Berlin im Jahr 1958
02. 01. Die Höchstzahl der Studierenden an der Freien Universität Berlin für das Sommersemester 1958 wird vom Hauptausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses mit 10 800 festgelegt. Ein Bundeszuschuß von 3,5 Millionen Mark für die Freie Universität wurde beantragt.
02. 01. Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt und der Präsident des Abgeordnetenhauses, Kurt Landsberg, geben im Amtssitz des Bundespräsidenten in Grunewald erstmals einen Neujahrsempfang.
03. 01. Der Physiker Alexander Meißner stirbt in Berlin. Meißner war seit 1928 Professor an der Berliner Universität für die Gebiete Funktechnik, Navigation und Elektronik. Meißner führte 1913 das Prinzip der Rückkopplung bei Röhrensendern ein.
04. 01. Der Geograph und Meteorologe Hermann Henze, der von 1902 bis 1942 am Preußischen Meteorologischen Institut in Berlin tätig war, stirbt in Finsterbergen (Thüringen).
06. 01. An der Freien Universität Berlin beginnen die Universitätstage zum Thema »Der Mensch in der sozialen Welt«. Einer der Referenten war der Theologe Prof. Helmut Gollwitzer, der über »Obrigkeit und Bürger in der Demokratie« sprach.
10. 01. Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt stattet erstmals dem sowjetischen Stadtkommandanten, Generalmajor Andrej S. Tschamow, einen Besuch in dessen Amtssitz in Karlshorst ab.
10. 01. Die Ruine der in der »Reichskristallnacht« durch einen Brand und im Krieg durch Fliegerbomben völlig zerstörten Synagoge in der Fasanenstraße (Charlottenburg) wird gesprengt, um Platz für den Neubau des Jüdischen Gemeindehauses zu schaffen.
12. 01. Ein außerordentlicher Parteitag der Berliner SPD wählt Willy Brandt mit knapper Mehrheit erneut zum Landesvorsitzenden der Partei.
14. 01. Auf der Jahresfeier der Hochschule für Politik erklärt deren Direktor, Prof. Heinrich von der Gablentz, daß die Hochschule als »Otto-Suhr-Institut« der Freien Universität Berlin angegliedert wird.
16. 01. Nach einer Entscheidung des Ehrengerichts der Westberliner Anwaltskammer darf der in Ost-Berlin wohnende Dr. Friedrich Karl Kaul (SED) auch weiterhin als Rechtsanwalt vor Westberliner Gerichten auftreten.
21. 01. Der Dachverband der »Vereine Deutscher Studenten (VDSt)« begeht in West-Berlin den »Jahrestag der Gründung des 2. Deutschen Reiches«. Die Korporationen diskutierten den Vaterlandsbegriff und über das Thema »Volk und Gott«.
23. 01. Das Abgeordnetenhaus verabschiedet das »Bezirksverwaltungsgesetz«, das die juristische Stellung, die Rechte und Pflichten der Bezirksverwaltungen definierte.
25. 01. Die Dynamo-Sporthalle am Weißenseer Weg in Hohenschönhausen wird nach zwanzigmonatiger Bauzeit ihrer Bestimmung übergeben. In der Halle fanden bis zu 3 000 Menschen Platz.
28. 01. An den Regisseur des Films »Das Wirtshaus im Spessart«, Kurt Hoffmann, wird in Berlin erstmals der »Ernst-Lubitsch-Preis« verliehen.
03. 02. Der Allgemeine Studentenausschuß der Freien Universität Berlin (AStA) veranstaltet ein »politisches Forum« zum Thema »Probleme der Europäischen Sicherheit«, auf dem auch über eine atomwaffenfreie Zone in Mitteleuropa diskutiert wurde.
05. 02. In der wiederaufgebauten Deutschlandhalle am Funkturm (Charlottenburg) findet das erste Reitturnier nach dem Zweiten Weltkrieg statt.
08. 02. Jacob Kaiser, Mitbegründer der CDU und ehemaliger Minister für Gesamtdeutsche Fragen, werden anläßlich seines 70. Geburtstages vom Westberliner Senat und vom Abgeordnetenhaus die Ehrenbürgerrechte der Stadt verliehen.
10. 02. Frank Otto wird in Berlin geboren. 1981 war der Wasserballer mit den Wasserfreunden Spandau 04 Europameister. Bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 1984 gewann er mit der deutschen Mannschaft die Bronzemedaille. Otto bestritt 300 Länderspiele.
12. 02. Das Deutsche Rote Kreuz eröffnet in der Bachestraße in Friedenau (Schöneberg) eine neue Landesschule.
