Berlin im Jahr 1931
01. 01. Kurz nach Mitternacht wird der 23jährige Willy Schneider in der Wohnung seiner Eltern in der Hufelandstraße 31 (später 39, Prenzlauer Berg) von einem SA-Mitglied erschossen. Seine Beisetzung erfolgte am 7. Januar.
01. 01. Die »Berliner Kraft- und Licht-Aktiengesellschaft« (BKL), die am 11. Mai 1931 gegründet wurde, übernimmt rückwirkend von der Stadt Berlin als Tochtergesellschaft die Bewag samt aller Aktien, Anlagen, Rechte und Verbindlichkeiten.
01. 01. Gustav Wilkens, langjähriges stellvertretendes Mitglied des Vorstandes der Bewag, tritt in den Ruhestand. Unter seiner Leitung entstanden die ausgedehnten Nieder- und Hochspannungsnetze der Berliner Stromversorgung.
04. 01. Die Sportfliegerin Elly Beinhorn startet vom Flughafen Berlin-Staaken zu ihrem ersten Afrikaflug.
07. 01. Der Komponist, Pianist und Textautor Friedrich Hollaender eröffnet sein »Tingel-Tangel-Theater«.
16. 01. Das Stück »Liliom« des ungarischen Dramatikers und Erzählers Franz Molnár hat in der Regie von Günther Stark an der Volksbühne am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) Premiere.
22. 01. Im Saalbau Friedrichshain findet eine Massenversammlung der Nazis statt, bei der es zwischen Kommunisten und SA-Leuten zu einer Schlägerei kommt. Gauleiter Joseph Goebbels, der das Schlußwort halten sollte, flüchtete unter dem Schutz der Polizei.
22. 01. Das von dem Architekten Hans Poelzig projektierte »Haus des Rundfunks« an der Masurenallee gegenüber dem Funkturm (Charlottenburg) wird nach 20monatiger Bauzeit seiner Bestimmung übergeben.
06. 02. Heinz Kahlau wird in Drewitz bei Potsdam geboren. Der in Pankow lebende Schriftsteller veröffentlichte 1950 seine ersten Gedichte. Von 1953 bis 1956 gehörte er zu den Meisterschülern Bertolt Brechts. Hauptschaffen waren Lyrik und Kinderbücher.
06. 02. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin bringt im Berliner Rundfunk das Violinkonzert Nr. 1 von Alfredo Casella zu Gehör. Dirigent war Hermann Scherchen.
12. 02. Der Chemiker Eduard Cramer, Leiter des »Chemischen Laboratoriums für Tonindustrie und Tonindustrie-Zeitung Prof. H. Seger & E. Cramer«, stirbt in Berlin. Als Patentanwalt und Gutachter nahm er eine anerkannte Stellung in der keramischen Industrie ein.
20. 02. Anläßlich des 100. Jubiläums der Berliner Universitätsbibliothek findet ein Festakt statt.
24. 02. Die Städtische Gewerbeschule Charlottenburg, Wilhelmplatz 2 a, wird geschlossen und in die Beuth-Schule überführt.
03. 03. Das Gleichrichterwerk Spandau wird anstelle des bisherigen Umformwerks in Betrieb genommen. Das Werk speiste das Straßenbahnnetz mit Gleichstrom.
05. 03. Die Uraufführung von Carl Zuckmayers Stück »Der Hauptmann von Köpenick« findet im Deutschen Theater in der Schumannstraße (Mitte) statt.
06. 03. Der Chemiker Franz Benno Mylius stirbt in Berlin. Mylius war 1887 von Hermann von Helmholtz mit der Leitung des chemischen Laboratoriums der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt betraut worden.
08. 03. Der Maler und Graphiker Max Liebermann eröffnet eine Ausstellung über das Werk des Architekten Hans Poelzig in der Berliner Akademie der Künste.
09. 03. Der englische Schauspieler und Regisseur Charlie Chaplin wird auf einer Europareise am Bahnhof Friedrichstraße stürmisch empfangen. Nur wenige durften ihn auf dem Bahnsteig begrüßen, darunter Marlene Dietrich, Vertreter der Filmindustrie und der Presse.
12. 03. Burkhard Hofmeister wird in Königsberg geboren. Hofmeister war Lehrbeauftragter für Geographie an der Freien Universität Berlin, an der er von 1950 bis 1957 studiert und 1958 promoviert hatte.
12. 03. Der Industriephysiker Georg Richard Gehlhoff, Professor für Technische Physik an der Technischen Hochschule zu Berlin und Direktor der Osram GmbH Berlin, stirbt während eines Erholungsaufenthaltes in Siders/Schweiz.
