Berlin im Jahr 1947
01. 01. In Berlin treten umfangreiche Stromeinschränkungen in Kraft.
01. 01. Die Sternwarte in Babelsberg wird wieder der Akademie der Wissenschaften, seit 1. August 1946 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, angeschlossen.
01. 01. Die erste Nummer der »Tribüne«, Zentralorgan des Bundesvorstandes des FDGB, erscheint in Fortsetzung der seit dem 9. Oktober 1945 herausgegebenen Zeitung »Freie Gewerkschaft« in Berlin.
02. 01. Für alle Berliner Hochschulen werden durch die alliierten Behörden Stipendien genehmigt.
02. 01. Die Studentische Arbeitsgemeinschaft der Universität Berlin gibt sich eine Wahlordnung, die für alle am 1. Dezember 1946 immatrikuliert gewesenen Studenten aktives und passives Wahlrecht beinhaltet.
03. 01. Im Verwaltungsbezirk Wedding und in einigen anderen Bezirken werden zahlreiche Angestellte der Bezirksämter, die überwiegend der SED angehörten, entlassen.
05. 01. Rita Kühne wird in Dresden geboren. Die Leichtathletin des SC Dynamo Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Goldmedaille in der Staffel über 4 x 400 m. 1971 wurde sie in der Staffel Europameisterin über 4 x 400 m.
08. 01. Der am 5. Dezember 1946 gewählte Magistrat wird durch weitere Mitglieder ergänzt und in einigen Positionen personell verändert.
09. 01. Im Rathaus von Wedding wird wegen Kohlenmangels in zwei Schichten gearbeitet. Die Temperatur in den Räumen fiel zeitweise unter den Gefrierpunkt.
12. 01. Die erste Berliner Eis-Schnellauf-Meisterschaft nach dem Krieg findet statt.
14. 01. Da die sowjetische Kommandantur den von der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain gewählten Bezirksbürgermeister Erich Lange (SPD) nicht bestätigt hat, wird an dessen Stelle Wilhelm Mardus (SPD) einstimmig gewählt.
15. 01. Die Sowjetische Militäradministration (SMAD) erteilt die Lizenz zum Wiederaufbau des Theatergebäudes und zur Reorganisation der Volksbühnenorganisation für Berlin, die bis 1952 bestand. 1948 gründete sich in West-Berlin der Verein »Freie Volksbühne«.
17. 01. Auf einer Sitzung der Alliierten Kommandantur erklären sich die Kommandanten mit der Rückführung von 20 050 Kindern und 4 775 Müttern, die während des Krieges in verschiedene deutsche Länder evakuiert wurden, nach Berlin einverstanden.
18. 01. Der Alliierte Kontrollrat veranstaltet in seinem Gebäude am Heinrich-von-Kleist-Park (Schöneberg) einen Neujahrsball, auf dem US- amerikanische, britische und sowjetische Tanzorchester und Tanzgruppen die 700 Gäste aus 14 alliierten Nationen unterhalten.
19. 01. Auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde (Lichtenberg) findet an den Gräbern von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht eine Großkundgebung der SED statt.
21. 01. Arbeiter, die aufgrund des Kohlenmangels ihre Arbeit unterbrechen müssen, erhalten nach einer Anordnung der Alliierten Kommandantur Lebensmittelkarten derselben Stufe wie bisher.
24. 01. Auf Anordnung der britischen Militärregierung werden drei Direktoren der Siemens-Werke entlassen.
28. 01. In Berlin findet die erste Konferenz der gewählten Bezirksbürgermeister statt. Oberbürgermeister Dr. Otto Ostrowski betonte seine Absicht, die Selbstverwaltung der Bezirke nur so weit einzuschränken, wie es die zentralen Belange erforderten.
31. 01. Robert Hensel (SED) wird im Bezirksamt Wedding Bezirksrat für Finanzen. Damit akzeptierten die Sozialdemokraten trotz erheblicher Vorwürfe ihren ehemaligen Kreisvorsitzenden.
01. 02. Das Studentenparlament der Technischen Universität Berlin wird eröffnet.
03. 02. In Berlin beginnt ein erster internationaler agrarwissenschaftlicher Kongreß, veranstaltet von der Deutschen Verwaltung für Landwirtschaft und Forsten der Sowjetischen Besatzungszone.
05. 02. Der Schriftsteller Hans Fallada (Rudolf Ditzen) stirbt in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Städtischen Friedhof Pankow, Am Bürgerpark.
08. 02. Das Studentenparlament der Technischen Universität Berlin tritt zu seiner ersten Sitzung zusammen.
08. 02. In dem aus Holz errichteten Vergnügungslokal »Karlslust« in Hakenfelde (Spandau) bricht ein Brand aus, der 80 Tote und mehr als 150 Verletzte fordert. Unter den Toten waren auch Angehörige der britischen Besatzungsmacht.
11. 02. Auf der 60. Sitzung der Alliierten Kommandantur werden die Gewerkschaftswahlen für das Jahr 1947 genehmigt und auch für 1948 unter Beachtung bestimmter, im einzelnen festgelegter Abänderungen der vom FDGB vorgelegten Wahlordnung festgesetzt.
12. 02. Die Abteilung für Gesundheitswesen beim Magistrat teilt mit, daß über 1 000 Personen an Lungenentzündung erkrankt sind. Als normal galten etwa 150 Erkrankungen pro Tag.
13. 02. Angesichts einer über Wochen anhaltenden Kältewelle erarbeitet ein Notkomitee unter Leitung von Bürgermeisterin Louise Schroeder einen Hilfekatalog, der Wärmehallen, medizinische Versorgung und die Verteilung warmer Mahlzeiten an Bedürftige vorsieht.
13. 02. Oberbürgermeister Dr. Otto Ostrowski richtet wegen des anhaltenden starken Frostes ein dringliches Hilfeersuchen an die Besatzungsmächte. Bis zum 5. Februar waren schon 134 Menschen erfroren, 500 befanden sich mit Erfrierungen in Krankenhäusern.
13. 02. Die Stadtverordnetenversammlung nimmt mit den Stimmen der SPD, der SED und der CDU und gegen die Stimmen der LDP ein Gesetz zur Überführung von Konzernen in Gemeineigentum an.
14. 02. Auf einer außerordentlichen Sitzung ermächtigt die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat zu Notmaßnahmen, die angesichts des anhaltend starken Frostes erforderlich sind.
15. 02. Der 77 Meter hohe Glockenturm auf dem Maifeld hinter dem Olympiastadion (Charlottenburg) wird wegen Einsturzgefahr von britischen Pionieren gesprengt.
17. 02. Da die Haustoiletten weitgehend eingefroren sind, öffnet die Berliner Stadtreinigung die Lüftungsschächte der Entwässerungsanlagen für eine »Notentwässerung«.
20. 02. Die Stadtverordnetenversammlung verabschiedet einstimmig das »Gesetz zur politischen Entlastung der Jugend«, demzufolge alle nach dem 31. Dezember 1916 Geborenen sich keinem Entnazifizierungsverfahren zu unterziehen brauchten.
22. 02. Dr. Otto Suhr (SPD) gibt die Gründung einer August-Bebel-Stiftung bekannt, aus deren Mitteln ein Erholungshaus in Wannsee sowie die August- Bebel-Bibliothek und eine gleichnamige Schule finanziert werden sollen.
22. 02. In Berlin wird die zweitägige Gründungskonferenz der »Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes der sowjetischen Besatzungszone« unter dem Vorsitz von Ottomar Geschke eröffnet.
23. 02. Hans-Ulrich Schmied wird in Meißen geboren. Der Ruderer des SC Berlin-Grünau gewann bei den Olympischen Spielen in München 1972 und in Montreal 1976 Bronzemedaillen im Doppelzweier. In dieser Bootsklasse war er 1974 Weltmeister und viermal DDR-Meister.