17. 02. Das Denkmal für Heinrich Heine von Waldemar Grzimek wird im Volkspark am Weinbergsweg (Mitte) aufgestellt. Das war ursprünglich zum 100. Todestag des Dichters am 17. Februar 1956 vor dem Maxim Gorki Theater, Am Festungsgraben, vorgesehen.
18. 02. Die amerikanischen Behörden überlassen die 1950 gebaute Sporthalle am Columbiadamm (Tempelhof) dem Senat.
19. 02. Der Magistrat verleiht erstmalig den »Ernst-Zinna-Preis«. Er wurde künftig einmal im Jahr in zwei Klassen - für Erfindung und Rationalisierungsvorschläge und für künstlerische Leistungen - verliehen.
27. 02. Die dritte Hallenhandball-Weltmeisterschaft beginnt in der Ostberliner Werner-Seelenbinder-Halle (Prenzlauer Berg). Die gemeinsame deutsche Mannschaft belegte Platz 3.
28. 02. Marina Wilke (verh. Jährling) wird in Berlin geboren. Die Ruderin des SC Berlin-Grünau gewann bei den Olympischen Spielen in Montreal 1976 und in Moskau 1980 im DDR-Achter die Goldmedaille. In dieser Bootsklasse war sie 1975 Weltmeisterin.
28. 02. Christina Brehmer (verh. Lathan) wird in Altdöbern geboren. Die Leichtathletin des SC Dynamo Berlin gewann u.a. bei den XXI. Olympischen Spielen in Montreal 1976 die Goldmedaille über 4 x 400 m und die Silbermedaille über 400 m.
01. 03. Der Dozent Günter Köhler wird zum Direktor der Staatlichen Ingenieurschule Beuth im Wedding bestellt.
03. 03. Der stellvertretende Chefredakteur der »Komsomolskaja Prawda«, Juri Woronow, und drei sowjetische Studentenvertreter beginnen auf Einladung des Verbandes Deutscher Studentenschaften (VDS) einen Besuch in West-Berlin und der Bundesrepublik.
06. 03. Der Deutsche Fernsehfunk (Ost) und der Sender Freies Berlin (West) kooperieren erstmals, um über eine Fernsehbrücke die Endspiele der dritten Weltmeisterschaft im Hallenhandball aus der Werner-Seelenbinder-Halle in Ost-Berlin zu übertragen.
06. 03. Die 1. Berliner Konferenz der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG), an der 200 Genossenschaftsbauern teilnehmen, wird durchgeführt.
08. 03. Die beliebte RIAS-Sendung »Schlager der Woche« findet als 500. Veranstaltung in der Deutschlandhalle am Funkturm (Charlottenburg) statt.
11. 03. Der Berliner Senat fordert, daß der Deutsche Wissenschaftsrat seinen endgültigen Hauptsitz in West-Berlin erhalten soll, nimmt jedoch zur Kenntnis, daß die »Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates zunächst im Gebiet von Bonn errichtet wird«.
17. 03. Baurat Dipl.-Ing. Günther Köhler, der seit 1946 dem Dozentenkollegium der Ingenieurschule Beuth angehörte und vom Senator für Volksbildung zum Direktor der Ingenieurschule Beuth berufen worden war, tritt sein Amt an.
17. 03. Über den neuen Berliner Außenring wird der Eisenbahn-Schnellverkehr nach Werder und Falkensee aufgenommen. Der eingesetzte Doppelstock-Zug wurde im Volksmund »Sputnik« genannt.
19. 03. Etwa 32 000 Beschäftigte in Westberliner öffentlichen Betrieben beteiligen sich an einem 24stündigen Warnstreik. Betroffen waren BVG, Straßenreinigung, Heizanlagen in öffentlichen Gebäuden und die öffentlichen Bedürfnisanstalten.
24. 03. Die im Ortsteil Britz (Neukölln) gelegene Straße 279 wird in Martin-Wagner-Ring umbenannt, die Straßen 282 und 283 werden in den Bruno-Taut-Ring einbezogen.
24. 03. In Ost-Berlin beginnt eine mehrwöchige Impfaktion gegen die spinale Kinderlähmung (Polio).
26. 03. In einer amtlich nicht genehmigten Aktion verteilen über 1 000 Anhänger der SED in West-Berlin Flugblätter gegen eine eventuelle Ausrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen.
