Berlin im Jahr 1937
01. 01. Das »Gesetz über die Verfassung und Verwaltung der Reichshauptstadt Berlin« (am 1. Dezember 1936 von der Reichsregierung erlassen) tritt in Kraft. Die Reichshauptstadt wurde »ein Stadtkreis mit den Aufgaben eines Provinzialverbandes«.
05. 01. In Berlin wird der Film »Weiße Sklaven« über die Russische Oktoberrevolution uraufgeführt. Unter der Regie von Karl Anton spielten Camilla Horn, Agnes Straub und Werner Hinz.
05. 01. Reichskanzler Adolf Hitler ernennt den bisherigen Staatskommissar Dr. Julius Lippert zum Oberbürgermeister und Stadtpräsidenten von Berlin.
06. 01. Der Opernsänger Theodor Hieber stirbt im Alter von 61 Jahren an einem Herzschlag in Berlin.
08. 01. Der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen, Fachamt Boxen, und der Nationalsozialistische Lehrerbund veranstalten im Sportpalast (Schöneberg) unter der Leitung des Gausportwartes, W. Engel, einen »Werbe-Boxabend«, zu dem 12 000 Jungen eingeladen wurden.
08. 01. Am Schiller-Theater Berlin (Charlottenburg) wird das Schauspiel »Der Richter von Zalamea« von Calderon de la Barca in einer freien Nachdichtung durch Wilhelm von Scholz uraufgeführt.
08. 01. Die Preußische Akademie der Künste vergibt in Berlin den Großen Staatspreis 1936 an den Düsseldorfer Maler Josef Pieper und an den Berliner Bildhauer Fritz Cremer, der sich mit fünf Arbeiten beworben hatte. Cremer widmete den Preis Käthe Kollwitz.
09. 01. Klaus Schlesinger wird in Berlin geboren. Der Schriftsteller, der wegen seiner oppositionellen Haltung zur Kulturpolitik der DDR aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen worden war, ging 1980 nach West-Berlin - seit 1992 wieder im Ostteil wohnhaft.
10. 01. Die Elbbrücke bei Hohenwarthe (nördlich von Magdeburg) wird dem Verkehr übergeben. Dadurch wurde die Autobahn Berlin - Hannover durchgängig befahrbar.
11. 01. In der Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie« spricht der später für zahlreiche Patientenmorde verantwortliche Psychiater Heinze zum Thema »Myoklonus-Epilepsie«.
15. 01. In Berlin wird der Ufa-Film »Ritt in die Freiheit« uraufgeführt. Unter der Regie von Karl Hartl spielten Willy Birgel, Ursula Grabley und Hansi Knotek.
16. 01. Der Komponist und Dirigent Willy Bretschneider stirbt in Berlin. Mit Walter Kollo schrieb er u.a. die Musik zu »Filmzauber« (1912) und »Wie einst im Mai« (1913).
22. 01. Anläßlich des 60. Geburtstages von Reichsbankpräsident Dr. Hjalmar Schacht gründet die Reichsbank in Berlin die Hjalmar- Schacht-Sport-, die -Ferienheim- und die -Auslandsstipendium-Stiftung.
25. 01. Im Staatstheater Berlin (Mitte) wird die Komödie »Jan und die Schwindlerin« von Per Schwenzen uraufgeführt.
26. 01. In Berlin wird der Film »Ball im Metropol« aus dem Gesellschaftsmilieu Berlins vor dem Ersten Weltkrieg uraufgeführt. Regie führte Frank Wisbar. Darsteller waren u.a. Heinrich George und Hilde Weissner. Die Musik schrieb Walter Kollo.
26. 01. Der Reichskirchenausschuß der Evangelischen Kirche gedenkt in einem »Wort an die Gemeinden zum 30. Januar 1937« der Machtergreifung Adolf Hitlers vor vier Jahren: »Gott ... leite auch fernerhin unser Volk und seinen Führer auf allen seinen Wegen.
30. 01. Albert Speer wird zum »Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin« ernannt und erhält den Auftrag zur »planvollen Gestaltung des Stadtbildes der Reichshauptstadt«. Berlin sollte in 20 Jahren zur »Welthauptstadt Germania« ausgebaut werden.