13. 03. Anläßlich des 150. Geburtstags des Architekten Karl Friedrich Schinkel wird im Prinzessinnenpalais Unter den Linden (Mitte) ein Schinkel-Museum eröffnet.
15. 03. Im Großen Lichthof des im Januar des Jahres eingeweihten »Hauses des Rundfunks« in der Masurenallee (Charlottenburg) findet das erste öffentliche Konzert statt.
20. 03. Im Theater am Schiffbauerdamm (Mitte) findet die Uraufführung des Stückes von Ödön von Horvath »Italienische Nacht« statt.
20. 03. Der SPD-Politiker Hermann Müller stirbt 54jährig in Berlin. Müller war von 1920 bis 1928 Vorsitzender der SPD- Reichstagsfraktion.
30. 03. Das Gesetz betreffend das »Gemeindeverfassungsrecht für die Hauptstadt Berlin« wird erlassen, das - nach dem Vorbild der rheinischen Bürgermeisterverfassung - dem Oberbürgermeister erweiterte Vollmachten einräumt. Es trat am 31. März in Kraft.
31. 03. Das »Gesetz über die vorläufige Regelung verschiedener Punkte des Gemeindeverfassungsrechts der Hauptstadt Berlin« tritt in Kraft. Es erweiterte die Befugnisse des Oberbürgermeisters als »Führer« der Verwaltung.
01. 04. Mit einem Verkehrsflugzeug der Firma Rohrbach Metall-Flugzeugbau GmbH Berlin wird eine neue Fluglinie München - Rom eröffnet.
04. 04. Anhänger des SA-Oberführers Walther Stennes besetzen die Büros der Gauleitung und die Redaktionsräume der Zeitung »Der Angriff« in der Hedemannstraße 10 im Bezirk Kreuzberg (2. Stennes-Putsch) und vertreiben die dort postierten SS-Männer.
14. 04. Heinrich Sahm wird zum Oberbürgermeister gewählt. Seit dem Rücktritt von Gustav Böß am 1. November 1930 wegen angeblicher Verwicklungen in die Sklarek-Affäre waren die Amtsgeschäfte eineinhalb Jahre vertretungsweise von Arthur Scholtz geführt worden.
17. 04. Das Stück »Die Ehe« von Alfred Döblin, inszeniert von Günther Stark, kommt in der Volksbühne am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) zur Uraufführung.
18. 04. Der Physiker Manfred von Ardenne führt die vollelektronische Fernsehübertragung den Direktionen der Firmen Telefunken, Fernseh AG sowie Wissenschaftlern der Reichspost und dem Professor Barkhausen erfolgreich vor.
18. 04. Für die neue Zentrale der AOK Berlin in der Rungestraße (Mitte) wird der Grundstein gelegt.
19. 04. Der seit Januar in Berlin weilende sowjetische Publizist und Dramatiker Sergej Tretjakow hält im Rahmen der »Internationalen Tribüne« am Nollendorfplatz einen von Bertolt Brecht eingeleiteten Vortrag zum Thema »Der neue Typus des Schriftstellers«.
02. 05. Ein internationales Konsortium macht der Stadt Berlin ein Angebot zum Kauf der Bewag. Der Magistrat stimmte in einer außerordentlichen Sitzung dem Verkauf grundsätzlich zu und die Stadtverordnetenversammlung nahm den entsprechenden Magistratsbeschluß an.
04. 05. Werner Unger wird geboren. Der Fußballer gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 mit der DDR-Mannschaft die Bronzemedaille.
07. 05. Im »Zehlendorfer Anzeiger« erscheint ein Artikel unter der Überschrift »Die Lungen der Großstadt - neun Millionen Mark jährlich für die Volksgärten Berlins«.
08. 05. Adolf Hitler steht als Zeuge vor dem Schwurgericht Moabit und bekennt sich zu einer (bedingten) Legalität.
08. 05. Die Stadtverordnetenversammlung nimmt mit geringer Mehrheit die Magistratsvorlage an, die den Verkauf der Bewag an ein internationales Konsortium beinhaltet.
11. 05. Die »Berliner Kraft- und Licht-Aktiengesellschaft« (BKL) wird gegründet. Die BKL sollte Berlin mit Elektrizität versorgen und auf anderen elektrowirtschaftlichen Gebieten tätig werden. Die Organisation und Firma der Bewag blieb unverändert.
11. 05. Der Kriminalfilm »M - Eine Stadt sucht einen Mörder« in der Regie von Fritz Lang wird in Berlin uraufgeführt.