27. 03. Der »Heinrich-Mann-Preis« 1958 der Deutschen Akademie der Künste (Ost-Berlin) wird an die Schriftsteller Rosemarie Schuder und Herbert Jobst sowie an den Maler und Autor Hans Grundig vergeben.
31. 03. Der Magistrat ernennt den bisherigen stellvertretenden Chefarchitekten Erhardt Gißke zum Stadtbaudirektor in Ost-Berlin.
31. 03. Baudirektor Charles Bouché, Direktor der Ingenieurschule Beuth (am Zeppelinplatz, Weddig), wird pensioniert.
09. 04. Auf Beschluß der Stadtverordnetenversammlung wird der Magistrat umgebildet und durch zusätzliche Mitglieder vergrößert.
15. 04. Der »Aktionsausschuß der Berliner Jugend gegen den Atomtod« organisiert einen Schweigemarsch gegen die geplante Atombewaffnung der Bundeswehr auf dem Kurfürstendamm, an dem ca. 5 000 Studenten, »Jungsozialisten«, »Falken« und Kommunisten teilnahmen.
17. 04. Dirk Hafemeister wird in Berlin geboren. Der Reitsportler gewann bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 die Goldmedaille im Mannschafts- Springreiten. Er war Deutscher Meister 1988 im Einzel, 1991 bis 1993 mit Weser-Ems Deutscher Mannschaftsmeister.
17. 04. Rainer Strobach wird in Dresden geboren. Der Schwimmer des TSC Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Moskau 1980 die Silbermedaille über 4 x 200 m Freistil.
18. 04. Der Physiker Manfred von Ardenne erhält die Deutsche Friedensmedaille des in Ost-Berlin ansässigen Deutschen Friedensrates.
23. 04. Zu Ehren des 100. Geburtstages des Physikers Max Planck findet in der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin eine Festsitzung statt.
24. 04. Die Ausstellung »Berliner Künstler 1958« wird im Pavillon der Kunst Unter den Linden (Mitte) eröffnet.
24. 04. Auf seiner Delegiertenkonferenz in West-Berlin beschließt der Liberale Studentenbund Deutschlands (LSD), sich nicht mehr grundsätzlich von den Burschenschaften zu distanzieren.
24. 04. Anläßlich des 100. Geburtstages des Physikers Max Planck findet in der Staatsoper Unter den Linden (Mitte) eine Festsitzung statt, zu der die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin eingeladen hatte. Die Festrede hielt Max Felix Theodor von Laue.
24. 04. Auf der Festsitzung der Deutschen Akademie der Wissenschaften anläßlich des 100. Geburtstages von Max Planck überreicht Otto Hahn im Namen der Max-Planck-Gesellschaft eine Planck-Büste und die Ausgabe der physikalischen Abhandlungen und Vorträge Plancks.
24. 04. In einer Feierstunde im Rahmen der Max-Planck-Festlichkeiten anläßlich seines 100. Geburtstages wird das Magnus-Haus am Kupfergraben mit der Max-Planck-Bibliothek der Physikalischen Gesellschaft der DDR übergeben.
25. 04. Der Verband der Physikalischen Gesellschaften e.V. veranstaltet anläßlich des 100. Geburtstages von Max Planck in der Kongreßhalle (Tiergarten) eine Festsitzung. Festvorträge wurden von Werner Heisenberg und Gustav Hertz gehalten.
06. 05. Ein 50 Personen Platz bietendes Schiff wird an seinem Liegeplatz in Grünau als erste Ostberliner schwimmende Jugendherberge übergeben und »Spree-Athen« getauft.
08. 05. Der Außenminister der USA, John Foster Dulles, stattet West-Berlin einen Besuch ab.
11. 05. Im Rahmen seines Besuches der Bundesrepublik trifft der türkische Staatspräsident Celai Bayar zu einem 48stündigen Besuch in West- Berlin ein.
12. 05. Während eines akademischen Festaktes im »Henry-Ford-Bau« der Freien Universität Berlin wird dem türkischen Präsidenten Celal Bayar die Ehrendoktorwürde der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät verliehen.
15. 05. Dem evangelischen Theologen D. Dr. Otto Dibelius, Bischof von Berlin und Brandenburg, wird anläßlich seines 78. Geburtstages die Ehrenbürgerwürde verliehen. Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt hielt die Ansprache und verlas die Ernennungsurkunde.
19. 05. Der 27 m hohe hölzerne Müggelturm brennt infolge Funkenflugs bei Schweißarbeiten ab. Unmittelbar darauf setzte eine große Spendenaktion der Berliner für den Bau eines neuen Ausgucks ein. Der Neubau wurde mit der Silvesterfeier 1961 eröffnet.