25. 02. Der Alliierte Kontrollrat beschließt auf seiner 55. Sitzung das Gesetz Nr. 46 zur Auflösung des Staates Preußen. Die Provinzen »sollten die Rechtsstellung von Ländern erhalten oder Ländern einverleibt werden«. Berlin erhielt den Rang eines Landes.
25. 02. Der Physiker Friedrich Paschen, der in Tübingen und Berlin als Professor auf dem Gebiet der Spektroskopie wirkte und langjährig Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin war, stirbt in Potsdam.
25. 02. Mit dem Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrates zur Auflösung des Freistaates Preußen erlischt die Funktion Berlins als preußische Landeshauptstadt.
27. 02. Nach einer offiziellen Schätzung wird die vollständige Enttrümmerung Berlins 20 bis 25 Jahre in Anspruch nehmen.
28. 02. Das »Haus der Kultur der Sowjetunion« wird im Gebäude des ehemaligen Preußischen Finanzministeriums am Festungsgraben (Mitte) eröffnet.
01. 03. Das Zentralorgan der FDJ »Junge Welt« erscheint als Tageszeitung.
01. 03. Die Zeitschrift für Fragen des Judentums »Der Weg« teilt mit, daß der Berliner Jüdischen Gemeinde etwa 7 000 Personen angehören, darunter 1 400, die aus Konzentrationslagern zurückgekehrt sind, und 1 600, die bis Kriegsende illegal in Berlin lebten.
03. 03. Die Verwaltungsschule Groß-Berlin wird durch Oberbürgermeister Dr. Otto Ostrowski eröffnet. Die schon bestehende provisorische Verwaltungsschule in Köpenick wurde für Sonderaufgaben weitergeführt.
05. 03. Professor C. Mannich, der von 1927 bis 1943 als Nachfolger von Hermann Thoms Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Berliner Universität war, stirbt in Karlsruhe.
05. 03. Die Alliierte Kommandantur untersagt dem Magistrat bis zu ihrer Entscheidung die Überführung von Konzernen und anderen wirtschaftlichen Unternehmungen in Gemeineigentum, wie es auf vorangegangenen Stadtverordnetensitzungen beschlossen worden war.
05. 03. Der Akademie-Verlag erhält eine sowjetische Lizenz zur Herausgabe des Chemischen Zentralblattes.
07. 03. Ein interzonaler Deutscher Frauenkongreß für den Frieden (Teilnehmer aus den vier Besatzungszonen) beginnt in Berlin. Während der dreitägigen Konferenz in der Staatsoper, Friedrichstraße, wurde der Demokratische Frauenbund Deutschlands (DFD) gegründet.
08. 03. Die 21jährige Studentin Gerda Rösch, die im Zulassungsbüro der Berliner Universität beschäftigt war, wird vom sowjetischen Abwehrdienst NKWD verhaftet.
08. 03. Der Literaturhistoriker Dr. Heinrich Spiero stirbt in Berlin. Der promovierte Jurist, schrieb wichtige biographische Beiträge über die Literatur des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts, insbesondere über Wilhelm Raabe.
10. 03. Der Magistrat stimmt dem von der Stadtverordnetenversammlung am 13. Februar 1947 beschlossenen »Gesetz zur Überführung von Konzernen und sonstigen wirtschaftlichen Unternehmen in Gemeineigentum« zu.
10. 03. Der Rat der Außenminister bestätigt in Moskau den Kontrollratsbeschluß vom 25. Februar über die Auflösung Preußens. Damit erlosch auch die Funktion Berlins als preußische Landeshauptstadt.
14. 03. Die Amerikanische Militärregierung fordert die deutschen Gerichte ihres Sektors auf, angesichts der Bedrohung des gesamten Ernährungssystems durch Diebstähle alle Verstöße gegen die Bestimmungen der Ernährungswirtschaft streng zu bestrafen.
14. 03. Erstmals nach dem Kriege wird zwischen einer Berliner Firma, der Firma Zeiss-Ikon, und einer ausländischen Firma, der Firma Perrot SA, Biel/Schweiz, ein Exportabkommen geschlossen.
16. 03. In Berlin beginnen die Johannes-Brahms-Festwochen anläßlich des 50. Todestages des Komponisten. Johannes Brahms war am 3. April 1897 in Wien gestorben.
17. 03. Der Magistrat von Groß-Berlin verordnet, daß Betriebe mit mehr als 100 Arbeitnehmern verpflichtet sind, einen Blinden einzustellen.
17. 03. Lorenz Funk wird in Bad Tölz geboren. Der Eishockeyspieler des Berliner SC und des BSC Preußen gewann bei den Olympischen Spielen in Innsbruck 1976 mit der deutschen Mannschaft die Bronzemedaille. Funk bestritt 225 Länderspiele, zum Teil als Profi.
17. 03. Die Besatzungsmächte heben das Vorfahrtsrecht für ihre Zivilfahrzeuge auf.
22. 03. Die Alliierte Kommandantur Berlin legt das Zulassungsverfahren für nichtpolitische Organisationen fest. Verbände, die nicht versuchten, die öffentliche Meinung in politischen, militärischen und wirtschaftlichen Fragen zu beeinflussen, wurden zugelassen.
22. 03. Die ersten hochwassergeschädigten Flüchtlinge aus dem Odergebiet treffen nach dem Bruch der Oderdämme in Berlin ein.
22. 03. Ein dreitägiger Landesparteitag der CDU beginnt in Berlin. Er wählte anstelle von Kurt Landsberg, der die Stadtverordnetenfraktion der CDU leitete, Dr. Walther Schreiber zum ersten Vorsitzenden.
29. 03. Eine zweitägige Delegiertenkonferenz des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) Groß-Berlin beginnt im Deutschen Theater (Schumannstraße, Mitte).
01. 04. Die Sowjetische Militäradministration ordnet die Gründung der Deutschen Treuhandstelle zur Verwaltung des beschlagnahmten Vermögens von Nazi- und Kriegsverbrechern an.
01. 04. Aus einer Aufstellung des Landgerichts geht hervor, daß durch Kriegseinwirkungen bei den Grundbuchämtern von Groß-Berlin 5 400 Grundbuchbände, die rund 16 200 Grundbuchblätter enthielten, verlorengegangen sind.
05. 04. Der Intendant der Städtischen Oper, Kantstraße 8-12 (Charlottenburg), Michael Bohnen wird vom Magistrat beurlaubt. Bohnen mußte sich einem Entnazifizierungsverfahren unterziehen.
08. 04. Auf der Sitzung des »Sonderausschusses Berliner Forschungshochschule« werden der Entwurf einer Stiftungsurkunde und der eines Staatsvertrags zwischen den drei Ländern der US-Zone vorgelegt.
09. 04. Auf Anordnung der Alliierten Kommandantur führen Militärpolizei der Besatzungsmächte und deutsche Polizei eine Großrazzia gegen Kriminelle und Deserteure der Besatzungsmächte durch.
11. 04. 300 Berliner Lehrlinge aus 35 Berufen beenden - zum erstenmal nach dem Krieg - ihre Berufsausbildung.
11. 04. In Berlins Straßen tauchen die ersten »Taxibals« auf. Sie gehörten einer Vereinigung deutscher Taxi-Fuhrunternehmer an, beförderten jedoch ausschließlich amerikanische Militär- und Zivilpersonen.
11. 04. Auf einer außerordentlichen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin stellt die SPD-Fraktion einen Mißtrauensantrag gegen Oberbürgermeister Dr. Otto Ostrowski (SPD). Er hatte mit der SED Absprachen getroffen.
14. 04. Die Amerikanische Militärregierung verfügt für ihren Sektor ein Aufräumungs- und Enttrümmerungsprogramm, an dem sich die gesamte Bevölkerung zu beteiligen hat.