13. 05. Bei der Landung des Luftschiffes LZ 127 (Graf Zeppelin«) auf dem Flugplatz Staaken (Spandau) wird erstmals die sogenannte »Schienenbahn« zur Befestigung von Luftschiffen getestet.
13. 05. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Henry Graf de Baillet-Latour, teilt mit, daß die Spiele 1936 an die Stadt Berlin vergeben sind.
14. 05. Auf dem Raketenflugplatz Berlin-Reinickendorf wird die erste Rakete erfolgreich gestartet. Sie erreichte eine Höhe von ca. 60 Metern.
19. 05. Die »Berliner Kraft- und Licht-Aktiengesellschaft« (BKL), die am 11. Mai 1931 gegründet wurde, wird in das Handelsregister eingetragen. Das Grundkapital von 240 Millionen Mark wurde von einem internationalen Konsortium übernommen.
19. 05. Die am 11. Mai gegründete »Berliner Kraft- und Licht-Aktiengesellschaft« (BKL) zur Versorgung Berlins und anderer Gebiete mit Elektrizität wird in das Handelsregister eingetragen. Die BKL übernahm die Bewag von der in Finanznöte geratenen Stadt Berlin.
21. 05. Der bis zum 24. Mai dauernde Kongreß des Fußball-Weltverbandes FIFA beginnt unter der Teilnahme von 62 Delegierten aus 30 Ländern in Berlin.
28. 05. Der Aufsichtsrat der »Berliner Kraft- und Licht-Aktiengesellschaft« (BKL), die am 11. Mai 1931 gegründet wurde, konstituiert sich.
30. 05. Der Deutsche Olympische Ausschuß hält eine Sitzung ab und beschließt, ein Organisationskomitee für die XI. Olympischen Spiele in Berlin zu gründen.
31. 05. Ein verheerender Sturm über Berlin richtet besonders im Osten der Stadt Verwüstungen an.
01. 06. Gerhard Schulz wird in Hartendorf geboren. Der Berliner Pferdesportler gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 die Bronzemedaille im Military mit der Mannschaft.
01. 06. Lise Meitner, wissenschaftliches Mitglied des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Chemie, hält auf der 20. Hauptversammlung der Gesellschaft im Harnack-Haus in Berlin-Dahlem zum Thema »Über Wechselbeziehungen zwischen Masse und Energie« einen Vortrag.
02. 06. In Schinkels Neuer Wache wird das von Heinrich Tessenow geschaffene Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, ein Bau aus Muschelkalkwänden, dunklem Basaltboden und einem Granitgedenkstein, in Anwesenheit des Reichspräsidenten eingeweiht.
05. 06. Paul Diergart, Hauptbegründer der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin«, wird zum Ehrenmitglied der Gesellschaft ernannt.
05. 06. J. Ruska spricht in der Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften, Medizin und Technik« zum Thema »Weltbild und Naturforschung im Wandel der Zeiten«.
14. 06. Nach dem Vorjahrssieg wird Berlins Hertha BSC mit einem 3:2-Erfolg gegen den TSV München 1860 erneut Deutscher Fußballmeister.
15. 06. Die deutsche Fernseh AG beginnt mit der täglichen Tonfilmübertragung im Fernsehen in der Zeit von 9.30 bis 11.30 Uhr.
21. 06. Ein von dem Ingenieur Franz Kruckenberg konstruierter Schnellbahn-Propeller-Triebwagen mit Dieselmotor (Schienenzeppelin) erreicht den Weltrekord für Personen-Schienenfahrzeuge zwischen Hamburg und Berlin mit einer Spitzengeschwindigkeit von 231 km/h.
03. 07. Die Krolloper am Königsplatz (Platz der Republik, Tiergarten) gibt mit »Figaros Hochzeit« von Wolfgang Amadeus Mozart ihre Abschiedsvorstellung. Am 25. März 1931 hatte der Preußische Landtag die Schließung dieses Opernhauses verfügt.
11. 07. In der Deutschen Bauausstellung wird der Öffentlichkeit ein Modell des Olympiastadions vorgestellt.
13. 07. Die Darmstädter und Nationalbank (Danat-Bank), eine der vier größten deutschen Banken, muß wegen akuter Zahlungsschwierigkeiten schließen. Die Schließung löste in Berlin einen panikartigen Sturm auf Banken und Sparkassen aus.
17. 07. Anläßlich des 60. Geburtstages des Physiko-Chemikers Max Bodenstein erscheint in der Zeitschrift »Naturwissenschaften« eine Würdigung von James Franck.