20. 05. Der Allgemeine Studentenausschuß (AStA) der Freien Universität veranstaltet im Auditorium maximum ein »politisches Forum« zum Thema »Atomwaffen für Deutschland?«, auf dem Professor Helmut Gollwitzer die Atomaufrüstung der Bundeswehr scharf ablehnte.
22. 05. Das Bärenschaufenster des Tierparks in Berlin-Friedrichsfelde (Lichtenberg) wird eingeweiht.
28. 05. In Ost-Berlin und in der DDR werden die letzten Lebensmittelkarten für Fleisch, Butter, Fette, Milch und Zucker abgeschafft.
30. 05. Der Omnibusbetriebsbahnhof Cicerostraße (Wilmersdorf) wird seiner Bestimmung übergeben.
31. 05. Mit der Eröffnung des U-Bahn-Abschnitts zwischen Kurt-Schumacher-Platz und Tegel werden in diesem Bereich fünf Straßenbahnlinien eingestellt.
01. 06. Erstmals wird im Ostberliner Kulturhaus Auerstraße (Friedrichshain) anstelle einer kirchlichen Taufe eine sozialistische Namensgebung veranstaltet.
04. 06. Der Oskar-Platz (Wedding) wird zu Ehren der 1957 verstorbenen SPD-Politikerin und Ehrenbürgerin der Stadt, Louise Schroeder, in Louise- Schroeder-Platz umbenannt. Louise Schroeder war 1947/48 amtierende Oberbürgermeisterin der Stadt.
06. 06. Der Magistrat beschließt, daß mit Beginn des neuen Schuljahres für Schüler ab der siebenten Klasse wöchentlich ein »Unterrichtstag in der Produktion« (UTP) stattfindet.
12. 06. Der Allgemeine Studentenausschuß (AStA) der Freien Universität Berlin veranstaltet ein »politisches Forum« zum Thema »Die Wiedervereinigung Deutschlands«.
13. 06. Für das internationale Studentenheim Eichkamp an der Harbigstraße (Charlottenburg) wird der Grundstein für fünf neue Wohnhäuser gelegt.
29. 06. Die Zeitung »Neues Deutschland« feiert erstmals ihr Pressefest in Berlin, in der Karl-Marx-Allee (Frankfurter Allee).
30. 06. Walther Schreiber stirbt in Berlin. Er war von 1919 bis 1933 Abgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei im Preußischen Landtag, gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Mitbegründern der Berliner CDU und war 1953/54 Regierender Bürgemeister.
01. 07. Der Chemiker Ernst Terres, der von 1930 bis 1933 Professor für technische Chemie an der Technischen Hochschule zu Berlin und danach geschäftsführender Leiter der Edeleanu-Gesellschaft in Berlin-Schöneberg war, stirbt in München.
01. 07. Das Physikalisch-Technische Institut der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin wird durch Zusammenschluß der Institute für Festkörperforschung und Strahlungsquellen und der Arbeitsgruppe für Lumineszenzforschung neu gebildet.
01. 07. An der Deutschen Akademie der Wissenschaften entstehen die Institute für Fettchemie (Direktor: H. Bertsch), für organische Chemie (Direktor: A. Rieche), für Kunststoffe (Direktor: A. Wende) und für Strukturforschung (Direktor: K. Boll-Dornberger).
08. 07. Der sowjetische Partei- und Regierungschef Nikita S. Chruschtschow trifft zu einem offiziellen Besuch der DDR auf dem Ostbahnhof (Friedrichshain) ein.
10. 07. In der Ostberliner Werner-Seelenbinder-Halle (Prezlauer Berg) beginnt der bis zum 16. Juli währende V. Parteitag der SED. Er stand unter der Losung: »Der Sozialismus siegt«.
17. 07. In Kaulsdorf (Hellersdorf) wird eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) gegründet.
19. 07. Mit der Übergabe der flankierenden Wachhäuschen sind die Restaurierungsarbeiten am Brandenburger Tor (Mitte) abgeschlossen.
19. 07. Deutschlands älteste Freimaurer-Großloge, die von Friedrich II. im September 1740 gestiftete Große National-Mutterloge »Zu den drei Weltkugeln«, bezieht ihr neues Domizil in der Heerstraße 28 (Charlottenburg).
21. 07. In Anwesenheit zahlreicher Vertreter von Bundesregierung, Senat und Universität erfolgt die feierliche Grundsteinlegung für Erweiterungsbauten auf dem Nordgelände der Technischen Universität. Die Festansprache hielt Rektor Prof. Werner Kniehahn.
