Berlin im Jahr 1941
01. 01. Die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte in Berlin beträgt 19 000 (1 % aller in der Stadt beschäftigten Personen).
01. 01. Der Kernphysiker F. G. Houtermans beginnt eine Tätigkeit im Lichterfelder Labor des Technikers Manfred von Ardenne. Houtermans führte Experimente über den Energieverbrauch bei der Isotopentrennung durch.
14. 01. Nach zweijähriger Bauzeit wird das Gebäude der Reichsjugendführung, Heerstraße 12-14 (Charlottenburg), in Benutzung genommen.
12. 02. Christoph Höhne wird in Borsdorf bei Leipzig geboren. Der Leichtathlet des SC Dynamo Berlin gewann bei den XIX. Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt die Goldmedaille über 50-km-Gehen.
22. 02. Jürgen Nöldner wird in Berlin geboren. Der Fußballer des FC Vorwärts Berlin gewann bei den XVIII. Olympischen Spielen in Tokio 1964 mit der DDR-Mannschft die Bronzemedaille. Er bestritt 30 Länderspiele und war mit dem FC Vorwärts fünfmal DDR-Meister.
23. 02. Der Chemiker Prof. Georg Lockemann spricht in der Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften, Medizin und Technik« über »F. W. Sertürner, sein Leben und Wirken«.
24. 02. Der Lyriker und Essayist Oskar Loerke stirbt in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Landeseigenen Friedhof Frohnau, Hainbuchenstraße 64-76. Loerke, Mitglied der Akademie der Künste seit 1926, war Lektor bei S. Fischer, später bei Suhrkamp.
26. 02. In Berliner Rüstungsbetrieben wird mit dem Einsatz von Häftlingen aus den KZ-Lagern Sachsenhausen und Ravensbrück begonnen.
 
01. 04. Horst Jecht wird zum ordentlichen öffentlichen Professor an der Wirtschaftshochschule Berlin ernannt.
09. 04. In der Nacht zum 10. April wird die Staatsoper Unter den Linden (Mitte) als eines der ersten Berliner Theater durch Bomben beschädigt.
25. 04. Die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte in Berlin beträgt 68 840.
30. 04. Im Sportpalast findet ein Appell von annähernd 9 000 vor der Beförderung stehenden Offiziersanwärtern des Heeres, der Kriegsmarine, der Luftwaffe und der Waffen-SS statt.
03. 05. Der studierte Landwirt und Fachschriftsteller Alfred Brenning stirbt in Düsseldorf. In den zwanziger Jahren hatte er Vorlesungen über das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen an der Handels-Hochschule Berlin gehalten.
12. 05. Der Ingenieur Konrad Zuse präsentiert Vertretern der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (u.a. Professor Teichmann, Professor Schmieden, Studienrat Mayer) seinen ersten programmgesteuerten elektromechanischen Rechner (Z3) in Funktion.
18. 05. Der Nationalökonom Prof. Dr. Werner Sombart stirbt in Berlin. Er lehrte ab 1906 an der Handels-Hochschule und als Nachfolger Adolf Wagners an der Universität in Berlin. Bekannt wurden seine Untersuchungen über den deutschen Sozialismus und Kapitalismus.
19. 05. Der Dresdner Rudolf Harbig stellt im Mommsenstadion in der Waldschulallee (Charlottenburg) einen Weltrekord im 1000-m-Lauf mit 2:24,9 min auf.
09. 06. Ingolf Volker Hertel wird in Dresden geboren. Der Physiker war seit 1978 an der Freie Universität Berlin und seit 1993 am Max- Born-Institut in Adlershof tätig. Hertel wurde am 18. August 1998 zum Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung ernannt.
10. 06. Im Ufa-Palast am Zoologischen Garten wird in einer öffentlichen Veranstaltung das neue, mit Hochfrequenz-Vormagnetisierung verbesserte Magnetophon (Tonbandgerät) des Ingenieurs Eduard Schüller (AEG) vorgestellt.
22. 06. Der am 21. Juni erfolgte Überfall Deutschlands auf die UdSSR löst bei großen Teilen der Berliner Bevölkerung, die wenige Monate zuvor den repräsentativen Empfang des sowjetischen Außenministers Molotow erlebt hatte, Überraschung und Bestürzung aus.