17. 04. Der am 5. Dezember 1946 gewählte Oberbürgermeister Dr. Otto Ostrowski (SPD) tritt zurück, nachdem ihm die Stadtverordnetenversammlung wegen eigenmächtiger Kompromißverhandlungen mit der SED am 11. April das Mißtrauen ausgesprochen hatte.
17. 04. Mit dem Befehl Nr. 90 erläßt die Sowjetische Militärregierung Richtlinien über die Tätigkeit der Verlage und Druckereien im Sowjetischen Sektor Berlins und in der Sowjetischen Besatzungszone.
21. 04. Die Alliierte Kommandantur lehnt die Bitte des Magistrats ab, die Zerstörung der Luftschutzbunker zu beenden und sie als Krankenhäuser und Unterkünfte für Wohnungslose zur Verfügung zu stellen.
22. 04. Der Berliner Oberbürgermeister erhält von den Stadtkommandanten den Auftrag, beim Magistrat ein Hauptamt für Nutzholzbeschaffung einzurichten.
25. 04. Die erste Mitgliederversammlung des Vereins für Wasser-, Boden- und Lufthygiene nach dem Krieg findet in Berlin statt.
27. 04. Mit der Inbetriebnahme der U-Bahn zwischen den Stationen Hallesches Tor und Gleisdreieck sind sämtliche Berliner U-Bahn-Strecken nach der Kriegszerstörung wieder befahrbar.
27. 04. Die traditionelle Radfernfahrt Berlin - Cottbus - Berlin wird erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder veranstaltet.
28. 04. Durch den Magistratsbeschluß Nr. 176 wird ein »Hauptamt für Wasserwirtschaft« geschaffen, das der Fachgruppe Wasser- und Hafenbau angegliedert wurde. Das Hauptamt war organisatorisch der Magistratsabteilung Bau- und Wohnungswesen unterstellt.
28. 04. Die Deutsche Treuhandstelle zur Verwaltung beschlagnahmter Güter von Kriegsverbrechern und exponierten Faschisten übernimmt die im sowjetische Sektor liegende Zentrale der Aschinger AG sowie die dazugehörigen Gaststätten und Großverkaufsstellen.
01. 05. Im Sowjetischen Sektor Berlins findet die Maikundgebung erstmals in Form eines Vorbeimarsches der Teilnehmer an führenden Persönlichkeiten des FDGB und der SED im Lustgarten statt.
01. 05. Das Meteorologische Zentralobservatorium Potsdam beginnt mit der Herausgabe einer Wetterkarte als Nachfolgerin der ehemaligen Berliner Wetterkarte.
01. 05. Das Züchten und Halten von Brieftauben in Vereinen wird von der Britischen Militärregierung genehmigt.
04. 05. Der erste Interzonen-Fußballkampf, ein Städtespiel Düsseldorf gegen Berlin, endet im Berliner Olympia-Stadion unentschieden.
08. 05. Bis zur Neuwahl eines Nachfolgers für den am 17. April zum Rücktritt gezwungenen Berliner Oberbürgermeister Dr. Otto Ostrowski beauftragt die Stadtverordnetenversammlung die Bürgermeisterin Louise Schroeder (SPD) mit der Wahrnehmung der Amtsgeschäfte.
10. 05. Im Vorhof der Universität Unter den Linden (Mitte) findet eine Gedenkveranstaltung statt, um in Erinnerung an den 10. Mai 1933, den »Tag des verbrannten Buches«, nun gemeinsam den »Tag des freien Buches« zu begehen.
10. 05. Die 10. Zivilkammer des Landgerichts Berlin fällt ein Grundsatzurteil über die staatsrechtliche Stellung Berlins, worin festgestellt wird, daß die Stadt Berlin »faktisch ... als fünfte Zone Deutschlands die Stellung eines Landes hat«.
11. 05. Zum erstenmal nach dem Krieg findet der Langstreckenlauf »Quer durch Berlin« statt.
12. 05. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland tritt zu seiner ersten Berliner Tagung nach dem Krieg zusammen.
14. 05. Der im Jahre 1865 gegründete Verein für die Geschichte Berlins nimmt seine Tätigkeit wieder auf. Als Vorsitzender amtierte Kurt Landsberg.
17. 05. Infolge Mangels an Rohtabak kommen auch in Berlin durch einen Runderlaß der deutschen Zentralfinanzverwaltung der Sowjetischen Besatzungszone Tabakersatzstoffe wie Blätter von Apfelbäumen, Ahorn, Birke, Haselnuß, Linde usw. zum Einsatz.
19. 05. Der Magistrat beauftragt die Bürgermeister Louise Schroeder, Dr. Ferdinand Friedensburg und Dr. Heinrich Acker, Groß-Berlin auf der Konferenz der Ministerpräsidenten deutscher Länder in München zu vertreten.
21. 05. Eine ehemalige Paßstelle und spätere »Miniaturbücherei« in der Kleiststraße 10-12 (Schöneberg) wird in den Rang eines »U.S. Information Center« erhoben und führt fortan die Bezeichnung »Amerika-Haus«.
21. 05. Auf einer Sitzung des Hauptausschusses der Stadtverordnetenversammlung wendet sich der Ausschußvorsitzende Dr. Otto Suhr gegen den Plan einer Verlegung der Grünen Woche nach Leipzig und fordert den Wiederaufbau des Ausstellungswesens in Berlin.
23. 05. Auf der Sitzung des Hauptausschusses der Berliner Stadtverordnetenversammlung wird festgestellt, daß von den ehemaligen drei Millionen Festmetern des Waldbestandes infolge Abholzung nur noch rund 1,4 Millionen vorhanden sind.
23. 05. Um einer Seuchengefahr vorzubeugen, befiehlt die Alliierte Kommandantur, daß mit Wirkung vom 1. August 1947 Lebensmittelkarten nur noch gegen Vorlage einer Bescheinigung über die Impfung gegen Typhus und Paratyphus ausgegeben werden.
25. 05. Wilhelm Furtwängler dirigiert erstmals nach dem Kriege das Berliner Philharmonische Orchester im Titania-Palast in der Steglitzer Schloßstraße.
27. 05. Die bis zum 30. Juni 1947 dauernden Betriebsrätewahlen beginnen. Dazu veranstalten der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) und die darin agierende Unabhängige Gewerkschaftsopposition (UGO) in nahezu allen Berliner Betrieben Versammlungen.
28. 05. Der Magistrat stimmt einem Antrag zu, in dem wiederaufgebauten Theatergebäude in der Behrenstraße (Mitte) einen Theaterbetrieb in städtischer Regie zu errichten, der den Namen »Komische Oper« erhält. Dort sollte die klassische Operette gepflegt werden.
29. 05. Die Alliierte Kommandantur ordnet eine einheitliche Schulspeisung in allen Berliner Schulen an. Die benötigten Lebensmittel wurden von den einzelnen Besatzungsmächten bereitgestellt und waren nach einem Plan des Magistrats zu verteilen.
29. 05. Die Stadtverordnetenversammlung nimmt einstimmig einen SPD-Antrag an, ab sofort das neunte Schuljahr einzuführen.
29. 05. Der Wirtschaftsausschuß der Stadtverordnetenversammlung schätzt ein, daß 5 % bis 7 % der Lebensmittel und 10 % bis 12 % der Textilien auf den Schwarzen Markt gelangen.
30. 05. Im Theater am Schiffbauerdamm hält der Landesverband Berlin der Liberal-Demokratischen Partei seinen Parteitag ab.
30. 05. Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) veranstaltet in Berlin die erste Arbeitsschutzkonferenz nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie wurde zum Ausgangspunkt für die Bildung von Arbeitsschutz-Kommissionen in den Betrieben.
31. 05. Der Kontrollrat beauftragt die Alliierte Kommandantur, den Rücktritt von Dr. Otto Ostrowski als Oberbürgermeister von Berlin zu bestätigen sowie dem Magistrat vorzuschlagen, die Wahl eines neuen Oberbürgermeisters vorzunehmen.