24. 07. An der Glienicker Straße am Wannsee wird der erste Berliner Atomreaktor in Betrieb genommen. Der Experimentier-Reaktor (BER I) war zwei Jahre zuvor vom Senat in Auftrag gegeben worden. Auf dem Gelände wurde 1959 das Hahn-Meitner-Institut eingeweiht.
26. 07. Der 2. Kongreß der Baptistischen Unionen Europas, an dem 5 000 Delegierte aus 22 Ländern teilnehmen, wird in der Deutschlandhalle (Charlottenburg) eröffnet. Er endete am 31. Juli.
27. 07. Das Zentralorgan der SED »Neues Deutschland« veröffentlicht Grundideen des von einem Städtebaukollektiv des Stadtbauamtes unter Leitung von Prof. Hermann Henselmann erarbeiteten Planvorschlags für die Gestaltung der alten Berliner City.
01. 08. Im Gebäude des DDR-Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen, Leipziger Straße/Ecke Mauerstraße (Mitte), werden die ersten Räume des im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörten Postmuseums wieder eröffnet.
02. 08. Die in der Friedenauer Bildgießerei Noack wiederhergestellten Teile der Quadriga werden im Hof des Marstalls (Breitestraße, Mitte) aufgestellt, wo sie bis zum 6. August besichtigt werden konnten.
17. 08. Die neue Wohnsiedlung am Waldeck-Park (Kreuzberg) erhält den Namen des früheren Regierenden Bürgermeisters Otto Suhr.
19. 08. Der Senat beschließt die Bildung eines Beirats für Jugend und Sport bei der Senatsverwaltung. Der Beirat sollte sich mit allen Fragen des jugendgefährdenden Schrifttums befassen und den zuständigen Senator in dieser Problematik beraten.
19. 08. Der Berliner Regionalhistoriker Otto Heinrich stirbt in Berlin-Köpenick.
23. 08. In der Sporthalle an der Stalinallee (Karl-Marx-Allee, Friedrichshain) wird die erste »Berliner Modewoche« eröffnet. Durch diese Veranstaltung sollte die Hauptstadt der DDR (Ost-Berlin) zum Modezentrum des Landes werden.
23. 08. Der Tiermediziner Kurt Neumann-Kleinpaul stirbt in Berlin.
25. 08. Für das Wassersportheim des akademischen Vereins »Hütte« an der Scharfen Lanke (Spandau) wird Richtfest gefeiert.
25. 08. Der Dirigent und Komponist Leo Blech stirbt in Berlin im 87. Lebensjahr an Herzschwäche. Er war langjährig als Generalmusikdirektor der damals noch Königlichen und dann Preußischen Staatsoper Unter den Linden (Mitte) tätig.
26. 08. Eine Vereinbarung zwischen dem Bezirksamt Charlottenburg und der Freien Universität Berlin über die Benutzung des Krankenhauses Westend und der Frauenklinik Charlottenburg für Universitätszwecke wird vom Senat gebilligt.
27. 08. Der Magistrat übernimmt eine Regelung des DDR-Verkehrsministeriums, nach der Autos, die nur als Taxis verwendet werden, mit einem schwarzweißen Karostreifen zu kennzeichnen sind.
29. 08. Die Interbau-Wochen werden mit der Grundsteinlegung für das neue Gebäude der Akademie der Künste im Hansa-Viertel am Nordrand des Tiergartens eröffnet.
30. 08. Der Berliner Hockeyspieler Gerd Stranzen stirbt. Stranzen gewann bei den Olympischen Spielen in Amsterdam 1928 mit der deutschen Mannschaft die Bronzemedaille.
31. 08. In West-Berlin werden nach den Bestimmungen des Kassenarztgesetzes die Polikliniken endgültig geschlossen. Von den ursprünglich 44 Polikliniken blieben nur die 18 Universitätspolikliniken in Betrieb.
01. 09. Der Sender Freies Berlin (SFB) startet mit der »Berliner Abendschau« ein eigenes Regionalprogramm, in dem mit Wetterberichten, Reportagen, Interviews und Kurzfeatures aus dem kulturellen, sportlichen und politischen Leben der Stadt informiert wird.
04. 09. Das Abgeordnetenhaus beschließt das »Erste Gesetz zur Aufhebung des Besatzungsrechts«. Nach einer entsprechenden Genehmigung der Alliierten Kommandantur wurden dadurch 179 ihrer Anordnungen aus den Jahren 1945 bis 1950 aufgehoben.