30. 01. In Berlin wird der »Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft« gestiftet. Er war mit 100 000 Reichsmark dotiert. Gleichzeitig war allen Deutschen die Annahme des Nobelpreises verboten.
03. 02. Der Ingenieur Wilhelm Ohnesorge wird Reichspostminister.
03. 02. Die »Deutsch-Evangelische Korrespondenz«, Berlin, schreibt unter dem Titel »Dank dem Führer« u.a.: »Was am 30. Januar das deutsche Volk bewegt hat, war das mit freudiger Begeisterung verbundene Gefühl des Dankes.
05. 02. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) wird eine Kundgebung zur Sammlung des Winterhilfswerks 1936/37 zugunsten der Kriegsblinden durchgeführt.
07. 02. In Berlin findet ein Internationales Reitturnier statt. Die deutsche Mannschaft gewann vor der französischen und ungarischen den »Preis des Führers«.
08. 02. Manfred Krug wird in Duisburg geboren. Nach dem Studium an der Schauspielschule Berlin war er Eleve am Berliner Ensemble. Krug spielte in vielen DEFA-Filmen mit, u.a. in »Spur der Steine«. Nach seinem Auszug aus der DDR 1977 begann er eine neue Karriere.
08. 02. In Berlin wird der biographische Film »Fridericus« aus dem Leben Friedrich des Großen uraufgeführt. Regie führte Johannes Meyer. Darsteller waren u.a. Otto Gebühr, Agnes Straub und Bernhard Minetti.
10. 02. Im Sportpalast (Schöneberg) wird der 4. Reichsberufswettkampf eröffnet. Auf der Veranstaltung sprachen der Reichsorganisationsleiter Dr. Robert Ley und der Reichsjugendführer Baldur von Schirach. Der Rundfunk übertrug die Veranstaltung am 13. Februar.
11. 02. Der Führer der Deutschen Arbeitsfront Dr. Robert Ley und der Jugendführer Baldur von Schirach sprechen in der Deutschlandhalle (Charlottenburg) vor dem Reichsbund der Kinderreichen.
11. 02. In Berlin wird der Spielfilm »Die Kreutzersonate«, ein psychologisches Ehedrama nach der gleichnamigen Erzählung von Leo Tolstoi in der Regie von Veit Harlan, uraufgeführt. Darsteller war u.a. Wolfgang Kieling.
11. 02. Im Berliner Verlag Zsolnay erscheint der Bauernroman »Philomenza Ellenhub« von Johannes Freumbichler.
11. 02. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) spielen die Berlin-Kanadier (in Berlin spielende Lehrkanadier im Eishockey) gegen eine Berlin-Auswahl 5:1.
12. 02. In Berlin wird der Film »Togger« aus dem Alltags- und Journalistenmilieu mit der Tendenz gegen Überfremdung der deutschen Presse durch Auslandskonzerne uraufgeführt. Regie führte Jürgen von Alten.
12. 02. In Berlin wird die Filmkomödie »Lumpacivagabundus« nach der Posse von Johann Nestroy uraufgeführt. Unter der Regie von Geza von Bolvarys spielten u.a. Paul Hörbiger, Heinz Rühmann und Hilde Krahl.
16. 02. Der Physiker Manfred von Ardenne skizziert die ersten Grundgedanken für ein neuartiges Elektronenrastermikroskop.
19. 02. Der Kriminalfilm »Frauenliebe - Frauenleid« wird unter der Regie von Augusto Genina in Berlin uraufgeführt. Die Hauptrollen wurden von Magda Schneider, Oskar Sima und Peter Bosse verkörpert.
20. 02. Die Osram G.m.b.H. Kommanditgesellschaft veranstaltet im Sportpalast (Schöneberg) ihre Werkfeier. Die Jubilare wurden geehrt und sieben junge Arbeiter erhielten Stipendien für die Weiterbildung. An der Veranstaltung nahmen 7 000 Werkangehörige teil.