01. 06. Die Berliner Aufklärungswochen werden mit einer Sonderveranstaltung in den Stern-Lichtspielen (Neukölln) eröffnet. Es ging um die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, die einen besorgniserregenden Umfang angenommen hatten.
02. 06. Beim Abriß einer Ruine an der Ecke Charlottenstraße/Behrenstraße (Mitte) ereignet sich ein schwerer Unfall. Acht Menschen fanden den Tod.
02. 06. Die Staats- und Verwaltungsfunktionen des aufgelösten Staates Preußen werden im Gebiet von Groß-Berlin, das den Status eines Landes erhalten hatte, durch den Magistrat übernommen.
03. 06. In Berlin kommt es zum Abschluß des Staatsvertrages über die »Deutsche Forschungshochschule«, in der die Berliner Institute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zusammengefaßt werden sollten.
07. 06. Die »Deutsche Buchausstellung Berlin 1947« wird im Charlottenburger Schloß eröffnet.
08. 06. Zum erstenmal nach dem Kriege findet in Grünau wieder die Berliner Frühjahrs-Ruderregatta statt. Da die sowjetische Militärregierung zahlreiche Ruderboote beschlagnahmt hatte, konnte sie nur in begrenztem Umfang durchgeführt werden.
08. 06. Dietmar Hötger wird in Hoyerswerda geboren. Der Judoka des SC Dynamo Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Bronzemedaille im Weltergewicht. Er war 1973 Vize-Weltmeister, 1972, 1973 Europameister, 1969, 1975 und 1976 DDR-Meister.
10. 06. Der Magistrat beschließt eine umfassende Soforthilfe für die anerkannten Opfer des Faschismus und Juden im Sinne der Nürnberger Gesetzgebung.
11. 06. Nach längerer Verzögerung wird die »Hochschule für Angewandte Kunst« in Berlin-Weißensee (Bühringstraße) feierlich eröffnet. Sie war Nachfolgerin der vor einem Jahr ins Leben gerufenen »Kunsthochschule des Nordens«.
11. 06. Die Alliierte Kommandantur bestätigt den Rücktritt Dr. Otto Ostrowskis vom Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Berlin und beauftragt die Bürgermeisterin Louise Schroeder mit der Führung der Geschäfte des Oberbürgermeisters.
13. 06. Der Magistrat weist an, daß Weißbrot weiterhin nur auf amtsärztliches Attest auszugeben ist, da der Bedarf Berlins an Weizen nur zu zehn Prozent gedeckt werden kann.
13. 06. Da der schriftliche Behördenverkehr wegen des Mangels an Schreibmaschinenpapier zusammenzubrechen droht, erläßt das Hauptamt für Verbrauchsregelung des Magistrats Richtlinien über den Papierverbrauch der städtischen Behörden.
14. 06. Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) bildet für die Sowjetische Besatzungszone die Deutsche Wirtschaftskommission (DWK). Ihr Sitz wurde der Gebäudekomplex des ehemaligen Reichsluftfahrtministeriums in der Leipziger Straße (Mitte).
15. 06. Das Radrennen »Rund um Berlin« findet erstmals nach dem Krieg wieder statt.
16. 06. Die Oberin des Städtischen Krankenhauses Westend, Luise Klein, wird von der Alliierten Kommandantur und der Abteilung Gesundheitswesen des Magistrats als Generaloberin für alle Berliner Krankenhäuser eingesetzt.
20. 06. Auf Antrag der CDU ersucht die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat, die zuständigen Stellen der Besatzungsmächte um eine Verringerung der hohen Lohn- und Einkommensteuersätze zu bitten.
21. 06. Für die über 400 000 Schüler an öffentlichen Schulen beginnt die Schulspeisung. In 90 städtischen und privaten Küchen wurden täglich über 200 000 Liter Essen bereitet.
24. 06. Ernst Reuter (SPD) wird durch die Stadtverordnetenversammlung zum neuen Oberbürgermeister gewählt. Reuter konnte sein Amt jedoch nicht antreten, weil die Alliierte Kommandantur ihn nach einem sowjetischen Veto nicht bestätigte.
27. 06. Die Alliierte Kommandantur legt ein neues Verfahren für die Zulassung von zivilen Kraftfahrzeugen und Motorrädern sowie die Mitführung der Fahrtenpapiere fest.
28. 06. Nachdem das Verbot von Jugendweihen im amerikanischen Sektor aufgehoben war, findet dort erstmals in der Neuen Scala am Nollendorfplatz (Schöneberg) eine zentrale Jugendweihe-Veranstaltung statt.
28. 06. Britische Pioniere sprengen den Befehlsbunker der ehemaligen deutschen Luftwaffe im Tiergarten.
30. 06. In Berlin wird die »Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion« (später Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft) gegründet. Präsident der Gesellschaft wurde der Wirtschafts- und Kulturwissenschaftler Jürgen Kuczynski.
02. 07. Der Bezirksbürgermeister von Neukölln, Wilhelm Dieckmann, stirbt.
03. 07. Der Leiter der Abteilung für Volksbildung des Magistrats Dr. Siegfried Nestriepke wird auf Veranlassung des sowjetischen und des französischen Vertreters durch die Alliierte Kommandantur seines Amtes enthoben.
07. 07. Der Magistrat beschließt die Entfernung der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Standbilder in der Siegesallee.
08. 07. Der Wörther Platz und die Weißenburger Straße (Prenzlauer Berg) werden im Rahmen einer kleinen Feier aus Anlaß des 80. Geburtstages der Graphikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz in Kollwitzplatz und Kollwitzstraße umbenannt.
09. 07. Bei Reihenuntersuchungen in einigen Betrieben zeigt sich, daß viele Berliner unter Hungerödemen, braunen Hautflecken und Ekzemen leiden. Die Symptome wurden auf den Verzehr von Melde zurückgeführt (Meldekrankheit).
11. 07. Die Alliierte Kommandantur kritisiert die Versäumnisse der deutschen Verwaltungsstellen bei der Bekämpfung der stark grassierenden Geschlechtskrankheiten.
13. 07. Die jüdische Sportgemeinschaft Hakoah veranstaltet nach zehnjährigem Verbot durch das NS-Regime erstmals wieder ein Sportfest.
14. 07. Der Magistrat beschließt eine Verordnung über die Anerkennung als Opfer des Faschismus. Die Verordnung war Bestandteil der Soforthilfe für die anerkannten Opfer des Faschismus und Juden im Sinne der Nürnberger Gesetzgebung.
16. 07. Das traditionelle Feuerwerk »Treptow in Flammen« findet wieder statt.
16. 07. Die Satzung der Stiftung Pestalozzi-Fröbel-Haus wird durch die Alliierte Kommandantur bestätigt.
17. 07. Auf Anordnung der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) wird mit der Errichtung eines Flugplatzes bei Schönefeld, südöstlich von Berlin, begonnen. Der benachbarte Flughafen Johannisthal war der Fliegerstaffel der Roten Armee zu klein geworden.
18. 07. Die Alliierte Kommandantur gibt bekannt, daß die vom Internationalen Militärtribunal in Nürnberg zu Gefängnisstrafen verurteilten deutschen Kriegsverbrecher in das Alliierte Gefängnis in Spandau aufgenommen werden.
18. 07. Berlin wird als gleichberechtigtes Mitglied in den Deutschen Städtetag aufgenommen.
18. 07. Von den Studentenvertretern der Berliner Hoch- und Fachschulen wird das »Studentenhilfswerk e. V.« gegründet.
20. 07. Zum Gedenken an den 100. Geburtstag Max Liebermanns eröffnet das Hauptamt Kunst des Magistrats in den Ausstellungsräumen des Westens in der Albrecht-Achilles-Straße (Wilmersdorf) eine Ausstellung mit Werken des Malers.