06. 09. Mit Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus in der Fasanenstraße (Charlottenburg) führt das Kempinski-Hotel den Namen »Bristol Hotel Kempinski«. Damit sollte an die Tradition des »Bristol« angeknüpft werden, das vor dem Krieg Unter den Linden (Mitte) stand.
08. 09. Die zweite DDR-Fluggesellschaft, Interflug, wird beim Notariat angemeldet. Erster Generaldirektor der neuen Gesellschaft war Karl Heiland.
12. 09. Der Graphiker und Buchgestalter Marcus Michael Behmer stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße, Trakehner Allee 1 (Charlottenburg).
14. 09. Die im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1957 installierte Seilbahn zwischen Bahnhof Zoo und Schloß Bellevue (Tiergarten) stellt ihren Betrieb ein und wird abgebaut.
20. 09. Das erste in Berlin gebaute Frachtschiff über 1 000 t, ein für den Erztransport bestimmter Motorkahn mit 1 350 t vom Typ »Rhein-Herne-Kanalschiff«, wird auf der neuerrichteten Werft der Deutschen Industriewerke AG in Spandau vom Stapel gelassen.
21. 09. Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt eröffnet im Konzertsaal der Hochschule für Musik die 8. Berliner Festwochen.
25. 09. Claudia Hempel wird in Merseburg geboren. Die Schwimmerin des TSC Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Montreal 1976 die Silbermedaille über 4 x 100 m Freistil. 1975 war sie Weltmeisterin über 4 x 100 m Freistil.
25. 09. Dem Berliner Forscher Manfred von Ardenne wird die Ehrendoktorwürde der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Ernst-Moritz- Arndt-Universität Greifswald verliehen.
27. 09. Am Ernst-Reuter-Platz (Charlottenburg) erfolgt die Grundsteinlegung für das 22geschossige »Haus der Elektrizität«.
30. 09. Die BVG (West) schafft die Omnibusse Typ D 38 (Schnauzenbus«) und die Vorkriegs-Doppeldecker ab.
01. 10. Das Oberverwaltungsgericht und das Verwaltungsgericht der Stadt Berlin ziehen in ein neues Gebäude in der Hardenbergstraße (Charlottenburg).
02. 10. Für die am 1. September 1958 beim Notariat angemeldete zweite DDR-Fluggesellschaft, Interflug, wird der Gesellschaftsvertrag angefertigt. Erster Generaldirektor der neuen Gesellschaft war Karl Heiland.
05. 10. Die im Krieg zerstörte Heilig-Kreuz-Kirche am Blücherplatz (Kreuzberg) wird nach ihrem Wiederaufbau feierlich eingeweiht.
07. 10. Der Forscher Manfred von Ardenne, der viele Jahre in Berlin arbeitete, erhält für seine technischen Entwicklungen den Nationalpreis 1. Klasse, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der DDR.
07. 10. In der Kongreßhalle (Tiergarten) feiert die Berliner Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB), kurz Hochschulbrauerei genannt, ihr 75jähriges Bestehen. Den Festvortrag über die Geschichte des Brauwesens hielt Prof. Bruno Drews.
08. 10. Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt überreicht dem Leiter des Max-Planck-Instituts für Zellphysiologie, Nobelpreisträger Prof. Otto Heinrich Warburg, anläßlich seines 75. Geburtstages im Namen des Senats die Ernst-Reuter-Medaille.
09. 10. DDR-Bauminister Paul Scholz und Ost-Berlins Stadtbaudirektor Erhardt Gißke erläutern auf einer Pressekonferenz den von Regierung und Magistrat ausgeschriebenen Ideenwettbewerb zur Umgestaltung der Berliner Innenstadt.
09. 10. Das Berliner Abgeordnetenhaus verabschiedet ein neues Lehrerbildungsgesetz, das erstmalig die gesamte Ausbildung von Lehrern in West-Berlin regelte.
11. 10. Johannes Robert Becher stirbt in Berlin. Becher war bis zur Emigration in die Sowjetunion 1933 überwiegend in Berlin als Schriftsteller tätig, kehrte 1945 nach Berlin zurück, war erster Präsident des Kulturbundes und 1954 bis 1958 Minister für Kultur.
22. 10. Die Bundesregierung lehnt den Vorschlag der SPD, den Regierungssitz nach West-Berlin zu verlegen, mit der Begründung ab, daß die Insellage der Stadt und ihre unmittelbare Nähe zur DDR die Regierungsgeschäfte beeinträchtigen könnten.