23. 07. Die am 8. Januar 1923 eröffnete Straßenbahn-Linie 120 (Benzolstraßenbahn) vom Bahnhof Spandau-West wird bis zum S- Bahnhof Hennigsdorf verlängert. Im April 1945 wurde der Personenverkehr auf dieser Strecke eingestellt und nicht wieder aufgenommen.
24. 07. Das Luftschiff LZ 127 »Graf Zeppelin«, das sich auf einer Nordlandfahrt befindet, macht in Berlin eine Zwischenlandung. Der Schriftsteller und Redakteur Arthur Koestler nahm als Berichterstatter für den Berliner Ullstein-Verlag an der Fahrt teil.
25. 07. Das Luftschiff LZ 127 (Graf Zeppelin«) startet vom Flugplatz Staaken (Spandau), wo es zwischengelandet war, zu einer Arktisfahrt, die der Erforschung des Polargebietes dienen sollte.
28. 07. Der Physiker Prof. Emil Warburg stirbt auf seinem Gut Grunau bei Bayreuth. Warburg wurde 1895 an die Berliner Universität berufen und war von 1905 bis 1922 Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
01. 08. Der irische Dramatiker George Bernard Shaw trifft zu einem Besuch in Berlin ein und nimmt im Hotel Bristol Unter den Linden (Mitte) Quartier.
02. 08. Die Kapelle der Neuapostolischen Gemeinde in Lichtenberg wird eingeweiht.
08. 08. Bei einem Autounfall stirbt der Techniker Eduard Otto Zwietusch. Zwietusch, in den USA geboren, kam 1888 nach Berlin und gründete eine Telephonfabrik, die später von der Firma Siemens aufgekauft wurde.
09. 08. Der Volksentscheid zur Auflösung des preußischen Landtages, den die NSDAP und die KPD gemeinsam durchführen, scheitert. In Berlin beteiligten sich nur 32,3 % der Wahlberechtigten am Volksentscheid.
09. 08. Die Polizeioffiziere Paul Anlauf und Franz Lenk werden auf dem Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) vermutlich von Kommunisten aus dem Hinterhalt erschossen.
20. 08. Der Berliner Magistrat beschließt, aus Sparsamkeitsgründen 220 Junglehrer zu entlassen.
21. 08. Die 8. Große Deutsche Funkausstellung beginnt. Es wurden u.a. Rundfunkgeräte mit Stationsskalen, verbessertem Klang und vereinfachter Bedienung gezeigt. Der 23jährige Manfred von Ardenne führte das von ihm entwickelte vollelektronische Fernsehen vor.
28. 08. Walther Nernst, Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, spricht im Rundfunk über den »Bechstein-Siemens-Nernst- Flügel«, bei dem Tonabnehmer Schwingungen in elektrische Spannungen umwandeln, die verstärkt und über Lautsprecher hörbar werden.
02. 09. Im Stromversorgungsgebiet Berlins wird der millionste Zähler installiert.
04. 09. Alfred Grotajahn, Arzt und Begründer der modernen Sozialhygiene als Wissenschaft, seit 1920 erster deutscher Lehrstuhlinhaber auf diesem Fachgebiet an der Charité, stirbt in Berlin.
08. 09. Die Spreegasse (Mitte) wird zum 100. Geburtstag von Wilhelm Raabe in Sperlingsgasse umbenannt.
12. 09. Jüdische Passanten, die aus der Synagoge in der Fasanenstraße (Charlottenburg) kommen, werden durch SA-Leute angepöbelt. Die Täter wurden verurteilt, aber im Januar 1932 freigesprochen.
14. 09. Der Chemiker Fritz Foerster, der sich 1894 an der Technischen Hochschule in Charlottenburg habilitierte, 1905 einem Ruf als Professor für Elektrochemie und physikalische Chemie an die Hochschule folgte, stirbt in Dresden.
01. 10. Unter der Bezeichnung Fernsprechkundendienst wird der Fernsprechauftragsdienst eingeführt.
05. 10. In der Regie von Karlheinz Martin hat das Stück »Kampf um Kitsch« von Robert Adolf Stemmle in der Volksbühne am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) Premiere.
08. 10. Der Arzt und Schriftsteller Alfred Döblin wird in den Senat der Preußischen Akademie der Künste gewählt.
09. 10. Der 8. Weltkongreß der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH) wird eröffnet. Anwesend waren 500 Delegierte und Gäste von 52 Massenorganisationen aus 42 Ländern sowie von Betriebsbelegschaften.