20. 07. Auf der Trabrennbahn in Karlshorst findet vor 60 000 Zuschauern das erste Motorradrennen nach dem Krieg statt.
21. 07. Der Magistrat übernimmt die Mehrkosten in Höhe von 805 000 Reichsmark, die durch die Bestattung von hilfsbedürftigen verstorbenen Personen in Holzsärgen entstehen.
22. 07. Beim Brand eines Altersheimes in Spandau sterben acht Menschen.
23. 07. Acht Personen werden getötet, als im Gebäude des Schutzpolizeikommandos Schönhauser Allee 22 (Prenzlauer Berg) unsachgemäß gelagerte Kriegsmunition explodiert.
24. 07. Heinz Richter wird in Schlegel bei Zittau geboren. Der Radsportler des SC Dynamo Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Silbermedaille im 4000-m-Mannschaftsverfolgungsrennen. Er war in verschiedenen Disziplinen 13mal DDR-Meister.
25. 07. Im »Haus der Kultur der Sowjetunion« wird die erste sowjetische Kunstausstellung eröffnet.
29. 07. Amerikanische Militärpolizei besetzt die Askania-Werke in Friedenau und Mariendorf, weil hier als kriegswichtig eingestufte optische Geräte hergestellt wurden.
29. 07. Das Statut der Studentenschaft der Technischen Universität Berlin, das ein vom Studentenparlament eingesetzter Ausschuß erarbeitet hatte, wird von diesem Parlament angenommen.
30. 07. Dietmar Schwarz wird in Berlin geboren. Der Ruderer des SC Dynamo Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Bronzemedaille im DDR-Achter. Im Vierer mit Steuermann war er 1971 Vize-Europameister und DDR-Meister.
31. 07. Das Tirpitzufer im Bezirk Kreuzberg wird in Reichpietschufer umbenannt.
31. 07. Das Elisabethufer und der Hoffmanndamm im Bezirk Kreuzberg werden in Erkelenzdamm umbenannt.
31. 07. Der Schröderdamm im Bezirk Kreuzberg wird in Leuschnerdamm umbenannt.
31. 07. Die Saarlandstraße im Bezirk Kreuzberg wird in Stresemannstraße rückbenannt.
31. 07. Der Curth-Damm im Bezirk Kreuzberg wird in Segitzdamm umbenannt.
31. 07. Die Franz-Mehring-Straße im Bezirk Kreuzberg wird in Mehringdamm umbenannt.
31. 07. Das Großadmiral-von-Koester-Ufer im Bezirk Kreuzberg wird in Schöneberger Ufer rückbenannt.
31. 07. Das Thielschufer im Bezirk Kreuzberg wird in Fraenkelufer umbenannt.
31. 07. Der Gardepionierplatz im Bezirk Kreuzberg wird in Südstern umbenannt.
31. 07. Der Felsendamm im Bezirk Kreuzberg wird in Bethaniendamm umbenannt.
31. 07. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt die Änderung von Straßennamen, die mit nationalsozialistischem Gedankengut belastet waren.
31. 07. Der Koesterdamm im Bezirk Kreuzberg wird in Legiendamm umbenannt.
02. 08. Der Landesparteitag der CDU lehnt den Schulgesetzentwurf des Magistrats ab und fordert den Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach sowie eine Schule, in der das christliche Ideengut voll zur Auswirkung kommt.
04. 08. Das Stadtarchiv, das bisher der Abteilung für Rechtswesen angegliedert war, wird durch Beschluß des Magistrats ab sofort der Abteilung für Personalfragen und Verwaltung unterstellt.
04. 08. Der Magistrat beauftragt das Hauptschulamt mit der Wiedereinrichtung der Berliner Oberschule für Berufstätige (BOB) als Abendgymnasium ab September 1947. Sitz der Lehrstätte war das ehemalige Französische Gymnasium in der Niederwallstraße (Mitte).
06. 08. Die Alliierte Kommandantur verbietet die Bildung eines Vorbereitungsausschusses für die Gründung einer politischen Partei unter dem Namen »Proletarische Freiheitsbewegung«.
07. 08. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt ein Winternotprogramm. Es sah u.a. die Wiedereinführung der Winter-Arbeitslosenhilfe, die Kohlenverteilung nach Dringlichkeitsstufen und die Verwendung von Baustoffen für den Ausbau winterfester Wohnungen vor.
08. 08. Im amerikanischen Sektor wird die Verwaltung der Entnazifizierungskommission von der Amerikanischen Militärregierung auf die deutschen Entnazifizierungsbehörden übertragen.
11. 08. Auf einer Sitzung des Magistrats berichtet der Leiter der Abteilung für Gesundheitswesen, Stadtrat Dr. Bruno Harms, über das Auftreten der spinalen Kinderlähmung (Polio) in Berlin und über Schwierigkeiten bei ihrer Bekämpfung.
11. 08. Einen großen Zapfenstreich, den sogenannten »Tattoo«, veranstalten mehrere britische Militärkapellen auf dem Maifeld des Olympiastadions (Charlottenburg). Der Reinertrag wurde bedürftigen Berliner Kindern zur Verfügung gestellt.
11. 08. Der Magistrat erklärt sein Einverständnis mit dem Ankauf einer von Prof. Rogge geschaffenen Büste des Dichters Gerhart Hauptmann aus Haushaltsmitteln der Stadt.
12. 08. Die Alliierte Kommandantur stimmt der am 24. Juni erfolgten Wahl des Stadtrates für Verkehr und Betriebe, Prof. Ernst Reuter (SPD), zum Oberbürgermeister nicht zu. Grund war ein Protest der sowjetischen Seite.
12. 08. In der Kirchlichen Hochschule Berlin beginnt die sechstägige erste interzonale Tagung der Studentengemeinden der Evangelischen Kirchen Deutschlands (Teilnehmer aus den vier Besatzungszonen).
12. 08. Prof. Dr. Jean D'Ans wird zum Rektor und Prof. Dr. Horn zum Prorektor der Technischen Universität für das Studienjahr 1947/48 gewählt.
14. 08. Der erste Vorsitzende der SPD, Dr. Kurt Schumacher, spricht auf einer Großkundgebung der Berliner SPD auf dem Hertha-Sportplatz am Bahnhof Gesundbrunnen zur politische Lage in Europa und in Deutschland.
15. 08. Der bisher amtierende erste Vorsitzende Carl-Hubert Schwennicke wird von den Delegierten des Landesverbandes Berlin der LDP mit 24 gegen 13 Stimmen erneut zum ersten Vorsitzenden gewählt.
15. 08. Über eine automatische Großverteileranlage kann das Fernamt Berlin wieder mit seiner alten Rufnummer »00« erreicht werden. Teilnehmer am Fernmeldeverkehr benötigten jedoch eine besondere Genehmigung der Militärregierung ihres Sektors.
16. 08. Das ehemalige Dorf Lübars im Verwaltungsbezirk Reinickendorf, das seinen ländlichen Charakter gewahrt hat, feiert sein 700jähriges Bestehen.
18. 08. Die Alliierte Kommandantur teilt dem Stadtverordnetenvorsteher mit, daß sie auf ihrer Sitzung am 12. August der am 24. Juni erfolgten Wahl von Prof. Ernst Reuter zum neuen Oberbürgermeister nicht zugestimmt hat.
18. 08. In Hannover beginnt die erste große Exportmesse des Vereinigten Wirtschaftsgebietes (Bizone), an der sich 150 Berliner Firmen beteiligen.
18. 08. Der Magistrat stiftet den mit 10 000 Reichsmark dotierten »Fontane-Preis von Groß-Berlin«. Er sollte jährlich für den besten Roman des Jahres verliehen werden, der die demokratischen Ideale künstlerisch überzeugend zur Geltung bringt.