23. 02. Die Gaufilmstelle der NSDAP führt an drei Tagen im Sportpalast (Schöneberg) den Film »Ehre und Freiheit« vor. Gezeigt wurden Bilder aus dem Ersten Weltkrieg, der Nachkriegszeit und Bilder, die den Nationalsozialismus und die Wehrmacht glorifizierten.
25. 02. In Berlin wird der Revuefilm »Premiere« von Geza von Bolvary uraufgeführt. In den Hauptrollen waren Zarah Leander, Attila Hörbiger und Theo Lingen zu sehen.
25. 02. Der Berliner Verleger Bruno Cassirer wird aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen.
26. 02. Die Reichsschrifttumskammer und die Deutsche Arbeitsfront eröffnen im Berliner Sportpalast (Schöneberg) die »Fachbuchwerbung 1937«. Redner auf der Veranstaltung waren u.a. der Leiter der Reichsbetriebsgemeinschaft »Druck«, Ebenböck, und Dr. Robert Ley.
26. 02. Der Inhaber des Berliner Thomas Verlages, Roland von Gizycki, wird aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen.
27. 02. Das Nationalsozialistische Kraftfahr-Korps führt anläßlich der Internationalen Automobil-Ausstellung am Kaiserdamm (Charlottenburg) im Berliner Sportpalast (Schöneberg) einen Generalappell durch.
27. 02. Der Veranstalter Rudolf Böcker richtet im Berliner Sportpalast (Schöneberg) ein internationales Ringerturnier aus. Obwohl in Berlin seit über einem Jahr keine Kämpfe der Berufsringer stattgefunden hatten, waren nur etwa 2 000 Zuschauer erschienen.
28. 02. Die NSDAP-Ortsgruppe Marienfelde veranstaltet ein »Fest der Volksgemeinschaft«, zu dem 1 200 »Mariendorfer Volksgenossen« erscheinen und auf dem u.a. eine »Schauvorführung Luftschutz im totalen Krieg« dargeboten wird.
03. 03. Der in Berlin bei Siemens arbeitende Ingenieur Walter Hans Schottky erhält unter DRP 696144 und DRP 735982 zwei Patente auf einen elektrischen Feueranzünder, der von einer eigens dafür gegründeten Firma produziert und vertrieben wird.
03. 03. Der Provinzialverband des Deutschen Roten Kreuzes veranstaltet im Berliner Sportpalast (Schöneberg) ein Konzert, an dem 300 Musiker der Luftwaffe unter der Leitung des Musikinspizienten Prof. Hans Husadel teilnehmen.
04. 03. In Berlin beginnt die Tagung des Weltrundfunkvereins. Die Zahl der Rundfunkhörer in Deutschland betrug 8,48 Millionen.
05. 03. In Berlin-Tegel (Reinickendorf) wird von der Auslandsorganisation der NSDAP ein »Heim für nach Deutschland zurückkehrende Deutsche« eröffnet.
05. 03. In der Kroll-Oper (Tiergarten) tagt die Reichsfilmkammer. Reichsminister Dr. Joseph Goebbels riet den Filmleuten, von der Bearbeitung historischer Vorgänge der NS-Zeit abzusehen, da sie »noch nicht reif für die Bühnenbearbeitung« seien.
11. 03. Reichskanzler Adolf Hitler ehrt den Staatsschauspieler Heinrich George zum 25jährigen Bühnenjubiläum durch eine Bild-Widmung.
16. 03. In Berlin wird der Reichsforschungsrat gebildet, dessen Forschungspotential sich auf kriegswichtige Ziele konzentrieren sollte. Präsident war General Becker.
17. 03. In Berlin wird der Film »Der Herrscher« von Veit Harlan nach Gerhart Hauptmanns Werk »Vor Sonnenuntergang« uraufgeführt. Die Hauptrollen spielten Marianne Hoppe, Emil Jannings und Harald Paulsen.
18. 03. Das Filmlustspiel von Erich Waschneck »Die göttliche Jette« mit Grethe Weiser und Viktor de Kowa wird in Berlin uraufgeführt.