22. 06. Der Leichtathlet Helmut Hamann stirbt. Der Sportler der SV Allianz Berlin gewann bei den XI. Olympischen Spielen in Berlin 1936 die Bronzemedaille über 4 x 400 m. Er war über 4 x 400 m Europameister 1934, über 400 m Deutscher Meister 1935, 1936 und 1939.
23. 06. Die Pfaueninsel mit Schilfgürtel und »Parschenkessel« (Wannsee) wird unter Naturschutz gestellt.
26. 06. Der Turner Karl Neukirch stirbt in Berlin. Neukirch gewann bei den Olympischen Spielen in Athen 1896 die Goldmedaille am Barren und Reck mit der Mannschaft.
03. 07. Der »S-Bahn-Mörder« Paul Ogorzow (sieben Morde, sechs Mordversuche) wird nach frischer Tat am Betriebsbahnhof Rummelsburg verhaftet.
03. 07. Dem Techniker Manfred von Ardenne sowie sechs weiteren Forschern wird vor allem für die Entwicklung und den Bau des Universal- Elektronenmikroskops die Silberne Leibniz-Medaille der Preußischen Akademie der Wissenschaften verliehen.
08. 07. Die Schauspielerin Agnes Straub stirbt 51jährig in Berlin.
14. 07. In seinem Vortrag vor der »Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie« zu Fragen expansiver Autopsychosen wendet sich Karl Balthasar gegen eine Eintragung dieser Patienten als erbkrank und gegen deren Zwangssterilisation.
17. 07. Reichskanzler Adolf Hitler ernennt in Berlin Alfred Rosenberg zum Reichsminister für die besetzten Ostgebiete.
25. 07. Der »S-Bahn-Mörder« Paul Ogorzow wird in Berlin-Plötzensee enthauptet.
31. 07. Auf der Senatssitzung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wird der Stahlindustrielle Albert Vögeler, bisher Schatzmeister der Gesellschaft, zu deren Präsident gewählt. Vögeler wurde damit Amtsnachfolger von Carl Bosch.
01. 08. Prof. Friedrich Seewald scheidet mit Zustimmung des Reichsluftfahrtministers als Leiter der Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) aus und wird Direktor des Aerodynamischen Instituts der Technischen Hochschule Aachen.
01. 08. Neuer Wissenschaftlicher Leiter der Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) wird der Ingenieur Günther Bock.
09. 08. Mit Franz (Ferenc) Molnárs »Spiel im Schloß« in der Regie von Fritz Wisten findet die letzte Vorstellung des Theaters des Jüdischen Kulturbundes in der Kommandantenstraße 57 (Steglitz) statt.
11. 08. Der Ruderer Herbert Adamski stirbt. Der Sportler des R.V. Friesen gewann bei den XI. Olympischen Spielen in Berlin 1936 die Goldmedaille im Zweier mit Steuermann. In dieser Bootsklasse war er Europameister 1937 und Deutscher Meister von 1936 bis 1939.
12. 08. Beim bisher schwersten britischen Luftangriff auf Berlin werden 82 Tonnen Sprengbomben abgeworfen.
24. 08. Hans Reimann wird in Starrischken geboren. Der Leichtathlet des SC Dynamo Berlin gewann über 20 km Gehen bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Bronzemedaille, in Montreal 1976 die Silbermedaille. Reimann war 1962, 1964 und 1965 DDR-Meister.
24. 08. Jürgen Eschert wird in Magdeburg geboren. Der Berliner Kanurennsportler gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 die Goldmedaille im Einer-Kanadier über 1 000 m.
29. 08. Der Dompropst Bernhard Lichtenberg, der seit dem Judenpogrom vom 9. November 1938 in seine Gebete immer die rassisch Verfolgten einschloß, wird von zwei rheinländischen Studentinnen denunziert und am 23. Oktober von der Gestapo verhaftet.
01. 09. Auch in Berlin tritt eine Polizeiverordnung in Kraft, wonach Juden ständig einen »Judenstern« zu tragen haben.
02. 09. In Berlin leben 54 866 Bürger jüdischer Herkunft.
07. 09. Bei einem Luftangriff der »Royal Air Force« auf das Berliner Zentrum kommen am Pariser Platz durch eine 1 800-Kilogramm-Bombe etwa 100 Menschen beim Zusammensturz eines Wohnhauses ums Leben.
09. 09. Carl Friedrich von Siemens, der jüngste Sohn des Firmengründers Werner von Siemens, stirbt in Heinenhof (Potsdam). Carl von Siemens hatte in Berlin ab 1919 die Leitung der Firma inne und entwickelte u.a. Fernschreiber und Elektronenmikroskope.