19. 08. Mit Genehmigung der sowjetischen Militärverwaltung beginnt im Sowjetischen Sektor der Aufbau der »Volksbühne Berlin«. Als Lizenzträger fungierten Dr. Heinz Litten und Direktor Alfred Lindemann.
19. 08. Das Industriewerk Knorr-Bremse im Stadtbezirk Lichtenberg wird auf Befehl des sowjetischen Stadtkommandanten, Generalmajor Alexander Kotikow, als Reparationsleistung an die sowjetische Aktiengesellschaft für Transportmaschinenbau übergeben.
19. 08. Als Antwort auf die Gründung der »Volksbühne Berlin« im Sowjetischen Sektor veranlassen die nichtkommunistischen Mitglieder des Gründungsausschusses, die Gründung einer Freien Volksbühne für die Westsektoren in die Wege zu leiten.
21. 08. Mehrere hundert jüdische Bürger, die unter dem NS-Regime zur Emigration nach China gezwungen worden waren, kehren nach Berlin zurück. In einem Flüchtlingslager in Reinickendorf wurden sie von Bürgermeister Dr. Ferdinand Friedensburg begrüßt.
22. 08. Das Hydromentwerk Rummelsburg (Lichtenberg) wird durch Befehl 113 des sowjetischen Stadtkommandanten zum Befehlsbau erklärt.
22. 08. Der Leichtathlet Hans Eicke stirbt. Der Sportler des SC 1895 Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in London 1908 die Silbermedaille in der Olympischen Staffel.
23. 08. Bei einer Explosion im Vorortzug Velten - Kremmen, bei der Filmrollen und ein Kanister mit chemischer Flüssigkeit Feuer gefangen hatten, werden 30 Berliner getötet.
25. 08. Auf einer Funktionärskonferenz der SED im Friedrichstadtpalast (Mitte) lehnt der Erste Vorsitzende der Partei, Wilhelm Pieck, Wahlen in Groß-Berlin ab, solange die SED in den Westsektoren in ihrer politischen Betätigung behindert werde.
25. 08. In Berlin beginnt erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg eine Arbeitsschutzwoche. 1946 ereigneten sich 108 000 Arbeitsunfälle, davon 528 mit tödlichem Ausgang.
25. 08. Für die Feiern zur Erinnerung an die Revolution von 1848 beschließt der Magistrat die Bildung eines repräsentativen Komitees aus namhaften Vertretern des öffentlichen, politischen und geistigen Lebens sowie eines Arbeitsausschusses.
27. 08. In einer Entschließung erklärt sich der geschäftsführende Vorstand des FDGB bereit, den Wiederaufbau des alten, im Kriege zerstörten Volksbühnentheaters am Karl-Liebknecht-Platz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) durch ein größeres Darlehen zu unterstützen.
28. 08. Angesichts der sich häufenden Fälle von spinaler Kinderlähmung (Polio) ordnet die Alliierte Kommandantur an, sofort alle Schwimmbäder zu schließen, Massenveranstaltungen zu untersagen und strenge Lebensmittelkontrollen durchzuführen.
28. 08. Das Schulspeisungsprogramm wird durch Verordnung der Alliierten Kommandantur auch auf Schüler der städtischen technischen und Berufsschulen ausgedehnt.
28. 08. Die Vorsitzenden der CDU Berlins und der Sowjetischen Besatzungszone, Jakob Kaiser und Ernst Lemmer, werden vom sowjetischen Oberbefehlshaber, Marschall Sokolowskij, zu einem Gespräch über die Politik der CDU und ihre Parteitagsvorbereitungen empfangen.
29. 08. Die Alliierte Kommandantur fordert den Magistrat auf, genaue Durchführungsbestimmungen zu den von der Stadtverordnetenversammlung und dem Magistrat gefaßten Beschlüssen über die »Überführung von Konzernen ... in Gemeineigentum« vorzulegen.
30. 08. Ein Versuch britischer Pioniere, mit 20 000 kg hochexplosivem Sprengstoff den großen Flak- und Luftschutzbunker am Zoo zu sprengen, bringt nicht den gewünschten Erfolg.
30. 08. Von der Alliierten Kommandantur wird die Herausgabe eines »Amtsblattes der Alliierten Kommandatura Berlin (AKB)« angeordnet. Es sollte monatlich in den gleichberechtigten und allein gültigen Amtssprachen Englisch, Französisch und Russisch erscheinen.
30. 08. Auf Anordnung der Alliierten Kommandantur dürfen ab 1. November 1947 nur noch die von ihr bestätigten nichtpolitischen Organisationen tätig sein.
01. 09. Alle Studenten der Universitäten, der Technischen Hochschulen, der Bau-, Kunst- und Musikhochschulen sowie die Teilnehmer an Vorbereitungskursen bekommen ab diesem Tag in der Sowjetischen Besatzungszone die Lebensmittelkarte II (Schwerarbeiterkarte).
02. 09. Die Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin beauftragt den Verfassungsausschuß mehrheitlich, eine neue Verfassung auszuarbeiten.
04. 09. Der Parteitag der CDU der Sowjetischen Besatzungszone beginnt im Haus der Deutschen Staatsoper an der Friedrichstraße (Mitte). Er endete am 8. September mit der Wahl von Jakob Kaiser zum ersten und von Ernst Lemmer zum zweiten Vorsitzenden der Partei.
07. 09. Der »Rundfunk im amerikanischen Sektor« (RIAS) beginnt Schulfunksendungen auszustrahlen.
08. 09. Der Magistrat bewilligt 750 000 Reichsmark für den Umbau des ehemaligen Zeughauses Unter den Linden (Mitte) zum Berliner Zentralmuseum und beauftragt die Abteilung Volksbildung mit der Verwaltung.
09. 09. Die Amerikanische Militärregierung untersagt in ihrem Sektor der Organisation »Opfer des Faschismus« jede Werbung für den am 14. September geplanten Gedenktag und ordnet die Entfernung aller roten Embleme an.
10. 09. In den Kammerspielen des Deutschen Theaters findet die Uraufführung der nachgelassenen Werke Gerhart Hauptmanns »Agamemnons Tod« und »Elektra« statt.
12. 09. Das Kontrollratsgesetz Nr. 57 über die Auflösung der Versicherungsgesellschaften, die der ehemaligen nationalsozialistischen Deutschen Arbeitsfront angeschlossen waren, wird durch die Alliierte Kommandantur für Berlin in Kraft gesetzt.
14. 09. Der Hauptausschuß »Opfer des Faschismus« des Magistrats veranstaltet im Lustgarten (Mitte) eine Gedenkkundgebung für die Opfer des Faschismus.
15. 09. Der Magistrat legt fest, daß die Polizeistunde für Gast-, Schank- und Speisewirtschaften in Berlin um 22.00 Uhr - im Sommer um 23.00 Uhr - beginnt und um 6.00 Uhr endet.
16. 09. Der Vorstand der SPD hält unter Vorsitz von Dr. Kurt Schumacher erstmals eine Arbeitstagung in Berlin ab.
17. 09. Nach dem Tod des bisherigen Bezirksbürgermeisters von Neukölln Wilhelm Dieckmann am 2. Juli wählt die Bezirksverordnetenversammlung Richard Timm (SPD) zum neuen Bezirksbürgermeister.
18. 09. Die Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin beschließt entsprechend einem SED-Antrag, bei der Alliierten Kommandantur auf die beschleunigte Verabschiedung des Gesetzes über die Einziehung von Vermögenswerten der Kriegsverbrecher hinzuwirken.
20. 09. Die Alliierte Kommandantur übersendet dem Magistrat die Direktive des Kontrollrats über die Grundprinzipien der Demokratisierung des Erziehungswesens in Deutschland und befiehlt deren Beachtung bei der Ausarbeitung des Schulgesetzes für Groß-Berlin.
