Beamten der Bundesregierung die Benutzung der Transitwege von und nach West-Berlin.
24. 04. Die Sektion Physik der Humboldt-Universität wird gegründet.
25. 04. Vom Immatrikulationsbüro der Freien Universität Berlin (FU) wird bekanntgegeben, daß im Sommersemester dieses Jahres an der FU 14 994 Studierende registriert sind. Knapp ein Drittel davon waren Studentinnen.
30. 04. Die »Außerparlamentarische Opposition« veranstaltet in der »Neuen Welt« in Neukölln zur Vorbereitung des 1. Mai ein sozialistisches Forum, an dem über 3 000 Personen teilnehmen.
03. 05. Der Tennisspieler Oscar Kreuzer stirbt. Der Spieler des LTTC Rot-Weiß Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 die Bronzemedaille im Einzel des Rasentennis-Turniers.
13. 05. Im Zusammenhang mit den Studentenunruhen des Jahres 1968 wird das Wappen der Freien Universität Berlin vor dem Rektoratsgebäude Ihnestraße 24 (Dahlem) verbrannt.
15. 05. Die Studentenvertretung der Freien Universität Berlin ruft zu einem Vorlesungsstreik auf, um die Bedeutung der Notstandsgesetze, deren Zweite Lesung an diesem Tag im Bundestag stattfindet, erneut zu diskutieren. Der Aufruf wurde fast vollständig befolgt.
21. 05. Die Vollversammlung der »Kritischen Universität« beschließt, an der Freien Universität Berlin vom 27. bis zum 29. Mai einen allgemeinen Vorlesungsstreik durchzuführen, um damit gegen die Notstandsgesetze zu protestieren.
22. 05. Nach fünfjähriger Bauzeit wird das 1943 durch Bomben zerstörte Große Tropenhaus des Botanischen Gartens wiedereröffnet.
28. 05. In West-Berlin wird das Deutsche Turnerfest anläßlich des 100. Jahrestages der Gründung der Deutschen Turnerschaft eröffnet.
04. 06. Die Humboldt-Universität zu Berlin bietet den Westberliner Studenten, die seit dem 20. Mai das Ostasiatische Seminar der Freien Universität Berlin besetzen, an, ihr Studium an der Humboldt-Universität zu beenden.
11. 06. Das Innenministerium der DDR verfügt die Einführung einer Paß- und Visumpflicht für alle Benutzer der Transitwege zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik Deutschland.
17. 06. Dem Chemiker und Nobelpreisträger Otto Hahn wird sechs Wochen vor seinem Tod die Ehrenbürgerschaft Berlins verliehen.
27. 06. Der Senat von Berlin wird vom Abgeordnetenhaus beauftragt, ein Fachhochschulgesetz vorzulegen.
30. 06. Der erste Containerzug der DDR verläßt den Containerbahnhof Frankfurter Allee (Lichtenberg). 30 Container wurden zum Überseehafen Rostock transportiert.
01. 07. In der DDR wird der Volkseigene Betrieb (VEB) Werkzeugmaschinenkombinat »7. Oktober« mit Sitz in Weißensee gebildet. Zum Kombinat gehörten der VEB Großdrehmaschinenbau »7. Oktober« Berlin-Weißensee und die Werkzeugmaschinenfabrik Berlin-Marzahn.
20. 07. Anläßlich des 24. Jahrestages des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler (20. Juli 1944) wird im Bendlerblock in der Stauffenbergstraße (Tiergarten) die Gedenk- und Bildungsstätte Deutscher Widerstand eröffnet.
28. 07. Der Chemiker Prof. Dr. Otto Hahn, Nobelpreisträger und Berliner Ehrenbürger, stirbt im Alter von 89 Jahren in einem Göttinger Krankenhaus.
14. 08. Der Direktor des Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft der TU Berlin, Heinrich Press, stirbt in Berlin. Er trat durch zahlreiche Forschungen auf dem Gebiet des Wasserbaus, insbesondere der Talsperren, Hafenanlagen und Binnenwasserstraßen hervor.
17. 08. Der Berliner Senat genehmigt 750 000 Mark für den Bau eines Kindergartens für die Freie Universität Berlin, der von der Studentenschaft wiederholt gefordert worden war.
07. 09. Die Gedenkstätte für die deutschen Interbrigadisten an der Friedenstraße im Volkspark Friedrichshain wird eingeweiht.
12. 09. Der Kunsthändler und Auktionator Leo Spik stirbt in Berlin. Er gehörte zu den markantesten Gestalten des Kunstmarktes in Deutschland, dessen Auktionen zu Ereignissen wurden, die weit über Berlin hinaus Interesse fanden.
15. 09. Die Neue Nationalgalerie, errichtet nach den Plänen von Ludwig Mies van der Rohe, wird in der Potsdamer Straße (Tiergarten) fertiggestellt.
22. 09. In Berlin wird eine partielle Sonnenfinsternis beobachtet, die um 10.32 Uhr begann und um 11.37 Uhr ihren Höhepunkt erreichte, als mehr als ein Drittel der Sonnenscheibe verdeckt war.
27. 09. Der Regierende Bürgermeister Klaus Schütz und Bundeswirtschaftsminister Prof. Karl Schiller eröffnen in den Messehallen am Funkturm (Charlottenburg) die 18. Deutsche Industrieausstellung, verbunden mit der 6. Importmesse »Partner des Fortschritts«.