22. 03. Die Gestapo verhaftet in Berlin den Schriftsteller und früheren Rätepolitiker der Münchner Revolution von 1919, Ernst Niekisch. Niekisch war bis 1934 Herausgeber der nationalbolschewistischen Zeitschrift »Der Widerstand«.
24. 03. Der Berliner Staatsschauspieler Arthur Menzel stirbt im Alter von 56 Jahren.
25. 03. Der Reichs- und Preußische Minister für Ernährung und Landwirtschaft erläßt für das Institut für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation in Berlin eine neue Satzung.
26. 03. Der Spielfilm von E. W. Emo »Der Mann, von dem man spricht« wird in Berlin uraufgeführt.
01. 04. Der Mediziner Wilhelm Tönnis, der 1936 nach Berlin berufen wurde, übernimmt die Leitung der neugegründeten Neurochirurgischen Universitätsklinik am Hansaplatz. Sie war die erste Klinik dieser Art in Deutschland.
01. 04. An der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin sind drei Stipendiaten der Deutschen Forschungsgemeinschaft tätig.
01. 04. In der Festungspionierschule der Wehrmacht an der Zwieseler Straße (Lichtenberg) wird der Schulbetrieb aufgenommen. Baubeginn der Schule war im Frühjahr 1936 auf dem Areal eines ehemaligen Luftschiffer-Platzes an der Grenze Karlshorst/Biesdorf.
01. 04. Der Wissenschaftler Günther Bock, Direktor der Versuchsanstalt für Luftfahrt, wird zum ordentlichen Forschungsprofessor ernannt.
03. 04. Der Lustspielfilm »Gefährliches Spiel« nach dem Roman »Begegnung mit einem bösen Tier« von Alexander Castell wird in Berlin uraufgeführt. Regie führte Erich Engel.
04. 04. Gegen sieben führende Vertreter der katholischen Jugendbewegung beginnt vor dem Volksgerichtshof ein dreiwöchiger Schauprozeß wegen Hochverrats. Der Hauptangeklagte Kaplan Dr. Joseph Ferdinand Cornelius Rossaint wurde zu elf Jahren Zuchthaus verurteilt.
08. 04. Der Physiker Hans Geiger spricht in der Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse der Preußischen Akademie der Wissenschaften über »Die Umwandelbarkeit der chemischen Elemente«.
09. 04. In Berlin wird unter der Regie von Hans Deppe der historische Liebesroman aus der Zeit Friedrich des Großen »Das schöne Fräulein Schragg« als Film uraufgeführt. Darsteller waren u.a. Hansi Knoteck, Paul Klinger und Eduard von Winterstein.
10. 04. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet die Führertagung des Gebietes 3 Berlin der Hitlerjugend und des Obergaues 3 Berlin des Bundes Deutscher Mädel statt. Redner war u.a. der Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten.
10. 04. Ludwig Steeg wird zum Bürgermeister und Stellvertreter des Oberbürgermeisters Dr. Julius Lippert ernannt.
12. 04. In der Berliner Presse wird die 11. Ausbürgerungsliste veröffentlicht. Darin tauchen auch die Namen der Kommunisten Walter Ulbricht und Ludwig Renn sowie Hugo Sinzheimer (Rechtswissenschaftler) und Otto Klepper (ehemaliger Zentrumspolitiker) auf.
13. 04. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) führt der Gau III des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen eine Veranstaltung durch, bei der 120 Turnerinnen und Turner der Turnschule Asch der Deutschen Turnerschaft in der Tschechoslowakai Übungen vortragen.
15. 04. Der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen, Fachamt Boxen, veranstaltet im Sportpalast (Schöneberg) eine gemeinsame Vorführung von Amateur- und Berufsboxkämpfen zugunsten des Winterhilfswerks (WHW). Max Schmeling war als Ringrichter tätig.
15. 04. An der Berliner Universität wird eine Stamm-Mannschaft des NS-Studentenbundes gebildet.
16. 04. In Berlin-Gatow wird die Deutsche Akademie für Luftfahrtforschung eröffnet.