20. 09. Im Haus der Deutschen Staatsoper am Bahnhof Friedrichstraße (Mitte) beginnt der II. Parteitag der SED, der bis zum 24. September andauert. Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl wurden zu Vorsitzenden der Partei wiedergewählt.
23. 09. Zum erstenmal nach Kriegsende können Deutsche mit der Bahn auf der Strecke Berlin - Warnemünde - Trelleborg - Stockholm wieder ins Ausland reisen.
27. 09. Der Physiker und Meteorologe Johannes Schubert, Professor an der Forstakademie in Eberswalde von 1886 bis zu seinem Tod und Mitglied des Berliner Zweigvereins der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft ab 1892, stirbt in Eberswalde.
28. 09. Der amerikanische Geigenvirtuose Yehudi Menuhin gibt erstmals nach dem Krieg ein Konzert im Berliner Titania-Palast.
29. 09. Zum Gedenken an den durch das NS-Regime hingerichteten Gewerkschaftsführer Wilhelm Leuschner wird an seinem letzten Wohnhaus in Charlottenburg, Bismarckstraße 84, eine Tafel enthüllt.
03. 10. Die Premiere des DEFA-Films »Ehe im Schatten«, Regie Kurt Maetzig, findet gleichzeitig in allen vier Sektoren Berlins statt.
03. 10. Auf dem Kurfürstendamm veranstalten deutsche und britische Polizisten eine Großrazzia gegen Schwarzhändler und illegal in Berlin lebende Personen.
04. 10. Der Physiker Max Planck, 1889 als Professor für mathematische Physik an die Berliner Universität berufen, stirbt in Göttingen.
06. 10. Die bei der Berliner Schutzpolizei am 2. Juni eingerichteten fünf Verkehrsstaffeln nehmen ihre Tätigkeit auf. Sie hatten die Aufgabe, die Verkehrsdisziplin der Bevölkerung zu verbessern und bei Straßenunfällen als Verkehrs-Unfallkommandos zu fungieren.
07. 10. Die Jugendorganisationen »Freie Deutsche Jugend« (FDJ) und »Die Falken« werden von der Alliierten Kommandantur für Berlin offiziell zugelassen.
08. 10. Die US-amerikanische Militärregierung untersagt dem Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands für den Amerikanischen Sektor jede Tätigkeit, da er nach ihrer Auffassung für Propagandazwecke der SED genutzt wird.
08. 10. Der Magistrat genehmigt die Kanzleiordnung für die Verwaltung von Groß-Berlin.
08. 10. Als erster Wirtschaftsverband Berlins wird im Britischen Sektor der Verband des Berliner Textil-Großhandels wieder zugelassen.
11. 10. Das Laienkabarett der Apparatefabrik Treptow, das erste dieser Art in Berlin, tritt erstmals vor Betriebsangehörigen auf.
13. 10. Die erste private Luftverbindung Berlins mit dem Ausland nach dem Zweiten Weltkrieg wird von der Königlich-niederländischen Luftfahrtgesellschaft KLM auf der Linie Berlin - Amsterdam eröffnet.
13. 10. Die politische Jugendorganisation »Die Falken«, die von der Alliierten Kommandantur am 7. Oktober zugelassen wurde, veranstaltet im Friedland-Kasino in Neukölln ihre Gründungsversammlung.
14. 10. In der Staatsoper, Friedrichstraße (Mitte), wird das Oratorium »Der Großinquisitor« von Boris Blacher uraufgeführt.
16. 10. Die Militärverwaltungen der USA und Großbritanniens geben auf Pressekonferenzen bekannt, welche Unternehmen in ihren Besatzungszonen (einschließlich der Berliner Westsektoren) zur Demontage vorgesehen sind.
19. 10. Ludwig Voggenreiter wird Deutscher Straßenmeister der Radprofis. Zweiter wurde der Münchner Singer und Dritter - und damit Berliner Meister - der Lokalmatador Otto Ziege.
19. 10. Die Arbeitsgemeinschaft der jüdischen Gemeinden in Deutschland eröffnet in Berlin eine viertägige interzonale Tagung (Teilnehmer aus den vier Besatzungszonen).
20. 10. Das ehemalige Zeughaus Unter den Linden (Mitte) wird als Museum für deutsche Malerei und Plastik eröffnet. Es wurde geleitet von Geheimrat Prof. Dr. Ludwig Justi.
22. 10. Die Alliierte Kommandantur genehmigt den »Bund Deutscher Jugend von Berlin«.
23. 10. Ein sowjetisches Kriegsgericht eröffnet in Pankow einen Prozeß gegen ehemalige Wachmannschaften des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Der Prozeß endete mit der Verurteilung von 14 Angeklagten zu lebenslänglicher Zwangsarbeit.
24. 10. Otto Burgemeister (SPD) wird von der Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof zum Bezirksbürgermeister gewählt.
25. 10. Die Ausstellung »150 Jahre soziale Strömungen in der bildenden Kunst« wird im Berliner Stadtkontor eröffnet.
25. 10. Die Tageszeitung des FDGB »Tribüne« fordert die Beteiligung von Gewerkschaftssachverständigen an der Arbeit der Stadtverordnetenausschüsse und die Verankerung des Koalitions- und Streikrechts in der Berliner Verfassung.
25. 10. Der Friedrichshainer Bürgermeister Wilhelm Mardus (SPD) wird unter dem Vorwurf der Sabotage lebenswichtiger Aufgaben durch den sowjetischen Stadtkommandanten und Generalmajor Alexander G. Kotikow von seiner Funktion entbunden.
29. 10. Der Diplomkaufmann Wilhelm Pomezny (SPD) wird von der Bezirksverordnetenversammlung des Verwaltungsbezirks Lichtenberg zum Bürgermeister gewählt.
31. 10. Der sowjetische Stadtkommandant Generalmajor Alexander Kotikow gibt ein 14 Punkte umfassendes Programm zur Verbesserung der rechtlichen und materiellen Lage der Berliner Arbeiter und Angestellten bekannt.
31. 10. Am Kurfürstendamm wird das Maison de France als »Centre Culturel Francais« durch die Französische Militärregierung eröffnet.
31. 10. Die Berliner Vereinigung der Gesellschaft zum Studium der Kultur der UdSSR veranstaltet ihre Gründungskundgebung im Deutschen Theater, Schumannstraße (Mitte). Vorsitzender war Prof. Dr. Steinitz, sein Stellvertreter Bürgermeister Dr. Friedensburg.
01. 11. Die 81 Feuerwachen in Berlin sind nach kriegsbedingten Störungen wieder in Betrieb. Mit 36 941 Hydranten und 1 034 Brunnen war die Kapazität der Wasserentnahmestellen zu ca. 90 % gegenüber dem Vorkriegsstand erreicht.
02. 11. Die Organisation »Freie Deutsche Jugend« von Berlin führt im Friedrichstadtpalast (Am Zirkus, Mitte) ihre Gründungsfeier durch.
07. 11. Die erste Nachkriegsausgabe der Zeitung »Brauerei«, Organ der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin, erscheint. Sie wurde zunächst einmal wöchentlich herausgegeben.
08. 11. In Berlin findet eine geheime Zusammenkunft über die Errichtung der »Forschungshochschule Berlin-Dahlem« statt. Daran nahmen Vertreter Berlins, einiger Bundesländer, der Militärregierung der Britischen Zone u. d. westlichen Militärregierung Berlins teil.
08. 11. Die Britische Militärregierung ordnet an, daß in ihrem Sektor der »Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands« vom 12. November an jede Tätigkeit einzustellen und vom 26. November an alle Diensträume aufzugeben hat.
09. 11. Im Filmtheater Am Friedrichshain findet die erste Kundgebung der Jüdischen Gemeinde und des Hauptausschusses Opfer des Faschismus zur Erinnerung an die »Reichskristallnacht« 1938 unter Mitwirkung des RIAS-Orchesters statt.