28. 09. Das Kuratorium der Freien Universität Berlin beschließt, im Klinikum Steglitz ein Institut für Neuropathologie und ein Institut für klinische Physiologie zu errichten.
08. 10. Die Galeristin Eva Poll eröffnet ihre ersten eigenen Ausstellungsräume in der Charlottenburger Niebuhrstraße mit Arbeiten des Berliner Malers Peter Sorge.
09. 10. Das Klinikum Steglitz, das als modernstes Klinikum Europas bezeichnet wurde, wird der Freien Universität Berlin übergeben.
16. 10. Der Physiker Walter Friedrich stirbt in Berlin. Friedrich war seit 1923 auf dem Gebiet der Strahlenforschung tätig und von 1951 bis 1956 Präsident der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
17. 10. Abends um 18.37 Uhr zieht ein Mini-Tornado durch die Podbielskiallee in Dahlem und hinterläßt einen Streifen entlaubter Bäume.
17. 10. Christoph Höhne, Leichtathlet des SC Dynamo Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt die Goldmedaille über 50 km Gehen.
18. 10. Klaus Beer, Leichtathlet des SC Dynamo Berlin, erringt bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 1968 die Silbermedaille im Weitsprung. Beer war achtmal DDR-Meister.
19. 10. Die Berliner Ruderer Rüdiger Henning, Egbert Hirschfelder und Jörg Siebert gewinnen bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 1968 die Goldmedaille im deutschen Achter.
19. 10. Heinz-Jürgen Bothe und Jörg Lucke, Ruderer des TSC Berlin, erringen bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 1968 die Goldmedaille im Zweier ohne Steuermann.
20. 10. Bodo Tümmler, Leichtathlet des SC Charlottenburg Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 1968 die Bronzemedaille über 1 500 m. Tümmler war über 1 500 m Europameister 1969, Deutscher Meister 1965 bis 1969.
23. 10. Karin Janz, Turnerin des SC Dynamo Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 1968 die Bronzemedaille im Mehrkampf mit der Mannschaft.
24. 10. Der Turner Peter Weber gewinnt bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 1968 die Bronzemedaille im Mehrkampf mit der Mannschaft.
25. 10. Die Kanurennsportlerin Renate Breuer erringt bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 1968 die Silbermedaille im Einer-Kajak über 500 m. Im Vierer-Kajak über 500 m wurde sie 1966 Vize-Weltmeisterin.
25. 10. Karin Janz, Turnerin des SC Dynamo Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 1968 die Silbermedaille am Stufenbarren.
26. 10. Manfred Wolke, Boxer des ASK Vorwärts Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 1968 die Goldmedaille im Weltergewicht.
26. 10. Roswitha Krause, Schwimmerin des TSC Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 1968 die Silbermedaille über 4 x 100 m Freistil.
27. 10. Die Physikerin Lise Meitner, die von 1907 bis 1938 in Berlin lebte und arbeitete, stirbt in Cambridge.
31. 10. Magdalena Schmidt, Turnerin des SC Dynamo Berlin, gewinnt bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 1968 die Bronzemedaille im Mehrkampf mit der Mannschaft.
01. 11. Dr.-Ing. Hans Joachim Bielig wird als ordentlicher Professor auf den Lehrstuhl »Technologie der Obst- und Gemüseverwertung« der Technischen Universität Berlin berufen.
01. 11. Die Reichsbahn, Betriebsteil S-Bahn, schafft den Zugbegleiter auf den innerstädtischen Strecken ab. Der letzte Einsatz erfolgte in der Zuggruppe »K«. Danach fuhren die Züge im »Einmannbetrieb«.
04. 11. Vor dem Landgericht am Tegeler Weg (Charlottenburg), in dem die Ehrengerichtsverhandlung gegen den Rechtsanwalt Horst Mahler stattfand, kommt es zu einer schweren Straßenschlacht zwischen der Außerparlamentarischen Opposition und der Polizei.
13. 11. In Mehlem bei Bad Godesberg stirbt der Sozialpädiater Erich Schröder. Schröder kam 1942 nach Berlin. Er war Direktor beim Senator für Gesundheitswesen sowie Ordinarius für Sozialhygiene und öffentliches Gesundheitswesen an der Freien Universität Berlin.
16. 11. Der Meteorologe und Geophysiker Otto Lucke, der von 1962 bis 1968 Direktor des Instituts für Meteorologie und Geophysik der Humboldt-Universität zu Berlin war, stirbt in Berlin.
19. 11. Der Chirurg Heinrich Klose stirbt in Berlin. Der seit 1947 als Ärztlicher Direktor und Leiter der Chirurgie am Städtischen Krankenhaus Friedrichshain Tätige erwarb sich bleibende Verdienste um den Wiederaufbau des Krankenhauses nach dem Kriege.
26. 11. Der Schriftsteller Arnold Zweig, langjähriger Präsident der Akademie der Künste in Ost-Berlin, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Kirchhof der Dorotheenstädtischen und der Friedrichswerderschen Gemeinde, Chausseestraße 126 (Mitte).
11. 12. Monique Garbrecht wird in Halle geboren. Die Eisschnelläuferin des TSC Berlin gewann bei den Olympischen Winterspielen in Albertville 1992 die Bronzemedaille über 1 000 m. 1991 war sie auf dieser Strecke Weltmeisterin und Deutsche Meisterin.
24. 12. Astrid Strauß wird in Berlin geboren. Die Schwimmerin des TSC Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 die Silbermedaille über 800 m Freistil. Sie war Weltmeisterin 1986 im Freistil über 800 m und 4 x 200 m.

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