15. 10. Organisiert von »Weltfilm«, einem proletarischen Filmkartell, das 1928 gegründet worden war, findet in den Räumen des Filmkartells, Hedemannstraße 21 (Kreuzberg), eine internationale proletarische Filmkonferenz statt.
15. 10. Die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung gibt in einem Bericht bekannt, daß die Zahl der Erwerbslosen rund 4 484 000 beträgt. In Berlin waren 502 397 Arbeitslose registriert.
27. 10. Anläßlich des 25jährigen Jubiläums der Gründung der Handels-Hochschule Berlin hält der Rektor Prof. Moritz Julius Bonn auf der Jubläumsfeier die Festrede.
05. 11. Der Magistrat von Berlin verfügt aus Geldmangel die Schließung von 23 Volksschulen.
06. 11. James Franck hält bei der gemeinsamen Trauerfeier der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und der Gesellschaft für technische Physik die Gedächtnisrede für den am 28. Juli verstorbenen Physiker Prof. Emil Gabriel Warburg.
08. 11. Im Zirkus Sarrasani findet eine Kundgebung zur Erinnerung an die Novemberrevolution 1918 statt. Es sprach der Reichstagsabgeordnete Fritz Heckert (KPD).
23. 11. Das Reichsgericht verurteilt den Herausgeber der »Weltbühne«, Carl von Ossietzky, wegen »Verrats militärischer Geheimnisse« zu 1 1/2 Jahren Gefängnis.
27. 11. Die Hauptversammlung der Versuchsanstalt für Luftfahrt beschließt eine neue Satzung, nach der folgende Organe tätig sein sollten: der Vorstand, der Geschäftsführer (gleichzeitig Leiter der Anstalt) und die Hauptversammlung.
28. 11. Der langjährige Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Berliner Universität und Vorsitzende der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, Prof. Hermann Thoms, stirbt in Berlin. Thoms wurde in Eisenach beigesetzt.
02. 12. Im Ufa-Theater am Kurfürstendamm (Charlottenburg) hat der Film »Emil und die Detektive« nach dem Roman von Erich Kästner Premiere.
05. 12. In Berlin-Frohnau wird von diesem Tag an der Fernsprechverkehr »selbstanschlußmäßig« betrieben.
09. 12. Im Berliner Institut für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften wird eine pharmaziegeschichtliche Abteilung eröffnet.
10. 12. Dem Biochemiker Otto Heinrich Warburg, seit 1914 Professor in Berlin und 1930 zum Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Zellphysiologie berufen, wird der Nobelpreis für Medizin und Physiologie verliehen.
11. 12. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin führt im Berliner Rundfunk das Cellokonzert von Bohuslav Martinu auf. Dirigent war Bruno Seidler- Winkler.
16. 12. Eine Gedächtnisfeier für den verstorbenen Vorsitzenden der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, Prof. Hermann Thoms, findet im Pharmazeutischen Institut in Berlin-Dahlem statt.
16. 12. Die Vorstände des ADGB, des Afa-Bundes, von Sportorganisationen sowie der SPD bilden auf einer gemeinsamen Konferenz in Berlin die »Eiserne Front« zur Überwindung der faschistischen Gefahr.
21. 12. Der Generalarzt Fritz Timann, Sanitätsinspekteur und von 1915 bis 1931 dreizehnter »Zwingherr« der »Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin«, der er seit 1909 angehörte, stirbt in Berlin.
22. 12. Gisela Birkemeyer (Gisela Köhler) wird in Fahsendorf (Erzgebirge) geboren. Die Leichtathletin des SC Dynamo Berlin errang über 80 m Hürden bei den Olympischen Spielen in Melbourne 1956 die Silbermedaille und in Rom 1960 die Bronzemedaille.
22. 12. Eine Verordnung über das Naturschutzgebiet »Großer Stein« bei Buchholz, im Landespolizeibezirk Berlin, tritt in Kraft. Der »Große Stein« ist ein Findling aus schwedischem Granit.
23. 12. Die »Truppe 1931«, eine Theatergruppe unter Leitung von Gustav von Wangenheim, bringt mit dem Stück »Die Mausefalle« ihre erste Inszenierung im Kleinen Theater Unter den Linden (Mitte) heraus.
31. 12. Geheimrat Prof.Ludwig Heck scheidet nach fast 43jähriger Tätigkeit aus dem Amt. Heck stand seit dem 1. Juni 1888 dem Zoologischen Garten zu Berlin, der unter seiner Leitung zur volkstümlichsten und beliebtesten Erholungsstätte wurde, als Direktor vor.

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