23. 10. Anläßlich des 100. Geburtstages des Geographen Friedrich Karl Albrecht Penck, der nach 1906 in Berlin wirkte, hält Edgar T. Lehmann eine Gedächtnisrede auf der wissenschaftlichen Sitzung des Plenums der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
24. 10. Der Philologe Prof. Werner Hartke tritt sein Amt als Präsident der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin an.
26. 10. Der Rock-'n'-Roll-Musiker Bill Haley gibt ein Konzert im Sportpalast (Potsdamer Straße, Schöneberg). Es kam zu Ausschreitungen, die 17 Verletzte und Sachschaden in Höhe von 30 000 Mark forderten.
31. 10. Der Magistrat billigt das Projekt zur Bebauung der Stalinallee (Karl-Marx-Allee) zwischen Strausberger Platz (Friedrichshain) und Alexanderplatz (Mitte).
02. 11. Im Nordflügel des Pergamonmuseums und in der Nationalgalerie wird eine Ausstellung eröffnet, in der von der Sowjetunion zurückgegebene Kunstschätze - darunter Teile des Pergamonaltars und die Schätze des Dresdner Grünen Gewölbes - gezeigt werden.
04. 11. Anläßlich des 10jährigen Bestehens der Freien Universität Berlin findet im Auditorium maximum eine akademische Feier statt. Festredner waren Bundespräsident Prof. Theodor Heuss, der Regierende Bürgermeister Willy Brandt und Rektor Prof. Gerhard Schenck.
04. 11. Zum Abschluß des akademischen Festakts aus Anlaß des 10jährigen Bestehens der Freien Universität (FU) erhalten die Nobelpreisträger Prof. Max von Laue und der Förderer der FU, Prof. George N. Shuster (New York, USA), die Ehrendoktorwürde der Universität.
06. 11. Das Abgeordnetenhaus paßt die von 1929 stammende »Bauordnung für die Stadt Berlin« den neuen technischen, architektonischen und städtebaulichen Erkenntnissen an.
07. 11. In der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin hält Prof. Herbert Louis eine Gedächtnisrede anläßlich des 100. Geburstages des Geographen Albrecht Penck am 25. September 1858. Penck wirkte seit 1906 in Berlin und starb am 7. März 1945 in Prag.
07. 11. Der Herausgeber der im Verlag Ernst Staneck erscheinenden neuen Vierteljahreszeitschrift »Berlin im Spiegel«, Dr. Hans Erman, überreicht dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt das erste Heft der Zeitschrift.
07. 11. Die »Juristische Gesellschaft« wird in Berlin durch Angehörige von sechs juristischen Vereinigungen gegründet. Zum Vorsitzenden wurde Prof. Fritz Werner, Präsident des Bundesverwaltungsgerichts, gewählt.
10. 11. Eine Freundschaftswoche der Humboldt-Universität zu Berlin und der Lomonossow-Universität in Moskau wird in Berlin feierlich eröffnet.
15. 11. Oberbürgermeister Friedrich Ebert legt in der Sebastianstraße (Mitte) den Grundstein für den Neubau des südlichen Neanderviertels (Heinrich-Heine-Viertel).
21. 11. In der Lützowstraße 12-18 (Tiergarten) wird das neue, mit einem Kostenaufwand von 11,7 Millionen Mark erbaute »Abspannwerk Mitte« der Bewag in Betrieb genommen.
21. 11. Das Berliner Abgeordnetenhaus billigt die Eingliederung der Deutschen Hochschule für Politik (DHfP) als »Otto-Suhr-Institut« in die Freie Universität Berlin.
21. 11. Der Magistrat ermächtigt die Räte der Stadtbezirke, Verträge mit Hausgemeinschaften über die Pflege öffentlicher Grünanlagen zu schließen.
24. 11. Der sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschow verkündet, das »leidige Berlin-Problem« ein für allemal lösen zu wollen. Er gab Amerikanern, Briten und Franzosen sechs Monate, um sich aus West-Berlin zurückzuziehen.
26. 11. Der erste, zwei Kilometer lange Abschnitt der Stadtautobahn zwischen Halensee und dem Hohenzollerndamm (Wilmersdorf) wird dem Verkehr übergeben.
27. 11. Die sowjetische Regierung kündigt in gleichlautenden Noten an die drei Westmächte, die Bundesrepublik und die DDR den Vier-Mächte- Status für Berlin auf und fordert die Umwandlung West-Berlins in eine entmilitarisierte »Freie Stadt«.