17. 04. In der Deutschlandhalle am Funkturm hat die Veranstaltung »Menschen - Tiere - Sensationen« Premiere.
18. 04. In Berlin wird der Expeditionsfilm »Unser Kamerun« uraufgeführt. Die Regie führte Paul Lieberenz.
21. 04. Der Gau Berlin der NSDAP veranstaltet im Sportpalast (Schöneberg) eine Kundgebung mit der »Vereidigung der Politischen Leiter und Warte der Parteigliederungen«. Die Vereidigung erfolgte auch in 85 anderen Versammlungsstätten.
23. 04. Wolfgang Webner wird in Breslau geboren. Der Volleyballer des SC Dynamo Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in München 1972 mit der DDR-Mannschaft die Silbermedaille. Er war 1970 Weltmeister.
23. 04. Im Sportpalast findet aus Anlaß des Zusammenschlusses der technisch-wissenschaftlichen Verbände und Vereine aller Fachrichtungen zu einem einzigen, die gesamte Technik umfassenden Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik eine Großkundgebung statt.
26. 04. Vizeadmiral Schrader stirbt in Berlin. Schrader war seit 1921 Mitglied und von 1932 bis 1937 vierzehnter »Zwingherr« (Vorsitzender) der »Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin«.
26. 04. Der Opernsänger und Filmschauspieler Albert Jablonski stirbt in Berlin.
27. 04. Am Deutschen Theater Berlin (Mitte) wird das Lustspiel »Der erste Frühlingstag« von Dodie Smith in einer Bearbeitung von Heinz Hilpert uraufgeführt.
30. 04. Die NS-Propaganda-Ausstellung »Gebt mir vier Jahre Zeit« wird in Berlin von Reichskanzler Adolf Hitler eröffnet.
01. 05. In der Deutschen Oper werden die Träger des Nationalen Buch- und Filmpreises 1936/37 verkündet: der SS-Sturmführer Friedrich Bethge für sein Schauspiel »Marsch der Veteranen« und Emil Jannings für seine Rolle in dem Film »Der Herrscher«.
11. 05. Die Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammer veranstalten im Sportpalast (Schöneberg) in einem festlichen Rahmen die Lehrlingseinschreibung von 1 200 Jugendlichen und die Freisprechung von 3 000 Lehrlingen der zumeist handwerklichen Betriebe.
12. 05. Die Reichsbahnbaudirektion Berlin zur Neugestaltung des Eisenbahnnetzes der Hauptstadt wird gegründet.
20. 05. Das Bethanien- und das Mariannenufer (Kreuzberg) erhalten den Namen Felsendamm. Dieser wurde am 31. Juni 1947 in Bethaniendamm umbenannt.
25. 05. Der »Reichsforschungsrat« unter Leitung des Generals der Infanterie Prof. Dr. Karl Becker wird feierlich eröffnet.
29. 05. Carl Bosch, Nobelpreisträger und Generaldirektor der IG-Farben, wird durch den Senat der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zum Nachfolger Max Plancks als Präsident der Gesellschaft gewählt.
01. 06. Die Ingenieure Adolf Teichmann und Paul Freiherr von Handel, Wissenschaftler an der Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL), werden zu außerordentlichen Forschungsprofessoren ernannt.
01. 06. Die Ingenieure Asmus Hansen, Karl Lürenbaum und Edgar Seydel, Wissenschaftler an der Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL), werden zu ordentlichen Forschungsprofessoren ernannt.
03. 06. In der Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse der Preußischen Akademie der Wissenschaften spricht Albrecht Penck »Über das nördliche Alpenvorland«.
20. 06. Die katholische St.-Marien-Kirche in Karlshorst wird geweiht.
23. 06. Im Zuge einer Verhaftungswelle gegen Mitglieder der Bekennenden Kirche werden in Berlin über 120 Personen, unter ihnen Martin Niemöller und Gerhard Jacobi, inhaftiert.
24. 06. In der Sitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften hält der Chemiker Otto Hahn einen Vortrag »Über die Entwicklung des Periodischen Systems der Elemente«.