13. 11. Mit den Stimmen von SPD, SED und LDP verabschiedet die Stadtverordnetenversammlung nach kontroverser Debatte ein neues Schulgesetz für Groß-Berlin. Es sah die Schaffung einer zwölfstufigen Einheitsschule ohne obligatorischen Religionsunterricht vor.
13. 11. Der »Rundfunk im amerikanischen Sektor« (RIAS) eröffnet mit einer Sendereihe unter dem Titel »Freiheit gegen Totalitarismus« die offizielle Propaganda der Amerikanischen Militärregierung gegen den Kommunismus.
14. 11. Um die Versorgung der Bevölkerung mit Elektroenergie im Winter 1947/48 sicherzustellen, setzt der Magistrat zusätzliche Stromeinschränkungen für Theater, Lichtspielhäuser und Vergnügungsstätten fest.
20. 11. Der Bildhauer Prof. Dr. h.c. Georg Kolbe stirbt im St.-Hedwigs-Krankenhaus (Große Hamburger Straße, Mitte). Kolbe siedelte 1904 nach Berlin über, wurde hier 1918 zum Professor ernannt und 1919 zum Mitglied der Akademie der Künste gewählt.
21. 11. Die Sparkasse der Stadt Berlin erhält von der Alliierten Kommandantur die Genehmigung, Hypothekendarlehen auf Grundbesitz und Bauten bis zu einem Höchstbetrag von 500 000 Reichsmark zu gewähren.
21. 11. Das erste »Großambulatorium« wird auf Weisung der sowjetischen Militärverwaltung im Krankenhaus Friedrichshain eröffnet.
26. 11. Der »Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands« verlangt auf einer Kundgebung im Haus des Rundfunks in der Masurenallee (Charlottenburg) die Aufhebung seines Verbots im Britischen und Amerikanischen Sektor Berlins.
27. 11. Hugo Heimann, der in New York lebende ehemalige Stadtverordnetenvorsteher, wird auf Beschluß der Stadtverordnetenversammlung erneut zum Ehrenbürger Berlins ernannt, nachdem ihm 1933 dieses Recht aberkannt worden war.
30. 11. Der Schauspieler und Filmregisseur Ernst Lubitsch stirbt in Hollywood. Lubitsch hatte in den Jahren von 1914 bis 1923 die Entwicklung des deutschen Films (Lubitsch-Touch«) wesentlich geprägt. Von 1933 bis 1936 war er Produktionschef der Paramount (USA).
02. 12. Während einer außerordentlichen Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung von Prenzlauer Berg, auf der über die Brennholzversorgung beraten wurde, kommt es zu schweren Tumulten.
05. 12. Der Geograph Norbert Krebs stirbt in Berlin. Krebs hatte die Direktion des Geographischen Instituts der Berliner Universität übernommen und war von 1934 bis 1936 Vorsitzender der Gesellschaft für Erdkunde.
06. 12. Der von der SED initiierte 1. Deutsche Volkskongreß für Einheit und gerechten Frieden tritt im Haus der Deutschen Staatsoper an der Friedrichstraße (Metropol-Theater, Mitte) zu einer dreitägigen Beratung zusammen.
07. 12. Der Metallurge Otto Doeltz, der von 1906 bis 1924 Professor für Metallhüttenkunde an der Technischen Hochschule zu Berlin war, stirbt in Jeggen bei Osnabrück.
09. 12. Die Bezirksbürgermeisterin von Prenzlauer Berg Ella Kay (SPD) wird vom sowjetischen Stadtkommandanten mit Befehl Nr. 166 vom 8. Dezember 1947 »wegen Sabotage der Holzbeschaffungsmaßnahmen und provokatorischen Verhaltens« abgesetzt.
09. 12. Das zweite Studentenparlament der Technischen Universität Berlin wird gewählt.
10. 12. Der Magistrat protestiert gegen die von der sowjetischen Besatzungsmacht angeordnete Entlassung der Bezirksbürgermeisterin Ella Kay (Prenzlauer Berg). Der Magistrat ging davon aus, daß die Bezirksbürgermeister allein seiner Aufsicht unterstellt waren.
11. 12. Die Wahlen zu den Studenten- und Fakultätsräten an der Berliner Universität für 1948 finden bei einer Wahlbeteiligung von 75 % statt. Von den 30 Mitgliedern des Studentenrates gehörten drei der SPD, drei der CDU, zwei der SED und eines der LDP an.
11. 12. Die Alliierte Kommandantur legt eine einheitliche Versorgung mit Brennstoffen fest. Haushalte mit einer Person erhielten fünf, mit zwei Personen sieben, mit drei und vier Personen zehn, mit fünf und mehr Personen zwölf Zentner Briketts.
12. 12. In Minneapolis (USA) stirbt der Gynäkologe Prof. Robert Meyer, der als weltbekannter Krebsdiagnostiker die Charité verließ, als ihm als Juden 1939 auch die seit 1935 noch ermöglichte Tätigkeit ohne Bezüge verweigert worden war.
14. 12. Die Auszahlung von 100 Reichsmark aus den alten Sparguthaben an die Inhaber alter Sparkonten bei der Sparkasse der Stadt Berlin beginnt.
16. 12. Auf einer Delegiertentagung beschließt die Gewerkschaft der Techniker und Werkmeister die Gründung der »Kammer der Technik Groß-Berlin« gegen den Widerspruch des FDGB und der SED-Delegierten. Am 2. Juli 1946 war bereits die KdT der SBZ gegründet worden.
17. 12. Mit William Shakespeares »Ein Sommernachtstraum« nimmt das Theater am Kurfürstendamm (Charlottenburg) den geregelten Spielbetrieb wieder auf.
18. 12. Der Verband der Berliner Konsumgenossenschaften zählt nach zweijährigem Bestehen über 150 000 Mitglieder und über 230 000 eingetragene Kunden. Von den zehn Berliner Genossenschaften befanden sich acht im Sowjetischen und zwei im Französischen Sektor.
19. 12. Die Organisation »Berliner Frauenbund 1947« wird von der Alliierten Kommandantur zugelassen.
20. 12. Die Sowjetische Militäradministration versagt den Vorsitzenden der CDU in Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone, Jakob Kaiser und Ernst Lemmer, die weitere Anerkennung. Das löste heftige Proteste der CDU und anderer Parteien aus.
20. 12. Der Berliner katholische Bischof Konrad Graf von Preysing stellt in einem Erlaß fest, daß »nur die Gesamtheit der Bischöfe Deutschlands« berechtigt sei, »Erklärungen zu Zeitfragen im Namen der katholischen Kirche Deutschlands abzugeben«.
20. 12. Die Organisation »Demokratischer Frauenbund von Berlin« wird durch die Alliierte Kommandantur zugelassen.
23. 12. Im ehemaligen Lichtspielhaus Lichtburg am Bahnhof Gesundbrunnen (Wedding) wird das Corso-Theater mit der Operette »Chanel Nr. 5« eröffnet. Intendant des Theaters war Werner Fuetterer.
23. 12. Die neue Komische Oper wird im Gebäude des früheren Metropol-Theaters (Behrenstraße, Mitte) mit der von Walter Felsenstein inszenierten Operette »Die Fledermaus« von Johann Strauß eröffnet.
29. 12. Thomas Huschke wird in Berlin geboren. Der Radsportler des TSC Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Silbermedaille im 4000-m-Mannschaftsverfolgungsrennen, in Montreal 1976 die Bronzemedaille im 4000-m-Einzelverfolgungsrennen.
31. 12. Die Alliierte Kommandantur verbietet den Postversand von Tabakwaren aus dem Ausland nach Berlin.
31. 12. Die Alliierte Kommandantur ordnet für Personenkraftwagen und Motorräder in Groß-Berlin auf offenen Landstraßen 80 km/h und in der Stadt 40 km/h Höchstgeschwindkeit an.

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