11. 09. Der Jüdische Kulturbund in Berlin wird verboten. Sein Eigentum wurde konfisziert, und die Mitarbeiter wurden verhaftet.
13. 09. In Berlin dürfen Juden nur noch auf dem Arbeitsweg öffentliche Verkehrsmittel benutzen.
19. 09. Juden aus den Bezirken Pankow, Prenzlauer Berg, Reinickendorf und Wedding müssen ihre gelben Sterne gegen Zahlung von 10 Pfennig in der Turnhalle der VI. Jüdischen Volksschule in der Choriner Straße 74 (Prenzlauer Berg) abholen.
20. 09. Gerhard Körner wird in Zwickau geboren. Der Fußballer des FC Vorwärts Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 mit der DDR-Mannschaft die Bronzemedaille. Er bestritt 31 Länderspiele. Mit dem FC Vorwärts Berlin war er viermal DDR-Meister.
26. 09. Die Stadt Berlin enteignet das Grundstück Pestalozzistraße 14/15 (Charlottenburg) mit der dort 1911 in einem Hinterhof erbauten Synagoge, nachdem die Jüdische Gemeinde vorher die hebräischen Embleme und Tafeln beseitigen mußte.
09. 10. Manfred Schneider wird geboren. Der Ruderer des SC Dynamo Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in München 1972 mit dem DDR-Achter die Bronzemedaille. Schneider war 1971 Vize-Europameister im Vierer mit Steuermann.
18. 10. Von der Rampe am Güterbahnhof Grunewald geht der erste Transport mit 1 013 Berliner Juden in Richtung Ghetto Litzmannstadt (Lodz) ab. Insgesamt wurden bei 63 Transporten 35 738 Berliner jüdischer Herkunft in die Vernichtungslager deportiert.
21. 10. Die Lehrkräfte an der Beuth-Schule (Wedding) erhalten anstelle von »Studienrat« die Amtsbezeichnung »Baurat«.
23. 10. Bernhard Lichtenberg, Dompropst an der St.-Hedwigs-Kathedrale, wird nach einer Hausdurchsuchung von der Gestapo wegen Kanzelmißbrauchs und hetzerischer Äußerungen verhaftet. Er war am 29. August von zwei rheinischen Studentinnen denunziert worden.
31. 10. Der erste Farbspielfilm der Ufa »Frauen sind doch bessere Diplomaten« wird im Capitol am Zoo uraufgeführt.
04. 11. Im Harnack-Haus in Dahlem spricht Max Planck in einem öffentlichen Vortrag über »Sinn und Grenzen der exakten Naturwissenschaften«, in dem er warnte, den Gedanken an die Konstruktion der Uran-Maschine nicht zu den bloßen Utopien zu rechnen.
05. 11. Heinz-Jürgen Bothe wird in Berlin geboren. Der Ruderer des TSC Berlin errang bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 1968 die Goldmedaille im Zweier ohne Steuermann. Bothe war mehrfacher DDR-Meister.
07. 11. Der Komponist Paul Lincke, Begründer der Berliner Operette, erhält zu seinem 75. Geburtstag die Goethe-Medaille, eine Ehrenkette und die Ehrenbürgerschaft Berlins.
13. 11. Eberhard Diepgen wird in Berlin geboren. Er war von 1984 bis 1989 Regierender Bürgermeister (CDU) von West-Berlin und wurde nach der Gesamtberliner Wahl am 2. Dezember 1990 Regierender Bürgermeister des vereinten Berlins.
18. 11. Der Physiker Prof. Walther Hermann Nernst stirbt in Ober-Zibelle bei Muskau. Der Nobelpreisträger war in Berlin an der Universität, der Akademie der Wissenschaften und der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt tätig.
19. 11. Peter Neusel wird geboren. Der Ruderer gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 die Goldmedaille im Vierer mit Steuermann. In dieser Bootsklasse war er 1962 Weltmeister, 1963 Europameister, Deutscher Meister 1962 bis 1964, im Achter 1961.
01. 12. Das 1927/28 zu einer Großgaststätte umgebaute und erweiterte ehemalige Kaffeehaus »Haus Vaterland« am Potsdamer Bahnhof (Köthener Straße, Kreuzberg) wird durch die »Arisierung« jüdischer Unternehmen vom »Betrieb Kempinski« zum »Betrieb F. W. Borchardt«.

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