30. 06. In Berlin wird die Anordnung erlassen, die Museen von nicht genehmen Exponaten zu »säubern«. Es begann die landesweite Beschlagnahme- und Vernichtungsaktion »Entartete Kunst«. Die Nationalgalerie verlor u.a. 164 Gemälde, 326 Zeichnungen, 27 Plastiken.
01. 07. Pastor Martin Niemöller wird in Berlin von der Gestapo verhaftet.
09. 07. Am Neubau des Reichsbankgebäudes am Werderschen Markt (Mitte) wird Richtfest gefeiert. Der Grundstein war am 5. Mai 1934 gelegt worden.
12. 07. Die Deutsche Reichspost führt die neue 441-Zeilen-Norm für das deutsche Fernsehen ein.
15. 07. Dr. Ernst Telschow wird zum Generalsekretär der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ernannt.
15. 07. In der »Lichtbild-Bühne« hat der Spielfilm »Der Mann, der Sherlock Holmes war« Premiere. Unter der Regie von Karl Hartl spielten Heinz Rühmann und Hans Albers die Hauptrollen.
15. 07. Der Chemiker Carl Bosch übernimmt die Leitung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
30. 07. Der Meteorologe Gustav Otto Richard Wussow, von 1920 bis 1925 Schriftführer im Berliner Zweigverein der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft, stirbt in Berlin.
01. 08. Bei der im Januar 1935 geschaffenen Wasserbaudirektion Kurmark wird eine besondere »Neubauabteilung für den Ausbau der Berliner Wasserstraßen« für 1000-Tonnen-Schiffe eingerichtet.
14. 08. Zu Beginn der bis zum 22. August dauernden Festwoche zur 700-Jahr-Feier Berlins wird die Ausstellung »700 Jahre Berlin« auf dem Freigelände am Funkturm (Charlottenburg) eröffnet. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete der große Festzug am 15. August.
15. 08. Am zweiten Tag der Festwoche zur 700-Jahr-Feier findet ein großer Festzug statt. An dem Umzug, der vom Berliner Rathaus durch die mit Berliner und NS-Symbolen geschmückten Straßen führte, wirkten 4 500 Menschen in 1 700 historischen Gewändern mit.
17. 08. Der Bahnhof Marquardt wird eröffnet.
20. 08. Die in Weißensee erscheinende »Berliner Nordost-Zeitung« meldet, daß das Gartenbauamt des Bezirks Prenzlauer Berg von den in seinen Anlagen befindlichen 100 Sitzbänken jetzt 92 Bänke mit der Aufschrift versehen hat »Für Juden verboten«.
22. 08. Ein Erlaß des Berliner Oberbürgermeisters Dr. Julius Lippert verhängt über 15 Wassergrundstücke in Gatow »im Interesse der Erhaltung des Landschaftsbildes« eine befristete Bausperre.
30. 08. Die Schauspielerin Adele Sandrock stirbt in Berlin.
07. 09. Der Berliner Chirurg Prof. Ferdinand Sauerbruch wird mit dem Nationalpreis für Wissenschaft ausgezeichnet.
18. 09. Im Volkspark Rehberge (Wedding) findet ein großes Fest mit 400 000 Zuschauern zugunsten des Hilfswerkes »Mutter und Kind« unter dem Motto »Flammen und Fanfaren« statt. Der Reinerlös kam der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) zugute.
20. 09. Bis zum 26. September müssen die Berliner Luftschutzwarte im gesamten Stadtgebiet üben. Vor allem wurde die Verdunklung geprobt.
27. 09. Der italienische Ministerpräsident Benito Mussolini wird bei seinem Besuch in Berlin mit Massenkundgebungen und Aufmärschen empfangen. Die Paraden und Empfänge erstreckten sich über mehrere Tage.
01. 10. Die Filmprüfstelle verbietet den Film »Die Drei von der Tankstelle«.
01. 10. Der Berliner Stadtarchivar Ernst Kaeber wird aus politischen Gründen vorzeitig in den Ruhestand versetzt.
01. 10. Die Schauspielerin Renate Müller stirbt.