29. 11. Auf dem Bayerischen Platz (Schöneberg) enthüllt der Leiter der bayerischen Staatskanzlei, Dr. Fritz Baer, eine Löwenplastik des Münchener Bildhauers Anton Rückel.
29. 11. Die am 16. November nach einer Einheitsliste gewählte Stadtverordnetenversammlung wählt Friedrich Ebert (SED) erneut zum Oberbürgermeister sowie zunächst 18 der 21 Mitglieder des Magistrats.
01. 12. Das Abgeordnetenhaus stellt das »Haus des Rundfunks« in der Masurenallee (Charlottenburg) unter Denkmalschutz.
02. 12. Ein Vertrag über die Beziehungen zwischen der Humboldt-Universität zu Berlin und der Karls-Universität in Prag wird in Berlin feierlich unterzeichnet.
04. 12. Der Physiker Max von Laue hält in der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin einen Vortrag zum Thema »Röntgenwellenfelder in Kristallen«. Für seine Entdeckung der Interferenz von Röntgenstrahlen erhielt er 1914 den Nobelpreis für Physik.
07. 12. In Berlin finden Wahlen zum Abgeordnetenhaus statt. Mit einer Wahlbeteiligung von 92,9 % demonstrieren die Bürger ihre Ablehnung der zehn Tage zuvor erhobenen sowjetischen Forderung nach Umwandlung West-Berlins in eine »Freie Stadt«.
07. 12. Der Sender Freies Berlin (SFB) strahlt seine erste Wahlsondersendung aus, in der der Kabarettist Wolfgang Gruner die Wahlnacht live aus dem Deutschlandhaus (Theodor-Heuss-Platz, Charlottenburg) glossiert.
07. 12. Aus den Wahlen zum Abgeordnetenhaus geht die SPD mit 52,6 % als stärkste Kraft hervor. Die CDU erhielt 37,7 %, die FDP 3,8 %, die SED 1,9 %. Die SPD regierte fortan in einer Koalition mit der CDU ohne Opposition.
10. 12. Der Akademische Senat der Freien Universität Berlin stimmt einer Sammlung des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) für bedürftige algerische Flüchtlingsstudenten unter der Bedingung zu, daß sie nicht in den Lehrveranstaltungen durchgeführt wird.
12. 12. Der Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Otto Stammer, weiht das neue Fakultätsgebäude in der Garystraße (Dahlem) ein.
14. 12. Der »Bund der Vertriebenen« und der »Verband der Landsmannschaften« schließen sich im Rathaus Schöneberg zum »Bund der Vertriebenen - Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände (BdV)« zusammen.
17. 12. Am Kurfürstendamm/Ecke Joachimsthaler Straße wird das traditionsreiche Café »Kranzler« (Charlottenburg) wiedereröffnet. Es bot 600 Gästen Platz.
18. 12. Der Sportplatz an der Sömmeringstraße (Charlottenburg) wird in Betrieb genommen.
21. 12. Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger stirbt in Pacific Palisades (Kalifornien, USA). Der Verfasser zahlreicher historischer Romane war 1925 nach Berlin übergesiedelt. Feuchtwanger erhielt 1953 den Nationalpreis I. Klasse für Kunst und Literatur der DDR.
22. 12. Vor dem Haus Goßlerstraße 27 in Friedenau, in dem Zentralstellen von Blindenorganisationen und Wohnungen für Blinde untergebracht sind, wird die erste »Blinden-Verkehrsampel« in Betrieb genommen.
26. 12. Der Sender Freies Berlin (SFB) überträgt als erster deutscher Sender eine stereophonische Musiksendung.
27. 12. Die Verlage der Westberliner Zeitungen »Der Kurier« und »Der Tag« geben bekannt, daß sie künftig verlegerisch, organisatorisch und technisch zusammenarbeiten wollen.
27. 12. Die Borsig-Werke in Tegel beziehen erstmals nach Kriegsende wieder Gas aus einer Kokerei in Salzgitter. Die unterirdische Leitung war bereits 1938 gebaut worden und verband die Borsig-Werke mit den damaligen »Reichswerken Hermann Göring«.
28. 12. Ein Landesparteitag der Berliner SPD spricht sich gegen die Vorstellungen der UdSSR aus, West-Berlin in eine selbständige politische Einheit und in eine Freie Stadt umzuwandeln.
31. 12. Die Botschafter der Westmächte überreichen in Moskau die Antworten auf die sowjetische Berlin-Note vom 27. November. Die vorgeschlagene Umwandlung West-Berlins in eine Freie Stadt widersprach ihrer Verantwortung für Freiheit und Sicherheit der Menschen.

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