01. 10. Die BVG-Monatskarten für Straßenbahn und U-Bahn werden wieder eingeführt.
04. 10. Die Reichsregierung beschließt das Gesetz über die Neugestaltung deutscher Städte, darunter auch Berlins.
05. 10. Die Eröffnungsveranstaltung zum Winterhilfswerk wird vom Rundfunk erstmalig aus der Deutschlandhalle (Charlottenburg) - und nicht mehr aus dem Sportpalast (Schöneberg) - übertragen.
12. 10. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet in der am 26. September eröffneten Eissaison 1937/38 der erste Eistanz- Übungsabend statt.
02. 11. Die Pilotin und Flugkapitän Hanna Reitsch führt in Berlin-Tempelhof den Hubschrauber Focke-Wulf FW 61 mit zwei Tragtriebwerken öffentlich vor.
04. 11. Gleichzeitig mit dem »Gesetz über die Neugestaltung deutscher Städte« erläßt der Beauftragte der NSDAP für Städtebau, Albert Speer, die »Erste Anordnung über die Neugestaltung der Reichshauptstadt Berlin«.
05. 11. Der Gau Berlin der NSDAP veranstaltet im Sportpalast (Schöneberg) eine Kundgebung, die durch Lautsprecher auch auf den Vorplatz des Sportpalastes übertragen wurde, zum Thema »Vierjahresplan, Ernährung und Außenpolitik«.
07. 11. Im Sportpalast (Schöneberg) findet zum Gedenken an den Kampf der aus akademischem Nachwuchs bestehenden Freiwilligenregimenter um Langemarck (Ort in West-Flandern) am 22./23. Oktober 1914 eine »Langemarck-Feier« statt.
15. 11. Der Ullstein-Verlag wird in »Deutscher Verlag« umbenannt.
25. 11. Max Bodenstein spricht in der Sitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin über »94 Jahre Photochemie des Chlorknallgases«.
27. 11. Am Nordrand des Grunewaldes wird der Grundstein für die Wehrtechnische Fakultät der Technischen Hochschule zu Berlin gelegt (Ruine unter dem Teufelsberg).
28. 11. Ursula Küper wird in Berlin geboren. Die Schwimmerin des SC Dynamo Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 die Bronzemedaille über 4 x 100 m Lagen.
30. 11. Reichswirtschaftsminister Dr. Hjalmar Schacht beantragt seine Entlassung, da er die Finanzierungsmethode des Arbeitsbeschaffungsprogramms nicht länger verantworten will. Sein Nachfolger wurde Walther Funk (1890-1960).
05. 12. Die Friseur-Innung Berlin und die Deutsche Arbeitsfront veranstalten im Berliner Sportpalast (Schöneberg) das 4. Große Lehrlings- Schaufrisieren, an dem sich 1 000 Lehrlinge beteiligen.
06. 12. Der Gauverband Berlin des Reichskolonialbundes veranstaltet im Sportpalast (Schöneberg) eine Kundgebung zum Thema »Unsere Kolonial- Forderung«. Redner auf der Veranstaltung waren Franz Ritter von Epp und der stellvertretende Gauleiter Arthur Götlitzer.
13. 12. Das neue Domizil der Ingenieurschule Gauß wird eingeweiht. Die Stadt Berlin hatte der Schule das Gebäude des Friedrichswerderschen Gymnasiums in Moabit übergeben.
17. 12. Anläßlich der Fertigstellung des 2 000. Streckenkilometers der Reichsautobahn werden 2 000 Bauarbeiter zu einer Feier mit Freibier, kostenlosen Zigarren und Musik von der SS-Leibstandarte in die Deutschlandhalle (Charlottenburg) eingeladen.
18. 12. Der Spielfilm »La Habanera« mit Zarah Leander in der Hauptrolle hat Premiere.
22. 12. Anläßlich der Fertigstellung des 3 000. Streckenkilometers der Reichsautobahn werden 3 000 Bauarbeiter zu einer Feier mit Freibier, kostenlosen Zigarren und Musik von der SS-Leibstandarte in die Deutschlandhalle (Charlottenburg) eingeladen.

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